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Nr. IS». Sonntag, den 14. Inni i»2S. 8«. Anhrgnn» It Hst, al» es der Gefahrei, des Augenblick». Lloyd George er wähnte das Ruhrgebiet, wo die zosen im Großen und Ganzen derart . _ , . Bevölkerung, die ganz natürlich ihrem Vaterland« anhän> Si«e «tfsehe«rereße»dr Nebe Ltmch George». Lloyd Georg« ist bekanntlich ein« dar Lister de» L«. failler Schandvertroge«, d« im eng« Bunde mst Frank reich, die Bemühungen Amerika» «n einen gerechten Bee- trag läng der Bedingungen de» Versailler Vertrage» gegeben. E» fei ein harler Vertrag. Ab« die» sei umsomehr eia Grund, iha mit Toleranz und Weitherzigkeil mwzulegen. Gr enthalt« Bedingungen, die es möglich machten, ihn von Zeit zu Zeit abzuiindera und zu beschrLakea. Di«» bedeute, daß die Be dingungen, so hart sie auch seien, billig ausgelegt werden müßten. Das geschehe aber nichL Darin liege «in« ck ». Lloyd Georg« «e> Forderungen der Fran- seien, daß die rheinisch« „ _ terland« anhang«, in ihren Leidenschaften aufgepeitscht werden müsse. Man betrachte weiter den Fall der Nichträumung Köln». Es gebe nichts gefährlicheres für den Frieden, al» die Be setzung eines Landes durch die Truppen eine» anderen Han des. Die Engländer hätten Köln bereit» im Januar räumen müssen, dies jedoch immer noch nicht getan. Weshalb? Die Franzosen entdeckten plötzlich, daß die Deutschen die Abrü stungsbestimmungen de» Vertrage» nicht durchgesührt hätten. Er sage keineswegs, daß der Vertrag nicht hier und VN «in wenig verletzt worden seie. Aber im wesentlichen hät ten die Deutschen ihn durchgeführt., E» sei elu wenig seltsam, daß er, der eine führende «olle lm Kriege gespielt habe, hier her komme, um für den Feind zu plädieren. Er tue die» aber im Interesse der Gerechtigkeit und Billigkeit und als ein«, der im Interesse des britischen Reich,» seinen Hamen al» erster unter den Vertrag gesetzt hätte. Zur Paktfrag« über gehend führte Lloyd George aus, er halte mit seinem Uckckl zurück, bis er den Wortlaut der englisch-französischen Lerckn- barung sehe. Wenn England dem Pakt beitreten würde, nar um Frankreich eine Sicherheit zu geben, die e» ihm ernsög lichen werde, ungestraft gegen Deutschland Krieg zu führen, so könne da» von den Engländern nicht gebilligt werde«. Man müsse Zusehen, daß in dieser Frage der richtig« Schritt getan werde. Lloyd George erklärte schließlich unter Beifall, vor allem mhsse der Völkerbund gestärkt werden, dessen feier liche Satzüngsbestimmung essei, daß Streitigkeiten inZukunst durch rechtliche Entscheidungen und nicht durch Gewalt ge schlichtet werden müßten. Was war Deutschland vor dem Kriege in Aegypten? Mehr wie das, was Frankreich heute dort ist. Es gab drei deutsche Zeitungen in Kairo, viele blühende Geschäfte, die heute nicht mehr bestehen können, waren deutscher Besitz, die größten Hotels internationalen Charakters in Kairo, Alexan drien, Luxor u. a. wurden von deutschen Direktoren vermal- tet, die Quote des deutschen Handels in Aegypten war groß. Durch den Krieg wurde alles vernichtet. Die Deutschen ver loren ihren ganzen mühevoll in Jahrzehnten erarbeiteten Be sitz. Nichts lieh man ihnen und gab ihnen auch nichts zurück nach dem Kriege, außer dem ägyptologischen Reichsinstitut, dessen treuer und eifriger Sachverwalter Geheimrat Borchard heute wieder ist. Deutsche Ausdauer: und Arbeitsfreudigkeit beginnt heute wieder auf Ruinen aufzubauen, was noch leichter wäre, wenn neben dem Willen auch genügend Kapital vorhanden wäre. Doch kann inan schon merkbar spüren, daß blühendes deutsches Leben wieder aus den Ruinen emporwächst. Die von katholischen Schwestern geleitete einzige deutsche Schule in Bab-el-Luck hat heute schon wieder einen Bestand von siebzig Schülern aller Konfessionen und Rassen. In Alexan drien und einigen anderen Orten ist die deutsche karitative Fürsorge wieder im Entstehen begriffen^ Die Zahl der deut- schen Kaufleute vermehrt sich von Monat zu Monat. Wenn auch nur langsam, doch sicher bereiten sie den Boden für die Aufnahmefähigkeit der veuts' Neue Erfolge Add el Krl»». Paris, 12. Juni. Die französischen Berichte von d«r marokkanischen Front lassen erkennen, daß di« Rifleute im westlichen Frontabschnitt erueut in der Richtung auf weffan vorgedrungen sind und sieben französische Dosten abgeschust- len haben. Ein Entlastunasvorstoß der Gruppe Lolombat blieb erfolglos. Di« Kabylen sind nunmchr nur noch 1V Kilometer von Wessan entfernt. Im ganzen haben dke Marokkaner im westlichen Frontabschnitt 11000 Mann «in- gesetzt. Abd el Krim soll rücksichtslos di« Disziplin unter seinen Truppen aufrechterhalten und jeden Deserteur erschießen lasten. , Die Berichterstatter der Linkspresse schildern di« Lage an der Front nicht sehr rosig. Der Korrespondent de» Oeuvre schildert, daß er auf dem Friedhof d«r Fremden legion bei Bibane, wo die Franzosen kürzlich «ine empfind liche Schlappe erlitten, über 200 Gräber gezählt hab« und daß die Lage der abgeschnittenen Posten teilweise verzweifelt sei. Es werde bei den Kämpfen all»» großer Wert aus da» Prestige gelegt. Die parlamentarische Kontrollkommission für Marokko wird sich morsen über Marseille nach^ Casa blanca begeben und sich in Marokko etwa 8 Tage aufhalten. Die ZSressesstmmen au» London über dir Marokko- känwft lassen die Besorgnis erkennen, daß die Mißerfolge der Franzosen notwendigerweise eine Rückwirkung auf die Haltung der gesamten eingeborenen Bevölkerung Afrikas haben müsse. Insofern fei auch England an dem Ausgang der Kämpfe in Marokko interessiert Da» Prestige Abd el Krim» sei zweifellos durch sein« Sieae sehr erhöbt und habe ihn zu einem Helden und Rationalhero» gemacht, wo Mo hammedaner im Kampf mit den europäischen Kolonialmäch- «n läge». TViedererwachendes Deutschland im Orient. Don AntonLübke, z. Zt. Kairo. Deutschlands wirtschaftliche Niederlage spürt man ary beschämendsten und tragischsten, wenn man heute ins weste Ausländ kommt. Wehmut steigt auf, wenn man aüf Präch tigen modernen Dampfern fahren muß, dix deutsch^ Arbeit sind und einstmals deutscher Besitz waren. Darüber tröstet einen auch nicht die bestimmte Versicherung eitles mitfahren- den schweizerischen Kaustnannes, daß Deutschland bald wie der Kolonien haben werd«, daß es vor dem Kriege ein Volk war, das im Auslande mit einer Sicherheit auftreten konnte, wie der Engländer, daß damals die deutsche Mark dasselbe Vertrauen besaß wie heute der amerikanische Dollar. Nur eines tröstet, daß es Menschen gibt, die wieder anfangen, deutsche Arbeit hochzuschätzen und Deutschland als ein Land preisen, das anderen was zu geben hat. Auf dem Bombay dampfer traf ich Indier, die von Deutschland kamen, sich in allen möglichen Wirtschaftsdingen unterrichtet hatten und jetzt zurückfuhren, um in ihrer Heimat das Gelernte zu ver- werten. Der Italiener lobte Deutschland. Nur empfand ich beim Engländer das undefinierbare Gefühl, daß Konkurrenz furcht in ihm aufstirg. E, ist keine Willkür, wenn hsute noch nach sechs Jahren des Krieges Indien dem Deutschen ver schlossen ist oder es sechs Monate dauert, bis er einen Paß dorthin bekommt, wie mir ein holländischer Troßkaufmann versicherte. Syrien sperrt der Franzose mit einer Aengstkich- keit ab, die unbegreiflich ist. Einen Paß dorthin zu bekam- men, ist für den Deutschen heut« noch meistens ein« Unmög lichkeit. Ander» ist es mit Aegypten, dem Land«, da» vor zwei Jahren seine Unabhängigkeit von England zurückbekam. Die so vieles in Verträgen unter den Völkern, steht anscheinend diese Unabhängigkeitsgarantie auch nur auf dem Papier Die englischen Soldaten beleben noch immer da» Stadtbild, und fährt der englische Kommandierende nach dem Nooem- berattentat durch die Straßen, begleitet ihn ein Troß bi» zu den Zähnen Bewaffneter. Man sagt, daß sich der Stab der englischen Beamten um fast ein Fünftel verringert hab«. Da» will jedoch nichts beweisen, desto stärker baut England seine Macht im Sudan aus, um sein« Daumwollwirtschast zu sichern und von dort jederzeit Aegypten in Schach halten zu können. Ich glaube nicht daran, wann man sagt, daß durch das Nachlassen des englischen Einflusses auch die Ordnung ' in Aegypten Nachlasse. Vie Aegypter haben von England ohne Zweifel gelernt. Das wirtschaftlich« Aeitenbewußstein ist erwacht, da» Verlangen nach etwa« Unbekannten, von dem sie nur misten, daß es vorhanden ist, wurde in den letzten Jahren stärker. Gerade da» komn" d«m deutschen Geist« zu statten, der sich wieder einen ganz Boden schaffen mich, um neben dem eyaftfchen und gon^ - Der« dein französi schen Einfluss« kankurrieren zu könne,.. Wer d«N französi schen Wirtschaft-tinflich in Aegypten beobachten könnte, der weiß, wie ziekbewußt Frankreich arbeitet. Nordofrika und damit das Mittelmter zu beherrschen. Vie Kolonialmacht Englands steht ihm gewiß hier hindernd im Wege. Man spürt aber den französischen movaMchen Einstich in der ägyptischen Hauptstadt auf Schritt Und Tritt, vet einiger maßen intelligente Aegypter, und wäre er aus dem fernen Sudan, spricht neben Englisch auch geläuftg Französisch. Eine ganze Reih« von französischen Zeitungen machen die Politik,' und Kino» sorgen Glicht nttr für polnischen Einfluß, Deutscher «eichst«-. Berkin, 1». Funi. In Anwesenheit de» Reichsinnenmini- stewSchicke «öffnete «izepräffdent Dr. Bell di« Reichstags- sitzungMWWWr/ Mm der Tagesordnung stand die zweite Leftmg WWMwhaltpkan« der Relchsmlnisterium» des Mwrn. steuer bi« «usschuhoerhandlungen berichtet der Zentrumsabgeordnet« Dr. Scheibler. Rach diesen Verhand lungen wurde bekanntlich der 18. Januar zum Nationalfeier tag lustimmt Sn Entschließungen werden Schutzmaßnahmen für deutsche Rinderhelten in fremden Staaten -«fordert und ein« Statistik über den Umfang det ostiildtfchen Ginwanderung fett dem 1. Augtch lblö. Fern«'"—» Diesem vtaatsunttm ist nun schon gekommen, wie versahst GNgstmd ge» Deutschland mtt dem Versailler vertrug ckillia der französischen Willkür Preisgabe Sn einer Rede, di« Lloyd George am Freitag gehalten hak, gesteht er die» auch unumwunden ein: Landon, 12. Sunt. (Drahtben) Lloyd Georg« erklärt« in einer Rede in SearboroNgh, er könne mindesten, 18 Streit- fragen zwischen den Rattonen nennen, von denen stde zu einem off« nen Ko nfli kt führen könne, wenn nicht Mit tel gesunden würden, um Reibungen zu vermeiden und dicke Streitigkeiten durch friedliche und rechtlich« Mittel zu schlich- ten Ne Möglichkeit endloser Ursachen von Schwierigkeiten sck durch -ine enW«1^ mlMmchft und Hecke «nWondnn, auch nur langsam, doch ,chex bereiten sie den Boden für die Aufnahmefähigkeit der deutschen Wäxe, di« im Orient ge schätzt wird wegen shxer Qualität. Der Orientale, dessen ganzes Wirtschaftsleben noch zum größten Teile auf der sta bilen handwerklichen Tätigkeit beruht, schätzt die Qualitäts arbeit aus einem Nakurgefühl heraus. Nichts wäre darum verkehrter, wenn der deutsche Kaufmann sich bestimmen ließe, in den Orient Waren zu senden, welche den Anforderungen der handwerklichen Qualität des eigenen Landes nicht ent sprechen Unverkennbar ist der Drang des gebildeten Aegyp- ters, sich europäische Bildung zu verschaffen. Er sieht im eigenen Lande den Einfluß europäischer Kulturarbeit, er will diese selbst leisten oder zum mindesten sortsetzen. Wenn der Aegypter sehen muß, daß fremde Völker kom men und im eigenen Lande ihre einstmals große Kultur er forschen und Ausgrabungen vornehmen, so muß da» zu einer ErkeNntni» führen, die für die Zukunft noch manche» erwarten läßt. Deutsche Arbeit ist auch hier wiedrr nach dem Kriege in vorderster Linie. Deutsche Wissenschaft arbeitet wieder emsig draußen auf den Gräberfeldern an der Cheopspyra mide oder in den stillen Studierräumen de» ägyptologischen Institutes, wo eine reichhaltige Bibliothek in allen Sprachen, Lichtbilder und Apparate von der Forschertätigkeit zeugen, die hier durch Deutsch« geleistet wird, und zwar mit außer ordentlich großem Erfolge. Zwar stellt sie sich nicht neben die sensationellen Erfolge in Luxor, aber fle sind ein wichti- ge» Glied in der großen Kette der Erkenntnisse für die große Vergangenheit des Lande« der Pharaonen. Vie Grabungen, die hier vorgenommen wurden und ein« Reihe Mostabas (Gräber), Köpfe, Statuen, Tafeln, ja vollkommen erhaltene Skelette mit allen den dem Toten der ägyptischen Dynastien mltgegebenen Dingen zutage förderten, rücken di« Zeit der Pharaonen in ein immer Heller«, Licht. Binnen einigen Monaten, wenn die deutschen Grabungen vollkommen be- endet sein werden, werden die Ergebnisse der deutschen Oefsentlichkeit zugänglich gemacht werden. Deutschland kann deshalb stolz fein, daß feine Wissenschaft heute wieder neben England, Italien, Amerika und Frankreich treten kann und d«Ni deutschen Ramen, der früher in der West den besten Klang hatte, wieder zu Ehren verhilft. Tagesschau. Nach amtlichen Meldungen aus Paris wird die franzö sische Rote betreff» Abschlüsse» eine» Sicherheitspakt» erst Anfang nächster Woche in Berlin überreicht werden. * Lloyd George betonte am Freitag in einer Rede die engherzige, ungerechte und harte Anwendung der Bestim mungen de» Versailler Vertrage» und trat für eine Abände rung und Beschränkung des Friedensvertrages ein. In der Freitagssitzung des Reich»wirtschaft»rat» be tonte der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft die Notwendigkeit der Schutzzölle für die Landwirtschaft. Ein« Massenansammlung in Peking hat dem chinesi- schen Auswärtigen Amt unter der Androhung des General streik» ein 24fiündige» Ultimatum auf Annullierung der fremde« Vorrechte übersandt. Au den mtt ' bezeichneten Meldungen finden die Leser Au» sührlkchgi an anderer Stelle. ZSMoltzweröäer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amt-Haupt- Mannschaft, der Schulinspektton und des Hauptzollamt» -u Bautzen de» Amtsgerichts, de» Finanzamtes und de» Stadtrat« zu BtschofswerdL VvsticheckwKmttvr «vet G-eabe« Mr. 1521. Gemeinde, veckm«0»^»»ttasse Gtfchvftweeb» Kant» Str. «4. Talk höherer Gewalt — Krieg oder sonstwer irgend welcher !be» der Zeitung oder der Asörderungseinrich- Anzeiaenpret« (in Goldmark): Vie 4S mm breit» eintzmlttg« Grundschristzeile 20 Psg., örtliche Anzeigen 15 Psg, dir «) mm breit« Reklamezeile ttm Textteil) 50 Psg. Zadluvgm Papiernwrk zum amtlichen Briefkurs vom Zahltags iwach nicht mrdriaer al» zum Kur» vom Tage der Rechnung. — Rabatt mich Tarif, Für "lufschlag. — ErfiUkmgmirtBischafswerb« dcrge.öLcrtt^-, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsbkatt und Ämdwirtschaftsiche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt tk. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Fried rlchMayG.m. b.H. in Bischofswerda. Fernspr. Nr. 2z »rschrinnngewefie: Jeden Werktag abends für den folgend. Lag. B,z«g»peet« litt die Zeit eine» halben Monate: Frei in» Hau» halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abhoten in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Ptg. 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