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Der sächsische Erzähler : 19.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192507192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-19
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 19.07.1925
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durch ;nr gereizt und nahm ver ¬ nicht leicht. und reden, Onkel." " krächzte Ser Forst er gab sich die Freude ein Glücks- <l verboten.» deine Stellung im batte. Es handelt sich dabei wesentllchen^um Chemikalien^elek. !. Die deutschen Sachvrrstän- .... . ... der von den Franzosen ein- ugestündnisse vorläufig kein Interesse an der Fort- , „ ... 'erkandlnngri. zu haben. Di« franzüsfs, „ miederuni erachtete die deutschen Zolloorschtäge sur Wein, Woll- _..ü 1^.. . s I. .1. «genügend. Di« »chmerindnstrie der beiden Länder hält den Abschluß eine» Han- er vor rr von er die LLs Wirtschaftswoche. Da» deutsche Wirtschast»leben leidet weiter unter der Geld- und Kredmivt, die infolge der überall herrschenden Betriebsnrittel- tnappheil die Ausstellung eine» rationellen weitsichtigen Fabrik», tiondproqranrms erschwert, sie leidet weiter unter der übermäßi- gen. aussauacnden Steuererhebung und unter den Lohnkämpsen, die wieder überall aüfslackern. Produktionsverteuernd wirken auch die hohen Frachtsätze. Ist doch bei vielen aus den Export nngenüelenen Werken der Mehraufwand an Frachten gegenüber ihren aue-täudischen Konkurrenten, aus ii—h Prozent de» Anlage- kaoitots berechnel neiden, weil iin Auslände die Ausfuhrtarife im aog<.n ciiwn 5tt Prozent niedriger sind als die Binnentarife. Das Erporknestl-äst leidet zudem gerade legt unter den weltpolitischen ^trreu, b«ioi-ders unter den Aorgäugen in Estin« und Marokko, sowie umcr der nach immer bestehenden Unsicherheit der handels- p-niiischen Lag«. Dazu kommt, dost die deutschen Auleihevcrhand- Mngen in Amerika zum mindesten eine Verzögerung erfahren haben., wobei man sich vergegenwärtigen mutz, dotz es sich fegt durchweg um langfristige Aüslandskredite handelt, nachdem sich die Güastr der kurzfristigen Aussandskredite, besonders im Falle Stiu- nes, iühlbar gezeigt hat. Denngtcich nun die Wirtschaftslage voller Sorgen bleibt, !o scheint es doch, als ob die Großindustrie vielfach absichtlich allzu schwarz malt. Offenbar spielen dabei Bestrebungen auf gemein.- iaiac Stillegungen unrentabler Werke und Zechen eine Rolle. Der r-tnisfenhasie Wirtschaitschroiiist daks sich dadurch nicht abhalten tunen fcstzusiellen, datz gerade in der legten Zeit einige Besie- ruugsmomenle hervorgetreten sind, so spricht die starke Befesti gung nm internationalen Kupfermarkt dafür, datz man in Amerika die Lassichwn einer Koniunlturbesserung zuversichtlicher beurteilt. Noch derselben Richtung weist auch die Besserung am deutschen Altciienmorkte hin. Der weiteren Verschlechterung der Marktlage im KohlenAcwerbe und auf dem Fertigeisemnarkt steht eine Besse rung inz Knligcwerbe, in der chemischen Groß-Industrie und vor oilenz ln der Elektroindustrie gegenüber. Diese Industrie hat in d^r legten Zeil größere Bestellungen non staatlichen und kommu nalen Werken erhalten, auch hat der Absatz dieser Industrie nach dem Auslaute sich etwas gehoben. In der Antomobilindustrie bleibt der Beschäftigungsgrad noch weiter überaus günstig. Gegen die allzu schwarze Darstellung der Wirtschaftslage, wie sie in man chen Teilen der Großindustrie beliebt wird, spricht auch die wei tere günstige Entwicklung der Sparkassen Haben sich doch die Spareinlagen bei den preußischen Sparkassen seit Jahresbeginn um 3Ji' Millionen, das sind 83 Prozent gegenüber dem Vor fahre, erhöht. Freilich ist die Spartätigkeit der deutschen Bevölke rung noch immer mir ein Schatten gegenüber der Vorkriegszeit. Die deutsch-französischen Handelsveriragsverhandlungen sind nach einer Dauer von ll Monaten bis auf weiteres vertagt worden. Ausdrücklich wurde vereinbart, von gegenseitigen Kampsmatznah- mcn, wir beispielsweise zwischen Deutschland und Polen bestehen, abzusehen. In cmew nach sechsmonatigem Verhandeln zustande- ge'lommenen Abkommen, das als Grundlage für ein Handelspro visorium gcdackn war, hatte die französische Regierung die Meist begünstigung für den endgültigen Handelsvertrag zugesagt. Deut scherseits war die unbeschränkte Meistbegünstigung zugestandcn worden. Dieses Ablommcn führte aber nicht zu praktischen Er gebnissen. Die Franzosen glaubten, trotz des Abkommens der bei- d^rseitigen Schwerindustrien, in dem Deutschland durch die Vcr- nslichtung zur Abnahme von Millionen To. Eisen jährlich den französischen Markt sehr entlastete, der deutschen verarbeiten den Industrie in der Frage der Einfuhrzölle nicht so weit ent- Schwurgericht kr Barrtzea. s (Nachdruck verboten.) Vmch«, 17. FM'' * Da, Vraudu «glück tu Vstro in der Nacht -um S. Ach« ruar 1V25, dem vier Menschenleben z«n Opfer ftetto, « beschäftigt von heute ab da» Schwurgericht bi mehrMaschar Verhandlung gegen den dort wohnhaften Schneider «DM Raab und seine Ehefrau EmUte Nouch gch. Kirsten. Raab ist ongeklagt, . sein zur WnhMW von Menschen dienend« Hau» mch A» betrügerischer. Absicht seine gegen Feuersgefahr versicherten Sachen oo» sätzlich angezündet zu haben, wobei der Brand den LoN von vier Menschen verursacht habe. Er und seine Ehcha« waren jedes für sich beschuldigt, infolge jugendlichen Mter» hilflose Personen, die unter ihrer Obhut standen. In HH- loser Lage vorsätzlich verlassey und diese Tat, wchchö Lt» Tod der verlassenen Personen verursacht hatte, -Mm kvM als Eltern ihren Kindern gegenüber begangen z» habe» In der Nackt zum 6. Februar, früh gfgen X2 Uhr .war in dem Grundstück Raab s, da» nur von ihm, seiner FanMB und seiner alten Mutter bewohnt gewesen war, Feirer ans» gebrochen. Das Wohnhaus mit angebauter-Scheune, Schlep pen und Stallung war in kurzer Zeit völlig niedergebramck und hierbei hatten eine 13jährige Pflegetochter, sowie drei eigene Kinder im Altern von 5, 3 und 2 Jahren, den Ton gefunden. Nur das jüngste Kind von 8 Mcknaten wan-ner»- schont geblieben. Raab hytte mit seiner Frau undö den Kin dern in einem im Boden eingebauten Raum geschlafen. Er bestritt, das Feuer selbst angelegt zu haben. Zu derudamo- ligen Zeit hatte er sich in mißlichen Verhältnissen beßM- den. Er hatte über 2100 GeschäftsschuLen, «ittö B«^ schuld von 500 und eine Hypothekenschuld von Sein Mobiliar war mit 13000 «C, die Gebäude. »oarenuM 54( .kl versichert. Auch betreff» des Vieh« hatte er echq Versicherung abgeschlossen und dabei seinen DiebbestaM viel zu hoch angegeben. Zur Zeit d« Braqd« hatte er nur eine Kuh und eine Ziege. Ein Schwein hatte er «B Tage vor dem Brande geschlachtet. Raab gab au, «r§ Diese schöne Gewißheit riß ihn oft mit jäher GewoBüEv ichs, und dann, wenn er selber kam, wenn sie einander Mcheo», dann freilich beschenkte sie ihn mit der ganzenJnnigbckkHa«! Gefühls, dann konnte sie von einer Glut sein, die ihn sahst in Kuß und Umarmung entzündete und aus sich entrückt«, Aber oft riß sie sich in solchen Augenblicken pickten im Sturm der Herzen los, sah ihn aus großen Lugen Mit einem seltsam, tiefen Blicke an und sagte mit einem trotzigen Lächeln: „Denke nicht so viel an mich —, denk« an dich, du Lieber. Er verstand das dunkle Wort nicht, aber auch keine Mühe »s zu verstehen. Ihm war dieses herzlichen Verkehrs genug, und er trug gefühl davon hinweg, das noch lange untex seinen ruhigst Gedanken zitternd nachschwang. Don der kühlen Vernünf tigkeit des Zuschauers blieb da nicht viel übrig. Dieses frohe Liebeseinverständnis warf, ungewollt von beiden und ihnen unbewußt, seinen Glanz auch über den Verkehr mit den anderen. Es ging ein Schimmer und eine Wärme von ihnen aus, die sich durch das ganze Hou» verbreiteten und ihre stille Wirkung auf sehr verschiedene Weise übten. Josephine wehrte sich mit aller Kraft dagegen und hatte Mühe, ihren Zorn zu verbergen. Sie war empört, denn es gab nichts, was sie diesem Einflüsse entgegensetzen konn te, aber eben das reizte ihre Kampflust, und da sie sich sel ber nicht stark genug fühlte, sah sie sich nach fremder Hilfe um. Frau Malwine dagegen sog mit Behagen den Hauch der Liebe ein, der durch die alten Räume ging, und öffnete ihr Herz allen milden weiblichen Empfindungen, denen sie es von Jahr zu Jahr mit einer gewissen Furcht immer . er schlossen hatte — ohne daß sie sich doch Rechenschaft darüber gab, woher diese Wandlung kam. Hatte sie sich in der letz ten Zeit erst im Aeußeren mit einer leisen Selbstironie ver jüngt, so tat sic es nun nach ihrem drängenden Gefühl auch im Innern, so daß oft ei» Helles Leuchten in ihren Lugen und eine sanfte Röte auf ihpen Wanaen erschien. Da» lag daran? Wen ging er etwas an? Dies« raschere Wallen des Herzens galt ja keinem Gegenstand, und ihr selber tat es nur zu wohl. Auch der Forstmeister konnte sich dem geheimnisvollen Zauber nicht verschließen. Immer straffer und kecker trat er durch das Haus. Aber seinem argnwhniscken Geiste entging es nicht länger, woher da» alles kam. Und Pese Einsicht verdroß ihn und mischte einen stillen Unwillen in sein Wohlgefühl. „Es gibt solche Racker," maulte er, wenn er allein war. Doch dachte er nicht daran, sich der gefähr lichen Magie zu entziehen. (Fo-lttstunsMU cs nicht geraten sei, daran teilzunehmen; aber in Wahrl^eit war es gegen seine Natur, eine klare Ent'cr.eidung zu suchen, und eine Bequemlichkeit, die er sich nicht eingcst ind, machte cs vollends unmöglich. Alles mußte seinen Verlauf nehmen und von selbst zu Ende gehen. So beschloß er, der prüfende Beobachter zu sein, der unbestechliche Richter, — der Zuschauer, der sich durch keine Laune des Augenblicks beeinflussen ließ. Dieser Entschluß gab ihm das Bewußtsein einer hohen lleberlegenheit, das seinem Selbstgefühl schmeichelte. Es war der Sieg der Theorie, der ihn befriedigte und be ruhigte, solange er mit sich allein war. Daß selber bestand, wie er es ansah, war mehr, als sein Gang gehofft hatte. Beinahe glücklich stieg schneiten Hänge wieder herunter. Die Frauen machten es ihm aber drunten Jospehine trug, zumal im notwendigen Verkehr mit der Schwägerin, einen Dünkel zur Schau, der eine fort währende Beleidigung war. Die Neigung dazu war hr schon immer eigen gewesen, doch hatte sie diesen Fehler mit ihrem geselligen Talente stets klug zu verdecken gewußt. Aber nun gab sic die Arbeit an sich selbst mit voller Absicht auf, nun gefiel sie sich in ihrer natürlichen Schroffheit und ließ sich keinen Anlaß entgehen, um herauszrffordern, zu kränken — Kritik zu üben, wie es alte überlieferte Flom- bcrgsche Art war. Babette ertrug das mit großer Gelassenheit nd sand immer mehr die vorige unbekümmerte Heiterkeit n jeder. Es schien, daß sic sowohl mit der Sanftheit als nit der lei denschaftlichen Aufregung fertig war. Sie ließ es an trok- kenen, aber wohlberechtigten Bemerkungen zur Abwehr nicht fePem sang und lachte im Hause und machte sich ganz offen ein Dergüngen daraus, Finchen zur Verzweiflung zu bringen und ihren Dünkel bis zum Unerträglichen zu stei gern. Was sie heimlich unter diesem Zustands litt, ver schwieg sie, auch vor ihrem Mann verbarg sie die Unruhe ihrer Seele unter lauter Scherzen. Günter sah diesem Wesen mck Unbehagen zu. Es ent ging ihm nicht, daß es Josephinens Bestreben war, Babette vor ihm herobzusetzen, ihm ihre Schwächen deutlich zu machen und sie ihm innerlich zu entfremden. Er war zor nig auf die Schwester, ohne sie noch einmal zurcchtzuweisen. Aber Finchen war ihm wenigstens kein Geheimnis — Ba bette verstand er überhaupt nicht mehr. Ihre leichte Fröh lichkeit ,die sich unter diesen Schwierigkeiten erst ganz zu entfalten schien, erfüllte ihn mit immer größerem Erstau nen. Doch behielt er, seinem Vorsatz« treu, die Maske des überlegenen Beobachters mit Eifer bei und merkte nicht, daß er, statt der unbeteiligte Zuschauer zu sein, der Spiel ball und Kampfprei» der beiden heftigen Streiterinnen geworden war. Lm meisten verwunderte « ihn, daß Babette, im Gegensatz zu Finchen, weder lhn selbst bekriegte, noch den leisesten versuch machte, ihn durch Liebesbeweise auf ihre Seite zu ziehen, gleich al» wollt« sie die Schwägerin Lügen strafen. Daß diese Sicherheit nur «in seiner« Mittel war, ihn zu gewinnen, konnte er nicht glauben; mit Unwillen wie« er den Gedanken von sich. E» war zu offenbar, daß ibr Vertrauen au« einein starken, reichen Her^r wuchs; lichrr. daß dies» Bankhäuser bett Bankwelt dabUr^ — . tun, d. h. stützend am Attkmnartt« «smu-reife«. D dieser großen, vom Stinneskonzern Übernommen« wird eben noch geraum« Zett erfordern. Ohne diese neue Störung, ohne diesen nnwn lt» tor hätten zweifellos die Anzeichen für ein« leicht« manck>«n Seschöstezwetaen ein« gewisse Anregung au di« Gelderleichterung täglich Fortschritt« maq^ -wähi tig die Baisseparte« wieder erheblich« Blanko-Eng« sammelt hat. Freilich vermögen auch etwa» gümttj ten au« der Industrie nicht darüber * Rentabilität der deutschen Industrie durch die äußererdenttich« Belast«» Steuern und sozialen Abgaben stark s gegeiltem» ep zu dürfen, wie e« di« Sachlage eigentlich erfordert Kälte. Es handelt sich dobei im wesentlichen um Chemikalien» elek trisch« Artikel, Leder- und Spielwaren, Maschtnenartikel, «lein- eiscnprodutte und rptische Erzeus "" Sige» erklärten, auf der Grund! geräumten —-—,..... .—— ,. sehung der Verdandlunpei. zu haben. Di« französische Delegation wiederum erachtete die deutschen Zollvorschläge für Wein, Woll- und Baun wollgerrcde, sowie Automobile für ungenügend. Die Schwerindustrie der beiden Länder hält den Abschluß eine» Han- dcls.'erlragcs nicht stir aussichtslos. Die Börsenwoche. Die Börse verfällt immer wieder in ein« nervöse Erschöpfung zurück. In den ersten Tagen sah es so aus, als ob sich die deut schen Wertpapiermärkte von den verstimmenden Wirkungen emanzipieren wellten, die immer wieder,vom Montanaktienmarkt ausgehen. Tie Nachrichten über Betriebsstillegunge im Kohlen bergbau und in der Schwerindustrie schienen ihre niederdrückende Mutung allmählich emzubützen, zumal man an der Börse den Eindruck geu-unn, daß diese Betriebsstillegungen planmäßig vor genommen würden, uni eine Erleichterung der Finanzlage der Gesellschaften herbeizufuhren. Man wies jetzt darauf hin, daß in anderen Industrien, so in der Fertigwarenindustrie, in der Elektro industrie, nn Kaligemerbe und in der chemischen Industrie die Ge schäftslage bei wertem nicht sa verzweifelt sei, als in der Schwer industrie. Anlaß zu dieser Differenzierung zwischen den einzelnen Industrien gab her große Austrag, den die A. C. G. für ein Groß- krastmerl >er Stadt Berlin erhalten hat. Dazu kamen Gerüchte über Auslandsaufträge des Siemens-Konzerns, sowie Meldungen über größere Rzparationanufträge, die der deutschen Industrie aus Front reich und Belgien zugeflossen sind. Man will auch beobach ten, daß nicht nur bei deutschen Kommunen, sondern auch im Auslaute Plane auf Erweiterung der Versorgungsanlagen stir elektrische Energie bestehen. Da gleichzeitig das Ausland Kaufauf träge für Elektramerte und Anisinpapiere, das Rheinland aus die günstigen Absanverhältnisse in der Kaliindustrie hin Kaufaufträge Kaliwertc sandte, schien eine Zweiteilung der Börse eintreten «vollen. Man überließ den Montanaktiemarkt seinen Sorgen und es entwickelte sich auf den übrigen Industriegebieten, unter stützt durch die fortschreitende Gelderleichterung, eine Kaufbewe- guüg Vielfach tauschte die Spekulation Montanwerte in andere Iudustricwerte um. Diese Kuufbewegung erlahmte freilich sehr bald. Cs stellte sich heraus, daß die Industrie, die noch immer unter Botriebsmittel- knappheil leidet, die eingetretenen Kursbcfserungen sofort zum Verlaufe von „Äarratsaktien" benutzte. Dazu kamen neue inner politische Sorgen, sowie eine tiefgreifende Verstimmung über die überall ausilackeruden Lostnkämpfe. Neue Nervosität schuf auch die Annahme der Aufwertungsvoriagc, die für den Neubesitz an Kriegsanleihe, und damit für die Börsenspekulation, neue schwere Verlusts bedeutet. Man ist sich darüber klar, daß diese neue Schwächung der Börse, die an und für sich nur über eine geringe Kaviialkraft verfügt, noch lange ihre Spuren im Börsenverkehr ziehen werde. Schon jetzt bemerkte man, daß zur Deckung der großen Verluste an Kriegsanleihe Verkäufe in Industrie papieren vcrgcnommen werden muhten. Als dann plötzlich wie der größere Posten von Stinneswerten an den Markt kamen, wurde die Stimmung bei hochgradiger Nervosität ausgesprochen matt. Es gewinnt den Anschein, als ob die Stinnes-Samerrmg doch noch nicht ganz durchgcführt ist. Man erzählte an der Börse, daß zwischen dem Stinneskonzern und den Banken ein hartnäcki- Die Flambergs Roman von Rudolf Heubner. l16 ^ortiehuii». . , „Oho! Früher dachtest du üsicr Hause anders." „Früher!'.' sagte der Forstmeister wieder seine Zeitung, vor. „So laß dach wenigstens mit dir „Bitte, mache das mit Finchen aus, meister noch einmal und winkte unsreundlich ab. Da kam es Günter zum Bewußtsein, daß dec Grunrock dos Gespräch im Nebenzimmer' angehört habe. Er hatte ein scharfes Wort auf der Zunge, aber er schluckte es hin unter und ging unwillig hinaus. Es war ihm den ganzen Tag über unmöglich. Hausgenossen in der gewohnten Weise zu begegnen do sie ihm von selbst in den Weg liefen, schlug er sich hin aus ins Freie. Winter lag über der Welt. Die Straßen zwischen den Gärten der Landhäuser waren ganz einsam, nur selten klang ein-Laut qus einer der stillen Behausun gen, und höher hinauf gegen den Bergkamm hörte olles Leben auf. Da zeigte sich-Mr ab und zu die Spur eines Hasen oder der Tritt eines Aötzels im leichten Schnee. Diese große, allunffassende. Ruhe tat ihm wohl. Plan los stieg er weiter und suchte geistig zu bezwingen, reas ihn bewegte. Er hatte das dunkle Gefühl, daß sich unter den nahevertrauten Menschen «in Widerstreit gegensätzlicher Kräfte vorbereitete oder schon in vollem Gang war, und daß er mitten drintic stand, ohne doch die starken Gewalten hemmen oder lenken zü können. Denn noch konnte er sich mit allem Nachdenken nicht klar darüber werden, was hier eigentlich im Werk« war., Er-fühlte sich tief verbunden mit den Menschen seines Blutes, die er in ihrer Rauheit und Rücksichtslosigkeit, aber auch in ihrer Lauterkeit so gut kannte, wie sich selber; aber die starke und herzliche Liebe zu der erwählten Frost wollte sich weder in großen noch in kleinen Dingen beschränken und beeinträchtigen losten. In diesen menschlichen Beziehungen den Maßstab von Recht und Unrecht anzulegen, schien ihm ganz unmöglich. Es war ihm, als sei der stumme und hartnäckige Kampf, der nur zuweilen -in lächerlichen Zwistigkeiten sichtbar wurde, dos Abbild einer Auseinandersetzung, die schon seit langer Zeit, weit über die letzten großen Erschütterungen her, das Menschengeschlecht aüfregt« und verwirrte. Aber er fand den Nomen nicht dafür und nicht die Lösung. In dumpfem Groll darüber, wider Willen in dieses Ringen hineingezogen zp sein, wanderte Günter auf der einsamen Höhe hin. Drunten lag die Landschaft grau, dun stig, und starrte ihn mit einem vergrämten und mürrischen Gesichte an. Nein, nur heraus aus dieser öden, verworre nen Stimmung, nur frei sein von dem unfruchtbaren Widerstreite. Er wurde sich aber nicht bewußt, daß er sich mit immer heißerer Begierdf! abmühte, den Kamps, den jene mit Heftigkeit untereinander führten, für sich in seinem Innern auszutragen. Sich zur befreienden Tat durchzu ringen, gelang ihm nicht. Wo» war denn das Tatsächlich«; do» am Ende blieb? . Ein Kampf -wischen zwei Fragen, deren Naturen so verschieden-«««. — Hr .schM stch datz KL«
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