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louno VMM- -MtÄiUL« Verstärkung der französtschen Rheinarmee. Karlsruhe. 15. August. Amtliche französische Stellen haben nunmehr zugegeben, daß infolge der Räumung des Ruhrgebietes einzelne Städte des altbesetzten Gebietes stär ker belegt werden. So ist die Stationierung folgender neuer Einheiten vorgesehen: für Landau ein Dragonerregiment, ein Korpsartilleriepark; für .Kaiserslautern ein Korpsstab, eine Transportabteilung, eine Autokompagnie, eine Tram kompagnie: für Mainz ein Pionierbataillon. In Ludwigs hafen soll die Belegstärke, die vorübergehend vermindert ist, wieder auf die frühere Höhe gebracht werden. Der Befehl wegen Bereitstellung neuer Wohnungen in Trier wird mit der Ankunst eines Kontingents von Lifenbahnangestellten aus Frankreich begründet. Keine Einstellung der Optanten ausweisungen. Zu den widersprechenden Nachrichten über das Verfah ren, das die polnische Regierung in der Frage der weiteren Ausweisung deutscher Optanten einzuschlagen gedenkt, wird dem „Bureau Mirbach" auf direkte Anfrage in Warschau folgendes mitgcteilt: Die Unklarheiten sind dadurch entstanden, daß, wie es scheint, die Verfügung des polnischen Jnneiiministers sich lediglich auf die zwangsweise Abschiebung der deutschen Op tanten bezieht, nicht aber, wie der „Kurjer Poznanski" be hauptet, auf die Ausweisungsverfügungen als solche. Seit dem 10. August sind zwangsweise Abschiebungen deutscher Optanten über die Grenze nicht mehr beobachtet worden. Dagegen konnte von amtlicher deutscher Stelle festgestellt werden, daß sowohl am 8. wie am 10. August noch zwangs weise Abschiebungen deutscher Optanten unter Anwendung von Polizeigcwalt polnischerseits erfolgten. Die Meldung wonach auf die scharfen Angriffe des nationalistischen „Kur ier Poznonski" hin der polnische Innenminister einer Ab ordnung erklärte, daß an eine Einstellung der Optanten- Ausweisungen nicht gedacht werde, ist jedenfalls zutreffend. KolLMmlkriesertcrg in Potsdam. Berlin, 17. August. (Drahtb.) Am Sonntag begingen die alten Kolonialkriege:- in Potsdam ihre Fahnenweihe in festlicher Weise. Unter den Fahnenabordnungen bemerkte man auch drei historische Fahnen: die von Tsingtau, Wind huk und die alte Wißmannfahne. Nach der Weiherede voll zog der ehemalige afrikanische Feldgeistliche Missionsinspek. tor Dr. Schreiber die feicrlche Weihe der Fahne, der er als Leitspruch das Wort des Großen Kurfürsten: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!" auf den Weg gab. Der Vorsitzende des Deutschen Kolonialtriegerbundss übergab hierauf das geweihte Banner den Potsdamer Kameraden. Zur Feier, zu der die alten Koloniclkriegcr aus nah und fern zusam mengeströmt waren, wohnten auch Prinz Eitel Friedrich mit Gemahlin und das Prinzenpaar Oskar von Preußen bei. Kermannsfewr der PeuLfchmr Turner- lchoft. Detmold, 16. August. (Drahtb.) Die Hermannsfeier der Deutschen Turnerschaft, zugleich die allgemeine große Volksfeier aus Anlaß der heute vor 50 Jahren erfolgten Weihe des Hermannsdenkmals auf dem Teutoburger Walde begann heute Morgen mit einein Waldgottesdienste. Mittags setzte sich der gewaltige Festzug der deut schen Turner zum Hermannsdenkmal in Bewegung. Hier begrüßte der Oberbürgermeister der Stadt Detmold Dr. Peters die Gäste und überreichte der deutschen Turnerschaft ein Fahncnband für ihr Banner. Ferner machte er Mit teilung von der Errichtung einer Stiftung. Darauf über brachte Ministerialrat Dr. Daniel im Auftrage des Reichs kanzlers, der Reichsregierung und der Regierungen- der Länder deren herzlichste Grüße und Glückwünsche. Er wies auf die hohe Bedeutung des Hermannsdenkmals hin und schloß mit dem Wunsche, daß die deutsche Turnerschaft immer in erster Reihe zu finden sein möge, wenn es gelte, für die deutsche Freiheit einzustehen. Nach weiteren An sprachen nahte sich der erste Schlußläufer aus dem Hermannslaufe. Unter den Hcilrufen der Zehntau senden bestieg er die Denkmalsstufen und überreichte mit einem Geleitspruche die Urkunde der Stadt Breslau. Zum Schluß wurde ein dreifaches Hoch auf das deutsche Volk und Vaterland ausgebracht und gemeinsam das Lied „Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand" gesungen. An der Feier nahmen u. a. auch teil der Prinzgemahl der Nieder lande, der frühere Landesherr von Lippe mit seiner Familie, der Jnsanterieführer aus Hannover und andere höhere Reichswehroffiziere. Aus Sachfen. Der Schiedsspruch im Baugewerbe. Im Reichs arbeitsministerium ist am 14. August für die im Kampfe stehenden Gebiete des Baugewerbes ein Schieds spruch zustandegekommen. Bezüglich des Freistaates Sachsen besagt der Schiedsspruch, daß die Löhne der Facharbeiter (Maurer und Zimmerer) in Leipzig auf Mk. 1,10 in Dres den und Chemnitzauf Mk. 1,08, in Plauen i. B. auf Mk 1,05, in Zwickau auf Mk. 1,08 usw. erhöht werden. Die Löhne der Bauhilfsarbeiter und Tiefbauarbeiter bleiben ncke bis her. Der Schiedsspruch wirkt bk Ende November. Die Parteien haben bis zum 19. August, nachmittags 4 Neues aus aller Wett. — Ein Drahiseilanschlag. Aus Berlin wird gemel det: Angehörige der Kommunistischen Partei hatten gestern Sonntag vormittag in Charlottenburg ein Drahtseil über eine» Straße gespannt und dadurch einen 16 Jahre alten Radfahrer zu Fall gebracht Er wurde darauf von den Kommunisten blutig geschlagen, wahrscheinlich, weil er dem Bismarckbunde angehört. Hierauf flüchteten die Angreifer, einer von ihnen, ein 17 Jahre alter Arbeiter, ist jedoch von Zeugen erkannt worden. — 3m Auge überfallen. Aus Braunschweig wird gemeldet: In der Nacht »um Sonntag wurde auf einen Reisenden des 12 Uhr 18 Min. von Braunschweig abgehen den Zuges nach Seesen bei Leiserde ein Raubübersall ver übt. Der Reisende wurde mißhandelt und seiner Barschast beraubt. Die Täter konnten entkommen. Abends wurden zwei verdächtige Personen von der Kriminalpolizei festge nommen. neuen Löhne gelten vom Tage der allgemeinen Arbeitsauf- , nahm» ab. - ' Wie wir hören, werden die sächsischen Arbeitgeberoer. bände frühestens bis. zum 18. August zu dem Schiedsspruch Stellung nehmen können, spätestens bis Montag, 24. Aug. Nach beiderseitiger Annahmeerklärung haben die bezirk lichen Parteien die Kampsmaßnahmen aufgegeben. Beider seitige Maßregelungen dürfen nicht stattsinden. Eine Jugendführeraussprache in Sachsen. Der Vorstand des Landesausschusses Sachsen de-r deutschen Jugendvrbände hat beschlossen, Ende Novein- der eine sächs. Jugepdführeraussprache in Dresden zu veranstalten Geplant ist, vier Vorträge halten zu lassen, und zwar: 1. „Der neue Mensch" (Die Zielsetzung der deutschen Jugendbewegung-, 2. „Jugend und Arbeit", 3. „Jugend und Staat", 4. „Das Reichs jugendwohlfahrtsgesetz und die Aufgaben der Jugend". Die Namen der Vortragenden werden noch mitgeteilt. Ebenso folgen nähere Angaben über Tagungszcit und -Ort. Jeder dem Landesausschuß angeschlossene Verband soll berech tigt sein, auf jeden Vertreter im Ausschuß 3 Teilnehmer zu der Führeraussprache zu entsenden. Verbände mit getrennten Jugend- und Mädchengruppen entsenden je eipen Vertreter, so daß im letz teren Falle an der Führeraussprache anstatt drei sechs Vertreter teilnehmcn können.' Die geplante Fllhreraussprache ist die erste offizielle Veranstaltung des Landcsausschusses Sachsen. Es wer den als Gäste tcilnehmen Vertreter der Regierung, der höheren Verwaltungsbehörden, des Staates und der Gemeinden, Mitglie der des Landtages und einige in der Jugendarbeit besonders her vorragende Persönlichkeiten und die Presse. Der franröstfche Abzug in Kochum. Berlin, 17. August. Wie die Franzosen in den deut schen Städten gehaust haben, die sie vor kurzem räumten, das spottet vielfach jeder Beschreibung. Noch nicht einmal eins der ärgsten Beispiele hierfür sind die Verhältnisse in Bochum. Bochum hatte infolge seiner zentralen Lage im Ruhrgebiet beim Einmarsch der Franzosen eine starke Besatzung erhal ten. Nach der Bilanz, die nach dem Abzug der Franzosen nun der Besatzungsausschuß der Stadt gezogen hat, sind auf direkte Maßnahme der Besatzung neun Todesfälle zurückzu- fichren. Außerdem sind durch die Schikanen der Franzosen über 100 Personen verletzt, bezw. gesundheitlich geschädigt worden. Der Gefamtschaden, den die Stadt durch die Be satzung erlitten hat, wird auf 61/2 Millionen Mark beziffert. Mitgenommen aus der Stadt haben die Franzosen 50 komplette Schlafzim mer, 14 komplette Küchen, 18 Eßzimmerbüfetts, drei kom plette Speisezimmer. Außer dem Küchenbüfetts und Anrich ten 52 Tische, 14 Schränke, 105 Stühle, 100 eiserne Wasch kessel, 100 Gasherde, 20 Kochherde, 35 Oefen, 240 Bettstellen. 28 Waschkommoden, 15 Kleiderschränke, 20 Nachtkonfolcn, 30 Fahrräder, außerdem Schreibtische, Klubsessel, Polstersessel, Badewannen, Küchengeräte, Bureaugegenstände usw. Um die Schäden in den Quartieren festzustellen, veran stalteten die Franzosen „Besichtigungen". Die vom städti schen Lesatzungsamt zur Teilnahme an der Besichtigung ge ladenen Besitzer der in Frage kommenden Gebäude wurden durch den französischen Offizier zurückgewiesen. Ein Ein spruch der Stadt dagegen blieb erfolglos. Die Franzosen stan den bei der Feststellung der Schäden in den Privat u. Mas senquartieren auf dem Standpunkt, daß im allgemeinen „Besatzungsnormaloerschleiß" vorliege. Auch wenn es sich osfensichtl^l) um Schäden handelte, die weit über einen so genannten Normalverschleiß hinausgingen. Für 98 Schadenfälle wurden von der französischen Kom mission noch nicht einmal 1000 Mark zur Abstellung der Schäden als ausreichend erachtet, während nach deutscher Schätzung etwa 50 000 Mark für die Wiederherstellung not wendig sein werden. Auch in den Massenquartieren haben die Franzosen aufs übelste gehaust. Das große Gebäude mit seinen Wirt- schastsräumen Sälen und Ziminern diente als Soldaten heini. Als es besetzt wurde, nahm der Adjutant, der mit den Soldaten erschien, sofort drei Hände voll Silberbestecke und für 500 Mark bestes Porzellan an sich. Kein Wein- und kein Bierglas und keine Tasse waren mehr vorhanden, als die Franzosen das Lokal räumten. Der noch im Hause wohnende Wirt wurde mit Verhaftung bedroht, wenn er sich über verschwundene Sachen beschweren wollte. Die Fran zosen haben das schöne Gesellschaftshaus wüst zugerichtet. Die Kegelbahn wurde demoliert. Ihre Instandsetzung kostet etwa 2000 Mark. Auch die Klosetts, die aller acht Tage ver stopft waren, weil die Soldaten Konservenbüchsen und Brot hineinwarfen, wurden demoliert. In die Decken wurden Nägel geschlagen und Löcher gemacht. Heizkörper wurden abgerissen und mitgenommen. Auch alles Porzellan und über 150 Stühle sind von den Franzosen gestohlen wott-en. Vom Büfett im großen Saale ist alles fortgeschleppt wor den. Was an Tischen und Stühlen überhaupt noch dagelas sen wurde, ist größtenteils unbrauchbar geworden, und da bei handelt es sich in Bochum, wie gesagt, noch nicht um eins der schlimmsten Beispiele für die Verwüstungen, die die Soldaten der Grande Nation angerichtet haben. Dresden, 17. August. Tödlicher Unfall auf der Renn bahn. Gestern ereignete sich bei dem Motorradrennen im Moritzburger Wald ein tödlicher Unfall. Der Junioren fahrer Helbig fuhr in der Berbisdorfer Kurve gegen einen Baum und wurde schwerverletzt ins Radeburger Kranken haus geschafft, wo er bald darauf verstarb. * Dresden, 17. August. Warnung vor einem Schwindler. Der 36jährige Arbeiter Klaus Hermann Brandt aus Torn- burg tritt seit einiger Zeit als Betrüger auf. Er wendet sich hauptsächlich an Frauen und teilt diesen der Wahrheit zu wider mit, daß ein Angehöriger von ihnen auswärts ver unglückt sei. Brand knüpft dann mit seinen Opfern ein länge res Gespräch an usid versteht es, sich Geld in beträchtlicher Höhe zu erschwindeln. Vor Brandt wird gewarnt. Beim Wiederauftreten wolle man die Polizei rufen. Dresden, 17. August. Erpresser feslgenommen. Ein hier wohnhafter Geschäftsmann wurde vor einigen Tagen brieflich unter Drohungen aufgefordert, eine größere Summe Geld bei einem bei ihm vorsprechcnden Boten aus- zuhändigen. Die Kriminalpolizei nahm die Erörterungen aus und es gelang ihr, den Erpresser, einen 25jährigen Kauf mann Funke, in dem Augenblick festzunehmen, als er einen mit wertlosen Geldscheinen gefüllten Briefumschlag bei dem betr. Geschäftsmann abholen ließ. — Diebstahl. Aus einer hiesigen Kunsthandlung wurde am 14. 8. eine wertvolle, aus Goldbronze und Elfenbein hergestellte, etwa 20 Zentimeter hohe Figur, ein Mädchen, das auf einem Sockel knisend in der rechten Hand eine Birne und in der linken Hand eine Schale mit Früchten hält, gestohlen. Vor Ankauf wird ge warnt. Sebnitz, 17. August. Linen Raubüberfall verübte der Kassenbote Fichte, der, wie bereits berichtet, bei einer hie sigen Firma Unterschlagungen gemacht, nach dem Verhör aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. F. scheint den betretenen abschüssigen Weg weiter beschreiten zu wol len, denn er versuchte in der Nähe der Lichtenhainer Kirche auf zwei Sebnitzer Einwohner, von denen er wußte, daß der eine eine größere Summe Geldes bei sich führte, einen Raubüberfall. Das Geschoß ging hart am Kopfe des einen der beiden Herren vorbei. Fichte flüchtete, nachdem der Wagen, auf dem sich die beiden Herren befanden, angehalten wurde. Arnsdorf, 17. August. Brückenreparalur. Auf der mit Wellblech überdachten hohen Eisenbahnbrücke über die Röder zwischen Arnsdorf und Radeberg in der Nähe von Kleinwolmsdorf werden gegenwärtig größere Reparaturen der Gleise und Brückcntnlage vorgenommen, die im Laufe der Zeit von Wind und Wetter verursacht wurden. Aus diesem Grunde müssen alle Züge der Dresden-Bautzener Eisenbahnlinie di? Brücke im Schritt befahren, bis diese Ar beiten beendigt sein werden. Wilsdruff, 17. August. Line verhängnisvolle Schwarz fahrt. Donnerstag früh in der dritten Morgenstunde ist das von dem 21jährigen Sohne des Inhabers der Autorepara- turen-Werkstatt Reinert in Meißen gesteuerte Automobil des Rittergutsbesitzers Steiger-Leutewitz auf einer Schwarz fahrt schwer verunglückt. Der Wagen fuhr bei Sora an einen Telephonmast und zerbrach diesen. Die Insassen, und zwar der am Steuer sitzende junge Reinert und vier andere junge Manner aus Meißen wurden aus dem Wagen geschleudert. Einer derselben, namens Franke, hat dabei infolge Anpralls an den Tclephonmast einen schweren Schädelbruch erlitten. Der junge Reinert hat nach seiner Aussage ebenfalls einige Zeit besinnungslos auf einem Felde gelegen und sich später in ärztliche Behandlung nach Wilsdruff begeben. Die übri gen Mitfahrenden haben, soweit man aus den Schilde rungen ersieht, die Verletzten einfach im Stiche gelassen und sich auf den Heimweg begeben, so daß der schwerverletzte Franke bis morgens gegen 6 Uhr hilflos an der Unfallstclle gelegen hat. Bei dem Verletzten wurde ein doppelter Schädelbruch festgestellt, der so schwerer Natur ist, daß zu nächst nicht gesagt werden kann, ob Hoffnung auf Wieder herstellung besteht. Freiberg, 17. August. Ausnahme von Opkantenkindern. Der Landbund Freiberg hat die zeitweise Unterbringung einer Anzahl Optantenkinder in landwirtschaftlichen Fami- liep übernommen. Annaberg, 17. August. Gewitterschäden. « Während des Gewitters am vergangenen Dienstag schlug in Arnsfeld ein Blitz in das Gebäude des Landwirtes Oswald Lorenz im oberen Dorfe ein. Die 7köpfige Familie, die sich im Wohn zimmer aufhielt, flüchete sofort ins Freie und mußte sehen, daß das ganze Haus in Flammen stand. Zwei Töchter und ein Sohn des Landwirtes erlitten leichtere Verletzungen. Das Vieh konnte gerettet werden. Das Grundstück brannte bis auf die Mauern nieder . Stollberg (Erzg.), 17. August. An einem Gummisauger erstickt ist im benachbarten Mittcldorf ein N jähriges Kind. Die hinzueilenden Eltern konnten nur den Tod ihres Kindes deutendes Üntßmahmen. Vie Produktion konnte bei diesen Werken durch verbesserte technische Einrichtungen bedeutend gesteigert werden, so daß die Produkte, dank einer ausge zeichneten Organisation, einen guten Absatz hatten. Trotz dem also dos Unternehmen über einen sehr guten Geschäfts gang verfügte, war es in der letzten Zeit nicht mehr möglich, die Akzepte unterzubringen. Auch Kundenwechsel werden nur schwer von den Banken diskontiert. Unter die sen Umständen entschloß sich Dr. Stinnes, die Preußische Staatsregierung um Hilfe zu bitten. Er bat um einen Kre- von 500 000 Mark, um wenigstens die fälligen Löhne zahlen zu können. Da aber die Entscheidung einer solchen immer- sin sehr wesentlichen Sache nicht von heute auf morgen geht, 0 stand er am Ende dieser Woche tatsächlich mit leeren Käs en vor seinen Arbeitern und übereignete nun am Sonn abend seinen Arbeitern und Angestellten nach einer ein gehenden Besprechung mit dem Betriebsrat die Summe von 2 Millionen nom. Aktien der Aga. Als Begründung gab er )er Oefsentlichkeit gegenüber an, daß er die Kreditsperre iber die Aga mit seiner Person als Großaktionär und Aus- ichtsratsoorsitzender der Aga in Verbindung bringe. Es st möglich, daß er mit diesem Gedanken recht hat. Denn bis etzt hat es Dr. Stinnes mit seinem jungen Konzern immer wiederum verstanden, sich dem Einfluß der Banken zu ent ziehen. Vielleicht erblickt die Bankwelt in der jetzigen Illi quidität der Aga eine willkommene Gelegenheit, um ihrer seits sich den nötigen Einfluß zu sichern. Um dem entgegen zuarbeiten und um andererseits mit der Arbeiterschaft ge meinsam zu arbeiten, hat Dr. Stinnes 50 Proz. des Aktien kapitals der Aga in ihre Hände übe«ignet. Damit ist Stin nes nicht mehr Besitzer der Aktienmajorität und auf diese Weise ist die ganze Angelegenheit der Stinnesabwicklung in neue Stadien getreten. Denn die Arbeiterschaft partizipiert analog ihrem Aktienbesitz an dem Erlös, der eventuell der Aga als ehemaliges Stinnesbesitztum aus der Masse zu- flietzen wird.