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Burgstädt: Max Otto L Co., Hohenkirchen. Anmeldefr. 101. Eibenstock: Erzgcb. Käfigfabrik lind Kunsttischlerei, G. m. ' b. H. Anmeldefrist 24. 1. Leipzig: Kausn ami Max Moeller, Windmühlenstr. 23. An meldefrist 15. 1. Leipzig: Gebr. Riinalower, G. m. b. H. Anmeldefrist 20. 1. Annaberg i. E.: Erich Dreßler. Anmeldefrist 9. 1. Meerane i. Sa.: Albert Winkelmann. Konkursverfahren mangels Masse ausgehoben. Augustusburg: Spar- und Vorschußverein Borstendorf, e. G. m. b. H. Anmeldefrist 27. 1. < ' o : ' c, HA! d'.i c...malige Untersuchung ür nicht r.u^. eichend und eine zweimalige Untersuchung für notwendig, wenn nicht die Sicherheit des Verfahrens gefähr det werden soll. Der Vertrag würde sich alsdann auf l.— -il stellen. Der Landeskulturrat hält die Entschließung des Sonderausschusses für beachtlich und wird sie als Antrag an Vas Wirtschaftsministerium einreichen. Eine besonders wich tige Maßnahme ist in der beabsichtigten Aenderung des Ent chädigungsverfahrens zu erblicken. Es ist vorgesehen, nicht mehr, wie bisher, 100 Proz. zu entschädi gen, ondern nur noch 80 Prozent, dabei aber auch nicht mehr den reinen Nutzwert des Tieres, sondern den durch die Tuberkulose verminderten Nutzwert der Entschädigung zu grunde zu legen. Gleichzeitig wird eim Drittel der Entschä digungssumme auf die Staatskasse übernommen werden. Der Landeskulturrat erkennt die im neuen Entwurf vorge scheuen Vergünstigungen und Erleichterungen an, glaubt aber, daß trotzdem der Landwirtschaft nicht zugemutet werden kann, unter den heutigen Verhältnissen die immer noch erheblichen Kosten des Verfahrens auf sich zu nehmen. Das Wirtschaftsministerium wird daher gebeten werden, den Staatszuschuß wesentlich zu erhöhen und dabei in Rücksicht zu ziehen, daß durch das Verfahren die Interessen der All gemeinheit wenigstens im gleichen Maße berührt werden, als die der angeschlosscnen Tierbesitzer. Die Bestimmungen des Ucb rgangsschulgc- setzos machen eine grundlegende Aenderung der Unter richtspläne der landwirtschaftlichen Schulen zur Notwendig keit. Der Erste Schulausschuß hat einen Vorschlag ausge arbeitet, der geeignet ist, den Forderungen des Uebergangs- schulgesetzcs gerecht zu werden, gleichzeitig aber auch die Ausbildung des jugendlichen Nachwuchses in der Landwirt schaft erheblich wertvoller zu gestalten, ohne eine Vermeh rung der Schullasten herbeizuführen. Der Entwurf wird dem Wirtschaftsministerium als Antrag mit der Bitte zuge fertigt werden, ihn dem Volksbildungsministerium gegen über zu vertreten. Weiterhin wurde beraten der Referentenentwurf eines Gesetzes über den Verkehr mit Futtermitteln. Hierzu hatte der Landeskulturrat bereits im Mai vorigen Jahres Stellung genommen und eine Reihe von Abändc- rungsanträgen gestellt. Diesen Anträgen ist im neuen Ent wurf in keiner Weise Rechnung getragen. Der Landeskul turrat wird daher seine Wünsche von neuem geltend machen. Schließlich stand der Entwurf eines Gesetzes über die Zusammenlegung von Grund stücken zur nochmaligen Beratung in Gemeinschaft mit dem Sechsten Sonderausschuß. Man ist einmütig der An sicht, daß der Zeitpunkt gekommen sei, ein grundlegendes neues Gesetz zu schaffen, das im Zusammenleguugsgeset; oder, besser bezeichnet, Flurbereinigungsgesetz das gesamte landwirtschaftliche Meliorationsmesen unter einem selbstän digen Landesamt für Landeskultur vereinigt und auch die kleinen Wasserläufe unter Absonderung vom Wasscrgcjetz einbezieht. Ein entsprechender Bericht wird dem Wirt schaftsministerium überreicht werden. Leipzig. 5. Ianaur. lieber die finanzielle Lage Leipzigs gibt ein Artikel des Leiters des städtischen Finanzwesens in Leipzig, Bürgermeister Roth, Auskunft. Danach waren nach dem Stand vom l. April 1924 an Gehältern, Ruhege hältern und Löhnen ohne die technischen Werke und die Straßenbahn 18 Millionen Mark im Jahre zu entrichten. Nach dem Stand vom 1. Januar 1925 ist dieser Betrag auf 26 Millionen gestiegen. Für die allgemeine Fürsorge gab man zur gleichen Zeit des Vorjahres wöchentlich 7000 Mark, jetzt aber 44 000 Mark aus. Aber auch die sonstigen Aus gaben sind ungemein gewachsen, zumal es gilt, vieles wäh rend des Krieges Versäumte nachzuholcn. Annaberg, 5. Januar. Verunglückt sind beim Rodeln auf der Himmelsleiter in Oberwiesenthal am Neujahrstage ein jüngeres Chemnitzer Ehepaar und eine in dessen Be gleitung befindliche hiesige Kontoristin. Auf der stark ab schüssigen Waldstraßc fuhr der Schlitten gegen eine Tcle- graphcnftangc; durch den Anprall wurden die drei Personen vom Schlitten geschleudert und erlitten so schwere Ver letzungen, daß sie ins Krankenhaus übergeführt werden mußten. Oelsnilz i. V.» 5. Januar. Eine schießlnstige Ehefrau. Ein getrennt lebendes Ehepaar mar in der Wohnung der Frau zu einer Aussprache zusaminengctrosscn. Dio beiden Eheleute machten einander heftige Vorwürfe. Während der Auseinandersetzungen ergriff die Frau einen Revolver und verletzte den Mann durch einen Schuß in die Brust. Ein zweiter Schuß, den die Frau abfeuertc, verfehlte dos Ziel und durchschlug die Türfüllung. NornrursNachrichteu aus dem Overlandesasrichtsbezirk Dresden vom 25. bis 31. Dezember 1924. Chemnitz: Nutzhvlzhündler Carl Oskar Heidrich, Ferdinand- straße. Anmeldefrist 8. 1 Chemnitz: Nutzholzhdl. Ferdinand Walter Pastor, Wall graben - Amneldefrist 8. 1. Planen i. V.: William Köhler, Antonstr. Anmeldefrist 10 1. Radeberg: Textilwarcnhaus „Tewah" G. m. b. H. An meldefrist 10. 1. Schwarzenberg: Kaufmann Hugo Willi) Neubcrt, Lauter. Anmeldefrist 10. 1. Slollberg i. E-: Kaufmann Friedrich Ernst Groß. Anmelde frist 15. 1. Zittau: Ed. Hennig, Sägewerk. Anmeldefrist 17. 1. Falkcnsiein i. B.: Bernhard Dix, Wäschefabrik. Geschäfts aufsicht aufgehoben. Frankcnberg: Küfell L Co. Geschästsaufsichk aufgehoben. Waldheim: Kail Tschon, Schmcikershain. Geschäftsaufsicht beendet. Chemnitz: Nachlaß d. Hdl. Willy Matthes, Andrästr. 54. Anmeldefrist 13. 1. Chemnitz: Gasthofspächter Ernst Arthur Puschmann, Neu kirchen i. E. Anmeldefrist 31. 1. Klingenthal: Oscar Max Hutscheiircuter, Zwora-Zechcnbach. Anmeldefrist 7. 2. Werdau: Erna Kleine, Plauensche Str. 43. Anmeldefr. 10. 1. Zittau: Textilwarenhdl. Rudolf Alex, (bohl, Niederoderwitz. Anmeldefrist 17. 1. Crimmitschau. Cr. Metallgießerei, G. m. b. H. 2. Prü- fungstermin 16. 1. Leipzig: Kaufmann Gustav Golschienc-r, Dresdner Str. 8. Geschäftsaufs. beendet. Leipzig: Buchh. Max Neumann, Sophienstr. 48. Geschäfts aufsicht angeordnet. Leipzig: Gefch.' Schulze, Schlvßgasse 12. Geschäftsaussicht beendet. Kirchliche Jahresberichte. Aus der Sirchfahrt Uhyst a. T. 1924. Seelenzahl 1455. — Gebaren wurden 34 Kinder, 15 Knaben und 19 Mädchen (llhyst 8, Taschendorf 1, Großhänchen 7, Pannewitz 4, Ausch- komitz 2, Lehndorf 2, Kleinhänchen mit Ncraditz und Neu hof 4, Jiedlitz 4, Glaubnitz 2). — Konfirmiert wurden 26 Kinder. — Aufgeboten wurden 16 Paare, hier getraut 9 Paare. — Gestorben sind 20 Personen, 14 Erwachsene und 6 Kinder (Uhyst 6, Taschendorf 1, Großhänchen 4, Pannewitz 1, Kleinhänchen mit Neraditz und Neuhof 5, Bocka 1, Glaub nitz 1, Kaschwitz 1). — Außer 14 Kindergottesdiensten und 10 Jugendunterredungen wurden Passions-, Adventsan dachten und Bibelstunden gehalten. Das heilige Abendmahl genossen 1364; 565 männliche und 819 weibliche Erwachsene, darunter 33 zu Hause. — Die Landeskollekten brachten 300 °ll, die 4 Lausitzer Kollekten 40 -4l, 2 für den kirchlichen Hilfsfonds 113 ^4l, 1 fürs Syrische Waisenhaus 17 -4t. Die Monatsbüchsen enthielten 135 -4t. Aus der Altarbüchse und von Hauskommunionen wurden 65 -4t der Aeußeren Mis sion^ 65 .4t der Kirchlichen Armenpflege zugewiesen. An einzelnen Gaben flössen dem Gemeindcschwesterfonds 24 -4t zu. Die Sammlung für den Gustav Adolf-Verein ergab 190 - tt; die Innere Mission sammelte Naturalien; außerdem nahm sich der pnrochiale Frauenverein tatkräftig der Be dürftigen im Kirchspiel an und der gemischte Chor stellte sich zu wiederholten Malen in den Dienst kirchlicher Arbeit. Steinigtwolmsdorf. Kirchlicher Jahresbericht 19 24. In unserer Kirchgemeinde wurden 1924 54-Kin der, und zwar 39 in Steinigtwolmsdorf und 15 in Weifa geboren; das sind 19 Kinder weniger als 1923. Getraut wurden 22 Paare gegen 35 Paare im Jahre 1923; aufge boten dagegen 3— Paare (41 i. I. 1923). Verstorben sind 53 Gemcmdcglieder, und zwar 31 in Steinigtwolmsdorf, 17 in Weifa und 5 auswärts; 1923 waren es 47. Das heilige Mahl feierten 1738 Abendmahlsgäste; das sind 39 mehr als 1923. 55 Kinder wurden konfirmiert (64 im I. 1923). Kir chenaustritte sind keine erfolgt, dagegen ein Wiedereintritt. An Gaben für kirchliche Zwecke wurden insgesamt 2323,05 Mark gespendet, darunter für Landeskollekten 264,20, für Hcidenmifsion einschließlich der Aehrenlefe 323,95, für kirch gemeindliche Zwecke 564.30, für die Erneuerung des Gottes hauses 568,70, für die Beschaffung eines Orgelmotors 258,28, für die kirchliche Armenpflege 197,20 und für Verschiedenes 146,40. Diese Summe, die etwas größer ist als die im ersten Kriegsjahre 1914 gespendete, zeigt ganz erfreulicher weise, daß der Opfcrsinn in unserer Gemeinde noch rege ist. Gebe Gott, daß im neuen Jahre das nicht schlechter wird und die Gemeinde in allen Regungen ihres kirchlichen Le bens nur Gutes erfährt zum Segen der Einzelnen wie der Gesamtheit! Da* Delta de* Sikiang. Hafenmeister a. D. bei der chinesischen Seezollverwaltung. Drei gewaltige Ströme durchqueren China von Nord westen nach Südosten; der Hoangho, genannt der „Kummer Chinas" wegen der häufigen Ueberschwemmungen, — er bat auch im vergangenen Sommer wieder viel Kummer und Elend über Nordchina gebracht; der Yangtsekiang, der was serreichste Strom des Riesenlandes, der bis zur nordwest lichsten Provinz Szechuan hinauf schiffbar ist; und letzthin der Sikiang, zu deutsch Wcstfluß, der kleinste der drei gro ßen Brüder, aber nach unseren deutschen Begriffen immer noch ein Ungeheuer; wasserreich, Hunderte von Kilometern schifsbar. Er bildet an seiner Mündung ein Delta, das in mancher Hinsicht einer der eigenartigsten Teile des ganzen Landes ist. Der Durchschnittseuropäer ahnt kaum, was auf diesem für chinesische Verhältnisse nicht übergroßen Gebiete an überlieferter Kultur, an vorwärtsstrebender Kraft, an wildem Wollen und kämpfendem Durcheinander zusammen gedrängt ist. In fünf Armen wälzen sich die Wasser des Stromes in den Ozean. Von Süden gesehen heißen sie: Das Gemun --- m u n, hochchinesisch men — (bedeutet Tor), durch das die non Süden, Tonkin, Südkwangtung und Hainan kom menden kleineren Dampfer und Dschunken nach Kongmoon, Samshui oder der südlichen Handelsmetropole Kanton fah ren oder nach einem der anderen zahlreichen kleineren Hä fen dieses dichtbesiedelten, reichen Deltas eilen. Nächstdem das Niwanmun und das Fotomun in der Nähe vom portu giesischen Macao, der ältesten, heute langsam daNnsiechen- den europäischen Kolonie in China, die nur mehr durch Ein nahmen von Spielhallen und andere nicht ganz einwand freie Einnahmequellen, z. B. Opium, ein kümmerliches Da- sein fristet. Aber romantisch ist es dort. Eine wundervolle Kirchcnruine redet von vergangener Pracht. Meist lacht dort blauer Himmel. Ein Monte Carlo im kleinen! Nächst dem kommt das Wangmun. Die großen Flußdampfer, die den Westfluß hinauf wollen oder von Hongkong kommend nach Kongmun, dem westlichsten der Dertragshafen des Del tas, fahren, müssen hier hinein, werden vom Seezoll ange halten und auf Schmuggelware hin untersucht, worauf sie einen Rivcrpaß — Flußpaß — erhalten und weiter dürfen. Zuletzt kommt das Humun, das Tor des Tigers, oder die Boca Tigris, wie es aus der Portugiesenzeit her noch heißt. Dieses Tigertor ist die Einfahrtsstraße für Dschunken-, Fluß- und kleinere Ozeandampfer, die nach Kanton fahren. Hier ist der Hauptverkehr in ganz China. Tag für Tag be fördern Flußdempser mit geringem Tiefgang und gewalti qem Oberbau riesige Warenmengen und Tausende von Pas sagieren von: nahe gelegenen Honkong nach dem betrieb samen Kanton. Sämtliche der oben erwähnten Einfahrten in das Delta sind schon von alters her durch Forts geschützt, von denen in unruhigen Zeiten öfter sogar aus friedliche europäische Schisse gefeuert worden ist Hongkong ist dem Delta vorgelagert, beherrscht es stra tegisch. Hongkong im weltwirtschaftlichen Sinne ist die letzte Etappe der gewaltigen Sceroute, die von London über Gibraltar, Malta,Suez, Aden, Colombo, Singapore nach dem Fernen Osten führt; nur Weihaiwei im nördlichen Shantun liegt noch weiter nach Osten, aber hat nicht im cnl- serntesten die Bedeutung wie Hongkong, der größte Um- schlagshafcn im Fernen Osten. In der 'Handelsstatistik für das Jahr 1922 sind für Hongkong angegeben 250 Mil lionen Hk. Tls. für den Wert der von dort eingeführten Güter, das sind über 25 Prozent des gesamten Einfuhrhan dels, der als von Hongkong kommend bezeichnet wird. Das Westflußdelta ist eine Art asiatisches Holland. Im eigentlichen Delta wird es nie Bahnen geben. Der Verkehr spielt sich dort ganz auf den Kanälen ab. Hier wie in ande ren Deltadistrikten Chinas sind ganz besondere Bootstypen für bestimmte Routen und Kan Ke — Tiefgang und Breite — entstanden. Früher gab cs für Personenbeförderung auf diesem Delta eigenartige Boote, die am Hinterteil ein Schau felrad hatten, das durch eine Tretmühle in Bewegung gesetzt wurde, für den Fall, daß kein Wind wehte. Heute ist als Triebkraft die Dampfmaschine und der Oelmotor allgemein in Anwendung gekommen. Von der ganz gewaltigen Be deutung der Dampfkraft als Triebkraft in diesen Gegenden bekommt man einen Begriff, wenn man liest, daß 1922 von etwa 2000 bei den Zollämtern registrierten Dampfbooten für Jnlandsverkehr in 29 Vertragshäfen übet 650 auf die drei Vertragshäfen im Westflußdelta kommen und von die ser Zahl wieder 640 auf Kanton. Also mehr als der vierte Teil aller registrierten Dampfboote für ganz China. Sie dienen zum größten Teil als Schlepper. Gebaut werden sie größtenteils aus Hongkonger Wersten. Oft schleppen sie zwanzig und mehr Boote mit Ladung oder mehrere Schlepp boote — Towboats — von eigenartiger Bauart, die vorn niedrig und spitz sind, hinten ansteigen in ein oder zwei Eta gen, mit einem sehr breiten Hinterteil und hauptsächlich der Personenbeförderung dienen. Infolge des geringen Tief gangs dieser Boote ist das Steuer von außerordentlicher Länge,. Wenn die Dampfer von Hongkong oder anderen Hafen einlaufen, dann liegen die Schlepper und Schlepp boote schon bereit, um Menschen und Güter aus den großen Verkehrszentren in die kleineren Städte und Ortschaften des Deltas zu befördern. Wie ein Baum sich nach oben in Aeste, Zweige und Zweiglein auswächst, so verzweigt sich das Delta, natürlich nur in der Dimension der Fläche. In die kleinsten Kanäle können nur Ruderboote hinein. Da liegen dann Bauernhöfe wie im Spreewald, ober frucht barer Ist die Gegend hier. Man erntet zweimal im Jahr und der Bauer braucht sich nicht übermäßig anzustrengen, die Natur läßt ihm vieles zuwachsen. So, hat es der Mensch in diesem subtropischen Lande in dieser Hinsicht nicht schlecht. Der Westfluß hilft mit wie der Nil in Aegypten, wenigstens in vielen Teilen des Deltas. . _ ., , „ So ist es ixicht zu verwundern, daß dieses Delta viel leicht der am dichtesten bevölkerte Teil Chinas ist, und das will viel besagen in diesem Lande, wo die Menschen überall eng beieinander wohnen. Die Bevölkerung dürste zehn Millionen erreichen. So paradiesisch die Natur in diesem suptropischen Lande auch ist, so wenig verstehen es doch die Menschen dort, sich das Leben erträglich zu machen. Es ging dort von jeher sehr friedlos zu. See- und Landräuber quälen die Bevöl kerung vielfach. Auch größere Dampfer werden gelegent lich angegriffen und von Piraten ausgeraubt, die in den Abgangshäfen als biedere Passagiere an Bord gingen. In dieser Hinsicht sind die Zustände rein mittelalterlich geblie ben. Besonders zu Zeiten, in denen die Regierung in Kan ton schwach ist, oder wenn gar feindliche Parteien um die Herrschaft kämpfen, wie das im letzten Jabrzehnt dort dauernd der Fall war, dann schießt dieses Unwesen wie Unkraut empor. Manch einer von den fleißigen Auswande rern aus dieser Gegend, der nach Jahren harter Arbeit aus der Südsee, Australien oder Kalifornien zurückkommt und nicht vorsichtig genug war, sein Geld in einer Bank zu las sen oder mißtrauisch nur den Dollar in der Tasche für sicher hielt, wurde mitleidlos ausgeraubt von den Deltaraubern, die die Schleppboote anhielten, und kam wie Hans im Glück mit nichts wieder nach Hause, ebenso wie er fortgegangen "'" Letzthin ist von der Presse von Kanton wieder viel die Rede gewesen. Der Kantonese ist ein sehr aktiver Politi- ker und Namen üe Sun Yat-sen, Präsident der südchinesi- sehen Republik, Liang Tchi Tsao, einer der ersten Reformer, haben Weltbedeutung erlangt; besteht doch zur Zeit die Möglichkeit, daß Sun Yat-sen nach dem Zusammenbruche Wu Pei-fus zum Präsidenten der chinesischen Republik ge- wählt wird. Die Kantonesen sind lebhaft, klug und haben als Kaufleute einen guten Ruf. Etwas weniger heftiges politisches Wollen wäre vielleicht angebracht, aber in den Subtropen wallt eben das Blut heftiger als im kühleren Norden Chinas. Jahrelang ist der Schreiber dieser Zeilen in jenen Ge genden tätig gewesen, hat auf den Dampfbooten der See zollverwaltung hinter Schmugglern hergejagt. Dann pfiffen gelegentlich, ausgehend von den Hinteren erhöhten Ufern der Kanäle, Kugeln zum Boot hinüber, abgesandt von un sichtbaren Schützen, und man mußte Sicherheit hinter dem Stahlschild suchen, das das Maschinengewehr im Bug und das Steuerhaus umgab, ohne selbst zum Schuß gekommen zu sein. In gewissem Widerspruch zu diesen Tatsachen und zu den bolschewistisch sein sollenden Unruhen in Kanton scheint der glühende Patriotismus zu stehen, der in den letzten Jahren in dieser Südprovinz Chinas ostensichtlich die Mas sen beherrscht hat. Kann man doch sagen, daß der Gedanke des chinesischen Nationalismus, der trotz Unruhen und Bür- zerkrieg immer sckzärfer zutage tritt, in diesem Winkel Chi nas leinen Anfang genommen hat. Es ist auch nicht anzu nehmen. daß dieser Nationalismus so bald wieder ersterben wird. Seine ungeheure Kraft zeigt er bei Boykott- und Streikbewegungen und trotz aller inneren Zwistigkeiten steht usk sionzc Bevölkerung dieses gesegneten Deltadistriktes ge schlossen zusammen, wenn es sich um patriotische Fragen bandelt, beseelt von einer glühenden Liebe zum Vaterland«, dein reichen Delta am Westfluß sowohl wie zum größeren lEhinc. In dem Punkte kennt der Kantonese keine Partei.