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KOnLursuachrichteu aus de» Oberlande»gericht«be-irk Drecdcn ' Vom 5.—11. Februar 1925. Oehylgr 1 Dieustsrei, T m b. H., Pelzwarenkonfektion An meldefrist 4 8. Eotpjig: Seifen- und Kerzensabrik A.-G. in Wiedcrikich. Cesehäftsaussicht «enter. ikrlpzig: W. Oskar König 5. To., Neuschöneseld. Geschäfts aufsicht angeordnet. Dresden: Kaufmann Leo Saslawski, Nürnberger Straße. Anmeldefrist 2. 8. Königstein: Alberthof Hotelqesellfchafi m. b. H. Anmeldr- ftist 8. 8. Leipzig: Edmund Linke, .höllische Straße. Kcschäftsaus- sicht angeordnet. Dresden: Watt Elektrizitäts-A.-G-, Köniqsstraße. An meldefrist 7. 3. Reichenbach, V.: Max Sel)mußler, Weberei. Anmelde frist 27. 2. Auerbach, V.: Fritz W. Thomä, G. m. b. H, Rodewisch. Anmeldefrist 14. 3. Chemnitz: Textilwaren- und Herrenart.-Handlung Clara Hel. gesch. Gödel, Garlenstraßc 15. Anmeldefrist 19. 3. Glauchau: Glauchauer Holzbcarbeitungsmaschincn-Fobrik. GmbH. Anmeldefrist 7. 3. Leipzig: Kaufmann Albert Otto Lippert Barfußgassc An meldefrist 2. 3. Leipzig: Kaufmann Adolf Nauchwerk, Schleußig. An meldefrist 2. 3. Gchöneck. V.: Etuis- und Taschensabrik Eugen Sachßen- röder A.-G. Anmeldefrist 4. 4. Adorf: Kaufmann Anton Raber. 2. Prüfungslcrm. 16. 3. Oschatz: Kaufmann Carl Alfred Steinbach. Geschäslsauf- sicht angeordnet. Schwarzenberg: Oskar Göthel L Co., Bernsbach. Geschäfts aufsicht beendet. Großschönau: Goldberg K Arlt, Maschinenm. hcrm. Gold berg u. Schneider Rich. Arlt. Anmeldefrist 18. 3. Meißen: Kaufmann Otto Paul Merzdorf, Nenqasse 51. An meldefrist 10. 3. Reichenbach, V.: Kaufmann Paul Oskar Neumann. An meldefrist 2. 3. Rochlitz: Kaufmann Alex. Walter Bischoff. Anmeldefrist 7. 8. Sebnitz: Kaufm. Paul Alexander Hub. Anmeldefrist 7. 3. Großenhain: Kaufmann Ermin Oles. Geschäftsaufficht beendet Handelsnachrichten. Produkten markt. Berliner Produktenbörse vom 13. Februar. Die Pro duktenbörse der Vereinigten Staaten hatte gestern leinen Verkehr. Canada meldete höhere Preise zum Teil infolge neuer russisä)er Mehlkäufe. Auch von Liverpool lauteten die Notierungen höher teils aus dieser Tatsache heraus, aber mehr noch gab das sehr geringe Jnlandsangebot von Brot- atlrxHe und die hohen Forde» ungcn dafür einen Anlaß daß auch der hiesige Markt recht feste Haltung auswies. Die Deckungssrage kam für Weizen und Roggen vermehrt zur Geltung, und es mußten, obwohl offenbar manches für Rechnung der R.-G. gegeben wurde, höhere Prelle gezahli werden. In Gerste ist seines Material gesucht, aber nur sehr teuer angeboten. Sonst ist die Kauflust vorsichtig. In Hafer ist ruhiges Geschäft. Für Mehl war die Kaufneigung rüir wenig besser. Futterartikel lustlos. Frühmarkt. ttosteruuaen: Hafer, aut 210 bis 225, mittel 215 bis 218, Gerste 265 bis 270, Platamals 226 bis 228, Rdggenkleie 164 bis 170. Berliner Produktcnpreise. Preise für Getreide und Oelsaaten für 1000 Kilogramm, sonst für 100 Kilogramm ab Station. Preise in Goldmark: Weizen, märkischer 215 bis 250, März 270 bis 271, April 279 bis 281, Mai 284 bis 286 bis 285,5, fest. Roggen, märkischer 248 bis 250, fNiirz 265 bis 266, April 275, Mai 280 bis 281, fest. Sommer, gerste 255 bis 260. Winter- und Futteraerste 215 bi« 24V. ruhig. Haler, märkischer 184 bis 192. La-Plata-Mais, ab Hamburg Mai 202, still. Mais (ohne Provenienzangabel loko Berlin 224. Weizenmehl 33,5 bis 36, etwas fester. Roggenmehl 33,5 bis 36, etwas fester. Weizen- und Rog genkleie 15,60 bis 15,70, still. Raps 390 bis 400, still. Vit- toria-Erbsen 26 bis 31. Kleine Speise-Erbsen 21 bis 22. Futter,Erbsen 19 bis 20. Peluschken 18 bis 19. Ackerboh nen 20 bis 21. Wicken 19 bis 20. Lupinen, blaue 12,5 bis 14, gelbe 14 bis 16,5. Serradelle, neue 15 bis 17. Raps kuchen 18 bis 18,50. Leinkuchen 24 bis 25. Trockenschnitzel 9 bis 9,40. Torfinelasse SHO bis 9,60. Kartoffelflocken 20,10 bis 20,40. Kartoffeln, weiße u. rote 2,40, gelbfleischige 2,90. ra Der Betteljunge. Aon Jo h. von Kunowski. V Ost schon war Heinz an dem Betteljungen vorbeigegangen, der an k der Ecke der großen Siraße in seiner ärmlichen Kleidung stand und V Schnürsenkel seilbot. Heinz aber war angetan mit prächtigen warmen / Kleidern und mit dem Pelzkragen von Weihnachten her, und an seiner i Seite ging die Mama oder das Fräulein. Und immer hatte der feine ) Heinz die Nase gerümpsl. wenn er de» Jungen mit den Schnürsenkeln an seiner Ecke stehen sah und hatte verächtlich etwas von „Betteljunge" gesagt, gerade so laut, daß der andere es hören kannte. Die Mama und das Fräulein hatten wohl gar nicht aus Heinz' Worte gehört, und so kam es denn, daß sich der Junge ein Vergnügen daraus machte, im Vorbei gehen halblaut den armen Knaben zu beschimpfen. Und einmal als es gerade sehr stark regnete, und überall die großen Pfützen standen, da kam Heinz mit seinem Fräulein wieder an der Ecke des kleinen Schnürsentelverkänsers vorbei. Zitternd vor Kälte und Nässe / stand der an seinem Platze. Gerade vor ihm aber hatte sich das Negern l wasser zu einer großen Pfütze angesammelt. . ) Als Heinz das sah. schaute er flink einmal zu seinem Fräulein aus; das aber sah gerade »ach der anderen Straßenseite. Und dann trat der ) Knabe mit aller Kraft in die Pfütze, daß das Wasser ringsum ausspritztc > und den armen Jungen von oben bis unten überschüttete. Eng schmieglc f sich Heinz nach dieser „Heldentat" an das schützende Fräulein, der arme > Junge aber, der nun noch nässer als zuvor war, stand zitternd in seiner ( Ecke, und Tränen waren in seinen Augen. — ' t Eine Stunde später aber stand Heinz plötzlich allein auf der Straße ( und in dem Gewirr der Menschen. Er hatte bei dem Einkäufen im Ge- ) triebe sein Fräulein verloren und wußte nun nicht ein noch aus. ( Weinend lies er von Straße zu Straße, und ringsum sausten die ) Autos, klingelten die Straßenbahnen. Und wie der verwöhnte Heinz so planlos durch die Straßen lies und auch vom Regen schon ganz durchnäßt s inar, stand er plötzlich an einer Eck« dem „Beiteljungen" gegenüber. k Feige Angst überkam Heinz, daß der sich jetzt für all die Be- ( schimpsungen und die Unart von vorhin rächen würde, da er ohne den . Schutz des Fräuleins hier ivar. Reichlicher flössen seine Tränen und rat- 1 los starrte er in das Getriebe der Straße. Da aber trat der arme Junge plötzlich auf ihn zu und sagte: .„Ich l kenne Dich wohl, Heinz, und weiß, warum Du weinst. Wenn ich auch ) nur ein „Bclteljunge" bin und Du ein reiches Kind, so will ich Dir doch k Deine Unart jetzt nicht Nachträgen, sondern werde Dich nach Hause zu s Deinen Eltern führen, deren Wohnung Ich wohl weiß, denn ich wohne ja k ganz in Eurer Nachbarschaft." f Damit nahm der arme Junge Heinzen's Hand und zog ihn mit sich ( fort. Noch immer weinte Heinz: jetzt aber war cs nicht mehr die Furcht. 1 sondern die Scham vor dem „Belleljungeu", der ihm hals, und gegen 7 den er so unartig gewesen war. t Schon standen sic denn auch bald darauf vor dem Hause, wo Heinz' 7 Eltern wohnten, und ehe noch der beschämte Heinz ein Wort des Dankes 7 an seinen Retter richten tonnte, war dieser schon verschon d.' i. Heinz Z ober lies weinend in die Wohnung und zu seinem Vater > erzählte k dem olles; seine Unart, das Verlausen, seme Rettung. Kein Wörtchen 1 verschwieg er und tat nichts, um sein Tun beschönigen zu wollen. — ? Am nächsten Tage fuhr bei der Ecke dcs kleinen Verkäufers ein pröch- - 1 tiges Auto vor, und aus dem Auto stieg der Vater vom Heinz. Der ncu.m 1 den armen, kleinen Jungen bei der Hand, stieg mit ihm wieder ins Auto 1 und fort ging's zu dcu Pilegeellern des armen Jungen, denn Eltern hatte ' der schon lange nicht mehr. 1 27 Und etwas später führte der Vater den „Betteljungen" kn Heinz' Spielzimmer, denn der arme Knabe durfte nun immer bei Heinz und dessen Vater bleiben. Er bekani schöne neue Kleider und wurde wie ein eigener Sohn gehalten, und bald waren die beiden Knaben die treuesten Freunde. Das unzufriedene Häschen. Ein Häschen kam bei Sonnenuntergang aus dem Walde, um sein Abendbrot zu suchen. Vor Ihm lag ein Ackcrstnck, In dem prächtige Weiß, kohlköpse standen. Doch verächtlich musterte es den Kohl und sagte: „P, Weißkohl, der kann mich nicht verlocken, Rotkohl will Ich haben! So eilte das Höschen weiter, aber Rotkohl fand es nicht. Nach langem Lauf tag vor ihm ein Grünkohtfeld. Saftig standen die grünen Stauden und tackten es, sie anzuknabbern, denn das Häschen hatte mit der Zeit Hunger bekommen. Aber »ein, auf Rotkohl hatte es sich verspitzt, den wollte es heute abend gerade haben. Also rannte es weiter. Kreuz und quer war es nun schon gesprungen, und ganz dunkel war'e geworden, und noch immer halte es den schönen, leckcrn Rotkohl nicht gefunden. Der Hunger quälte es jetzt sehr, so daß es sich nun doch entschloß, den Grünkohl gnädigst nnzunehmen. Also hoppelte cs dahin zurück, woher es gekommen. Doch das Grünkohlscld fand es nicht wieder. „Ei," dachte unser Häschen, „da mußt du nun doch von dem alten Weißkohl fressen. Es ist schon so spät geworden und so dunkel!" Es suchte hin und her, sprang hierhin und dorthin, aber auch das Wcißkohlfeld fand es heule nicht mehr. Da machte es aus einer Wiese halt, um doch wenigstens noch ein paar Hälmchen zu schmausen. Schmal hans war heute bei ihm zu Gostl Sonst verabscheute unser verwöhntes Häschen das Gras, nun ober mußte cs seinen tüchtigen Hunger doch mit diesem gewöhnlichen Futter stillen. So geht es. wenn man nicht mit den» zufrieden ist, was man hat, sondern immer nur nach Leckerbissen ausschaut. und von allem Schönen immer noch das Beste haben will! Helene von Brockhusen.