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/luer Tageblatt v«rch «ft« «ot,« st,i in, hau, ««atuch »»Vf-. »«I»«« «,M«st,st<ll, ad. a«t,Um,aatIIch«psGU.«»»«,«» nch >» Pf,. »«> dir Post d,st,Ut und Most a»,«h»Ü »i.ri.llSdrUch 1« Mk., monatlich t» pfa. durch S«U Srirftra-rr fr«I in, hau» »iirtil« Udruch t.« Mk., monatlich 7» Pf«. kkfth,lattti,lichInt«nMl«ag,stiin» d.n, mit fiuinahm« von Sonn, «nt /lnzeiger für -as Erzgebirge Z mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilase: Mer Sonntagsblatt. Mp°stE?tt"''un»ori'.'stküg!'. Eprochstm,»« »-r «»daktis« mit fw-nahm- »er e-natag« oachmiaqg« 4—s Uhr. — Lrügramm-siSress», Lagebla« stuwrMbirg«. -era^nch« SS. »---tyk» -q —. - - - . für vaverlangt »togrsaoüt» Mauuflript» kann SrwShr nicht g»l»iq»t ««ckev. m^stMmchtdÄichl« Dienstag» 23. September 1913. S. Jahrgang. «rhmra »,st,ltua,«a «ot,«,,a. Nr. 221. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. König Friedrich August von Sachsen wird am I Z. November dem Prinzregenten in München seinen offiziellen Besuch abswtten. * Der deutsche Gesandte in Belgrad hat nach dem Fortgang des Konsuls Schlieben die Ge- sandtschastSgeschäste wieder übernom men. Der deutsche Naturforscher- und Aerztetag begann gestern seine diesjährige Tagung in Wie n. * Zur Förderung der Rückwanderung in großem Maßstabe sollen erhöhte Staatsmittel zur Verfügung gestellt werden. * Wie verlautet, wird der für den Herbst geplante Besuch des Marquis San Giuliano beim Grafen Berchtold unterbleiben. » Die Mehrzahl der französischen Blätter er- örtert den vom König Konstanttn auSgebrach- ten Trinksprmh in kühlem, ja abweisendem Tone. -> Näheres slkhk NN anderer Mutmaßliche Witterung am 24. September: Nord- ost wind, aufheiternd, nacht« Frost, vorwiegend trocken. MmerZeusrfchein auf äemBalkam Tie albanesische Gefahr. Kaum ist mit dem Frieden von i Konstantinopel der Friede aus der ganzen Balkanhalbinsel endgültig be siegelt worden, da tauchen auch schon wieder neue ernste Gefahren für den Frieden am Balkan auf. Nicht mehr Mazedonien, sondern das autonome Albanien bil det jetzt den Boden, auf dem die Maulwürfe für den status quo ihre Wühlarbeit verrichten. Die gefährlich sten Feinde einer ruhigen Entwicklung des auf der Lon doner Konferenz erschaffenen Staatswesens, dem kein vernünftiger Mensch eine gesunde und dauerhafte Exi stenz vorauszusagen vermochte, sind offenbar di« Ser ben. Die wirklichen Machthaber in Serbien scheinen seit dem Kriege die Bahnen einer ehrgeizigen imperialisti schen Politik verfolgen zu wollen. Bezeichnend sind hien für die autokratischen Allüren, die die augenblicklichen Herren der innerpolitischen Lage sich angeetgnet haben. Sie gehören zur großen radikalen Partei, die bis zur Abzweigung der jungradikalen Sezession demokratisch bis aus die Knochen war. Jetzt müssen sich die aus ihr her vorgegangenen leitenden Staatsmänner sagen lassen, daß -sie und ihre Partei gänzlich entartet und zu einer oligarchischen Clique herabgesunken seien. Das Par lament wird nur noch als ein notwendiges Uebel be trachtet. In einer für das Land so hochwichtigen Zeit, Wie «S das letzte Jahr war, hat die Kammer nicht länger als drei Monat« und dazu noch mit verschiedenen Unter brechungen getagt. Die Einberufung geschrch immer nur, Wenn unaufschiebbare Kredite zu bewilligen waren. Und jetzt zögert man wieder ausfallend lange, die Skup- tschina etnzuberufen. Dafür sucht die Regierung nach berühmten Mustern die innerpolitische Unzufrtedenhei durch außerpolitische Abenteuer von sich abtzulenken. Auf solche Weise erklären sich am einfachsten die Aufbau schungen der serbisch-albanischen Grenz-wischen- fälle durch 'die serbische Presse und DMlomatie. Nach der ganzen Art und Weise, wie die Serben im ersten Balkankrieg« gegen die Albanier vorgingen, ist e» Wohl möglich, daß den Serben in ihren neuen Gebieten von albanischen Nachbarn arge Schwierigkeiten bereitet Werden. Aber sie sind doch gewiß nicht entfernt so bedeutungsvoll, um es zu rechtfertigen, sogleich alle wichtigen Punkte an der Grenz« zu besetzen, und dazu noch, wie man jetzt hört, den Aufmarsch von zwei Divi sionen vorzubereiten. Der in den serbischen Regierungs kreisen geäußert« verdacht, daß die Agitation in Alba nien auf auswärtige Einflüsse zurückzuführen sei, ist sogleich von der Prowda aufgegriffen worden, di« zat wissen behauptet, daß bulgarische und österreichisch« Ma chenschaften im Spiele seien und sich viele Offiziere bei der..Staaten zu Agitationszwecken sowie zur Organi sierung eine» Aufstande» in Albanien befänden. Einer solchen Nachhilfe von außen wird e» kaum be dürfen, damit imäreuer( Albanien Haid alle» drunter suinp drüber gehe. Die halbwilde Bevölkerung ist au» der Abhängigkeit von der Türkei zunächst unter di« Leitung einer bunt zusammengewürfelten provisorischen Regierung geraten, di« für Ruh« und Ordnung sor gen soll, bi» sich «in geeigneter Anwärter für den al banischen Thron gefunden hat. Dieses Provisorium braucht nicht lange zu dauern, um di« Verhältnisse in Albanien in heilloser Weise zu verwirren. Die serbische Verdächtigung, daß von Oesterreich au» in Albanien zum Aufruhr gehetzt werd«, ist jedenfalls absurd. In Wien hat man im Gegenteil große Angst vor einer baldigen Störung de» neuen statu» quo in Albanien. Die Wiener Presse kommentiert in erregtem Tone die Nachricht, daß Gssad Pascha, der bekannte Verteidiger der Stadt Das Thereschen. Skizze von L. Mnseld. lNa«druck> ^,r»»i«n.) Bon Baum zu Baum hatte der Nebel feine Florgtr- landen gespannt. In den weißlichen Schleiern fing sich un froh das Laternenlicht, und wenn sich aus der feuchten Gaze hülle mit unheimlicher Plötzlichkeit eine menschliche Gestalt Löste, um sogleich wieder vom Dunst verschluckt zu Werden, io wirkte dcr blasse, enge Kreis, der vom sonst so leuchtend fröhlichen Straßenbilde übriggeblieben, doppelt trostlos. Das Thereschen hatte die ohnehin schon platte Nase an die Fensterscheibe des dunklen Studierzimmers gedrückt — der Doktor war ausgegangen —, und ihre Tränen machten den Tropfen, dir draußen um ihn kaltes Schicksal trauerten, er- folgreich Konkurrenz. Kein anderer als der Klingelknopf war cn ihrem Unglück schuld. Hätte er nicht wieder mal ge klebt — er blieb mindesten in jeder Woche einmal stacken — so wäre der Doktor nicht in die Küche gekommen. Rirrrr — Herrje — jetzt geht'« los! Das Thereschen fuhrwerkte so ha- stig vom Fenster weg durch di« dunkle Stube, daß sie des Doktors Schretbsessel umrannt« und die bronzene Viktoria auf dem Kamin ernstlich ins Wackeln geriet. Zitternd klinkte sie dis Korridortür auf. Das Mädchen vom ersten Stock stand vor ihr: Wo stecken Sie denn, Thereschen? An der Hintertür kann man sich totklopfen. — Ist'» wahr, Sie müs sen ziehen? Das Thereschen zog di« mitfühlende Seele rasch durch das große Zimmer nach den Hinteren Regionen. Ich dachte nämlich, er war'», sagt« sie, heftig Muckend, und suchte in ihrem trübselig -usammengebauschten Taschentuch« nach einem trockenen Eckchen. Ja, dieser eklig« Klingelknopf! So 'n« jute Stelle krieje ich nie, nie wieder. — Wie kam'» denn? — Die Neugierde in den Augen der anderen mischte sich seltsam mit dem offenbar aufrichtigen Mitgefühl. Man hatte das putzig« Thereschen im ganzen Hause gern. Thereschen wischte sich umständlich die Nase, deren Rot schor eine leichte Nüance von Blau aufwie», und schlug mit der harten, kurzstngrigen Hand auf den blühweihen Küchen« tisch: His* hat d-7 jelsgea, und h'«r r r ihn > den. Was für'n Brief? fragte die andere gespannt. — Nu — er hat'n offen in der Rocktasche jehabt. Soll ichfn da etwa n i ch lesen? Di« dummguten Augen über der komi schen, dicken Nase schauten die andere boistandheischend an. — Selbstverständlich. Was stand'n drin ? — Bin nich mit fer tig geworden, antwortete da» Thereschen mürrisch, er roch so sein, und was von Liebe war drin. Mber denn jing das Je- klingel los, und « r kam in die Küche. Sie wissen doch, es macht ihm Spaß, immer an den ollen Klingelknops rumzu- funmeln Ms ob er det Ding jemals in Schick kriegte! — Na, .ich hatte vor Schreck den Brief fallen lasten — — so heult« von neuem los — nie hätt' ich jedacht, daß «r so jrob zu mir werden könnte. Wo ich ihm doch die Motten aus de roten Sessel» rrusjebracht Habs und überhaupt seit zwanzig Jahren so >jut für ihn sorje. Rrrr — schrillte die Entreeglocke. Mit einem Satze war die Besucherin in der Küchentür. Das Thereschen fuhr mit beiden Händen glät tend Über ihren indianerhaft am Kopfwirbel sich bäumen den Dutt. Ganz blaß wurde auf einmal da» vorher hoch rote Gesicht. Die «sich Entfernende stellte es mit Genug tuung «fest. Galt es doch, der morgen im Gemüsekeller voll zählig versammelten Mädchenkorona möglichst dramatisch Thereschen« Abgang zu Widern. Der Doktor legte, ohne da» schlotternde Thereschen dabei anzufehen, Zeugnis und Gehalt auf den Wohnstubentisch: Ich habe den Grund der Kündigung nicht in» Zeugnis geschrieben, Thereschen. — Ich dank muh schön, Herr Doktor. — Me wunderlich ihn der Blick der verweinten, glotztgen Augen — sie erinnerten ihn immer an Vie scheckige Kuh, die als Kind sein Liebling ge- wesen — rührte! Al» er die dänische Dogge, deren etwa» zu stark betonte Lebensbejahung sich mit der Enge der Miets wohnung nicht in Einklang bringen ließ, abschaffen muhte — es war ihm nicht so schwer geworden, wie di« Trennung von dieser alten, treuen Person. Aber was half'»! Seine Autorität im Hause «ar unweigerlich -um Teufel, wenn da» Thereschen blieb. Lasten Eie sich'» gut gehen, Thereschen. Er glaubte es selbst nicht. Man gewöhnt sich Nicht so leicht an fremde Gesichter, wenn man in die Jahre kommt. Sonst -end macht« der Doktor die Tür hinter sich zu. Run begann Skutart, in Durazzo die öffentlichen Kassen beschlag nahmt und von der provisorischen Regierung sich ge trennt habe. Gr verlangt, daß di« Hmchtstadt von Va- lona nach Durazzo verlegt werd«, und will die», wie der Präsident Ismail Kamil erzählt, durchzwingen. Di« Enthüllung dieser Forderung, meint ZSmail Kamil, Würde die Gefahr herausbeschwören, daß der Sitz der Regierung leicht und rasch unter den Druck von Serbien und Montenegro geraten könnte. Nun erinnere man sich, daß di« Art und Weise, Wie Essad Pascha seinerzeit Skutari den Montenegrinern übergab, Zweifel an seiner Redlichkeit aufkommen ließ. Man munkelte allerhand über ein geheime» Abkommen zwischen dem Kö nig der schwarzen Berge und dem Verteidiger Skutari», und traute diesem den Plan zu, mit der Armee, die mit ihren Waffen aus der belagerten Stadt abziehen konnte. Herr über Albanien zu werden. Wie dem auch fei, jeden falls ist Essad Pascha zurzeit der einzige wirklich gefähr liche Unruhstifter in Albanien und dessen Hintermänner sind eher in Eetinje und Belgrad al» in Wien zu suchen. Der Segen äer Nattonalflugspenäe (Bon unserem Berliner Mitarbeiter.) Soeben ist der deutsche Flieger Friedrich von fest nem Rundfluge Berlin—Paris-London—Ealai»—Berlin zurllckgskehrt und hat damit weit Über Deutschland» Gren zen hinaus die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; selbst seine erfolgreichen französischen Kollegen Brind- jo ne, Andemars und Gu llaux u. a. halten mit ihrer Anerkennung über diese ansehnliche Leistung nicht zu rück. Die unbedingte llebevflüge ung der deutschen Flieger durch die Franzosen scheint aufhören -u sollen. Mit der Nationalflugspende fing'» an. Da» Ausland begann mit Unbehagen aufzumerken, als es bekannt wurde, daß die deut sche Flugspende über sieben Millionen Mark ergeben hatte, mehr denn doppelt so viel al» im national so regsamen, sport lich weit vorgeschrittenem Frankreich. Es gab bei uns Leute genug, die die Nationalflugspende mit gemischten Ge fühlen amfuahmen, die der Regierung einen Vorwurf daraus machen wollten, daß sie Mr mehr oder minder rein mili tärische Zwecke an die Opferwilligkett des Volkes appellierte. Wie, wenn plötzlich eine neue Militärworlago nötig würde, und der Staat vielleicht einen Aufruf erlassen wollte Mr die Anschaffung so und so vieler Batterien, oder wenn sich das Reich ein Kriegsschiff von der Nation schenken lasten wollte? Weiteste Kreise waren geneigt, den Aufruf zur Nationalflugspende als sehr ^bedenklich anzusehen. Wenn die Militärverwaltung Flugzeuge brauche, dann solle sie den Reichstag ordnungsmäßig darum angehen, aber sie sich nicht vom Volke — erbetteln. Man ging hier — wie so manch mal — gleich wieder viel zu weit und wollte den hohen er den unseligen Trab eines Droschkenkleppers. Das Theres- chen verließ mit Sack und Pack das Haus. — — ,Mso, wie ich Ihnen schon sagte, in meinem Haus« ist der Posten nicht zu besetzen. Der Herr, Mr den ich eilno Wirtschafterin suche, ist durch eine tüchtige, langjährige Kraft sehr verwöhnt. Er stellt also keine kleinen Anforderungen. — Die wunderschönen, etwas schwermütigen Augen der Frau im blahgrauen, leis knisternden Gewand musterten mit hal bem Lächeln die kurze, breite Person, die so ängstlich vor ihr auf der Kante des seidengepolstetten Stuhles balancierte. Etwas in dem komischen, treuherzigen Gesicht kam ihr be kannt vor. Eine ihr unerklärliche Gedankenastoviatton ver band das kleine, untersetzte Wesen, das sich als zehnte Be werberin auf das Inserat gemeldet mit dem geliebten, ihr Mr immer versagten Freund. — Mein oorigter Herr war auch sehr penibel, gnä' "Frau. — Zeigen Sie mir Ihre Zeug nisse. Mr zwei? — Ja, ich war 20 Jahre Lei Herrn Doktor. — Die fein« Rechte der Dame, an deren Ringfinger der breite Trauring glänzte, begann plötzlich zu zittern. Da» Blatt, -mit den energischen Schriftzügen des Doktors bedeckt, fiel auf den Tisch. Die Hand der Frau legte sich einen Herzschlag lang,über di« jetzt lachenden Augen. Dann richteten sich die strahlenden Sterne auf die verwundert zu iHv Gmpor- ifchauende. Sie sind niemand andere», als das Thereschen, sagte die weiche Stimme belustigt, und nun kommen Sie zu mir und bewerben fich von neuem um Ihre alte Stell«? — Wie drollig! Mit silbernem Klang Mllte da» weiche Arauenlachen die Stille des vornehmen Zimmer». Das Thereschen starrte sprachlos mit offenem Munde vor sich hin. Was meinte die vornehme Dame da drüben? Um ihr« alt« Stells handelte es sich? Auf einmal begann es zu tagen in Thereschen» glattgestttegettem, pelzhutbewehrtem 'Kopfe. Die dort suchte Mr ihren Doktor «ine Wirtschafterin. Die dort war keine andere, al» Vie Dame mit dem Brief. Das sie, Thereschen, das nicht gleich gemerkt! — Roch doch di« ganze Stube und das Kleid der Dame akkurat wie der Brief, mit dem sie — daran war Loß der verwünschte Mingelknapf schuld, — nicht fertig geworden. Ein pfiffiges Schmun-oln legte sich um Thereschen» -reite, die im Kosten wohl ersah- Köchin Briten."? Lilun. Warum -Huben Sie denn