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WWW WWWWWWWPWWWMWM' du nicht, weißt nicht, woher ich komme, wohin ich fahre. Auch ich bin nichts als ein Gleichnis, wie alles Geschaffene und Vergängliche nur Gleichnis ist. Ein Bild und Gleichnis des Lebens bin ich, das ewig fließt, ohne jeden Bestand^okne Anfang und Ende, und in dem nichts beständig ist alvder Wechsel Alles fließt; Geburt und Grab; Ringen und Su chen, Meiden und Leiden, lind unaufhörlich saust der Web stuhl der Zeit. Ein Gleichnis deines eigenen Ich bin ich. Auch du dein ewigen Wechsel, dem Fluß aller Dinge untertan. Nie kannst du in denselben Strom hinabsteigen. Denn nicht nur der Strom, du selbst bist inzwischen ein anderer gewor den. In denselben Strom steigen wir hinab und steigen wir nicht hinab. Wir sind es, und mir sind es nicht. Dunkle Wesen sind die Menschen. Sie wissen nicht, wo her sie kommen, noch wohin sie gehen. Sie wissen nichts von der Welt und am wenigsten von sich selber. Am Schlüsse eines Jahres regt sich der Aberglaube, der stets besonders stark in Zeiten der inneren Auflösung, der Begriffsverwirrung und der inneren Unruhen ist, wie wir sie seist durchleben. Okkultismus, Spiritismus und an dere Geheimkünste erlangen nie solche Bedeutung wie in sol chen Jahren. Ist es ein Wunder? „Wir wandeln alle in Geheimnis sen", sagt einmal Goethe. Wir sind von einer Atmosphäre eingeschlossen, von der wir noch gar nickt wissen, was sich in ihr regt und wie es mit unserem Geiste in Verbindung steht. So viel ist wohl gewiß, daß in besonderen Zuständen die Fühlfädcn unserer Seele über ihre körperlichen Grenzen hinausreichen können und ihr ein Vorgefühl, ja, auch ein wirklicher Blick in die Zukuutt gestattet ist." Aber ewig fragen und grübeln? Problemen und Rät seln nachdenken, die wir doch niemals lösen werden? „Pflücke den Tag!" Und wieder sagt uns der Strom: Vorwärts geht der Weg. Zwischen heiß pulsierenden Städten und gemächlich liegenden Dörfern, zwischen grünenden Bergen und frucht strotzenden Tälern, leicht und flüssig zieht sich mein Laus. Kein Zurück gibt es, kein Zaudern und Zagen. Mache es wie ich. Tummle dich. Blicke nicht rückwärts. Vorwärts sei die Losung. Aendern kannst du deinen Weg nicht und auch nicht aufhalten. „Der Strom der Zeit läuft seinen Weg doch, wie er soll", schreibt Bismarck an feine Gattin, „und wenn ich es für meine Sand hinstrecke, so tue ich das, weil ich es für meine Pflicht halte, aber nicht, weil ich seine Richtung damit zu ändern meine." Eine neue Zeit ist über uns hereingebrochen. Nun heißt es aber keineswegs, wie man ost hört, uns in sie zu finden. Nein, sie beim Schopfe fassen, ihr gemäß handeln und wirken, das heißt es. Denn jede Zeit kann nur die Menschen brauchen, die zu ihr passen. Die anderen läßt sie rettungslos untergehen. Der ist der rechte Mann, der seine Zeit versteht und tut, was sie von ihm erheischt, der die Mis sion seiner Zeit auf seinen Schultern fühlt und fest entschlos sen ist, sie auszuführen, den Widerstände und Verkennung nur um so stärker und vertrauensvoller machen. Wir wollen doch endlich einmal aufhören, immer über die Zeit zu klagen, deren Kinder wir geworden sind. Ihren Pulsschlag wollen wir spüren, dos Wehen ihres Geistes vernehmen, ihre Not wie die eigene fühlen — und dann handeln und heilen. Aber freilich — „Pflücke den Tag!" heißt doch noch mehr. Es heißt nämlich, sich des Ewigkeitswertes des Ta ges bewußt werden und unter dem Gesichtspunkt dieses Ewigkeitswertes den Tag nutzen. Ein Jahreswechsel stellt uns, ob wir wollen oder nicht, vor die große Ewigkeitsfrage. Kein Mensch kann au ihr vorbei. Dazu sitzt sie zu tief. Aller Vergänglichkeit gegen über, au die wir heute gemahnt werden, sollte ein Wunsch uns beseelen: das Vergängliche unvergänglich zu machen! Wie wir das können? Indem wir unser Wirken und Schaffen in den Dienst einer großen, einigenden Idee, eines Cwigkeitsgedankens stellen und unsere Arbeit, unser Leben und Lieben unter dem einen Gesichtspunkt vollführen, daß all unser Tun und Lassen einmal im Antlitz der Ewigkeit gemessen werden wird. So wollen wir im kommenden Jahr die unablässig steigenden, unablässig fallenden Dinge dieser Welt nicht da rauf anschcn, wieviel Glück und Gewinn sie uns bringen, sondern wieviel Kraft sie uns geben, unsere Sendung zu er füllen, zu wirken für die Sache unseres Volkes, der zu die nen wir berufen sind. Vorwärts und aufwärts zugleich. Das sei die Losung sür das neue Jahr. „Was werden wird, ist dunkel; wie die Welt sich wie der gestalten wird, ist verborgen. Aber was geschehen muß, ist hell, und was wir tun müssen, ist keinem verborgen. Das Ucbrige wird Gott richten." Gedanken an der Jahreswende. Bon Franz Mahlke. Wenn die Turmuhr das neue Jahr verkündet, wendet unmerklich leise das Schicksal ein Blatt in eurem Lebcnsbuch. Denkt daran, daß es die letzte Seite sein kann, auf der ihr schreibt. * Den Stundenkranz eurer Zeit fröhlich abzuschreiten, hat euch die Liebe gerufen! Acht haben, daß die Zeit nicht eure Despotin werde! In der Jugend lächelt sie euch entgegen, um den Mittag eures Seins wird sie eine harte Gläubigerin, und wenn ihr alters matt das Leben verhaucht, schreitet sie über eure Leiche hin weg und vergißt euch. Weil ihr so selten mit dem Herzen denkt, werden die Uhrenzeiger oft scharfe Schwerter. * Wenn ihr als Realschuldner an der Schwelle des neuen Jahres steht, so kann das entschuldbar sein. Wehe aber je nen, die mit ihrer Rechnungslegung vor dem Gewissen nicht bestehen. * Carpe äisml Biele stehen resignierend im Abend, wenn sie den Gewissensspiegel wiedersinden, den der alte Weife ihnen einst an der Pforte zum Leben gab; aber sie können den Lebenstag nicht mehr nützen. * Aus Sekunden rundet sich das Jahr. Der Ewigkeits weiser vergißt nicht eine. Ein lebendiger Sekundenschritt bist du im Schicksaleweg deines Volkes. Darum: Sei wach! Sonnwärts'heißt der deutsche Weg. * Die Zeit ist die Schmiede, in der das Schicksal den Ham mer schwingt. Auch Zerbrochenes kommt einmal wieder in die Glut der Esse und wird zu Einem geschweißt. Alles — zu seiner Zeit. „ s Iahresschluß. Wenn du des langen Jahres Summe ziehst Und denkst der Kämpfe, die du durchgefochten, Wenn in dem Kranz, den mühvoll du geflochten Du zwischen Dornen ein paar Blumen siehst, Wenn aus der ganzen, großen Menschenschar, Die teilnahmslos durchkreuzte deine Stunden, Nur eine einz'ge Seele sich gefunden: So war's ein überreiches Jahr . . . Rudolf Herzog. Ein Viertelfahrhundert. Von Prof. Oppermann-Rudolstadt, Präsident vom „Bund der Deutschen". Unser Dasein bleibt unabhängig von ausgeklügelten Zeit berechnungen, die wir uns selber aufgezwungen haben, um olles einzuteilen in Tage, Monate und Jahre. Wenn wir daher diesem wesenlosen Zahlenrausch zuliebe von „Zeitab schnitten" sprechen, müssen wir zugleich betonen, daß es nie mals die Zeiten, die Jahre oder Jahrhunderte, sondern im mer nur die Menschen und die Ereignisse sind, die den ent scheidenden Einfluß ausüben. Nur so ist auch das zu ver stehen, was wir als das „20. Jahrhundert" bezeichnen, des sen Beginn wir damals mit lautem Jubel und stolzen Hoff nungen begrüßten, nicht ahnend, daß in diesem Zeitabschnitt unser Volk, nach anfänglich beispiellosem Aufstieg, einen Nie dergang von selbst heute noch nicht voll erkennbarer Trag weite aufweisen würde. Es wäre töricht, beim nunmehrigen Rückblick mit innen- und außenpolitischen Einzelheiten aufzuwarten, die oben drein bekannt genug sind. Wichtiger und maßgebend ist die Ergründung der Geistesverfassung, die in diesem Zeitraum zur Geltung gelangte, zumal man nur auf solche Art die politischen von den kulturellen Fragen zu unterschei den vermag. Lediglich politisch betrachtet, würden die Gegensätze des vergangenen Vierteljahrhunderts ein ewiges Rätsel bleiben. Denn während wir lebenden Deutschen uns noch nie so eng miteinander verbunden fühlten wie 1914, haben wir uns an dererseits noch niemals so heftig bekämpft wie seit 1918. Eine solche Wendung innerhalb kurzer Zeit ist natürlich nicht nur eine Folge politischer oder wirtschaftlicher Ereignisse. Hier handelt es sich um weit mehr als äußere Formen: es ist das Menschentum im eigentlichen Sinne des Wor tes. das den Ausschlag gab und auch künftig geben wird. Wenn wir die Stimmen, die 1900 in aller Welt laut wurden, heute nochmals in uns aufnehmen, erkennen wir den Grundirrtum der damaligen Zeitwende: das neue Jahr hundert wurde als eine weitere Epoche kulturellen Fortschritts gepriesen! lind diese Irrlehre fand — was noch verhängnisvoller war — fast überall Glauben! So blieb der Blick der Menschheit getrübt. Die Zivilisation wurde mit Macht- und Rentabilitätswahu, statt mit kulturellem Geiste verbunden. Die Großpersönlichkeiten wurden immer selte ner oder gerieten ins Hintertreffen, weil die „Mehrheit", die sogen. Masse, zur Geltung gelanate, weshalb selbst wegwei sende Könner übertriebene Konzessionen machen mußten, um wenigstens etwas Einfluß erlangen zu können. Der krasse ste Materialismus wurde vorherrschend und verdrängte die sittlichen und geistigen Werte, dadurch eine Gesamtstimmuna erzeugend, die im eigenen Volke den Gemeinschaftssinn und in der Welt die höheren Ideale zerstörte. Wer diese Grundursache des erlebten Unheils immer noch bezweifeln oder diese falsche Geistesverfassung nicht end lich als eine Warnung von ungeheuerer Tragweite auffassen will, macht sich mitschuldig am Unglück unserer Nation. Denn ein Volk, das in Zeiten kulturellen Niedergangs von kulturellem Fortschritt spricht, betrögt sich selbst und ist dem Zerfall geweiht. Wäre der Geist von 1914 mehr als eine augenblickliche Volksstimmung, nämlich eine Auswirkung lang gehegter und gereister innerer Menschenwerte gewesen, so hätte er niemals so rasch und gründlich von rein materia listischen, an die niedrigsten Instinkte appellierenden Ideen und Forderungen verdrängt werden können. Die Begriff« des Volkes waren schon längst zuvor derartig verwirrte, daß der Malle das Unterscheidungsvermögen fehlte; siß er kannte nicht den tieferen Sinn der Ausgabe, die der Daseins kampf an uns stellte, und Netz sich schließlich blenden von ver ¬ führerischen Schlagworten, deren unheilvolle Wirkung nun mehr deutlich genug in Erscheinung tritt. ' Die Erkenntnis des begangenen Grundirrttunr ist die Vorbedingung unsere» Wiederaufstiegs. Wir Dürfen nun einmal nicht in dem Wahn verharren, politische, wirtschaft liche oder ähnliche Maßnahmen seien allein in de» Lage, das künftige Schicksal der Nation zu meistern. Der Geist ist'«, der ausschlaggebend sein und bleiben wird! Selbst ein Aufblühen unserer Industrie, eine Befreiung dfr besetzten Gebiete, eine Sicherung unseres Finanzwesen?, großartige neue Erfindungen — überhaupt eine Gesamtbefernna der äußeren Formen wäre zwecklos, wenn nicht auch unser in nerster und höchster Wert, die deutsche Seele, gefun den würde. Denn ohne die Gestaltung des deutschen Menschen treiben wir weiter im Wettlauf um nur äu ßere Machst und äußere Güter, verewigen somit den Nieder gang und kehren immer wieder dahin zurück, wo die Ursache unseres Zerfalls liegt. Erst wenn unser Wille von sitt licher Kraft durchdrungen ist, wird uns die Verderblichkeit allseitiger Selbstzucht und einseitiger Irrlehren — die nicht nur iin Marxismus und Kommunismus zum Ausdruck kom men — bewußt werden; erst dann erkennen wic die eigent lichen Volks- und Menschheitswerte und die kulturelle Aus gabe, die wir daheim und in der Welt erfüllen können, wenn wir nur wollen. bei der Ju Auf diesen Willen kommt es an! Er allein bietet Gewähr dafür, künftigen äußeren Fortschritten den i n- neren Wert zu verleihen. Nur auf diese Art lernen wir begreifen, was es heißt, ein Volk, eine Volksgemeinschaft zu bilden. Darum ist die Neugestaltung Deutschland! in erster Linie ein sittliches Problem; noch deutlicher ausgedrückt: eine Frage der Ebarakterbiloung. Erkennt erst der Einzelne, daß er nicht lediglich äußerer Vorteile wegen, son dern aus überperfönlichen Gründen zu seinem Lande und Volke sich bekennen muß, dann können wir von der Einheit des Reiches zur Einigkeit des Volkes gelangen Und dadurch einen Machtfaktor bilden, der sowohl die innere» Probleme des Landes, wie auch die außenpolitischen Frage? aufs gün stigste beeinflussen wird. In solcher Gemeinsamkeit des Empfindens liegt Deutschlands Starke. Ein Blick ins Ausland lehrt uns, daß dort vselerort» die inneren Menschheitswerte durch Phrasen ersetzt offen verhöhnt werden; daher auch die Gier, das die Friedlosigkeit, die insbesondere auf uns De» nach dem Weltkriege angewandt wurden. Wir endlich von s ' ' ' ' widersprechenden Einflüssen frei machen, dami tete Volksseele gesunden kann und wir aus e t - den Antrieb zum Aufstieg erhalten. — Wenn > nr am heu tigen Beginn des neuen Vierteljahrhunderts on solchem Willen durchdrungen und zugleich bestrebt sin >, diese i n - nere Erneuerung als obersten Grundsatz auH bei der Ju gend zur Geltung zu bringen, dann kann dies Zeitwende eine deutsche Schicksalswende «erd«. aber sogar Mißtrauen, sche im und Weltkriege angewandt wurden. Wir müssen uns solchen, den sittlichen und religiösen Grundsätzen dir vergift > ner Kraft »elmter Schutz- man tiefernst. sie ein« Weile lachgedacht hat ten auf sechs Balken, j Stu- tun Sie Drei ITkeujahrsges^ichssen Von Fritz M ü l l e r - Partenkirät«. Jeder weiß Neusahrsgeschichten. Ich weist drei. In München war einmal der Winter tzmgewöhnlich mild. Bis ins Weihnachtsfest hinein blieb's den Bauge rüsten springlebendig. Dann, um eine Mittitzsstunde, biß ein solcher Wolfsfrost durch den ungedeckter Meubau, daß die Maurer holterpolter alles stehen und lieg« ließen. Auch einen Balken. Den entdeckten um Silvestertzechs Studen- tet, den Neu waren alter gerißene und Schein. Und am die Poli- dahinter, gab :rn so zu kom- ünen Strafbc- „Wir tragen", sagten die Sech« mit Hiesterlicker Gra besstimme. „Was tragen Sie da?" „Wir tragen einen Balken", beharrte „Wohin tragen Sie den Balken?" „Wir tragen den Balken spazieren", scholl er voll und mild. «Ho, spazieren! einen Balken spazieren! Jbnen wird man's zeigen — mitgegangen!" Der Balken wanderte im Raume wag recht, unter ihm Takte senkrecht auf und ab zwölf Beine, vor ihm wütend der Schutzmann. Nachtlokal. Gelangweilt drin ein Leutnant. Auf geht die Tür. Hinein mit Zubehör der Balken. Der Schutzmann rapportiert. „Schon gut", der Leutnant, der ein Lächeln mühsam sich verbeißt, „meines Wissens ist das Spaziertra- gen von Balken nicht verboten — die Herren können gehen." Feierlich geht's wieder durch eine Straße. Feierlicher durch eine zweite. „Halt!" springt au» einer dritten abermals ein Helm, „was tun Sie da?" „Mr trag«,." ten. Studenten waren damals noch verpfli jahrstag anzuulken. Eingetriebene Zylindei Schnee. Ausgehänate Türen gleichfalls.' vertauschte Namensschilder lohnte kaum ein alle diese alten Witze hatten das gemeinsam: zei dahinter, gab es Strafbefehle, kam sie ni es keine. Die Kunst war, eines mit dem an dinieren, daß man trotz Dahinterkommen fehl erlassen konnte. „Machen wir", sagten die sechs, nachder vor dem losen Balken gestanden und scharf ten, „hool-up!" lupften, schulterten den B Schultern und marschierten los. Feierlich du h eine Straße. Feierlicher durch die zweite. „Halt!" sprang aus der dritten ein b mann. Gehorsam festgebannt im Raume fand der Bl Taktfest hoben sich und senkten sich vor Ou die zwölf dentenbeine, derweil der Schutzmann brüll» „Was tui da?" WWWWsWWMWUW KOO MWWWWOWiWWWW