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»ienstag, de» 12. J»lt 1»2S 80. Iahrga«, Nr. 1«7. o— V» Wv PonearSs auf Sasonow hat Er-Id, seinem Bericht an den Zaren und da» selten «1- Vnm! breite zrun < Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtliche« Betannttnachungen der Amtrhaupt- mannlchast, der Schuliyspektion und de» Hauptzollamt» -u Bautzen, > de» Amtsgerichts de» Fimmzamte« und de» Stadtrats -u Bischofswerda. Unabhängige Wtung fÜr alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntag» «Ücktthaltungshlatt und Landwirtschaftüch« BeVag« ll-ejchäp-stelle Bischofswerda, Altmackt 15. — Druck und Verlag der Buchdmckerei Friedrich May G.m.b.H. in vffchosswnda. Fernspn RdlN französischen Außenpolitik eine Persönlichkeit zu sehen, die in den Geschäften etwas mehr auf dem Lausenden ist." Was er damit meint, und welches Ideal ihm damtt vor- schweLt, bringt er in einem Briese a» Sasonow vom 13. April 1V11 deutlich zum Ausdruck: Engste Solidarität zwischen den Verbündeten und die nahezu tägliche Betäti gung der Allianz, eine gemeinsame, sozusagen tägliche Prü fung der Fragen, die auf der Tagesordnung stehen und der sich hieraus ergebenden Eventualitäten. Da» Jahr 1912 bringt die Erfüllung seiner Wünsche. Poincarö wird am 13. Januar Ministerpräsident und über nimmt gleichzeitig die Führung der auswärtigen Politik. Er zeigt dem Vertreter des Zarenreiches nach dessen eige nen Worten bald großes Entgegenkommen, und es dauert nicht lange, so hat sich schon zwischen den beiden ein inniges Zusammenarbeiten herausgebildet. Der ehrgeizige Loth ringer sah die Träume seiner Kindheit sich verwirklichen, die Rückgewinnung der verlorenen Provinzen, Iswolski die Früchte seiner dreißigjährigen Diplomatenarbeit heranrei fen. Sehr rasch wurde sein Vorschlag aus dem Jahre 1911 zur Wirklichkeit, ähnlich der engsten Zusammenarbeit der Generalstäbe eine solch? der Admiralstäbe herbeizusiihren. Im Juni wird eine entsprechende Marinekonvention abge schlossen; Paincarö geht noch entschiedener und schärfer ins Zeug, als sein russischer Kollege. Die Vorsicht und Zurück haltung des den Plänen der beiden noch mißtrauisch gegen überstehenden russischen Außenministers ist ihm längst ein Dorn im Auge und hat zu teilweisen, für Iswolski unange nehmen Auseinandersetzungen geführt. Kurz entschlossen, begibt sich Poincarö daher persönlich im August 1912 nach Petersburg, um mit Sasonow die Lage zu klären und mit ihm ein allgemeines europäisches Aktionsprogramm aufzu stellen. In demselben fordert er vor allem größere und Militärische Schlagfertigkeit der russischen Armee, Erhöh ung der Leistungsfähigkeit der nach Deutschland führenden strategischen Dertehrsstraßen, stärkere Initiative in der Her beiführung einer russisch-englischen Marinekonvention,-in- tmere Beziehungen mit dem englischen Bundesgenossen überhaupt. Hier erfahren wir auch, wie tief England be reits in die französische Politik verstrickt ist und wie es Frankreich für den Fall eines Krieges mit Deutschland be reits. Wajfenhllf« zu Lande und zur See versprochen hat.. Das persönliche Einwirken * - vlg. Letzterer schildert in iber die Verhandlung mit dem französchen Ministsrpräsi- xnten diesen al« den zuverlässigen, treuen, mit unbeug- amem Willen und Stärke begabten, von jeder Furcht vor Verantwortung freien Freund und Bundesgenossen. Diese Charaktereigenschaften Poinearss erhalten «ine glänzende Rechtfertigung in den End« 1912 ausbrechenden Bakkanwirren, die Europa schon in den Krieg gestürzt hät ten, wenn es nach ihm gegangen wäre. Erklärt er doch am 17. November 1S12 Iswolski mit nicht mißzuoerstehen- der Deutlichkeit: „Rußlands Sache ist es, in einer Angele genheit die Initiative zu ergreifen, bei der es der am mei- ten interessierte Teil ist Frankreichs Aufgabe ist es, ihm einen nachdrücklichen Beistand zu leisten." Im großen ganzen läuft alles auf die Erklärung hinaus: Wenn Ruß land in den Krieg zieht, wird Frankreich dasselbe tun, weil wir wissen, daß in dieser Sache Deutschland hinter Oester reich stchen würde. Damit war schon im November 1912 Rußland die Ge neralvollmacht zur Herbeiführung eine» europäischen Krie ges gqeben. Diese Entschlosienheit zum Weltkrieg ging so- wett, daß einen Monat später, als in Paris von Serbien au«gestreut« Alarmnachrichten über mtklkSrtsche Maßnah men Oesterreich» eintrafen, PoinearS der russischen Regie- runa die heftigsten Vorwürfe machte, well sie nicht zum Losschlagen bereit war. Triumphierend Sonnte Jsmckski „Noch nicht lange ist,« har, da neigte die französisch« Negierung ebenso wie die Presse dgzu, uns der Aufreizung Serbien« zu verdächtigen, und man hörte allgemein di« Aeuherung, Frankreich hab« keine Lust, wegen eines ser bischen Hafen» Krieg zu führen. Jetzt aber merkt man mit Erstaunen und unverhohlener Sorge unsere Testnahm- osigkeit gegenüber der Mobilmachung Oesterreich»." . Ln den letzten Tage« habe ich nicht mehr den Gedanken zu bekämpfen, daß Frankreich sich für fremde Krieg hineittgezoaen sehe« könnte, sondern »aß wir mw in «ner Sach«, die die Lag« der ganze« Entente berührt, zu passiv ver- Ans der Geheürrkorresponden? eines ehemaUserr rrrsstscherr Kotschafters. Von Wilhelm Schaer-Berlin, Letter der Pressestelle des ArsteAsausschufses deutscher Verbände. Am Sude de» Jahre» 1919, al, in Europa noch über- all tisftr Friede herrschte» vollzog sich in aller Stille und von wenigen bemerkt, ein Ereignis, da« für die Zukunft Europas von größter Bedeutung werden sollte: die Er nennung des damaligen russischen Außenministers Alexan der Petrowitsch Iswolski zum russischen Botschafter in Pa ris, der Hauptstadt des mit dem Zarenreich verbündeten Frankreich. Dieser Wechsel in der Besetzung des wichtig sten Auslandspoftens bedeutet« gleichzeitig eine Wendung der bisherigen russischen Außenpolitik. Deren Ziel war nach Ostasien gerichtet, wo seine Ausdehnungsbestrebung in Persien und China mehrfach zu scharfen Zusammenstößen mit dem britischen Reiche, ja an den Rand eines russisch englischen Krieges führten. Mit energischer Hand berei nigte Iswolski im Verein mit Eduard VÜ. 1907 die asta tischen Schwierigkeiten, riß das Steuer des russischen Staatsschiffes herum und richtete dessen Kurs Hach Ost europa. Hier war bislang der russische Imperialismus ebenfalls in seiner Absicht, über Konstantinopel und die Meerengen beherrschenden Einfluß zu gewinnen, gescheitert. Als stärkstes Hindernis lag aus diesem Wege Oesterreich- Ungarn, das als Dalkanmacht an dem Bestand« der Türkei interessiert war. Immerhin gelang es Iswolski, di« Zu stimmung der Donaumonarchie zur freien Durchfahrt russi scher Kriegsschiffe durch die Dardanellen zu erhalten. Ak- Gegengabe bot er ihr die Einverleibung Bosniens und der Herzegowina an. 1908 schritt Oesterreich zur Besetzung die- ser beiden Provinzen, ehe e« Iswolski gelungen war, die Einwilligung der änderen europäischen Großmächte zu gewinnen Rußland ging leer au«, und Iswolski erlitt eine diplomatische Niederlage, die sein Ehrgeiz nie ver- verschmerzen konte und die er seinem Gegenspieler Oester reich zuschrieb. Sein Plan stand nunmehr fest: Oesterreich Ungarn mußte aus dem Wege geräumt werden, und, da hinter diesem als der viel gefährlicher« Gegner veutschland stand, auch dieses. Ohne den Bundesgenossen Frankreich war aber diese Aufgäbe nicht durchzufahren. Hier war im Volke keinerlei Neigung vorhanden, sich wegen rein ruf- sischer Interessen in «inen Krieg gegen die Mittelmächte hin- einziehen zu lasten. Diese Neigung herbeizufahren beschloß der russische Außenminister. Bon Petersburg au, war e» nicht zu vollbringen, sondern nur in Paris selbst. Anfang 1911 begann sein Werk. Wie er es zum Erfolge führte, berichtet er uns selbst in seiner Seheimtorrespondenz mit seinem Nachfolger und nunmehrigen Vorgesetzten, dem rus sischen Außenminister Sasonow, die al» der „Diplomatische Schriftwechsel 1911-1914? Ende vorigen Jahres in der Deutschen Berlagsgesellschast. für Politik und ««schichte in Berlin erschienen ist. Das Jahr 1911 macht ihm wenig Freude. Die ver worrenen innerfranzöfifchen Verhältnisse, di« von inner politischen Streitigkeiten mit Beschlag belegten, dauernd wechselnden Regierungen stehen feinen Einflüsterungen mißtrauisch und ablehnend gegenüber. -Arzu kommt die Furcht, Frankreich könnt« infol Tagesschau. Der deutsche Botschafter in Paris wird dem Minister für auswärtige Angelegenheiten Briand die deutsche Aw wortoote ans die franzäsische Note, betreffend den «bschlu X^ine» Slcherhettspakiev Montag nachmittag am S Uhr über reichen. Korea ist von einer gewaltigen Sturmflut heimgesucht worden; viele tausend Menschen sollen umgekvmmen sein. An Skandinavien herrscht seit einigen Tagen eine Hitze welle,^ die als die stärkste seit 1859 bezeichnet wird. Die Lülldlgvag de» deutsch - spanischen Handelsver trages At nur aus formellen Gründen erfolgt; die gegen wärtig schwebenden Verhandlungen sollen davon nicht be rührt werden. Au demmtt "»bezeichneten Meldungen stabe» die Leser Aus führliches an "anderer'Stelle. zurückhaltenden russischen Außenminister seine Wirkung nicht verfehlen. Sie mußte noch erhöht werden, al» Poin- carö Anfang 1913 zum Präsidenten der Republik gewillt wurde und somit, nach seinen eigenen Äußerungen gegenüber Jswolkskis die siebenjährige Beständigkeit seiner bisherigen Politik verbürgt, sowie die Möglichkeit geschos sen war, die französische öffentliche Meinung auf die Teil nahme an einen Krieg vorzubere ten, der wegen der Bal- kansrage ausbrechen könnte. Die Bekehrung Sasonow» zum Gedanken des Weltkrieges er olgte aber erst endgültig, nachdem Poincarü seine Entschlaf enheit noch dadurch un terstrichen hatte, daß er aus Betreiben Rußlands dem den franco-russischen Treibereien im Wege stehenden friedlieben den französischen Botschafter in Petersbpxg, Georaes Louis, abberief und weiterhin die dreijährige militärische Dienstzeit wieder einsührte. So kam.denn schließlich Sasa- now in einem Bericht an den Zaren vom 8. Azember 1913. in dem er die Wege behandelt, auf welchen die russische Po litik Konstantinopel für sich gewinnen könne, zu der Er kenntnis, „daß die Meerengenfrage schwerlich ander» al» auf dem Wege über europäische Verwicklungen «ine« Schritt vorwärts kommen kann." Und um auch die letzte» Zweifel und Bedenken zu beseitigen, erklärt ^hm Ende De zember Delcassä, der Nachfolger von Georges Louis auf dem Botschasterposten in Petersburg, „daß Frankreich fo weit gehen würde, wie Rußland es wünscht", Damit waren die Würfel gefalle«, und in einer So«- derkonferenz in Petersburg am 8. Februar 1914 wurde» alle für den Krieg erforderlichen Maßnahmen nach jeder Richtung hin genauestens erörtert und festgelegt. Zu sei nem Ausbruch« bedurfte es nur noch eines Anlasses, der am 28. Juni 1914 mit dem Mord von Serajewo erfolgte. Aber auch die Korrespondenz Iswolskis im Weltkrieg, die dieser Tage ebenfalls in der Deutschen Lerlagsgesell» schäft für Politik und Geschichte erschienen ist, bringt auf schlußreiches Material zu dem Nachweis, daß der von der Entente angeblich zum Schutz von Recht.und Gerechtigkeit geführte Krieg von Anfang an als brutaler Eroberungs und Vernichtungskrieg geplant war. Haben sich boch Saso now und Delcassä schon 1913 über die beiderseitigen Kriegs ziele Elsaß-Lothringen und Konstantinopel wiederholt ein- .gehend unterhalten, wie Iswolski berichtet. Sehen wir ">och weiter, wie diese Ziele nach und nach eine immer ^wachsende Ausdehnung erhalten, bis sieschließlichnicht mehr und nicht weniger als die militärische und politische Zer trümmerung der beiden Mittelmächte in sich schließen. Diese Äriegsziele Rußlands und Frankreichs stehen in innerem Zusammenhang mit der Politik, die Iswolski und Poincarö vor dem Weltkriege betrieben haben. Sie sind ein weite rer Beweis dafür, daß diese Politik den Krieg wollte, wollen mußte, west er zu einer völligen Umgestaltung Europas führen sollte. Angesichts der in der Korrespondenz Js wolkskis enthaltenen Zeugniste wird niemand mehr daran zweifeln können, daß die Behauptung, Deutschland hab« den Krieg entfesselt, in keiner Weise der Wahrheit entspricht, daß dies Behauptung von den imperialistischen Regierungen in Paris, Petersburg und London nur deshalb ausgestellt wurde, weil sie die Eroberungspläne, die man dort ver folgte, irgendwie entschuldigen sollte. Möge die Erkendtni», die uns die Papiere Iswolskis nach dieser Richtung verMit- teln, in die weitesten Kreise dringen, die Erkenntnis näm lich, daß Europa 1914 der Katastrophe nicht etwa unent rinnbar, wie einem vorausbestimmten Schicksal entgegen eilte, auch nicht geleitet von einem imperialistischen «ach.Er oberung und Weltherrschaft strebenden Deutschland, sondern vielmehr bewußt geführt durch wenige Staatsmänner und die ihnen ergebene Diplomatie, von denen hier einer der ersten, Iswolski, im Mittelpunkt der Ereiwrisse stehend, die Triebkräfte blößlegt, die ihn und seine Mitschuldigen be wegten. Die Erkenntnis der hier vermittelten Vorgänge ist nicht nur von historischer Bedeutung, sondern greift tief in die gegenwärtigen Seschehniye hinein. Sind e» doch diesel ben Ziele, di« Frankreich auch hegründet, di« sich , ihrerseits ebenfav» wieder auf die angebsiche deutsche Krie, ErNKS DEMssyEII GenTW KNMKGfO Berliner Witter meiden Lesta Ti««g einer marokk er Orttckmtt Trulben wurde chend« «K d« fotzend. Tag. Poftscheckr-K-nto: Amt M». 1»1. Genwiude« lbm : Kei in« Bischefewerb« «ento Ne. «4. r - drr Gejchäst«stelle Im Fall« höherer Gewalt — ökteg oder sonstig« irgend welcher — Alle Postanstalten, Störung de« Betriebe- der Zeitung oder der Besördeeungseinrich- Geschäftsstelle nehmen tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder mm Kur« vom Tage brr Rechnung. — Anbatt mu Rachlkjenmg der Itttung «d«<ms Rückzahlung des Bezugspreises. Sammelan-eigen iartfm. Aufschlag. — ErMwgwrt Eesch«tt»»ns»weifer Jeden Be,»»«pr«w für die Jett eine« Hau« halbmonatlich Mb. 1.20, beim 4 n In der wöchentlich so Ptz. Einzelnummer IS Lmg-auskäger «t jederzeit Bestellung« entgegen.