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Soweit sich bisher übersehen läßt, ist der Barmat-Kon- zern mit der Staatsbank dadurch in Verbindung gekommen, daß er industrielle Unternehmungen auskauste, die mit der Staatsbank bereit» arbeiteten und Kredite zur Weiterfüh rung des Geschäftsbetriebes erhalten hatten. Auf Grund dieser Verbindungen bekam der sehr mächtige und einfluß reiche Konzern weitere Kredite zur Verfügung ge stellt, die er dann, wie ihm fetzt vorgeworfen wird, nicht lediglich für die ihm ungegliederten notleidenden Unterneh mungen verwandte. Der Barmat-Konzern hatte auch vorübergehend im Frühjahr dieses Jahres eine Kreditabteilung für die deutschen Kommunen eingerichtet, deren Lei ter der aus der Kutisker-Affäre her bekannte Direktor Scharlach war, der Inhaber der Scharlach-Bank, die an Kutisker übergegangen ist. Scharlach mußte seinerzeit so wohl sein Bankinstitut als auch seine fürstlich eingerichtete Villa im Grünewald an Kutisker abtreten, um eingegangene Verbindlichkeiten zu decken. Beim Barmat-Konzern ver suchte nun Scharlach, notleidenden deutschen Kommunen Kredite zu verschaffen, jedoch unter solchen Bedingungen, daß trotz rührigster Propaganda auch nicht eine ein zige deutsche Stadt die Bedingungen akzeptierte, die nicht nur an die Städte selbst, sondern auch an die Kreise Ansinnen stellte, die nicht diskutabel waren. Der Barmat- Konzern selbst sah das Gefährliche dieser Geschäfte offenbar sehr schnell ein und löste die Kreditabteilnng nach kurzer Zeit ihres Bestehens auf. Es ist wohl erinnerlich, daß auch der frühere Direktor der Staatsbank Geheimrat Hellwig, der zusammen mit Geheimrot Rühe das Schiedsrichtcramt in dem Finanz streit Kutisker gegen Michael übernommen hatte, vor eini gen Monaten seinen Posten bei der Staatsbank aufyab und eine leitende Stellung im Barmat-Konzern übernahm, wo er in der Preußischen Hypotheken-Aktien-Bank zunächst tätig war. Er legte dann vor vierzehn Tagen sein Amt nieder, weil er, nach Angabe der Barmatschen Merkur- Bank, im Barmat-Konzern kein genügend großes Tätig keitsgebiet besaß. Geheimrat Hellwig, der über Weihnach ten nach Kassel gefahren war, wird nunmehr nach seiner Rückkehr auch über die Kreditgeschäfte des Barmat-Kon- zerns mit der Staatsbank näher vernommen werden. Re«jahr»verhastungen. Berlin, 1. Januar. Am Silvesterabend sind weitere führende Persönlichkeiten des Barmat-Konzerns verhaftet worden, und der Staatsanwaltschaft ist es gelungen, sehr be lastende» Material in den Geschäftsräumen zu beschlag nahmen. Bon unterrichteter Seite erfährt eine Berliner Korre spondenz, daß alle bisherigen Verhaftungen aufrechterhalten werden. Das größte Aufsehen dürfte die Verhaftung des Ministerialdirektors a. D. Kautz erregen, der an, 1. Januar in seiner Wohnung festgenommen wurde. Kautz, der zuletzt die Stellung eines Generaldirektors im Barmalkonzeru be kleidete, gehörte in den Jahren 1918 bis 1921 in leitender Stellung dem R e i ch s s ch a tz m i n i st e r i u m an und hatte dort längere Zeit das Dezernat für die Erfassung von ehemaligem Heeresgut. Er arbeitete hier Hand in Hand mit der R e i ch s t r e u h a n d g e s c l l f ch a s t, der er die riesigen Bestände des ehemaligen Heeres und der Marine zum Berkaus an die deutsche Industrie zuleitetc. Der Nams Sautz tauchte in der Oessentlichkeit zum ersten Male im Erzbergerprozeß auf, wo es großes Aufsehen er regte, daß dieser Beamte in einem Schiedsspruch zugunsten einer großen Tiefbaugesellschaft gegen das Reich ent schied und damals eine beträchtliche Summe für das Schiedsrichteramt erhielt. Später war Kautz als Schieds richter zwischekt dem Reichsschatzministerium und den Ber- lin-Burgker Eisenwerken tätig. Ferner wurde gestern der frühere Direktor der Staatsbank Geheimrat Dr. Hellwig in kastel verhaftet und nach Berlin gebracht. Auch der vierte Bruder Varmats, Isaak Darmat, wurde verhastet. Dagegen ist nicht zutreffend, daß der 13jährige Sohn Julius Barmats verhastet worden sei. Ferner sind ins Untersuchungsgefängnis eingeliefert worden: Direktor Lichtenstein von der Merkurbank, Direk tor Staub von den Verlin-Burgker Eisenwerken und Direk tor Gericke von der Roth-Aktiengesellschast. Alle Festgenommenen stehen unter dem Verdacht des Sreditbetruges gegenüber der Preußischen Staatsbank. Der Betrug wird darin erblickt, da>z auch die führenden Persön lichkeiten des Barmat-Konzerns von der Preußischen Staatsbank Millionenkredite herauszuholen verstanden haben, für die sichere Unterlagen fehlten. Die Staatsan waltschaft sieht ein schweres Vergehen u. a. darin, daß zur Erlangung der Millionenkredite auch Aktienpakete in das Depot'der Staatsbank gegeben wurden, die durch Börsen manöver in ihrem werte und zwar kurz vor der Lrstrebung der Kredite in die höhe getrieben worden waren. Nach der Erlangung der Kredite san» dann der Wert der lom bardierten Effekten, so daß von einer vollen Deckung nicht im entferntesten mehr die Rede sein konnte. Es verlautet ferner, daß vom Barmat-Konzern für einzelne Kredite ein Iahr lang keine Zinsen gezahlt morden sind und daß trotz dem die Staatsbank dem Darmat-Konzern welkere Kredite bewilligte. Die Staatsbank Hal ferner auch dem Larmal-Konzern noch Kredite bewilligt, als die Affäre kutisker bereits im Rollen war. Der Staatsanwalt prüft augenblicklich die Frage, ob alle führenden Persönlichkeiten des Darmat-Kon- zerns über Einzelheiten der Kreditgeschäfte im Bilde waren und ob sie mit ihrer Verantwortung die Transaktionen ge deckt haben. Wie verlautet, wird der Barmat-Konzern in den nächsten Tagen die Geschäftsaufsicht beantra gen. Die Staatsanwaltschaft hat zwar Vorsorge getroffen, daß die Löhne und Gehälter ausgezahlt werden können, doch sind alle anderen Geschäftsmaßnahmen unterbunden. Wei ler sind Maßnahmen getroffen worden, um eine Verschie bung oder Beiseiteschaffung von Kapital des Konzerns zu verhindern. Auch der Privatbesitz der Brüder Barmat ist, soweit dies möglich war, sichergestellt. So sind u. a. bei Julius Barmot Schmuck und Juwelen von sehr hohem Werte beschlagnahmt worden. Wer ist Bar»at? Prozente aus der Lebensmitteleinsuhr für die sozial demokratische Parkeikasse? Die Bergisch-Märkische Zeitung bringt über die Per sönlichkeit des rumän 'cheu Nullen Barmat folgende, teil weise mrgeheuerliche Angaben. Wieweit sie tatsächlich be gründet sind, muß natürlich abgewartet werden. Di« Zet- tung schreibt: 1) Der Russe Barmat, der noch 1V18 ei« kleiner, armseliger Händler an der Amsterdamer Börse «ar, er hielt 1918/19 monopolartig (neben Hecht, Pfeifer L Lo.) die gesamte Jetteinsuhr für Deutschland übertragen. 2) Barmat erhielt ISIS von der Reichsbank Kredite allergrößten Umfangs, während er der Reichsfettstelle die durch ihn getätigte Einfuhr kurzfristig kreditierte. Die Anträge deutscher Außenhandels fir men, auch großer Kopenhagener Firmen, an den Fett importen beteiligt zu werden, wurden von der Reichsfett stelle mit dem Hinweis abgelehnt, sie wären nickt in der Lage, der Reichsfettstelle ein gleiches Ziel, also gleiche Zah lungsbedingungen. wie sie sie von Barmat erhielte, bewil ligen zu können (weil sie nämlich keine staatlichen Kredite vorweg erhielten). 3) Die Einfuhrtransaktionen wurden im Jahre 1919 in Berlin in einem Privatbüro in der Wilhelm- straße getätigt, in dem neben einem sozialdemokra tisch e n G e s a n d t e n der Vorsteher des sozialdemokrati schen Bezirksvereins Teltow-Beeskow, Iran; Krüger, für die Zulassung der Jetteinfuhr schriftliche Verträge abschloß, denen zufolge aus den getätigten Linfnhrgefchästen für die sozialdemokratische Partei lasse bestimmte Prozentsätze abgeführt werden mußten. 4) Barmat wurden sogar, als er sich bei einem Ein fuhrgeschäft verkalkuliert hatte, obwohl er aus seiner Monopolstellung bei der Einfuhr Unsummen verdient hatte, Nachzahlungen von der Reichsfettstelle als Entschädi gung bewilligt und bezahlt. (!) 5) Barmat hat infolge der riesigen Markbeträge, die ihm aus den Krediten der deutschen staatlichen Banken zu- slossen, an der Amsterdamer Börse den Markkurswill kürlich dirigiert. ntl>. Berlin, l. Januar. Bei den Durchsuchungen in den Wohnungen der Gebrüder Barmat wurde gestern kein Bargeld und nichts an Wertsachen gefunden. Erst eine noch malige Durchsuchung des Schlosses von Julius Barmat auf der Insel Schwanenwerder förderte für etwa Million Mark Schmucksachen zutage. Es wird angenommen, daß die Barmittel der Gebrüder Barmat an unbekannten Stel len hinterlegt worden sind. Der fünfte Bruder Barmat be findet sich, wie jetzt festgestellt ist, zur Erledigung von Ge schäften in Holland. Neues aus aller Wett. — Weitere Opfer in Münsterberg. Aus Münster - berg wird gemeldet, daß bei der Durchsuchung der Woh nung des Massenmörders Denke im Bettstroh Ausweis papiere von weiteren sieben Personen gefunden worden sind. Die Verbrechen des Mörders reichen weit zurück bis zum Jahre 1913. In dem nahen Stadtwalde wurden in einein Gebüsch größere Mengen menschlicher Knochen ge funden. Dieser Fund dürfte gleichfalls mit Denkes Mord taten in Verbindung stehen. Die Beerdigung des durch Selbstmord geendeten Mörders fand am Dienstag in Ge genwart der Polizei im Dunkeln statt. — Raubüberfall auf eine Skakionskafse. Aus Berlin meldet ein Wolfftelegramm: Die Feuerwehr wurde Mitt woch nachmittag nach dem Kassenraum des Bahnhofes Zoo logischer Garten gerufen. Es stellte sich heraus, daß in der Nähe des Tressors Quittungen und andere Papiere in Brand gesetzt worden waren. Der Eiscnbahnbetriebsassi- stent Münch lag besinnungslos mit einem Knebel im Munde und gefesselt im Vorraum des Kassengebäudes. Als er sich wieder erholt hatc, sagte er aus, daß er von einer Firma telephonisch gebeten worden sei, trotz des Feiertages noch 30 090 Mark auszuzahlen. Das Geld werde von zwei Herren abgeholt werden. Als diese erschienen, habe er tele phonisch beim Rechnungsbüro anfragen wollen, sei aber durch einen Faustschlag niedergestreckt worden. Der Geld schrank sei dann von den Räubern geöffnet und wieder ge schlossen worden. Es fehlte aber nur eine geringe Summe. Die 30 000 haben die Täter nicht gefunden. Nach ihrem Raube haben sie Feuer angelegt und sind geflüchtet. — Leichtfinniger Umgang mit Jenerwerkskörpern. Ein Drahtbericht aus Berlin meldet: In der Silvester nacht wurden die Stationen der Berliner Rettungswache in über 300 Fällen in Anspruch genommen. Es handelte sich zumeist um Verletzungen infolge leichtsinnigen Um gehens mit Feuerwaffen und Feuerwerkskörpern. — Verhaftung des deutschen kommuaistenführers Sah in Wien. Ein Wolfftelegramm aus Wien meldet: Der deutsche Kommunistenführer Katz wurde am 31. Dezember hier angehalten, als er einen auf den Namen Kanner ge fälschten Reisepaß bei einer hiesigen Paßstelle zur Visierung einreichte. Katz wurde in das Landgericht eingeliefert. — Ein tödlicher Aaglücksfav ereignete sich am Dienstag auf dem Bahnhof Märzdors der Strecke Schweidnitz—Kober witz—Breslau bei der Einfahrt des von Schweidnitz kom menden Nachmittagszuges. Mit dem betreffenden Zug sollte auch die galizische Arbeiterfamilie Kapcztt ihre Heim reise antreten. Die zwölfjährige Tochter wurde bei der Ein fahrt von der Lokomotive erfaßt und kam unter die Rader. Der Kopf des Mädchen wurde glatt vom Rampf getrennt, so daß der Tod des Kindes auf der Stelle eintrat. Die Eltern und Geschwister mußten Zeuge dieses traurigen Vor falles sein. — Ein brennende» Schiff. Nach Meldungen aus San Francisco ereignete sich zwischen dem Panama-Kanal und Los Angeles ein schweres Brandmmlück an Bord des japa nischen Schiffes „Giuvo Naur". Auf dem Schiff, das Ex plosivstoffe und 2« Passagiere an Bord hatte, brach Feuer aus, das schnell um sich griff. Das Schiff sandte sofort „8 0 3"-Rnfe aus, und die Mannschaft versuchte, das Feuer zu löschen; aber vergebens. Unter den Passagieren brach eine Panik aus. Der Kapitän erkannte, daß die Rettung des großen Schiffes unmöglich sei, und entschloß sich, dos Schiff aufzugeben. Die Passagiere wurden in den Ret tungsbooten unteraebracht. Mittlerweile Jing der Dampfer „Julia Luchenbach den ersten Hilferuf auf und eilte unter Volldampf an die Unglücksstelle. Er konnte alle Passagiere an Bord nehmen. Der Kapitän und ein Teil der Mann schaft blieb bis zum letzten Augenblick an Bord, obwohl von „Julia Luckenbach" weitergegebene Meldungen erklären, dis Explosion des Schiffes sei unvermeidlich. Besatzung und Passagiere sind sämtlich Japaner. Das Schiff hat 8600 Tonnen. Nach den letzten Meldungen hat die „Julia Lu chenbach" bisher 200 Passagiere ausgenommen. Aas Sachsen. «brtfterprLftdeirt Heldt UR dstR VelkdiAPkäsldeRle«. Sie von anderen deutschen Länder», so ist auch von der sächsischen Regierung aus Anlaß des Magdeburger Prvzes- les ein Schreiben an den Reichspräsidenten gerichtet war- den. Ministerpräsident Heldt hat an den Reichspräsidenten Ebert namensvder sächsischen Regierung ein Schreiben ge richtet, in dem es heißt: Wie Ihnen der sächsische Gesandte in Berlin bereit» mündlich übermitteln durste, steht auch die Regierung des Freistaates Sachsen tn diesen Tagen fest zu Ihnen in der Ueberreugung, daß jede Ihrer Handlungen während der Dauer des Weltkrieges wie in der darauffol genden schweren Leidenszeit unseres Volkes getragen ist von der Liebe zum deutschen Daterlande. Dies vor aller Oessentlichkeit zum Ausdruck zu bringen, ist der Zweck dieses Schreiben». Die Sächsische Staats-eUrm- al» Parteiorgan. Von der Nachrichtenstelle der sächsischen Stoatskonzlei wird folgende Meldung verbreitet: „Die Anstellung des Landtagsabgeordnete« Oskar Edel als beamtetes Mitglied der Schriftleitung der „Sächsi schen Staatszeitung" ist mit Ende dies» Jahres auf Grund von § 4 Abs. 1 des Sachs. Zivilstaatsdienergesetzes wider rufen worden. Mit Rücksicht auf die überall tm Staats haushalt so dringend erforderliche Sparsamkeit ist beabsich tigt, die Stelle nicht wieder zu besetzen." Die „Sächsische Staatszeitung" batte sich bekanntlich schon seit langem zu einem ganz einseitig eingestellten sozial- demokratischen Parteiorgan ausgewachsen. Dos wird aber auch durch die Beseitigung des linksradikalen Redakteurs Edel nicht anders werden, denn ber Chefredakteur Iolles ist natürlich auch strammer Sozialdemokrat und wird an der bisherigen politischen Einstellung des Blattes sicher nichts ändern, so daß nach wie vor die Gesamtheit der sächsischen Steuerzahler die Kosten für ein sozialdemokratisches Partei organ aufbringen muß." Die vaterländische« Verbände Sachsen» zur neuen 6)ervaltprobe der Entente. Anläßlich der letzten Entscheidung der Botschafterkonfe renz haben die Vereinigten Vaterländischen Verbände Dres dens folgende Entschließung gefaßt: „Nachdem das deutsche Volk unter schweren Leiden und Entbehrungen den Weg der Erfüllungspolitik gegenüber unseren Feinden, den die bisherigen Regierungen und Par lamentsmehrheiten zu gehen für gut befunden haben, fünf Jahre lang gewandert ist, hat der schamlose Entschluß der Botschafterkonferenz, die Kölner Zone entgegen den Bestim mungen des sogenannten Versailler Frievensvertrages am 10. Januar 1925 nicht zu räumen, auch dem gutmütigsten und politisch naivsten der deutschen Mitbürger die Augen geöffnet. Kein Vorwand ist zu fadenscheinig, um nicht die sem unerhörten Rechtsbruch ein Mäntelchen des Rechts um zuhängen. Vergeblich wird auch diesmal das deutsche Volk darauf warten, daß das sogenannte Weltgewissen erwache und uns helfend beispringe. Wir ganz allein sind und blei ben Herren unseres Geschickes. Solange nicht das deutsche Volk, geführt von einer entschlossenen, von nationaler Würde stark erfüllten Regierung, dem wahnwitzigen Treiben unse rer Feinde ein energisches und unmißveHtändliches Halt zu ruft, wird es mit uns nicht besser werden. Wir fordern von der Reichsregierung, daß sie unverzüglich und rücksichtslos alle Mittel ergreift, um den beabsichtigten Vertragsbruch noch in letzter Stunde zu verhindern. Wir verlangen vor allem, sofortigen Abbruch der Handelsvertrags-Verhandlun gen mit Frankreich und Nichtratifizierung des deutsch-eng lischen Handelsvertrags durch den Reichstag. Dos ganze deutsche Volk wird sich hinter eine Regierung stellen, die es versteht, unter Wahrung der Würde des Reiches diejenigen Maßnahmen zu ergreifen, auf die der politisch klarsehcnde und durch internattonale Friedensgedanken nicht verwirrte Teil des deutschen Volkes nun schon lange wartet." Borna, 2. Januar. Durch Sohlengase erstickt. An, zweiten Weihnachtsfeiertage wurde das 2jährige Mädchen des Werksschmiedes Pohla in seinem Bettchen in der Küche tot aufgefunden. Aus dem Küchenofen waren glühende Kohlen in den Kohlenkasten gefallen, und es hatten sich giftige Gase entwickelt. Jalkeastei«, 2. Januar. Infolge Juukenslugs einer Lo komotive brach in der zum RitterguvDorfftadt bej Falken stein gehörigen Waldparzelle oberhalb des Bahnhofes ein Waldbrand aus, wodurch dreiviertel Hektar junger, kräftiger Fichtenbestand zerstört wurde. Glauchau, 31. Dezember. Die Untersuchung der unter irdischen Gänge in Glauchau, die, wie berichtet, seit Wochen von einem Freiberger Ingenieur vorgenommen wurde und die jetzt einen vorläufigen Abschluß gefunden hat, wird im kommenden Frühjahr wieder ausgenommen werden. Die Untersuchung führte noch in den letzten Tagen zur Ent deckung einiger neuer Gänge. Wichtig für das Alter der Gänge, das man gegenwärtig noch in die Zett zwischen 1420 und 1480 leat und mit den Hussitenkriegen in Verbindung bringt, ist eine am Eingang eines noch weiter zu unter suchenden Ganges in einem Gartengrundstück der Planta genstraße entdeckte Jahreszahl 1209. Ob diese Zahl echt ist. erscheint aber sehr fraglich. Auch die Lichtensteiner Gänge sind kürzlich durch den Sachverständigen besichtigt worden. Sie sind den Glauchauer Gängen ähnlich und offenbar in derselben Zeit angelegt. Die Lichtensteiner sind der Ansicht, daß ihre Gänge im Walde endeten und daß man dort die gefangenen Kaufherren nach Zahlung des Lösegeldes mit verbundenen Augen ins Freie führte. Interessant ist das Vorhandensein eines stubengroßen Raumes unter dem Lich tensteiner Marktplatz, zu dem aus verschiedenen Häusern sechs Gänge strahlenförmig laufen. Lrimmitschau, 2. Januar. Al» Wahrzeichen der In flation erhebt sich hier ein halbseitiges neues Bankgebäude an der verlängerten Friedrich-August-Straße. „Der Bau des Bankgebäudes ist bis zum zweiten Obergeschoß ge diehen," so heisst es in einem Prospekt des Bauherrn, der Crimmitschauer Bank, „die weiteren Bauarbeiten schreiten rüstig vorwärts, und mit Vollendung des Baues ist in sechs bis acht Wochen zu rechnen." Inzwischen sind viele Monate vergangen, aber der Riesenbau wird immer noch von dem großen Turmbaugerüst gekrönt, das der Wind zu einem