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Der sächsische Erzähler : 11.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192501114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250111
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-11
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 11.01.1925
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Aus der Oberlausitz. Bischofswerda, 10. Januar. Streiflichter. Noch vor reichlich einem Jahre hätte man glauben kön nen, wirtschaften bestehe lediglich in einem Anschassen von Sachwerten. Heute ist umgekehrt das Unternehmen am besten daran, das über flüssige Kapitalien verfügt. Indes sen müssen wir uns hüten, in dein Drange durch Kredit Be triebskapital zu schaffen, die alten geschäftlichen Grundsätze außer Acht zu lassen. Es wird viel zu wenig bedacht, daß der infolge unserer Kapitalarmut noch immer teuere Kredit dem Unternehmen zum Berhängnis werden kann. War «s früher jedem geläufig, daß er bei hohem Zinsfuß eben auf die Aufnahme fremder Gelder verzichten mußte, so beweisen heute fahr viele Kreditfordernngen — es sei hier nur auf den Ansturm auf die Finanziers in London und New Hark ver wiesen —, daß man diesem bewährten Grundsätze nicht die gebührende Beachtung sck)«nkt. Gerade der ausländische Kredit kann unserer Wirtschaft verhängnisvoll werden. Nicht nur, daß wir gegenüber dem Auslande verschulden, nein, auch an Zinsen müsse« dann jährlich große Summen in Gestalt von Devisen abgeführt werden. Diesen Devisenbedarf können wir aber nur decken, wenn wir einen genügenden Ausfuhrüberschuß erzielen. Er innern wir uns, daß das schon vor dem Kriege nicht der Fall war, nur konnten wir es uns damals leisten, weil uns an Zinsen aus im Auslande angelegten Kapital und an Ftachten unserer Schiffahrt genügende Devisen zuflossen. Heute fällt unser Kapital in, Auslande nicht ins Gewicht, un ser Besitz an Schiffen ist gewaltig zusammengeschrumpst (1923 betrug der Tonnengehalt unserer Handelsflotte zirka ' der englischen und zirka ' „ der Gesamt-Welt Tonnage gegen '-tz, 1914). Dazu kommt, daß sich der Bedarf an De ¬ visen in den nächsten Jahren durch die Zahlungen au» t Dawes-Plan gewaltig steigern wird. (Es sind zu zahl 1S25/26 720, 1926/27 IAO, 1927/28 1750, von 1928/29 . t ein recht „ . iirtschaftsbe- sitzer Hensel gegebenen Kassenbericht war zu entnehmen, Voß der Kassenbestand nur 39 Mark betragt, es wurde daher beschlossen, den Jahresbeitrag auf 2 Mark zu erhöhen. Im Februar soll ein Familienabend abgehallen werden, wozu ein Festausschuß die Vorbereitungen übernimmt. Hierauf nahm Herr Rittmeister Rabe aus Bautzen das Wort um über die Grundlage einer rationellen Bodenkultur zu spre- dao Urteil der Re« Porter vtaatszeitung. Führende Wit ter verglichen Gramsch mit Körner u. a. und — stellten ihn über diese. Das neue Buch „Und dennoch' zeigt, wie be rechtigt diese Urtelle waren. Lichter und freudiger, »l, „Deutschland sttrbt" gefärbt/pulst in „Und dennoch'die glei- che seherische Größe, das tiefe Verantwortungsgefühl, die heiße Vaterlandsliebe. Wortkarg und doch von überragen der Bildkraft und eherner Prägung sind die Werte von Alfred Gramsch, der reifste, künstlerisch« Ausdruck des neuen, in Trutz und Glauben sich auf reckenden deutschen Menschen. Dem dichterischen Ruhm Tramsch's paart sich ebenbürtig fein« Bedeutung als Redner. Man hat ihn den Ritter de» Nor dens genannt, weil er seine Zuhörer mit derselben Inbrunst und lodernden Beredtsamkeit in seinen Bann zu zwingen und hinzureißen wieß. Und doch hinkt der Vergleich. Seine Reden halten sich frei von Schlagworten und graben in die Tiefe. Nicht Statten wüsten Parteigezänks sind Sramsch's Vortragssäle, sondern Tempel der Andacht, in denen die Herzen in innerster Erschütterung aufgewühlt und erhoben werden. Wir freuen uns, daß uns durch den Jungdeutscheu Orden Gelegenheit geboten wird, Alfred Gramsch am 18. Januar 1925 im großen Saale des SchützenhaHes zu Bi schofswerda abends 8 Uhr hören zu können. —* Volkshochschule. Am nächsten Freitag wird Herr Prof. Dr. Hüttner über die „physikalischen Grundlagen des Segelflugs' sprechen. Ein ur alter Traum der Menschheit ist durch Deutsche verrotrtllcht worden: durch Otto Lilienthals Flüge und durch die klassi schen Flüge auf der Rhön. Es wird nun gewiß von allge meinem Interesse sein, die physikalischen Grundlage« durch Vorführung von Versuchen kennen zu lernen. —* Führt Bücher! Am Anfang des neu« -ah«» sü wieder ernstlich darauf hingewiesen, daß gewissenhafte Buch führung heute die Pflicht eines jeden Geschäftsmannes ist. Wer im nächsten Jahre bei den Steuerveranlagungen nicht mehr zurecht komint, wer bei der Berechnung der Voraus zahlungen des Jahres 1924 zu seinem Nachteil keine Unter lagen vorweisen kann, wird zu spät erkennen, daß er durch Außerachtlassung der Buchführung sich selbst den meisten Schaden zufügt. Noch immer haben viele Gewerbetreibende nicht erkannt, daß gerade der gewerbliche Mittelstand durch die ost mangelhafte Buchführung sich auch im allgemeinen anderen Berufsgruppen gegenüber durch eigene Schuü» be nachteiligt, da seinen Vertretern bei Beratung von Gesetzen die Unterlagen fehlen, die andere über Belastung und der gleichen einwandfrei vorlegen können. —* Aerztlichen Dienst hat morgen Sonntag Herr Dr. Werner. — Sonntags- und Nachtdienst in den Apothe ken: Neue Apotheke, Bautzner Straße. —* Die verschiedenen Spuren der Veihaatztskerzeu zu beseitigen. Vom Linoleumboden entfernt man sie, ttütem man sie mit einem Schlüsselring, der, weil er rund ist, keine Spuren hinterläßt, aufreibt, dann mit wollener Socke und Terpentin nachreibt und der Stelle durch Nackchohnern mit Wachs neuen Glänz verleiht. Don Parkettböden tilgt man ihre Spuren durch leichtes Ueberstreiche« mit heißem Plätt eisen, wodurch sie sich auflösen; Ueberreibev der Wachs stelle mit Terpentin und Nachbohnern zum Wiederherstellen des Glanzes. Kerzenflecke in Stoffen kratze man nicht ob, sondern befeuchte sie mit Spiritus, nach dessen Verdunstung Stearin zu Staub wird und abgebürstet werden kann. Wachsflecken entfernt man durch Bügeln bei Auf- und Un terlage von Löschpapier. - —* Aundgegenslände. Als gefunden wurden in hie siger Polizeiwache abgegeben: ein Paar Schlittschuhe und eine Markttasche. Geißmannsdorf, 10, Januar. Zu dem Berichte über die Banaerweihe des Zungdeulschen Ordens ist zu berichtigen, daß das lobend erwähnte Konzert von der Stadtkapelle Bi schofswerda ausgeführt wurde. Eine Kapelle Schöpke gibt es nicht, Herr Schöpke ist Mitglied der Stadtkapelle. Demitz-Thumih, 10. Januar. Auf eine 25jährige Tätig keit als Vorsteher des hiesigen Turnvereins konnte Herr Schneidermeister H. Zschiedrich zurückblicken. Der Ver ein brachte ihm die herzlichsten Glückwünsche unter Ueber- reichung eines Ehrengeschenkes zum Ausdruck. — In der 1. Versammlung des Militärvereins gedachte der Vorsitzende mit Wehmut des plötzlichen Heimganges des Generals Mär ker und würdigte dHsen große Verdienste um unsere Kolo nien, um das Heer und Militärvereinswesen und rief ihm ein „Ruhe sanft" nach. Am Jahrestage der Errichtung des Deutschen Reiches, 18. Januar, wird der Verein sein Stif tungsfest, bestehend in Konzert der Ortskapelle und des Ge sangvereins abhalten, auch wird „Biems Karle" ernste und heitere Sachen in oberlausitzer Mundart zum Vortrag brin gen. Zu der außerordentlichen Bezirksversammlung am 18. d. M. wird der Verein durch Mitglieder vertreten sein. Demlh-Thumih, 10. Januar. Die vor einigen Wochen in Beyers Gasthof „Zur Erholung" gegründete Schühengefell- schast erfreut sich eines außerordentlich starken Zuwachses. Zweck de» Gesellschaft ist die Pflege der G«selligkeit. Da politische Bestrebungen oer Bereinigung vollständig fernliegen, finden sich auch die Angehörigen aller Bolkskreise in ihr vereint. Industrielle, Landwirte, Arbei ter, Gewerbetreibende, Beamte und Angestellte nicht allein aus Demitz-Thumitz, sondern auch aus den Nachbarorten haben ihre Anmeldung zu der Gesellschaft bereits bewirkt und in Aussicht gestellt. Die Zahl der Mitglieder hat bereits die 100 überschritten. Sonntag, den 25. Januar, nachm. r^4 Uhr, soll in Beyers Gaschos die erste Hauptversammlung abgehalten werden, in der auch die Wahlen des Vorstandes und der Offiziere vorgenommen werden. Bis dahin l"hrt die Borstandsgeschäfte ein in der Gründungsversammlung gewählter sechsgliedriger provisorischer Vorstand. Anmel dungen werden vom Vorsitzenden des provisorischen Vor standes, Schmiedemeister Paul Wolf, sowie in Beyers Gasthof entgegengenonnnen. Demlh-Thumih, 10. Januar. Am 6. d. M. hielt der landwirtschaftliche Verein seine Jahreshauptversammluna ab. Herr v. Lippe erstattete den Jahresbericht und wünschte, daß das neue Jahr für die deutsche Landwirtschaft ein recht gesegnetes sein möge. Aus dem von Herrn Wirtschaftsbe- sel gegeb dem ,len: . » an 2500 Millionen Goldmark.) Wenn nun diese Zahlen durch Zinsen für unproduktive Zwecke vermehrt werden, woher soll sich unsere Wirtschaft di« Devisen beschaffen? Es zeigt sich hieraus, daß uns der Äuslandskredit zwar vorübergehend, nicht aber auf die Dauer helfen kann. Den vernichteten Rentnerstand und damit die verschwundene Kapitalkraft zu ersetzen, ist er nicht imstande. Hier bleibt nur die Selbsthilfe. Wir müssen wieder von vorn anfan- ge», müssen wieder sparen und zwar mehr als vor den? Kriege. So erfreulich hierin die Anfänge sind — in Berlin haben sich die Spareinlagen vom Januar bis August ver sechsfacht, zur Zeit sollen die monatlichen Zugänge oie Frie- denshöhe erreicht haben — es wird langsam gehen. Inzwischen bleibt uns in unserer Wirtschaft noch genug zu tun übrig. Auch sie muß rationeller gestaltet werden. Als erstes müssen "er Staat und die Kommunen mit den geringstmöglichen Mitteln auskommen. Einen teueren Staat können wir uns nicht leisten. Die Herabsetzmig der untrag baren Steuern muß und wird kommen, dann aber stehen auch die privaten Organisationen, die die Verteilung der Waren (Handel) und die Geldverteilung innerhalb der Volkswirtschaft übernehmen, in keinem Verhältnis zu den produzierenden Schichten, wodurch naturgemäß die Pro duktionskosten und damit die Preise in die Höhe getrieben werden. Auf alle diese Maßnahmen ist uns nur ein indirekter Einfluß mögl.ch, doch auch direkt können wir Mitwirken, un sere Volkswirtschaft rationeller zu gestalten und dazu gehört in erster Linie, daß wir mit dem vorhandenen Kapital spar sam umgehen. Nicht nur soll man vor einer Kreditauf nahme genau prüfen, ob es wirklich so ist, daß der Betrieb ohne Kredit lebensunfähig ist — unter heutigen Verhält nissen ist nur dann eine Kreditforderung berechtigt —, son dern wir müssen auch endlich von dem veralteten, unratio nellen Bargeldverkehr abgehen und uns dem bargeldlosen Verkehr zuwenden. Wenn man bedenkt, wie viel Geld in den Brieftaschen und Ladenkassen brach liegt und täglich bar von Hand zu Hand geht, so kann man sich einen Begriff machen, welche Summen der Wirtschaft verloren gehen. Aber sehen wir einmal ganz ab von de: Notwendigkeit für die Allgemeinheit. Wer kann es sich denn heute noch leisten auch nur eine Mark zinslos liegen zu lassen? Was vor dem Kriege rentabel war, sollte heute, wo der Zinsfuß ein mehrfaches beträgt, sich nicht mehr lohnen? Dabei die Leichtigkeit des Zahlungsverkehrs durch Banküberweisung oder Scheck, beides erfolgt vollkommen kostenlos. Bei Ver fügung mittels Scheck erhöht sich der Zinsgewinn noch um einige Tage, da die Belastung erst Wert am Tag der Einlö sung erfolgt. Dabei kann man mit dem Bankkonto seinen ge samten Zahlungsverkehr nachweisen und beweisen, ganz zu schweigen von der Unsicherheit, die ein Aufbewahren des Geldes in den Wohnungen und Geschäften in sich schließt. In den angelsächsischen Ländern ist der Scheck längst Gemeingut, auch des kleinen Mannes, geworden. Sollte das bei uns, die wir ein rationelles Arbeiten unserer Volks wirtschaft viel nötiger haben, nicht auch möglich sein? —* Hauptkirche. Auf Beschluß der Kirchgemeindever tretung findet hinfort der Gottesdienst abwechselnd in der Haupt- und Gottesackerkirche statt, am morgigen Sonntag in der Hauptkirche. In der vergangenen Woche sind für die dritten Emporen, die bisher ohne Ab schluß gegen die Treppenhäuser waren, abschließenden Türen eingebaut worden, so daß mit einer starken Verringerung des lästigen Zuges in der Hauptkirche gerechnet werden darf. —* Arbeitsnachweis. Im Bezirk des öffentlichen Ar beitsnachweises waren Ende des Jahres 1924 377 männliche und 26 weibliche Arbeitsuchende gemeldet, während am 1. Dezember 1924 nur 229 männliche und 26 weibliche Er werbslose vorhanden waren. Durch die ungünstigen Witte rungsverhältnisse und die Fertigstellung der Bauten hat sich die Zahl der Arbeitslosen aus dem Baugewerbe wesentlich erhöht. Trotz des starken Zuganges im Monat Dezember ist es immer noch möglich gewesen, 49 männliche und 16 weib liche Arbeitsuchende in der Industrie unterzubringen. Bi schofswerda selbst hatte am 1. 1. 1925 96 männliche und 10 weibliche Erwerbslose. Es muß immer wieder daran er innert werden, daß nur solche Leute eingestellt werden sol len, die tatsächlich den Nachweis erbringen, daß sie erwerbs los sind. Um einen Ausgleich auf dem Arbeitsmarkt zu schas sen, ist es von größter Wichtigkeit, daß alle offenen Stellen gemeldet werden, ebenso daß sich alle Arbeitsuchenden beim Arbeitsnachweis eintragen, ganz besonders Personen aus der Haus- und Landwirtschaft. — Oeffentlicher Arbeitsnach weis Bischofswerda und Umgegend. Geschäftszeit von Mon tag bis Freitag 8—>L1 und 2—6 Uhr und Sonnabends 8—1 Uhr. —* Die Schwesternschaft des Zuugdeutschen Ordens hielt am Donnerstag ihre erste Weihnachtsbescherung im gutbesuchten kleinen Schützenhaussaale ab. Lieder zur Laute begrüßten die eintretenoen Pfleglinge, deren Augen mit dem brennenden Lichterbaum um die Wette strahlten. Ein gut vorgetragenes Gedicht machte die Kinderchen neugierig, was wohl das liebe Christkind für jedes bringen wird. Dann nahmen sie an der mit nützlichen Gaben reich gedeckten Tafel Platz und ließen ein von größeren Kindern sehr gut aufge führtes Krippenspiel an sich vorüberziehen. Mit einem ge meinsam eingenommenen bescheidenen Abendbrot und bei weiter flott gesungenen Lautenliedern und Weihnachtsge sängen endete die schöne Feier. Auch an dieser Stelle sei nochmals allen Darbietenden und helfenden Schwestern herz lichst gedankt. —* Jungdeutscher Orden. Der noch vor Jahresfrist den Namen Alfr« d -Gramsch nannte, begegnete in deN meisten Fällen einem erstaunten Achselzucken. Zwar hatte sich der Dichter schon damals durch seine feinsinnige Liebes lyrik in den Büchern „Ganz Dein" und „Weiße Segel" eine treue Gemeinde und äußerst wohlwollende Presse erworben. Aber seinen eigentlichen Ruhm begründeten doch erst die Zeitballaden des Buches „Deutschland stirbt". Ge waltig war der Widerhall der Gedichte im Ausland und in den Grenzmarken, deren Kampf hier in Bildern von ein dringlicher Wucht und- Größe festgehalten war. Hier wur den keine leeren Worte mehr gemacht, wie man sie aus der seichten Hurradichterei gewöhnt war. Hier ging ein Dichter .nit zwingender, dramatisch erschütternder Gestaltungskraft ans Werk und erregte damit sofort die Aufmerksamkeit der Kenner „Die Schicksalsstunde des deutschen Volkes hat in Alfred Gramsch den deutschen Dichter geboren", so lautete Egt habe, cn Herrn -öfle die ganz interessante Frage, wie viel die Netchsvostverwaltung denn dem Barmat-Konzern, dessen Geldflüssigkeit bereit» seit Januar 1924 datiert, eigent lich vor dem Juni dieses Jahres geliehen habe. Am»eftiea»träße im Reichstag. (Bon unserem parlamentarischen Mitarbeiter.) Vettlu, 9. Januar. Nachdem das Wort „Amnestie" schon in allen Sitzungen des neuen Reichstages eine beson dere Rolle gespielt hatte, standen heute zunächst kommuni stische Anträge aus Haftentlassung der kommunistischen Ab geordneten Rosenbaum und Höllein, sowie die Ein stellung des Verfahrens gegen sie zur Sprache. Nach länge rer Debatte, in der es zeitweise ziemlich stürmisch zuging, wurden die Anträge auf Hastenilassung der beiden Abgeord neten einmütig angenommen, dagegen der Antrag auf Ein stellung des Verfahrens gegen den Abgeordneten Höllein wegen Hochverrats abgelehnt. Bei der Beratung des Ge- etzes zur Aenderung des Postgesetzes wurde von national- ozialistischer Seite die Skandalaffäre Hösle-Barmat ange- chnitten und der Antrag gestellt, der Reichstag wolle be- chließen, den Postminister Höste herbeirufen zu lassen. Dic er Antrag wurde jedoch von der linken Seite, dem Zentrum und der Volkspartei abgelehnt. Bei dem dann folgen den nationalsozialistischen Antrag, den Gegenstand von der Tagesordnung abzusetzen, solange keine verbandlungsfähige Regierung vorhanden sei, schloß sich die Deutsche Volkspartei durch, eine Erklärung ihres Führers Dr. Scholz dieser Auffassung an und die Abstimmung ergab dann eine Mehr heit für den nationalsozialistischen Avira" Dann vertagte sich das Haus mit Rücksicht darauf, daß keine verhandlungs fähige Regierung vorhanden ist, und überließ dem Präsiden ten die Anberaumung der nächsten Sitzung. Gegen Hösle und Ebert. Berlin, 9. Januar. Die deutschnationale Reichstags fraktion hat einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuch ungsausschusses gegen den Reichspostminister ^""e einge bracht. Die Nationalsozialisten bereiten einen Antrag vor, der die Demission des Reichspräsidenten Ebert fordert. Berlin. 9. Januar. Das neugewählte Reichstagspräsi dium hat sich heute vormittag dem Reichspräsidenten in der üblichen Weise vorgestellt. Der deutschnationale Vizepräsi dent Graes hatte sich nicht angeschlossen. Berlin, 9. Januar. (Drahtb.) Die deutschnationale Reichstagsfraktion hat im Hinblick auf die Kundgebung des Reichskabinetts zu Gunsten des Reichspräsidenten anläßlich des Magdeburger Urteils eine Interpellation im Reichstag eingebracht, in der dieses Vorgehen des Kabinetts als Ein griff in ein schwebendes Verfahren bezeichnet wird, durch den ein Druck auf die Richter der Berufungsinstanz ausge übt werden soll. A«* dem Preußischen Landtag. Die angefochtene Protestkundgebung des preußischen Ministerpräsidenten. Im preußischen Landtag eröffnete heute die Oppo sition der Rechtsparteien einen Angriff gegen den preußischen Ministerpräsidenten Braun, der in politischen Kreisen gro ßes Aufsehen heroorgerufen hat. Nachdem der neue Land- kagspräsident Barthels in einer durchaus würdigen Rede die Empörung zum Ausdruck gebracht hatte, die in weitesten Kreisen des deutschen Volkes über die Verlängerung der Besetzung der Kölner Zone herrscht, wollte der preußische Ministerpräsident Braun die Rheinlandkundgebung der preu ßischen Regierung zum Vortrag bringen, obwohl der Aelte- stenrat ihn: mitgeteilt hatte, daß es nicht erwünscht sei, wenn er das Wort ergreife. Kaum hatte der Präsident dem Mini sterpräsidenten das Wort erteilt, als die Abgeordneten der Nationalsozialistischen Partei, der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei demonstrativ den Saal verließen. Es kam zu unerhörten Lärmszxnen der Linksparteien, die sich sehr entrüstet gegen die Deutsche Volkspartei wandte und deren Abgeordnete beim Verlassen des Saales heftig be schimpfte. Der Ministerpräsident konnte dann unter dem lang anhaltenden Beifall der im Saale verbliebenen Regie rungsparteien die Kundgebung des preußischen Kabinetts vortragen. Auch später kam es angesichts der außerordentlich erbit terten Stimmung zu beispiellos heftigen Lärmszenen zwi schen der Linken und den Rechtsparteien. Das ganze Haus befand sich bis zum Schluß der Sitzung in einer ungeheuren Erregung, die sich besonders darin geltend machte, daß die feindlichen Richtungen sämtliche Redner durch lärmende Kundgebungen am Sprechen verhinderte.
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