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Nr. >18 des Lur Lageblatts und Ruzetger för da» GqoeLirge. Freitag, dm IS. September ISIS Mmrberlcht vom ig. September mittags ir Ubr. 738 mm 4^19 70 dlO. ?!e'lchsschatzamt die für die Kolonien erforderlichen Mittel c olaige m e ind e wird am nächsten Sonntag eine beson- Barometer Stand Fcuchtig. keitsgehalt Stations- Name Temperat. (Celsius) Wetter häuschen König AIbert> Brücke Aue 17 c 17 c ner Heimat hing, daß er, als er von Kassel iin das nur we nige Stunden entfernte Göttingen berufen, dort im Ausland feine Antrittsvorlesung über das Heimweh hielt. Aber er war Deutscher doch mit ganzer Seele, ob in Hessen, ob in Berlin. Nein, der Brüder Grimm Heimat war schließlich dort) nur Hort, wo die Wissenschaft blühte; nur, wo sie umgeben waren von ihren Büchern, Vie von ihnen behandelt wurden, wie Untergebene, die auf Achtung Anspruch haben, war die sen echten, wahren Eelehrtennaturen wohl. Sie hatten kei nen anderen Ehrgeiz, als ihrer geliebten Wissenschaft dienen zu können. Leider schon dem Greifenalter nahe, begannen sie noch ein gewaltitzes Werk, das Deutsche Wörter buch, das den gesamten neuhochdeutschen Sprachschatz, so. weit er in den Literaturwerken von Luther bis Goethe ent halten, bestimmen sollte, ein Werk, das um das Jahr 1850 begonnen, nach dem Tode der Brüder Grimm die besten deut schen Germanisten zur Wetterführung herausforderte und heute noch nicht beendet ist. Im Jahre 1859 war Wilhelm Grimm, der jüngere der beiden Brüder, gestorben. Jakob Grimm, der dem Dahingeschiedenen eine schöne Gedenkrede hielt, blieb tätig an seinem Schreibtisch sitzen, von dem aus er noch immer in das vereinsamte Arbeitszimmer des Bru ders blicken konnte, und arbeitete an dem Wörterbuch, bis auch ihn, den Sprachgewaltigen, wie Goethe ihn genannt hat, der Tod abrief. Am 20. September 1863 ist er dahin geschieden. Was Jakob Grimm als Begründer der deutschen Philologie und Altertumswissenschaft bedeutet, ein umfassen des Bild seines gesamten gewaltigen Wirkens in engem Rahmen zu geben, ist unmöglich. Ein schönes Bild seiner Persönlichkeit geben seine Briefe an Freunde und Gelehrte wieder, die in etwa einem Dutzend Einzelsammlungen er- schienen sind, aber leider noch einer Gesamtausgabe harren. L. VVtii'ttoilitn'i i'. dere Abendmahlsfeier gehalten. Um s/zS Uhr beginnt Lazu die Beichte. Jeden ernsten jungen Mann wird es — so wird uns zu diese, Mitteilung geschrieben —, ehe er in die Armee eintrttt, bet diesem bedeutungsvollen Dang im Leben, tret- ben, sich dazu die Gnadenhilfe feines Gottes zu erbitten und sich innerlich stärken zu lassen durch die Kraft von oben. In der heiligen Kommunion darf er der Gnade seines Gottes gewiß werden und dadurch innerliche Stärkung erfuhren. Möge die Einladung dazu nicht vergebens sein und viel Rekruten sich um den Abendmahlstisch sammeln lassen. ** An der Deutschen Fachschule für Metallbearbeitung und Installation werden die mündlichen Abgangsprü fungen -um Schlüsse des Sommersemesters 1913 am Mittwoch, den 24. September, abgehalten. An die Prü fungen schließt sich eine Konferenz des Prüfungsausschusses. DieLblicheAusstellungder SchülsravSoiten fin det am kommenden Sonntag, den 21. September von vor mittags 10 bis nachmittags 3 llhr im Zeichensaale der An stalt statt. Am Donnerstag, den 25. September, vormittags um 11 Uhr wird, ebenfalls im Zeichensaale, dieSemester. Schlußfeker beginnen; daran anschließend erfolgt Vie Entlassung der Prüflinge der Abteilungen und I'>. - Kreisverband evangelisch-lutherischer Jungfrau en- vereine. Am Dienstag dieser Woche fand nachmittags von 3 Uhr an im Pfarrsaal zu Aue eine gut besuchte Verbands- Tagung des Kreisverbandes evangelisch-lutherischer Jung frauenvereine im Bezirke Schneeberg statt. Die Tagesord nung umfaßte neun Punkte. Zunächst wurde der Jahres bericht vorgetragen, der von einer erfreulichen Aufwärtsent wickelung des Verbandes reden konnte. Besonders interes sant war die Aussprache über die Frage, ob im nächsten Jabre die Jahresversammlung des La'Nd ösvorb aa'- des nach Aue eingeladen werden sollte. Man kam zum Beschluß, dieses zu tun und das Kreisverbandsfest mit einem Landesverbandsfest zu verbinden. Eingehend sprach man auch darüber, was man zu tun habe angesichts der Tat sache, daß von diesem Winter an die nationale Ju gendpflege auch auf das weibliche Geschlecht ausge dehnt werden solle. Weiter wurde verhandelt über die För derung der Liebe zu Volk und Vaterland bei den Mitglie dern, über die Stellung des Vereins .zum Kino, über die Ge winnung von Helfern und über die Vorabteilung, und Ab teilung in den Vereinen. Die Aussprache zu jedem Punkts wurde von dem Kreisverbands-Vorsitzenden, Herrn Pfarrer Friedrich, Zschorlau, eröffnet, der auch bei einzelnen Gegen ständen das Ergebnis der Aussprache kurz züsammenfatzie. An der Aussprache beteiligten sich zumteil wiederholt Herr Superintendent Thomas, Schneeberg, die Landesverbands- Sekretärin Fräulein Vogel, Dresden, die als Gast zugegen war, Frau Pfarrer Langer, Raschau, Frau Pfarrer Seyfert, Neuwelt, Frau Pfarrer Plodt, Breitenbrunn und die Her ren Pastoren Temper, Aue, Zenker, Sosa, Wolf, Schönheide, Heppenstein, Lauter, Hickmann, Bernsbach, Köhler, Bockau, und Luthardt, Albernau. Kurz vor 6 Uhr schloß die außer ordentlich anregende Versammlung mit einem kurzen Schlußwort des Vorsitzenden. * Neber de« Unfall eine» Auer Giitcrzugcs, über den wir gestern schon kurz berichteten, wird jetzt aus führlicher aus Dittersdorf bei Chemnitz gemeldet: Don nerstag vormittag V2IO Uhr sentg leiste auf dem Bahn hof Dittersdorf bet Chemnitz bei der Einfahrt des aus Aue kommenden Güterzuges 7521 die Zugslokomo tive, vermutlich infolge Schienenbruches. Die Strecke nach Aue wurde dadurch auf ungefähr drei Stun den gesperrt. Der Verkehr konnte aber durch Um steigen aufrecht erhalten Werden. Zur Beseitigung der Störung mußte ein kleiner Hilfszug mit Werkzeugwagen und Werkstättenpersonal herangezogen werden. Dieser fuhr 10 Uhr 15 Mtn. in ChemnH Hbf. ab und träf Vs 3 Uhr nachmittags daselbst Wieder ein. *— Ein alter Trick. Nachdem Wir erst in den letzten Tagen über mehrere Fälle berichteten, in denen (auf der Auerhammer Straße) einem zum Einkauf fortge schicktem Kinde das Etnkaufsgeld abgenommen wurde, ist heute wieder ein solcher Fall zu registrieren. In der SchneebergerStraße trat gestern nachmittag gegen llhr ein Unbekannter an einen Knaben von sechs Jahren heran und schickte ihn in einen Laden, um dort Aue 19 September. (N-ch'-ruck unserer > oknlnoltzen, bie durch ein Korrelpondenzzeichen kennlltch gemacht s.nd, ist - auch im Auljug« — nur mit genauer Quellenangabe gestatiei. * Abordnung. Zu der vom 18. bis 20. September abzuhaltenden Verbandsversammlung des Verbandes Deutscher Kaufmanns- und Gewerbegerichte, die in Leipzig stattfindet, ist von der Stadt Aue Herr Stadtrat Dr. Voetzsch abgeordnet worden. -r- Rckrntenkonnnunion. Für die Rekruten in der Ni- durch eine Anleihe bet der Seehairdluirg Her-et- geschafft. Fall» die Seohandlung da» Darlehen nicht aus längere Zeit dem Schatzamt belassen kann, wird, wie auch ursprünglich in Aussicht genommen «ar, diese» sich an die Retchsbank wenden und dort Reich-schätz an« ei san gen di »kontieren. * Die Lage in Mexiko. Wie man au» Mexiko meldet, ist der mexikanische Kongreß eröffnet worden. Die Botschaft de» Präsidenten spricht die Hoffnung auf einen friedlichen Ausgang der Verhandlungen mit den Bereinig ten Staaten aus; sie kündigt an, daß das abgeliaufene wie das laufende Fieckaljahr mit einem Defizit abschließt, und stellt die schnelle Unterwerfung der Rebellen in Aussicht. Bisher istIelixDia, alleiniger Präsidentschaftskandidat. — Di« mexikanischen Bundestruppen befinden sich auf dem Vormarsch nach Durango;der deutsche Gesandte hat Sorg« getragen, daß die Retchsangehörigen diesen Ort rechtzeitig verlassen können. * Die spanisch-franzöfischen Vündni-pläne. Der spanische Ministerpräsident Graf Romanones erklärte einem Berichterstatter anläßlich des Artikels des Ministers Pichon über di« französisch-spanischen Beziehungen, Frankreich und Spanien haben dieselben Beweggründe, zufammenzugehen und zusammen zu handeln. Es bestehen nicht bloß GründederSywpathien -wischen den beiden Böl- kern, sondern vor allem auch EründedesJnteresses, und das alles selbstverständlich, ohne den verschiedenen Freundschaften Abbruch zu tun, die di« beiden Völker mit anderen Nation«n unterhalten können. * England und die japanischen Kriegspläne gegen Eh na. Wie in Tokio erklärt wird, hat das japanische Auswärtige Amt die britische Regierung über ihre Haltung im Falle einer japanischen Aktion zu Wasser oder zu Lande sondiert, worauf ihm geantwortet wurde, daß England eine militäri sche Aktion Japans mit Besorgnis betrachten würde, da sie geeignet sei, zur Aufteilung Chinas zu ermuti gen. Hingegen wolle England die Forderungen Japans um Entschuldigung und Entschädigung in Peking diplomatisch unterstützen. * Die japanischen Kriegsschiffe vor Nanking. Die japanischen Kreuzer Tsuschima, Nikata, Kasagi und Jwate, ein Kanonenboot und vier Torpedobootszerstörer sind unter dem' Befehl des Vizeadmirals Nanna vor Nanking eingetroffen. In Tokio wird jetzt be hauptet, China habe sich nur in den nebensächlichen Punkten dem Willen Japans gefügt, aber die Forderung auf Entschuldigung wegen der Beleidigung der japani schen Flagge und Uniform und auf Entlassung des Ge nerals Tschangsuen aus seinem Amt als Verwalter der Kjangfi-Provinz unbeantwortet gelassen. 'Nachricht im Hessenlande heroorri.es, schillert uns Julius werde. Wohl ist es wahr, daß er mit solcher Liebe an^sel Rodenberg, ein Hesse, in der folgenden Weise: Noch in meine frühe Knab-nzeit fällt das Ereignis, aber ich erinnere mich wohl, mit welch allgemeiner Begeisterung man die Nach richt aufnahm und ein poetisches Flugblatt von Hand zu Hand ging, eines von denen, Wieste Franz Dingelstedt, unser hessischer Dichter, bei jeder großen Gelegenheit über sein Land auszustreuen liebte: Ja, dort, wohin sie Königs Wort berufen, Erhoben über Furcht und bösen Schein, Versammelt sich um eines Thrones Stufen Die neue Zeit in dichten, lichten Reih'n, Und was sie hier gestört und einzeln schufen, Dort wird's erkannt, dort wird's vollendet sein, Denn östlich blaut ein Himmel, fest, azuren, Und weit, ein Vaterland der Dioskuren. Und dieses zweite Vaterland fanden sie in der Tat in Berlin. Es war ihnen noch vergönnt, in Berlin ein paar Jahrzehnte in Ehren zu wirken. Jakob Grimm eröffnete am 30. April 1841 seine Vorlesungen über Altertümer des deutschen Rechts. Daß ihm, dem Hessen, der mit innigster Liebe an seiner engeren Heimat hing, gleichwohl in Berlin wohl sein konnte, hatte seine Begründung in seiner noch größeren Liebe für das gesamte Deutschland. Er, der dent- s ch e st e Deutsche, wie Gervinus einmal Jakob Grimm nannte, der aus der Vergangenheit Deutschlands die geistige Nahrung sog, der von der Tüchtigkeit des deutschen Stammes viel zu überzeugt, las daß er es hätte mit Gleichmut an- Don Staät unä Lanä. * Gedenktag« am 19. September: 1870 Zernierung von Paris. Gefecht bei Sceaux. 1911 Rüd. Fallkmann, Se- natsprästdent am Kammergericht, -f Leipzig. Politische Tagesschau. Aue. 19. September. * Roch ein Nachruf für Gras Alvensleben. Der Reichs anzeiger widmet dem verstorbenen Botschafter a. D. Gra fen v. Alvensleben, der 1867 etatsmäßiger Legattonssekretär in Dresden war, einen Nachruf, in dem es heißt: Mit dem Grafen v. Alvensleben ist ein bewährter und verdienst voller Beamter aus dem Leben geschieden, der dem preußi schen Staate und später dem Deutschen Reiche in den verschie densten diplomatischen Stellungen erfolgreiche Dienste ge leistet hat. * Herabsetzung der Altersgrenze? Ueber die Herab setzung der Altersgrenze für den Bezug der Altersrente haben Erhebungen stattgefunden, deren Ergebnis dem Reistag noch in diesem Jahre in einer Denkschrift mitgeteilt werden wird. Danach würde bei einer Herabsetzung der Altersgrenze auf 60 Jahre der Mehraufwand insgesamt jährlich 13VL Million enMark betragen. * Deutsch-amerikanische Handelsbeßiehtrngen. Der deutsche Generalkonsul in Neuhork, Falcke, weilt gegen wärtig in Berlin und hat auf dem Auswärtigen Amte bereits mehrfach Konferenzen gehabt, die in Ver bindung mit der zukünftigen amerikanischen Zollpolitik und der weiteren Ausgestaltung der deutsch-amerikani schen Handelsbeziehungen stehen. * Der Geldbedarf der deutschen Kolonien. Bekanntlich hat das Reichskölonialamt seine ursprüngliche Absicht, den Geldbedarf dcc Kolonien durch Ausgabe von Kolonial- s chatz f ch e i n e n zu decken, aufgegeben. Nunmehr hat das Hannover seine Regierung eröffnete, wofür sie bald darauf ihrer Aemter entsetzt wurden. Einen unbeschreiblichen Ein druck machte damals Jakob Grimms Flugschrift, die auf ihrem Titelblatt die Worte des Nibelungenliedes trug: War stnt die eide kamen? und in welcher der Verfasser unter an derem von der Stellung der Universitäten und ihrer Leh rer den folgenden schönen Ausspruch tat: Die deutschen hohen Schulen, so lange ihre bewährte und treffliche Einrichtung stehen bleiben wird, sind nicht bloß der zu- und! abstrümesiden Menge der Jünglinge, sondern auch der genau darauf berech neten Eigenheiten der Lehrer wegen höchst reizbar und emp findlich für alles, was im Lande Böses geschieht. Wäre dem anders, sie würden aufhörcn, ihren Zweck, so wie bisher, zu erfüllen Der offene, unverdorbene Sinn der Jugend for dert, daß auch die Lehrenden bei allen Gelegenheiten jede Frage über wichtige Lebens- und Staatsverhältnisse auf ihren reinsten und sittlichsten Gehalt zurüßführen und! mit redlicher Wahrheit beantworten. Da gilt kein Heucheln, und so stark, ist die Gewalt des Rechts und der Tugend auf das noch unrein genommene Gemüt der Zuhörer, daß sie sich von ihm selbst zuwenden und über jede Entstellung Wider willen empfinden. Da kann auch nicht Hinterm Berge ge halten werden mit freier, nur durch die innere lleberzeugung gefesselter Lehre über das Wesen, die Bedingungen und die Folgen einer beglückenden Regierung. Das gesamte deutschen Völk jauchzte damals den Män nern, die ihrer lleberzeugung und der Sache des Rechts ihre äußere Lebensstellung geopfert hatten, Beifall zu. Noch, . . einmal und zum letzten Male mußten die Brüder Grimm in sehen sollen, daß man dies Völk durch seine Zergliederung ihre Heimat zurückkehren, aber ohne Amt. Der reaktionäre in zahlreiche Vaterlä'ndchen zerbrach. Er war mit ganzer Kurfürst von Hessen war nicht der Mann dazu, die Ungerech- Seele auch für die Wiedererrichtung eines großen Deutschen tigkeit de» Königs von Hannover zu korrigieren. Dies blieb Reiches, und der Nationalversammlung in Frankfurt im dem König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., überlassen, Jahre 1848 gehörte er an, wie auch der im folgenden Jahre der bald nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1840 die in Gotha. E» ist durchaus falsch, wenn man sich diesen Brüder Grimm zu Mitgliedern der Akademie der Wissen- Mann, wie es ost geschieht, nur vor allem «l» Hessen denkt, schäften zu Berlin mit dem Recht, Vorlesungen an der Uni- dem ein gütiges Geschick e» erspart hat, zu erleben, daß sein ve"sität zu halten, ernannte. Welchen Eindruck damals diese, Heimatland aus der Zahl selbständiger Staaten gestrichen Max. !! Wind Mm. richtg. raffinierter Mord «in ähnlicher Nervenkitzel wie eine auf- regend« Variöwnummer. AVer Mes» v « r ö d u n g d " G e m si t s k e L * n »ist aus- schlichlich eine Folge de» naturwidrigen Zusammendrängen« und Durcheinanderwirbelns der Msnschenmassen in den Rie senstädten, die dem Einzelnen, der durch sein« Gaben nicht hervor ragt, jeden Wert und jede Bedeutung nimmt. Reich tum macht da» Herz schneller hart, wie kochende» Wasser ein Et, sagt ein russisches Sprichwort, aber da» großstädtische Leben macht nich-Vnur das Her- der Reichen, sondern auch da» der Armen -art. Nicht weil der Großstädter schlechter ist, ale der Kleinstädter, sondern weil ihn da» Leben in der Groh- stadt zur Unempfindlichkeit zwingt. Mit der Sympathie erkalten über die besten und glückbringendsten Eigenschaf ten der menschlichen Natur. Erkaltet vor allem auch die einfache, dumpfe Lebensfreude, die dem einfachen Menschen jeden -neuen Tag zu einem Fest macht. Dio rastlose Jagd nach Vergnügungen, die wir so häufig in der Großstadt fin den, ist ja nur ein Zeichen, wie sehr es den Menschen hier an wahrer Lebensfreude gebricht. Aber die Gemüter, in denen nur noch die Zote und die Possen einen Widerhall zu wecken vermag, jagen dem Glück vergeblich mach. Nicht selten hört man von Leuten, die das Schicksal aus eine Reihe von Jahren in eines jener Länder verschlagen hat, die wir als halbwilde anzusehon gewohnt sind, daß sie dort glück licher gelebt haben, als im hochzjioililsierten Europa. Gibt das nicht zu denken? Darf man nun vermuten, daß der Geburtenrückgang ein Mittel ist, womit die Natur den Uebeln der Ueberzivilisatton entgegenarbeitet? Mir scheint es so. — Die Natur legt in allem es darauf an, das Gute zu erhalten und das Schlechte zu vernichten. Es ist ein arm seliger Kleinglaube, anzunehmen, daß eine so universale Er scheinung wie der Geburtenrückgang unter den vorgeschritte nen Völkern ein Werk blinden Zerfalles, sozusagen ein fa taler Mißgriff der Natur fei, wie etwa das Erdbeben von Messina, das wvhllos Gutes und Schlechtes vernichtete. DUrch den Geburtenrückgang wird sicherlich nur das Lebens unfähige ausgemevzt, um nach einer Weile, wenn die Menschen zur Besinnung gekommen sind, einem neuen, ffri- scheren Leben Platz zu machen. Wir dürfen uns nur nicht einbilden, daß lebenzerstörende Mächte ausschließlich in Aberglauben und Unwissenheit zu suchen sind. Egoismus und Heizenskälr-e können sich ebenso gut zu. lebenzefitörend-m Mächten auswachsen wie Schwindsucht und Cholera. Die Na tur ist aber weiser als wir und alles, was sie tut, wird der Menschheit auf die Dauer zu... ^esten dienen.