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Die Neuregelung der Hauszlnssteuer^ Vie Regteruagevorlage I» Steuer»u«fch«ß m»aeaoW»ev. LerUa. 2S. Juli. Nach Schluß der gestrigen Vollsitzung de« Reichstage, trat der Steueraueschuß noch einmal Mam men, um di« «veite Lesung de» Gesetzentwurfes über Aende- nmgen de« Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden sortzusetzen. Im Mittelpunkt der Aussprache stand die Hauszinssteuer. Dabei betonte Reichsarbeitsmini» fter Dr. Brauns, daß es im Interesse der Einheitlichkeit der wirtschastlichen Belastung von Nutzen sei, wenn für die ge setzliche Miete im Reich ein Mindestsatz festgelegt werde. Diese Regelung sei auch für die Länder angenehm. Cs sei selbstverständlich, daß bei der künftigen Lohnpolitik der Er höhung der Mieten Rechnung zu tragen sei. Bezüglich der Abkürzung der ursprünglich auf drei Jahre festgesetzten Regelung auf nur zwei Jahre bemerkte der Minister, daß die Wohnungsnot in zwei Jahren leider noch nicht behoben sein werde, und schon aus diesem Grunde die im Jahre 1928 gegeben« Lage dazu zwingen werde, mit den begonnenen Maßregeln fortzufahren. In der Abstimmung wurde unter Ablehnung sämtlicher Anträge der Opposition die Regierungsvorlage mit kleinen Aenderungen der Regierungsparteien aufrecht erhalten. Die Regelung erstreckt sich auf die Zeit vom 1. April 1926 bis zum 31. März 1928 und sieht vor, daß 20 bis 30 v. H. der Mieten für den allgemeinen Finanzbedars und 15 bis 20 v. H. für die Förderung des Wohnungsneubaues verwendet werde« sollen. Ferner bestimmt die Vorlage, daß vom Reiche die gesetzliche Mindestmiete einheitlich festgesetzt wird. Das Luftschiff als Verkehrsmittel. - , Die Pläne Dr. Eckener«. Auf der verkehrswissenfchaftlichen Woche der Deutschen BerkÄrsausstellung in München entwickelte Dr. Eckener seine Pläne für internationale Luftschifflinien, wobei er aus- fßhrte, dem Flugzeug gehörten Strecken bis zu 1500 oder MM Kilometer; die großen etappenlosen Strecken und das Meer gehörten aber dem Luftschiff. Schwierigkeiten berei teten noch Start und Landung wegen der Mrtikalen Luft- jtröoningen bei Sonnenbestrahlung. Deshalb sei er dazu gekommen, für die projektierte Luftschiffstrecke Spanie n— Argentinien Nachtstart und Nachtlandung vorzusehen. Die Luftschisfhäfen müßten an den meteorologisch günstig sten Plätzen angelegt werden, in Amerika nicht in Neuyork, sondern in Washington, in Frankreich nicht in Paris und in Deutschland nicht in Berlin und in München. Aus dem gleich«! Grunde würde sich auch eine Luftverbindung H a m- vurg — Neuyork über den Nordatlantik wenig empfehlen, weil die dort vorherrschenden heftigen Ge- genwinde die Ueberfahrt auf 90 bis 100 Stunden verzögern würden. Empfehlen würde sich dagegen eine Luftlinie Bassel — Azoren — Neuyork. Die vielleicht beste Luftstrecke sei Sevilla—Buenos Aires. Eine weitere ge eignete Dnie sei San Franzisko über Hawai nach Tokio über 10 600 Kilometer in 76 Stunden und zurück von Tokio direkt nach San Franzisko über 8E Kilometer in 57 Stun den. Das Kapital glaube aber nicht an die Rentabiliät der Luftschifflinie. Ueber die Linie Sevilla—Buenos Aires sei eine genaue Berechnung aufgestellt worden, die bei einmal wöchentl. Fahrt mit 20 Passagieren zu je 4000 -4t und 8 To. Fracht eine Jahreseinnahme von 27 Millionen und eine Jahresausgabe von I7z^ Millionen, somit einen Reinge winn von 9^ Millionen, vorsehe. Das Ende -es Moorbrandes bei Hannover. Ressen b. Hannover, 26. Juli. Die Gefahr einer weite ren Ausbreitung des Moor- .und Heidebrandes ist beseitigt. Der heute früh erst zaghaft einsetzende Regen hat schon viel von dchn rastlos fortglimmenden Torf gelöscht. Die aufge- worfenen Gräben boten dem Feuer Halt, wenn auch in der letzten Nacht die Lage noch äußerst gefährlich war. Der Schaden allerdings ist außerordentlich hoch, sind doch einige tacisend Morgen Land, Wald, wie auch der gesamte Wild bestand vernichtet worden. Ganz besonders hart ist das Ge biet um den Abbenser-Berg betroffen worden, wo über 120 Morgen 60 bis 70 Jahre alten Baumbestandes vollkommen tliederbrannten. Die Brandstätte bietet einen trosüosen An blick. (W. T. B.) Waldbrand an der Polnischen Grenze. Schneidemühl, 26. Juli. Im Kreise Schwerin brennt seit gestern vormittag 10 Uhr längs der polnischen Grenze ein ungeheures Waldgebiet, das zum Bezirk der Obersörste- rei Waitze gehört. Das Feuer ist von den Polen über die Grenze gekommen und verbreitete sich bei dem starken Ost winde mit rasender Geschwindigkeit durch die weiten Kiefer waldungen zwischen Waitze, Forsthaus Rote Heide, Kaza, Kranzinbruch und Lubiath. Gestern mittag bestand für einzelne Gehöfte des Ortes Schneidemühl hohe Brandgefahr. Hundert Meter vor dem Forsthaus Rote Heide gelang es den herbeigeeilten Bewohnern des Warthe-Bruches, das Feuer im Süden zum Stehen zu bringen, während es im Norden auf die Dörfer Kaza, Kranzinbruch und Lubiath weitereilte. Im letzten Augenblick gelang es, das Feuer vor Kaza dadurch zum Stehen zu bringen, daß man ein Gegen feuer anlegte. Die Ortschaften Kranzinbruch und Forst haus Kranzinbruch schweben noch in Gefahr. Soweit sich übersehen läßt, sind bis zur Stunde etwa 4000 Morgen Wald, darunter mehrere große Einschläge mit fertig aufgearbeiteten Hölzern abgebrannt. Der Schaden beträgt Millionen. Die Rettungsarbeit war äußerst schwie rig, da keine Chaussee, nicht einmal eine bessere Lehmstraße durch die Wälder führt. Die wenige Kilometer östlich des Brandherdes gelegene Chaussee Driesen—Birnbaum gehört von Eilenburg ab zu Polen. Wie verlautet, soll das Feuer in den polnischen Wäldern in der Gegend der ehemals deut schen Försterei Schlangenlug dadurch entstanden sein, daß polnische Holzschläger bei der Arbeit Zigaretten rauchten. Das Feuer zog mit Windeseile über die G enze. Auf pol nischer Seite sind nur etwa 80 bis 100 Morgen verbrannt. Weitere Moor- und Heidebrände. Hamburg, 25. Juli. Wie das Fremdenblatt aus Stade meldet, ist in dem großen Moorgelände bei Meckelstädt ein Moorbrand ausgebrochen. Das Feuer breitete sich mit ra sender Geschwindigkeit nach Osten aus und konnte nur unter großen Schwierigkeiten aufgehalten werden. Da außer fer tigem Torf auch Getreidefelder abgebrannt sind, ist der Schaden beträchtlich. Bei Rotenburg entstand auf einer Fläche von etwa 25 Morgen ein Heidebrand, der ebenfalls bald einge dämmt werden konnte. Neues aus aller Welt. — Gewitter in Berlin und Umgebung. Sonntag nach- mttag entlud sich über Berlin und Umgebung eine Reihe von Gewittern bei teilweise recht erheblichen Regenmengen. Am stärksten waren die Niederschläge über den westlichen und südlichen Vororten Berlin«. In Lichterfelde wurden mehrere Straßen von den Wassermengen überschwemmt. Die Feuerwehr wußte dort fünfmal eingreisen, um über- chwemmt« Keller auozupumpen. In der Berliner Straße n Tempelhof verursachten die Wassermengen gleichfalls «ine Ueberfchwemmung de« Fahrdamme«. Die Fuhrwerke tonn en nicht vassteren und die Auto» mußten aus den Bürger- teigen fahren. — Beim Bade« ertrunken. Leim Baden in den Frei bädern in der Umgebung von Berlin sind am Sonntag ina- gesamt sieben Personen ertrunken. — Grohfeuer la einer Mühle. Nach Blättermeldungen aus Stettin entstand in der Mahl- und Schneidemühle Hohenbrvck bei Gtepnitz in Pommern dadurch Feuer, daß beim Schüren eines Dampfkessels ein Funke in ein in der Nähe stehendes Oelfaß fiel. Die Mühle stand in kurzer Zeit in Flammen. Die Müllergesellen konnten sich mit knapper Not retten. 300 Zentner Weizenmehl, und 600 Zentner Roggenmehl fielen den Flammen zum Opfer. , — Tod la den Bergen. Am Bauernbrachkopf bei Kap run ist am 23. d. M. der Berliner Julius Michling abge stürzt und tot liegen geblieben. Seine Leiche wurde ge borgen. — Zwei Schnitterinnen bei ein^m Scheuaeabrand in den Flammen umgekommea. In dem Orte Harmshagen bei Löbitz in Mecklenburg explodierte der in einer Scheune ausgestellte Benzolmotor, der zur Bedienung eines Elevators aufgestellt war. Bald stand di« Scheüne, die mit Stroh ge deckt und vollständig mit Getreide gefüllt wär, in Flämmen. Obwohl die Wehren der umliegenden Ortschaften schnell zur Stelle waren, brannte die Scheune vollständig ab. Die da rin beschäftigten Arbeiterinnen versucht«, sich in Sicherheit zu bringen. Zwei von ihnen konnten sich mit schweren Brandwunden retten und liegen hoffnungslos im Greves mühlener Krankenhaus darnieder. Zwei andere Schnitte rinnen, eine, deutsche und eine polnische, wurden von den Flammen erfaßt, brachen kurz vor dem Scheunentor zusam men und verbrannten. Beide sind bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Außerdem verbrannte n. ch ein Pferd, und der Elevator wurde vollständig vernichtet. — Sich selbst operiert! (Mit dem- Messer den Fuß abgeschnitten.) In Hochsayoyen, ganz nahe an der schweizerischen Grenze, in einem kleinen Gebirgsnest, lebt ein siebzigjähriger Zimmermann namens Heinrich Chatel, der sich vor einigen Tagen an einem Fuß verletzt hatte. Da die Wunde nicht heilte, nahm er kurzentschlossen ein Messer und schnitt sich selbst den Fuß unterhalb des Knöchels ab. Als er den Knochen nicht durchschneiden konnte, nahm er noch das Beil zur Hand und beschleunigte so die mörderische Operation. Der Bürgermeister der Gemeinde kam gerade dazu, wie der Alte vor seinem Häuschen den Fuß mit einem schmutzigen Lumpen verband. Er ließ sofort «ine Sanitäts kolonne aus dem nahegelegenen Städtchen kommen und brachte den Zimmermann in das Spital uckch Genf, wo die Aerzte den ganzen Fuß abnehmen mußten, da in die frische Wunde Schmutz gekommen war. — Todessturz beim Autorennen um den Großen Preis von Frankreich. Bei dem Autorennen um den Großen Preis von Frankreich für Rennwagen, das gestern auf der Bahn von Linas-Montebery bei Paris über 1000 Kilom. ausgetragen wurde, geriet der italienische Rennfahrer Ascari, der erst kürzlich für seine Firma Alfa Romeo den Großen Preis von Europa gewonnen hatte, ins Schlendern und überschlug sich. Ascarc erlitt so schwere Verletzungen, daß er auf dem Wege ins Krankenhaus starb. Sieger im Rennen wurde die französische Marke Delage .mit dem Fahrer Benoit. — Erdbeben in Sofia. Sofia und seine nähere Um gebung wurden von einem Erdbeben heimgesucht, das in dem Vorort Trajewo besonders stark war. Ein nennens werter. Schaden ist nicht entstanden. — Piraten auf der Dona«. Aus Sofia wird gemel det: Eine Bande von 20 Piraten, die sich aus desertierten Johann Sebastian Bach. (Zur Wiederkehr seines 175. Todestages, 28 Juli 1925.) Von Dr. Paul Bülow. (N-chdruck verboten) „Wem die Kunst das Leben ist, des Leben ist eine Kunst" — in diesen Worten Meister Bachs spricht sich der Inhalt des ihn tief beherrschenden Sendungsgedankens aus. In bewußter Abkehr von der Masse und unbeküm mert um' seine ihm oft feindlich mitspielende Umwelt schreibt er in der schöpferischen Einsamkeit seiner Musikantenstube im Leipziger Thomaskantorhause unter Aufbietung einer gewaltigen Denkarbeit seine Werke. Aber wie oft dringt die Außenwelt störend in die harmonische Stille des Meister heims. Da sitzt der wackere Kantor vor seiner Orgel, in mystischer Verzückung den Blick in die Ewigkeit gerichtet —, jedoch ehrfurchtslos reißen ihn Bitternisse aus kleinlichen Zänkereien und neidischen Anfeindungen seiner Mitwelt aus dem hohen Traumflug seiner Schöpferkraft. Gar toll haben sie's getrieben, die Leipziger Stadtväter und einer der wohllöblichen Rektoren der Thomana, so daß ihr Kantor vor den Erbärmlichkeiten dieses banausischen Spießbürger tums mit einem Brief an den König sein Recht erstreiten mußte. Aber der Strom seiner schöpferischen Kräfte ließ sich durch diese Feindseligkeiten nicht hemmen. Im Bewußtsein, zum Meister geboren zu sein und als Meister der Welt eine Verkündigung seiner Jnnenschau zu schulden, überwindet Bach kampstrutzig und schaffensmutig die Nöte und Sorgen eines oft hart genug umbrandeten Alltags. Der Sendungs- aedanke, der ihn zu den Gipfeln hohen Meister- und Men, fchentums erhob, ließ ihn mit mild-verzeihendem Lächel.r auf das wahnerfüllte Treiben der übrigen Welt schauen. Wo« dreißig Jahre später der Dichter aus der Kernkraft des deutschen Idealismus verkündet: „Der freisten Mutter freie Söhne, schwingt euch mit festem Angesicht zum Strahlensitz der höchsten Schöne; um andere Kronen buhlet nicht!" — hat Bach der Mit- und Nachwelt vorgelebt. Da« im gesunden, kräftig, regsamen Bürgertum. wur zelnde Leben des alten Thomaskantors heißt: Einsamkeit in der schöpferischen Stille eines deutschen Winkels, im kin- der- und mulikreichen Kantorhause zu Leipzig. Ueber den inneren Menschen Dach aber weht ein Geheimnis, fast nichts wißen wir aus Briefen und Schriften von feiner Innen- well. Seinem tieferen Menschen hat er nur in Tönen ein Denkmal g^etzt. Dieses Meisterleben heißt aber ferner auch noch Fröm migkeit. Bach soll einmal geäußert haben, daß alle Musik, die nicht zur Ehre Gottes gedacht werde, „keine Mu ck, sondern ein teuflisch Geplärr und langweilig Geleier" ei. Rudolf Schäfer hat diese religiöse Wesenheit der Bach- chen Kunst sinnig im Bilde veranschaulicht. Boll andacht- versunkener Inbrunst sitzt der Meister an seiner geliebten Orgel, über den von der mächtigen Allonge-Perücke bedeck ten Kopf breitet sich Heller Kerzenschimmer, und dem Mei- ster zur Seite lauschen Engel ergriffen seinen Tönen. Das religiöse Erlebnis bei Bach schafft dir geistige Tiefe seiner Kunst. Die Abgeklärtheit seines in schlichter Treue gläubigen Gemüts überschimmert die Fülle seiner Werks. Bei Bach ist alles unentweiht, leuchtkräftig und von durchsichtiger Klarheit, in di« von seinen Vorgängern übernommenen und erweiterten Formen strömt nun der volle Perjönlichkeitsge- halt seines inneren Menschen. Die Kunst als Verkündigung des religiösen Erlebnisses — damit «rhü't bei Bach der Sen dungsgedanke seines Meistertums eine ganz bedeutsame Weihe. Goethe ist es gewesen, der für das wunderbare Ge heimnis der Bachschen Kunst das erhellende Wort gefunden hat, es sei ihm beim Anhören Bachscl-er Musik, „als rcenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Dusen kurz vor der Weltenfchöpfung möchte zugetragen haben." Im Ausblick zum Kosmischen liegt der Ewigkeitsgehalt der Bachschen Kunst beschlossen, sie ist wie Karl Söhle betont, eine Weltanschauungsknnst ohnegleichen, sie ist, kurz gesagt, das in Musik umgesetzte Christentum selber und nicht etwa ein konfessionell abgegrenzter Prote stantismus, wie seine größte Schöpfung, die Hohe Messe, dartut, wenn er auch andrerseits in einer herrlichen Kantate die „feste Burg" seines Protestantismus kräftig betont. Bachs religiöses Bekenntnis — hier folgen wir H. Aberts Ausführungen — zeigt sich be sonders in seiner künstlerischen Behandlung der letzten Dinge. Wohl wurzelt seine kernhafte, streit bare und aller tatenlosen Weltslucbt abholde Natur fest im Diesseits, und doch hat er sich stet« nur als ein Gast auf Erden gefühlt. Immer wieder klingt in seiner Kunst sein Lebensmotto an: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein." Cr löst aber dasProblemvonTod und ewigem Leben in ganz anderem Sinne ^ls z. B. die Italiener. Bei deren Todesfchilderungen wirkt immer noch da« antike Bild vom Tode als dem Genius mit der ge senkten Fackel nach. Ob es sich nun um Palestrina handelt oder um Verdi, stet« finden wir hier weiche Töne, gemischt au« Wehmut und zarter, verklärter SchMtismeret. AI« Bach aber ist der Tod kein sanftes Hinüber- gleitenineine schöner« Welt, sondern ein Kampf, und zwar ein Kampf, der die Gewiß- heitdes Sieges in sich trägt. „Der Tod ist ver schlungen in den Sieg." So beschwört er — man denke dabei besonders an die gewaltige Osterkantate„Christlag in Todesbanden" — alle dunklen Mächte herauf und entwirft Kampfesbilder von zerschmetternder Wucht, die alle Schrecken des Jüngsten Gerichts zu entfesseln scheinen, den Tod, den alten Würger des Menschengeschlechtes, in seinem ganzen wilden Rasen darzustellen, um ihm schließlich als glaubensstarker Christ den Fuß auf den Nacken zu setzen. Denn mag er ouchdieWogen des Kampfes noch so hoch auftürmen, über allen Wolken strahlt seinem Auge doch stets das K re u zdes ErlösersaufGolgothaentgegen. — Von irdischer Nacht umfangen, aber gläubig trosterfüllt den Blick der blinden Augen zum Himmel emporgerichtet, diktiert der Greis feinem Schwiegersohn das bis dahin un vollendet gebliebene Chvralvorspiel „Wenn wir in höchsten Nöten sein" in die Feder — und, wie wenn der Himmel selbst ein Wunder vollbringt — die großen dunklen Meister augen öffnen sich nach jahrelanger Erblindung noch ein mal der sommerlich prangenden Welt, noch einmal sieht er den lieben Kreis der Seinen. Im Abendfrieden eines leuchtenden Sommertages ist Bach in jenes Reich entschlafen, das er in seinem Werk inbrünstig und ahnungsvoll er schauend mit herrlichen Tönen besungen hat, Frida Schanz und Vöcklin. Die zu Berlin lebende, jetzt bald sieben Jahrzehnt« zählende Dichterin Frida Schanz bewahrt eine heiter« Erinnerung an den großen, 1901 in Fiesol« bei Florenz verstorbenen Maler Arnold Böcklin auf. Ls sind drei herzlich-launige Derschen, di« der unsierbliche Meister antiker Landschaften der Dichterin zukonnnen ließ. Frida Schanz hatte einst in einem Gedicht, das an den Maler gerichtet war, den Namen Böcklin falsch, und zwar auf der letzten Silbe betont. Der Nam« Böcklin brdeutet aber da» altdeutsche Böcklun, oder soviel wie Bäckchen oder Böcklein. Die Betonung muß daher auf der ersten Silbe liegen, was selbst zahlttichen Gebildeten nicht geläufig ist. Ll, dem Schöpfer der Toteninsel und der Insel der Seligen die liebenswürdigen Vers« der Lyrikerin Frida Schanz unterbrei- tet wurtxn, versaßt« er, entgegnend, die nachfolgend« humoristt- schen Zeilen: Setzt komm' ich. teure Frida, mit dem Stöcklin Und Nmf« Dir dos Dichtrr-Unterröcklin. Zum L«qA E Böcklstt, Sch «ckNnl S S-