Volltext Seite (XML)
berg von 1831—1878 Garnison der reitenden Artillerie und später der 4. Abt. des Kgl. Sachs. Feldartillerieregimentes war. Die Wiesen in der Nähe des Borwerkes Heinrichstal dienten viele Jahre hindurch als Exerzierplatz, später wurde dieser auf das Gelände sw. von der Stadt verlegt, aus dem während des Weltkrieges das Arsenal errichtet ward. Auf dem Golgsberge, dem Gelände der heutigen Exportbier brauerei, stand das Militär-Pulverhaus, das am 6. Aug. 1854 in die Luft flog. Lt. SpoLLverse auf Erzgebirgsorte. ' sk. Heimatsinn. Die ganze Bedeutung dieses Wortes wird uns im oberen Erzgebirge so recht klar. Es dürfte nur wenige Gaue im großen deutschen Baterlande geben, wo die Heimat so völlig im Vordergründe des Erlebens steht, wie in jenen weltabgeschlossenen Bergen. Eng, wie der Hori zont im Gebirge ist auch das Leben seiner Bewohner. Sel ten einmal kommen sie aus dem Frieden ihrer Täler, aus der waldigen Einsamkeit ihrer Berge in die große Stadt. Sie sind ganz angewiesen auf den Verkehr unter sich. Und es gilt auch hier das Dichterwort „im engern Kreis verengert sich der Sinn". So bringt der Erzgebirgler den Belangen seiner Heimat, den benachbarten Familien sowie den Nach barorten das lebhafteste Interesse entgegen und er, der im Verkehr mit Fremden und Touristen oft geradezu unbehol fen ist, gibt sich im Kreise seiner Freunde mit all der humori stischen Gemütlichkeit, die dem Sachsen eigen zu sein pflegt. Das Resultat dieser Gemütlichkeit, das innige Heimatgesühl, äußert sich in den schönen, klangvollen erzgebirgischenMund- artliedcrn, die sich in ganz Sachsen und noch darüber hinaus steigender Beliebtheit erfreuen. Dieser enge Verkehr bringt aber auch eine gesteigerte Spottlust mit sich. Die Fehler des lieben Nächsten erkennt der am besten und schnellsten, der mit ihm häufig zusam menkommt, sei es in der Familie, auf der Arbeitsstelle oder eben im freundnachbarlichen Verkehr. So mußten zahllose Spottreime im Erzgebirge entstehen. Im Nachstehenden seien einige Proben davon verzeichnet, die sich durch beson ders drastischen Humor auszelchnen, wenn sie auch manch mal reichlich volkstümlich derb sind. Auf Annabcrg: In Annebarg Js e grüß Gewarg Gih de uff de Kät H Springe ball alle Näth. In Annebark, wenn se lauten Do wackelt dr Tonn, De Annebarger Berschle Hom alle kenne Form, Un fenne weng drunner Di sei a weng schi, Die wissen vur Hochmut net Wie se sulln gih. Drei alte Siebzahner Drei neie Toler, De Annebarger Berschle Sei allezemm Prahler. ->) In Annebark Gibt's Klippelwark?) Woll'n se Spitzen massen Hom se d' Ell vergassen. Wer auf der SommerleiteH sieht kein Kind, Kommt durch die Kirchgass' ohne Wind Und durch die Wolkensteiner Gassen ohne Spott Das ist eine Gnade von Gott. Auf Arnsfeld: In Arnsfald / Hom se ke Gald, Wenn se wnlln was kaafen / Miss« se borng lassen Aus Bermsgrtin: In dr Barngri / Hom se bise Knie, — Hom se Grumbele°) dra / Machen se Supp drvo Le Barnasgrincr / Sei wie de Hihner, Do gihn sc ze Bert / Un baten net. Aus Bärenstein: In Barnstaa / Sei de Modle Klaa, Hom se grüße Lucken, / Wie de Mangelducken. Vockavr In dr Bucke / Hom se Lucke; Hom se Nischeln / wie de Rasigbischeln. Waste net, wo Bucke liegt? Bucke liegt weit hinten, War e Bucker Madel will. Muh sich plong un schinden. Auf Buchholz: War noch Buchholz will gih. Dar muß'n ruten Rock «zieh'. Ruter Rock un Zippelmitz, Sieht'r wie dr Weißbach-Fritz. Auf Drehbuch: In Drahbach / Hom se zerrihnes Dach, Hom se zerkrachte Tier'n / Mifln so ball drfriern, ' In Drahbach / Sitzt e Haas uffn Dach, Guckt zr Feierest' nei: / Morgn gibt's Ardeppelbrei. Auf Lrotteudorf: In Cruttendorf / Sei de Weiber scharf, Ich ko's bei Gott net song, / Wie se de Männer schlang. Dos nimmer ka laafen, Wenn aner e Pfaar Hot Dos schafft'r noch Erutendorf"), Dos tut'r dr Bitterlich-Mor kaafen. Dos ward dann zu Wurscht gemocht Und Frättichs noch Annebark gebracht. In Crutendorf / Do machn se Radau, Un wenn se an net leiden kann« / Dann puchn se am blau. Auf Ehrenfriedersdorf: In Ehrendorf / Sei de Weiwer scharf, Hom se sitte lange Zäh' / Wie de Greifenstä'. In Ehrendorf / Sei de Männer scharf, Un de Weiwer dies Wie de Hefenklies. Ehrendorf, Geyer un Giil'nH Sei drei fchine Raster. Hermanndorf de Residenz, Alt'rlä de Schwaflers. Auf Gelenau: In Gelenau / Sei se zu genau: Kochen se Lumpen aus / Un machen seKaffee draus. Komm de Thumer rim. Zanken sich a mit drim, Komme de Zschäpner') raus Saufen a mit aus. In Gäln / Kenn se net bis dreie zähln: „'S kumme zwee draußen rei / Un 's is noch aner drbei." Wer weiß nich, wo Gelenau liegt? Gelenau liegt in Bischen. Wer c Gelenauer Mädel kriegt. Der is recht be Auf Geyer: De Geyer'schen Modle, di sänne schie. Se Hom oder / Ner amol azezieh. De Haar sei mit Gold geschmickt, 's Klaad, das is mit Gold gestickt, De Schuh, die sei mit Zwirn geflickt, 's Hemm, das sieht zerrissen aus, Su tanzn sc uff jeden Schmaus. Sand, Sand!") Kumme de Leit vun runner gerannt, Hom e Tippcl Sand in dr Hand / Schreie: Sand, Sand! Do, wu de Boch vun Bork reitänmt, Do liegt c schienes Land, Draus sticht e grüße Stadt, De Residenz am Sand. Aus Geringswalde (bei Wolkenstein): In Gerschwald Warn de Bäm gemolt. Und dar «geschnallt, / Dar im Wärtshaus net bezoblt