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Auechal -Zeitung Rr. 104 11. Jahrgang Freitag, de» 2. September 1898 D«»O LetzirckirksllKgittnr E. Ls I»rk. ^.1 Mgemeinerr Anzeiger für die Stadt Ane n. Umgebung Verantwortlicher Redakteur: G»il Hege»«1ft«r, A u e sErzgebirge-I Redaktton u. Expedition: Marktstrabe. r»« «n. »iklon a r >»» «n »I« >->> rik, >»« er» jetzt in L-änr. Man sieht, in jetziger Zeit ist alles mög lich. — Gewundert haben wir uns aber, daß Weckeruhr und Trompete nicht noch weiter ihre Rollen vertauscht haben, nämlich so, daß die Trompete sortab klingelt und die Uhr früh den Schunkelwalzer spt.lt! — Ein Schwindler hatte sich kürzlich in dem oielsach vorbestraften Handarbeiter Carl August Gerlach aus Col bitz vor dem Landgericht zu Leipzig zu verantwor ten. Der Thatbestand ist folgender: Während seines Aufenthalts in der Bezirksanstolt zu Grimma lernte der Angeklagte den ebenfalls dort untergebrachten Handarbei ter R. kennen, welcher» da er krank war, öfters von sei ner Schwester der Waldarbeitersehesrau R. aus Seidewitz, besucht wurde. Als Gerlach nun aus der Anstalt entla,- sen war, begab er sich zur Frau R. teilte ihr mit, oaß ihr Bruder in der Anstalt verstorben sei und benachrich. te sie, daß, da die Gemeinde die Kosten der Beerdigung nicht tragen wolle, diese von den Verwandten Gerlachs getragen werden müßten. Aus jeden der Verwandten kä me nur 2,7ö Ml.,die er einzukassieren ermächtigt sei. Frau N. glaubte dem Schwindler unb gab ihm das Geld. Ger lach quitierte den erhaltenen Betrag, ließ sich dann von Frau N. noch die näheren Adressender übrigen Verwand ten geben und suchte sodann eine andere Schwester N.s aus, bei der er jedoch kein Glück hatte, da sie die 2,7s verweigerte. Als nun Frau N. an die Bezirksanstalt in Grimma schrieb und nähere Mitteilungen über den Tod ihres Bruders erbat, ersuhr sie, daß alles Schwindel sei und ihr Bruder noch am Leben und wohlauf sei. Ger lach ergriff, nachdem sein Streich ruchbar geworden war, die Flucht und hielt sich ein Jahr verborgen. Das Ge- richt verurteilte den abgefeimten Schwindler zu sechs Mo naten Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Leipzig, 24. August. Diehiesige Gewerbekammer faßte gestern zwei bemerkenswerte Beschlüsse — es soll der Rat um Erlaß einer Bestimmung ersucht werden, damit an jedem Neubau Vor- und Zunamen des Bauherrn und Bauausführenden erkenntlich sind, und ferner soll beim Kgl. Ministerium des Innern um eine Erweiterung des Sonntagsbetriebes im Kürschnergewerbe gebeten werden dahingegend, daß an acht Sonntagen vor Weihnacht bis Nachmittag 4 Uhr gearbeitet werden dürfe statt bisher an vier bis mittag 12 Uhr. — Mit alleiniger Ausnah. me der Barbier-Jnnung haben sämtliche hiesige Jnnnun- gen die ZwangS^Organtsation angenommen. — Die Halle der Stadt Leipzig auf der vorjährigen Ausstellung ist durch Kauf in den Besitz des Turnvereins Lindenauübergegan- gen, der dieselbe zum Winterturnen verwenden wird. Wie sehr übrigens unsere städtischen Behörden das Turnen fördern, ergiebt sich nicht nur aus zahlreichen ständigen Zuschüssen an Einzeloeretne, sondern auch jetzt wieder durch Gewähr eine- Darlehens in Höhe von 2ö 000 Mark an den Allgemeinen Turnverein der Vorstadt Volkmars dors. — Ehemalige Angehörige der UnterofsizierSjchule Marienberg werden am 1. Oktober dieses Jahres zur fest lichen Begehung de- 2öjährtgen Bestehens der Anstalt hier zusammenkommen. — Flüssige Kohlensäure wird hier von mehr als 800 Wirten al- Zusatz zum Bier verwandt. Der Betrieb liegt in denHänden des GastwirtSoereins. — Ein Ivjähriger Arbeiter steckte mir Terpentin getränkte Putzwolle in den offenen Feuerherd; die Flamme schlug zurück und da die Kleider de- Unglücklichen selbst durch Terpentin teilweise durchtränkt waren, stand derselbe als- bald in Hellen Flammen. Rasch war Hilfe zur Hand; «Ul»»«., »rW-"u. «»em«.«., MU s AamiNeuStStter«: Aroystnn, Kute Krister, Aettfpieget. Vldvnneinent-Veet- lnkk. >>erS werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn IMk. durch dje Post 1 «e. Das Lehrerkollegium Neumeister. Bekanntmachung. Wegen Neupflasterung wird di« Wettinerstraße zwischen Markt und Albert- straße von Lo«ner»tag, den L. September d. I. ab für den Durchgangsoer- kchr gesperrt und derselbe über die Markt- und Alberlstraße verwiesen. Aue, den 30. August 1898. Dor Nlath ssv Skust. vr. Aretzschmar. Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Pf-, amtlich« Inserate die Eorpu»-Z«ile 25,'Pf. Reklamen pro Zeile 20 Pfa Lil« Postanstaltenund LandbneftrLger nehmen Bestellungen an. aAerleitnng Ane. Nachdem e- wiederholt vorgekommen ist, da- größere Wasseroerluste durch Lefekk« an Haupt« oder Nebenleitungen eingetreten sind, machen wir bekannt, daß von jeder diesbezüglichen Wahrnehmung dem unterzeichneten Rathe oder dem Stadt bauamte unverzüglich Meldung zu machen ist. E» kann sich hierdurch nicht nur der Abnehmer vor Schaden bewahren, son dern auch die Allgemeinheit vor Wassermangel schützen. Zuwiderhandlungen werden nach 8 13 der WasserwerkSsatzungen bestraft. A«e, den 89. August 1898. Der Rath der Stadt. vr. Kretzschmar. E. om.ar. laric. JZürgerschule zu Aue. Am Sedautage, Freitag den 2. Septbr. vorm. S Uhr, wird in der Turnhalle eine Bismarck-Gedächtnisfeier abgehalten werden. Wir erlauben uns, zu zahlreicher Beteiligung ganz ergebenst einzuladen. Aue, den 31. August 1898. Aus Letzter Woche. Lu» den winzigsten politischen Vorgängen verstehen jetzi di« Tageszeitungen breite Bettelsuppen zu kochen, die die hung rigen Zeitungsspalten füllen müssen. Die Ausbeute an Er eignissen war in den jüngsten Tagen auch erstaunlich gering. Lt« AnnisherungSversuche England» an Amerika wurden be langen und breiten besprochen und besonders betonten dir eng- UpM Blätter die gleichen Interessen beider Länder. Wenn man solch« auch anerkennen muß, so find doch die „gleichst, Interessen* an dem Besitz Kanadas, dessen französischer Be- VblkerungStril von jeher zur nordamerikanischen Union neig«, für England sehr bedenklich. Dazu kommt, daß die Bewoh ner Jamaikas ebenfalls Anschluß an die Union suchen und da» englische „Mutterland* förmlich um Erlaubnis dazu, ja um Förderungen ihrer Bestrebungen bitten. — Sin ganz un tergeordnete» Ereignis, die Abfahrt des Philippinengouver neur» General Augustin auf einem deutschen Kriegsschiff, Hal der englischen Presse Stoff zu heftigen Angriffen grgenDeutsch- land gegeben. Bekanntlich hat General Dewey diesen Vor gang gebilligt, wa» die Amerikaner aber nicht hindert, ihn al» «inen groben NeutralitätLbruch hinzustellen. Die guten.Ti me»' aver schreiben in ihrer bekannten Liebenswürdigkeit ge- ge» alle-, wa» deutsch ist: „Die deutsche Marine ist noch na gelneu und beträgt sich daher natürlich wie ein Emporkömm ling im wirklichen Leben. Doch kann ein Emporkömmling ja «in herzensguter Mensch sein. Nach wenigen Generativ- VM, wenn die deutsche Marine so lange dauert, können wir von ihren Offizieren erwarten, daß sie sich wie Marine, osstztere benehmen und nicht wie hansische Seeräuber.* »Hne Ton, der au» diesem Ergüsse ohnmächtigen Ingrimm» «West da» Deutsche Reich spricht, erinnert an jene Zell, wo Lord Palmerston von einer deutschen Seeräuberflagge sprach, kommt aber um «in halbe» Jahrhundert zu spät. Jetzt ha- den wir die deutsche Flotte, die unser« Vaterlandsfreunde da- mtztt vergrben» erstrrvten. — Wäre in der Politik nur „ein buchen mehr los*, dann würden sich die Zeitungen gewiß chcht in so ausgiebiger Weise eine» schon lange zurückliegen den Vorfall» bemächtigen, den der chinesische Berichterstatter eine» großen Berliner Blatte», Hauptmann Dannhauer, auf- Mutzt. Der bekannte Weltreisende Eugen Wolf, der seine Bericht« immer dem,Berl. Tagebl.' schickt soll sich in China al» Bertreter de» deutschen Gesandten auSgegeben und den Einwohnern gegenüber Amtshandlungen vorgenommrn haben. W» jeder Sage ist eine Sache und wo Rauch aufsteigt, da ist, auch Feuer. Also etwa» wird wohl daran sein und Lu gen Wolf brauchte sich garnicht so energisch dagegen zu ver- » " mähren, hat er doch zwetfsello» ein gute» Werk gethan. Wenn in Marokko oder in Lhina ein Ausländer ermor det wird und die resp. Regierungen die Bestrafung be schuldigen versprechen, so geschieht die- in der Weife, daß sie einzelne Unglückliche verhaften oder köpfen, damit der Justiz Genüge geschehe; ob die Justtfizierten schuldig oder unschuldig sind, daraus kommt es den Häuptlingen In Marokko und den Mandarinen in China nicht imge- ringst«» an. So sind auch wegen einer an deutschen Missionaren begangenen Blutthat zwei angebliche Mör- dep schon hingertchtet und sieben andere als der Teilnah me „Überführt* worden. Man machte e» eben, wie e- dte Mandarinen in China immer machen; statt nach den wahren Thätern zu forschen, zogen sie alle diejenigen Leu- te «in, die ihnen persönlich verfeindet waren. Die Rei chen ließen sie nach vielen Geldpreffungen laufen, Vie Ar men mußten nach entsetzlichen Torturen ihre Schuld «in- aeftehen und noch andere dazu angeben, „beißen*, wie ß« chinesisch« Ausdruck dafür lauttt, und so hatte »an Die Realschule zu Aue veranstaltet am 2. September vormittags */,11 Uhr in der Aula eine "Ais«arck-<Ke-S<Htmtzfeier, zu welcher hierdurch ergebenst einladet bald einige Delinquenten sich besorgt, die man unter Trompetenschall und Soldatenbegleitung und allgemei nem Jubel der Bevölkerung in die Stadt hineinsührte und von denen zu Neujahr sogar noch zwei geköpft wur den. Die wahren Mörder, die der „Sekte vom großen Messer* angehören, gehen noch jetzt in China frei umher und werden sogar von den Mandarinen gewarnt, wenn ihnen Gefahr droht. Unter diesen Umständen müßte man sowohl vom Standpunkt der deutschen Interessen al-.auch vom Standpunkt der Menschlichkeit aus das Verhalten Eugen Wolfs, der die Wahrheit an das Licht brachte, und der dadurch gewiß den Anstoß gegeben haben wird, die wirklich Schuldigen der verdienten Strafe zu überant worten und das Leben Unschuldiger vor einem grausa men Martertod, wie ihn nur chinesische Barberei ersinnen kann, zu retten, nur Dank wissen. Daß er dabei in der Form gefehlt hat, kann gern zugegeben werden. Er, der seit vielen Jahren mit Barbaren und Halbbarbaren ver kehrt, wird am besten wissen wie man jenen imponieren kann. vrnä. Aus Sachsen und Umgebung. — Das heiße Wetter füllte mit Nachrichten von Hitz schlügen, Ertrunkenen und Bränden die Zeitungsspalten. In Ostritz ertrank beim Baden in der Neiße ein 30jäh- riger Juteweber, in Gohlis der 7jährige Sohn eines Schneidermeisters, in Markkleeberg ein Gärtnergehilfe, in Lichtenberg bei Freiberg ein öjähriges Mädchen, das mit zwei Spielkameradinnen in der Mulde badete, in Lichtenstein ein Ziegeleiarbeiter, als er sich zum dritten mal« am Sonntage im großen Rümpsteiche badete. In Glauchau wurde der Akkommodeur L. vom Hitzschlag ge- trofsrn. Er wurde sofort ins Stadtkrankenhaus gebracht, wo er nachts starb. — In Carlsfeld wurde die Fried- rich'sche Schreidemühle ein Raub der Flammen. Mit ver brannt sind sämtliche Maschinen und große Holzvorräte, darunter allein über 2S00 Stück Bretter. — In Flem mingen bet Hartha ging im Zimmeryof des Baumeis. rer» Julius Gruhle etn mächtiges Schadenfeuer aus. ES brannten die Wirtschaft-- und Arbeitsnebengebäude voll ständig nieder und wurde ein großer Vorrat von Bau holz und Werkzeugen vernichtet. — Von der wunderbaren Wirkung eines Blitzstrah les berichtet etn Dorsmusiker aus der Großenhainer Ge- gend JolgendeS: „Während eines sehr schwachen Ge- wttterS, welches letzthin über unsere Gegend niederging, suhr etn Blitzstrahl in die Röder und streifte dabei die Wand des an der Röder stehenden Hauses, in welchem ich wohne. Ich hatte gerade das Zimmer verlassen, als der Blitz ntedersuhr. Als ich zurückkehrte, gewahrte ich, daß der Blitz die Zimmerwand durchdrungen hatte. Aus dem Tische lagen zur Zeit eine Weckeruhr und eine Trom- pete, auf der ich kur- zuvor geübt hatte. Die Wirkung des Blitze» war eine höchst eigenartige, wie sie wohl sel- ten beobachtet worden sein dürfte. Der Blitz hatte näm lich von der Weckeruhr die Nickellegierung gelöst und aus da- Piston Übertragen und diese- thatsächlich vernickelt. Ich wollte nach der Ernte diese Arbeit vornehmen lassen und bin nun durch diese „elementar« Vernickelung* zu meiner großen Freude von jener Ausgabe entbunden worden. Sine nicht weniger wunderbare Wirkung de- Blitze- stellte ich gleich darauf in folgender Erscheinung noch fest: Di« Zeiger de» Wecker- drehen sich jetzt in entgegengesetzter Richtung aus dem Ziffernblatte. Ferner , , hatte der Blitz die Tonart der Trompet, verändert; da» doch ist die Verletzung ein« fehr'fchwere. Instrument, welche» bi» dahin in L-äar erklang, ertönt