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Pavlere wl'.'rrend de- Jilfl^.t'onsze't stark oo» AvrtaLtz« G»> faust worden uurcn. Der Beschlutz des französischen Ministc-rakes übe' dic Räumung der Ruhr und die Regelung dc: l,crpflich:c.Nvctt Les Sttmrei-Kon-erns unter Heranziehung der Lombard- Velden der veehandlmm bewirkten dann wieder eine Be- Mlgung, -umak der Ultimo jetzt als erledigt gelten könnte. Die Baissepartei ging mit Rückkäufen vor, auch wurden viel- jkch Zwangsdeckungen vorgenommen. Sobald freilich die Deckungskiiufe erledigt waren, flauten Interesse und Kurse immer bald wieder ab. Andererseits mutz hervorgehoben Werden, daß an den Börsen mit fester Tendenz sofort ein er heblicher Materialmangel in Erscheinung trat. Zur Zurück haltung der Börse trugen sehr viel die innerpolitischen Sor ten, der Kampf um die Zoll- und Steuerfragen bei. Da gegen findet die außenpolitische Lage jetzt eine ruhigere Be urteilung. In den Kreisen der Großbanken hält man die Kurse für reichlich unterwertet und glaubt im Falle einer weiteren außenpolitischen Beruhigung an eine langsame Konsolidierung der Börsenverhältnisse. ' Ein deutscher Zeppelin für die Dezrvingung des Nordpols. Im Reichsverkehrsministerium fanden Besprechungen zwischen Dr. Eckener, den Mitgliedern der internationalen Studiengesellschaft für die Erforschung der Arktis und mit Vertretern des Reichsverkehrsministeriums statt, in denen auch die Schwierigkeiten eines künftigen Polarfluges im Zeppelinlustschiff erörtert wurden. Bekanntlich ist cs Deutschland laut Friedensvertrag verboten, für den eigenen Gebrauch Luftschiffe zu bauen, und nur die Botschafterkon ferenz kann eine Genehmigung hierzu erteilen. Dr. Eckener Aaubt jedoch, daß mit Rücksicht darauf, daß es sich bei dem Projekt um eine wissenschaftliche Tat von weittragender Be deutung handelt, die Bottchafterkonferenz das generelle Ver bot für diesen speziellen Fall aufheben werde. Die Bezwin gung des Nordpols durch Zeppeline müßte nach Ansicht Dr. Eckeners als erstes praktisches Resultat eine schnellere Ver bindung Europas mit Ostasien zur Folge haben. Die Lust linie über den Nordpol ist wesentlich kürzer als die bisherige Strecke durch ganz Rußland und Asien. Berlin, 26. Juni. (W. T. B.) Heute.nachmittag fand im Reichsverkehrsministerium zwischen der Internationalen Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff und dem Luftschiffbau Zeppelin eine Besprechung statt, in der u. a. Dr. Eckener, Geheimrat Prof. Dr. Kohl schütter, Hauptmann a. D. Bruns und Direktor Dr. Bleistein teilnahmen. Die Besprechung hat zu folgendem Ergebnis geführt: " Vßr eustfchiffb-u SVlxltz» »M ckp für Zwecke der »tu- "--"etellfchaft geeignete, Luftschiff bauen und e» Professor '' -if Nansen, de« Prafldeaien der Stndiengesell- jchajt. für zwei Polunlernehmuuaen zur Versagung stellen. Die Kosten sür den Lau des Luftschiffe, will der Luftschiff, bau Aq>peltn selbst avsbriugen, diejenigen für die Durchsah. runa der arktischen Forschung sollen international getragen werden. L« ist beabsichtigt, nach Erledigung der arktischen Unternehmungen da« Luftschiff der international infam- mengesehten Studiengesellschaft zu anderen wissenschaftlichen Zwecken, insbesondere sür die Erforschung weiterer unbe kannter Gebiete der Erdoberfläche zur Verfügung zu stellen. Der Luftschiffbau Zeppelin tritt in die Studlengesellschaft ein. Nach dem Eintritt wird die Studlengesellschaft an die deutsche Regierung einen Antrag einrelchcn, in dem sie bltten wird, die Bauerlaubnlo sür da» die Begriffsbestim mungen überschreitende Luftschiff von der Volschafterkonse- reuz nachzusuchen. Handelsnachrichten., Produktenmarkt. Dresdner Produktenbörse am 26. Juni. Weizen, inl., Basis 74 Kg. 268—273, stetig. Roggen, inl., Basis 72 Kg. 233—238 stetig. Sommergerste 240—255 geschäftslos. Winter- und Futtergerste 220—235 ruhig. Hafer, inl. gut 250—260 fest, mittel 235—249 fest. Mais, La Plata 225 bis 230 ruhig, anderer Herkunft 210—215 ruhig, Cinquan- tin 255—265. Wicken 27,50—28,50 fest. Lupinen, blaue 15—16 ruhig, gelbe 18—18,50, ruhig. Futterlupinen 13 bis 15 ruhig. Peluschken 26—27 fest. Erbsen, kleine 28,50 bis 29,50 fest. Trockenschnitzel 11,75—12,25 ruhig. Zucker schnitzel 19—21 ruhig. Kartoffelflocken 24—24,50 ruhig. Weizenkleie 13,20—13,70 ruhig. Roggenkleie 14—15,60 fest. Weizenmehl, Bäckermundmehl 39,50—40,50 ruhig, Jnland- mehl, Type 70 Proz. 38—40 ruhig. Roggenmehl, Type 70 Proz. 35—36,50 fester. Feinste Ware über Notiz. Die Preise verstehen sich bis einschließlich Mais je 1000 Kg., alle anderen Artikel je 100 Kg. in Reichsmark, Rotklee, Erbsen, Wicken, Peluschken, Lupinen und Mehl (Mehl frei Haus) in Mengen unter 5000 Kg. ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 000 Kg. waggonfrei sächsischer Ver sandstationen. Sammerlichtspiele. Jackie Coogan (Jacob Cohnl) m „Der kleine Bettelmusikant". I. C. ist kein Unbekannter und so bewies er auch in diesem Film sein erstaunliches Kön nen. Als Baby nimmt ihn seine Mutter, als sie aus krank hafter Eifersucht ihrem Manne davonlüust, mit zu ihren be tagten Eltern, die nach dem frühen Tode ihrer Tochter sich des musikalisch talentierten Kindes annehmen. In Not ge raten, müssen sie ihr Anwesen verkaufen und der Junge läuft davon, um Geld zu verdienen, den Großeltern das Haus zurückzukaufen. Ein alter Geiger, Calla, der ein blendendes Spiel zeigte, nimmt sich des Buben an und bil det ihn^ausI Als der Alke sich auf s Sterbebett legt? wird der Knabe von seinem Vater, der ein gefeierter Virtuos ist, entdeckt und die Großeltern erhalten ihr Anwesen zurück. Jackie zeigte manche gute Leistung, der man aber hier und dort das Eingelernte anmerken konnte, so daß sie nicht so ' natürlich wirkte wie In früheren Filmen. Der Film ist gut ausgestattet und gut photographiert. Der Besuch kann nur warm empfohlen werden. — Hiermit muß ich meine Tätig keit als Kritikus der Kammerlichtspiele beenden, da mich anderswo neue Pflichten rufen, und wünsche allen, die mir ihr Vertrauen entgegengebracht haben, herzlichst alles Gute. G von Stockhausen. "Der „Schloßkclker" in Dresden (Schloßstr. 16)"hyt "sich zu einer der beliebtesten Einkehrstätten für Fremde und Ein heimische entwickelt und der dauernd zunehmende Verkehr ist der beste Beweis für die Güte der Bewirtung.' Schon von morgens 8 Uhr an bis zur Mitternacht kann man hier warme Speisen erhalten, was besonders für ankommende Reisende sehr angenehm ist. Küche und Keller bieten wirk lich das Beste. Die umfangreichen Schankräume im Par terre und 1. Etage gewähren behaglichen Aufenthalt. Nur echt bayrische Speziallnere werden verschänkt und jeder Kenner ist von ihrer Bekömmlichkeit entzückt. Je eine gute Kapelle im Parterre und 1. Etage spielen allabendlich und sorgen für entsprechende Stimmung. Mittags werden Ge decke zu mäßigen Preisen verabreicht. Der Schloßkellcr wird allen Fremden und Einheimischen zum Besuche bestens empfohlen. und an Verdauungsstörungen Leidende gebrauchen mit bestem Erfolge G. Schlelthner« Beatrice« Liquor, beit 45 Jahren glänzend bewährt — Zu Haden in allen Apotheken. Hauptdrpot: Stadt apotheke Bischofswerda. G. Schleittzner» Verlag Löwenberg i. Schl. Inh. Apoth. M. Zwirner. ETLUNLlksit krsu erkalten uncl köräern tägl. Ausspülungen mit kredar. Ueberrasckönck unck erkrlsckencke Wirkung, stark äesinkirierenck, beseitigt scklsckte berücke. x ^srrtl. empkoklsn, seit über 20 sakrsn erprobt, preisgekrönt. 100 kZramm-kllascke dä. 1.25, cioppeiter Inkslt /Vi. 2.—. Lrkältlick in allen einsckiagigen besckäkten. bestimmt im Lsnitätsksus Kickten, lZakakokstrage. WU llmls Sonntagsgedanken. 3. Sonntag nach Trin. Sirach 17, 31: „Alle Menschen sind Erde und Staub." Aus was bestellt der Mensch? Man hat ausgerechnet, daß der Mensch aus so und soviel Wasser, Kalk, Kali, Schwefel, Phosphor, Eisen, Na tron, Magnesia und Kohle bestehe. Silber und Gold ist nicht in ihm, alles nur ganz gewöhnliche Stoffe, lind doch: eins ist in ihm, gegen das Silber und Gold nur ge meine Stoffe sind: das Unmeßbare, und doch alles Bestim mende, das Unwägbar,«: und doch alles Zusammenhaltende, was wir Seele, Geist nennen. Aber meint nicht ein Dichter gerade die Seele, wenn er er sagt: „Aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die Gewohnheit nennt er seine Amme?" In der Tat ist es leider ost so, daß sich ein Seelenleben aus lauter gemei nem zusammensetzt, aus Egoismus, Lüge, Hinterhältigkeit, Gewohnheit. Aber es braucht nicht so zu sein. Sagt doch schon Goethe von seinem Freund Schiller: „Und hinter ihm in wesenlosem Scheine lag, was uns alle bändigt, das Ge meine." Mag das auch etwas zu viel gesagt sein, möglich ist es doch: denke nur an den Größeren, in dessen Seele Opfer treue, Selbstlosigkeit, Liebe in so reicher Fülle lebte, daß nichts Gemeines in ihm Platz hatte. Denke daran, wie er in den Seelen seiner Freunde und Jünger Ehrgeiz, Schwan ken und Kleinmut umschmolz in Reinheit, Festigkeit und Treue. Dann ist der Mensch nicht mehr die Summe von allem Schlechten und Gemeinen. Er kann nicht nur mehr sein, er soll mehr sein. Auch dein Leben, das zerbrechliche Gefäß soll edelsten Inhalt ber gen. Und nach diesem Inhalt richtet es sich, was ein Mensch ist. Das Gefäß hat dir Gott gegeben. Nun laß es deine Sorge sein, es mit kostbarem Inhalt zu füllen. k'l-S. Die Giftpflanzen unserer Heimat. Naturkundliche Plauderei von Gerhard Wiesner. Wenn in den letzten Jahren Erkrankungen und Todes fälle infolge Genusses giftiger Pflanzen immer seltener wer den, so ist dies in der Hauptsache dem Umstand zuzuschrei ben, daß die Menschen nicht mehr so viel wie früher durch eigene Ouacksakberei ihre Leiden und Gebrechen zu heilen suchen, sondern daß sie sich beizeiten nach einem Arzt um sehen. Viel Gutes an Aufklärung und Belehrung haben in dieser Beziehung Schule und Presse bereits geleistet. Den noch erscheint es notwendig, immer wieder auf unsere wich- titfsten Giftgewächse hinzuweisen. Enie Reihe gefährlicher Giftpflanzen liefert die große Familie der Nachtschattengewächse. Die berüchtigsten sind Stechapfel, Bilsenkraut und Tollkirsche, die an Giftgehalt olle ihre europäischen Verwandten übertreffen. Weniger giftig, aber durchaus nicht harmlos, sind der bittersüße und der schwarze Nachtschatten, sowie der Teufelszwirn. Gerade zu kurios mutet es an, daß dieselbe Familie die für uns so wichtigen Kulturgcwächfe wie Kartoffel, Tabak und Tomate aufzuweisen hat. Der Stechapfel tritt als Unkraut an Zäunen, auf Schutthaufen und besonders häufig in Weinbergen aus. Wahrscheinlich stammt er aus Asien. Seit alten Zeiten wurde er namentlich in Indien als beliebtes Mordmittel ge braucht Die ganze Pflanze ist eine sparrlge Staude bis zu einem Meter Höhe mit gestielten, eiförmigen, gebuchteten . Blättern, die zehn bis zwanzig Zentimeter lang und fünf bis wöli Zentimeter breit sind. Die Blüten erscheinen von Juni bis Oktober und bilden große weiße Trichter von sechs bis acht Zentimeter Durchmesser. Die stachligen Samenkapseln, die die Größe eines Hühnereies erreichen, bergen einige Hundert schwarzbrauner, nierenförmiger, lin sengroßer Samen. Schon einige wenige erzeugen nach ihrer Einnahme die für diese Vergiftung typischen Krankheitser scheinungen. Der Puls hämmert in den Adern, das Gesicht färbt sich innerhalb weniger Minuten hochrot. Mitunter verbreitet sich die Röte von der Stirn ausgehend über den ganzen Körper und erinnert so an Scharlach. Die trockene Hitze im Mund und Schlund macht ein Schlucken unmöglich. Das Fieber steigert sich zu wilder Raserei. Die Augen tre ten aus den Höhlen. Der Tod tritt nach einigen Stunden infolge Gehirnlähmung ein. Früher (vielleicht auch noch heute) dienten die Früchte des Stechapfels zur Bereitung von Liebestränken: gegen Asthma und Zahnschmerzen sollen namentlich die Dämpfe der verglimmenden Blätter helfen. Besser ist es, von derartigen heimtückischen Heilmitteln ab zusehen. — Das Bilsenkraut wächst an ähnlichen Orten wie der Stechapfel. Von der klebrigen Pflanze geht ein ekelhafter, betäubender Geruch aus. Die schmutziggelben, violettge aderten Blüten sind alle nach einer Seite gerichtet; die Früchte reifen in Kapseln, die mit einem Deckel aufsprincn. Die ganze Pflanze erreicht eine Höhe von 60 Zentimeter; die Blütezeit fällt in die Monate Juni bis August. Das todbringende Gift, Hyoscyamin, ist in allen Teilen der Pflanze vorhanden. Schon Fünftausendstel Gramm genügen, einen Menschen zu töten. In früheren Zeiten wurde durch Auskochen der Pflanze mit Oel das sogenannte Bilsenkrautöl gewonnen und als Heilmittel gegen Rheuma tismus oder Hexenschuß angewendet. Durch Verwechslung der dicken Wurzeln mit Küchengrünzeug mögen Vergif tungen voxgekommen sein. Besonders im Zeitalter des Hexenglaubens stand das Bilsenkraut wie auch Stechapfel und Tollkirsche in hohem Ansehen. Die Wirkungen durch Einreiben mit Bilsenkrautsalbe oder durch Kopfumschläge mit Blättern dieser Pflanze sind ganz eigenartig. Es wer den Sinnestäuschungen hervorgerufen, ähnlich wie beim Opium.' Die Erregung steigert sich zu Zank- und Streit sucht; daher der Name Zankkraut. Es folgen Ohnmachts zustände, die von Krämpfen und Visionen begleitet sind (Prophetenkraut). Ein Gefühl der Leichtigkeit und Gc- hobenheit befällt den Erkrankten, als flöge er durch die Lüfte (Hexenkraut). Und so n^rg es auch vorgekommen sein, daß jene armen Wesen unter den Wurzelgräberinnen und Kräuterweiblein, die mit der Welt abgerechnet hatten, die in Verachtung und Elend dahinlebten, sich durch derartig« Geheimmittel aus der Erdenqual, wenn auch nur auf Stunden, erheben wollten, und dann, wenn ihnen der „Hexenprozeß" gemacht wurde, als erlebte Tatsache zu gaben, sie wären durch die Lüfte geflogen. — In schattigen Bergwäldern trifft man hin und wieder die Tollkirsche, Atropa Kella ckonna, an. Die Staude erreicht eine Höhe von 60—125 Zentimeter. Leicht zu erkennen ist sie ap den langeiförmigen Blättern, die an den Blattstielen noch herablaufen und zu zweien gegenüberstehen, von denen das eine stets bedeutend größer ist al« das andere. In die Monate Juni und Juli fällt die Blütezeit; die ansehnlichen Glockenblüten entspringen aus den Blattwinkeln und die schwarzen Kirschen ähnlichen Früchte reifen von August bis Oktober. Namentlich Kinder fallen den lockenden Beeren zum Opfer. In der ganzen Pflanze sind zwei höchst giftige Alkalien, Atropin und Hyoscyamin, enthalten. Fast unter denselben Begleiterscheinungen wie beim Stechapfel gehen die Opfer schon nach Genuß von drei bis fünf Beeren zu gründe. Der aus den Blättern gekochte Tee soll ein Mittel gegen Keuchhusten sein, doch ist vor einem derartigen Mittel nicht genug zu warnen. Den alten Griechen war die Pflanze schon bekannt, und sie gaben ihr den Namen der den menschlichen Lebensfaden abschneidenden Schicksalsgöttin Atropos. Die Italiener legten ihr den Namen Kolla, ckocma, schöne Dame, zu weil ihre Frauen die reifenden noch roten Beeren als beliebte Schminke benutzten. Aber noch in anderer Weise suchten sie ihrer Eitelkeit zu fröhnen, indem sie nämlich sich den Beeren saft in die Augen träufelten, was ein Gröherwerden der Pupille zur Folge haben sollte und den Augen zu einem be zaubernden Glanz verhalf. — In der Hand des Arztes leistet das Atropin wichtige Hilfsdienste bei Augenoperationen. An feuchten Grabenrändern und auf Wiesen ist der giftige Hahnenfuß anzutreffen, leicht zu erkennen an dem sparrigen Bau, den schwefelgelben kleinen Blüten und dem walzenförmigen Fruchtstand. Zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört auch der Sturmhut oder Eisenhut, ^eovitnm. Die Älpenländer und die Gebirge Süd- und Mitteldeutschlands sind seine Heimat. Bei uns ist er eine beliebte Gartenblume. Jedoch wenige wissen, daß er ein scharfes Gift, Acomtin, enthält, das in der Heilkunde Verwendung findet. Unsere beliebte Gartenblume, der Fingerhut (Digitalis), ist ebenfalls eine Bewohnerin unserer Bergwälder, der aber auch bei uns hin und wieder wild vorkommt. Dort schmückt er besonders Waldblößen und Berglehnen mit seinen präch tigen Blütentrauben. Alle Teile des stolzen Gewächses ent halten ein sehr starkes Gift, Digitalin, das wohl Weidetiere und Schnecken von der Pflanze fernhält, dem Menschen aber als wirksames Heilmittel bei Herzkrankheiten dient. Wäh rend die therapeutisch zulässigen Mengen die Herzarbeit ver bessern, bewirken größere Dosen eine Unregelmäßigkeit in der Folge der Herzschläge, einen beschleunigten Puls; es kommt zu einer ausgesprochenen Arhythmie des Herzens, einer Negellosigketz ^er Herzarbeit, die schließlich zum Herz stillstand und zur. Anfhören der Lebenstätigkeit führen kann. An versumpften Gräben findet sich der bis manneshohe Wasserschierling, der wie seine beiden Vettern, der gefleckte Schierling und die Hundspetersilie ein scharfes Gift enthal ten. Um sich vor Vergiftungen durch letztere, da sie auch gern in Gärten vorkommt, und der Petersilie ähnlich sieht, zu schützen, ist es ratsam, nur die krausblättrige Spielart derselben zu bauen. Sicher zu unterscheiden ist die Hunds petersilie und Gartenschierling von der Petersilie durch den unangenehmen, knoblauchartigen Geruch, besonders be merkbar beim Zerreiben der Blätter, durch die glänzenden Blätter (daher auch der Name Gleiße), durch die direkt un ter den Einzelblüten herabhängenden zwei bis drei kleinen Blättchen (Hüllchen), sowie an der einjährigen, dünnen Wurzel. Der gefleckte Schierling erreicht eine Höhe bis zwei Meter und kommt an Wegen und Hecken vor. Zu er kennen ist er an den hohlen Blattstielen, dem rot bis blau gefleckten Stengel und dem mäuseartigen Geruch. Er ent hält das Gift Eoniin, das dem griechischen Philosophen Sokrates im Becher gereicht wurde. Im Altertum diente der frische Schierlingsaft häufig zur Vollstreckung des Todes urteils. Das Schierlingsgift lähmt in rascher Folge die Muskulatur; von den Muskeln der Beine beginnend, steigt die Lähmung aufwärts und führt den Tod herbei, sobald das Zwerchfell und die Muskulatur des Brustkorbes, deren Tätigkeit zur Atmung Unbedingt notwendig ist, ergriffen sind. Das Bewußtsein geht in der Regel nicht verloren, weil das Großhirn nicht beeinflußt wird. In therapeuii- scher Beziehung ist das Schierlingsgift ziemlich belanglos.