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Mittwoch, 18. Oktober 1V11. Ilttn ck00S uwrki Rmnttu Rr.S48. Sechst« Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge 0«lanlwa«Uichei Ue- aN«ur krit» Ri-nko>U ,llr o>, Inserate verantwortlich! Ur»o» Bei»« i» Au« i. Lr,tz«d. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Abnahme der Sonntage nachmittag, von 4—» Uhr. — Lelrgramm-Ndreffer Tageblatt Nueerzgeo.cor Fernst! rech er es. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und veriag üoer Vivrt- 0. yeelew-seettlecd»«» m. b. H. in Au» i. Erzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Hans monatlich Lopfg. 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Für Aufnahme von größere« Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bet un» eingrhrn. viele fiammer »käst« » rett« Da» Wichtigste vom Lage Der Kaiser hat dem Prinzregenten von Bayern in einem Telegramm mttgeteilt. daß da« Linienschiff Er- sah Odin den Namen Prinzreaent Luitpold eryalten soll » Ter Reichskanzler will die Jnterpeilationenüber die auswärtige Politik später, sobald es die politische S>t:alioil gestalte!, beantworten. ck Muber 0 itt einstimmig ^um Prältd«nten von Mex - ka gewählt w," den und tritt sein Amt im No vember an. Die bulgarischen Reservisten erhielten den Einbe rufungsbefehl. » Noch englischen Meldungen au« Teb«ran ist der Exschah nach Russisch-Turkestan geflüchtet. BeidenTruppendesitalienischenLandungSkorp« in Tripoli« soll Typhus au-gebrochen sein. Zur ilmer-otttischeu Lage. >0? Eben ist der Reichstag wieder zusammengetreten und schon beschäftigt Man sich verschiedentlich mit seinem Bilde. Der Vorwärts will wissen, daß das Parlament vorzeitig aufgelöst werden würde, und zwar kur- nach dem Zusammentritt, sodaß die Neuwahlen noch vor Weihnachten stattftnden könnten. Sehr wahrscheinlich klingt das gerade nicht, denn aus wirtschaftlichen Münden wär« ein solcher -Termin ziemlich un günstig, und es kann al» «fraglich gelten, ob di« umfangreichen Arbeiten, die eine ReichstagSwahl durch hie Behörden erfordert, so schnell M Ende gebracht werden könnten. «Es könnte höchsten» sein, daß die Regierung die Parteien überraschen möchte. Aber auch da» ist wenig wahrscheinlich, und auch allzuviel Zweck würde es nicht haben, denn man ist im Lande durchaus gerüstet. Des ferneren heißt es, die Regierung wolle kurzen Prozeß machen, weil da» Beratung-Material doch nicht . aufgearbeitet werden könnte. Es mag ja sein, daß der eine öder andere Entwurf unter den Tisch fällt, -aber trotz der Kürze der Grift find Aussichten vor« Händen, daß die wichtigsten Vorlagen verabschiedet werden. Dies gilt in Sonderheit von dem Penstonsverficherungs« gesetz, das man ungeachtet der noch immer porhandenen Mei« nungsverschiedenheiten unter Dach und Fach bringen wird; wenigstens herrscht bet allen Parteien die Neigung vor, unbedingt diese» wichtige sozialpolitische Gesetz zu verabschieden, da der GruNdgÄanft den Wünschen de» Reichstage» entspricht. Lei dieser Neigung dürften , wohl auch wahlkaltische Mo. mente mitsprechen, man will den kaufmännischen Angestellten nicht mit leerer Hand gegenübertreten, sondern möchte -st« -u- friedenstellen. , , An Zusammenstößen dürfte es im Reichstage nicht -fehlen, insbesondere dürft« gelegentlich der Teuerungsdebatte scharf gegen die Regierung durch die Linke Sturm gelaufen wer den. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß auch die National» liberalen aller Borausficht nach eine recht scharfe Tonart gegen di« Regierung anschlagen werden. In Töln ging der Le. kannte Abgeordnete Dr. Web « r in seiner R«de mit dersStaats- regierung in» Gericht, insbesondere -tadelte er die »Untätigkeit der Staatsbehörden,wegen der Teuerung. Die Ermäßigung der Frachten sei «an- ungenügend und dies sei die einzig« «Konzession der Regierung gewesen. Gr forderte weitere Ermäßigung oder sogar Suspension der FrachtgM'.hren und Aufhebung der Tin* fuhrsch «ine. Man kann sich Mo im Reichstage auf einen Tanz gefaßt machen, auch hei der Erörterung der Marokko, frage dürfte es /recht lebhaft -«gehen, zumal hierbei der Re. gierung wohl aus.allen Lagern scharfe .Kritik entgegenschallen dürfte. JnsLesondere wird die Frag« der NtchteinSeru- fung de» Reichstage» mithineinspielen, indem man di« Meinung vertritt, daß in einer so wichtigen und bei einer so folgenschweren Krisis, wie sie im Verlauf der Marottoaffäre Le. stand, unbedingt di« Volksvertretung gehört werden müsse. Es laßt sich nicht leugnen, daß alles in,allem viel Anzufriedenheit angchäuft ist und daß bet der Situation, wie sie sich jetzt dar stellt, der Weizen der Opposition, und zwar gerade derjenigen der schärfsten Tonart, blühen potrd. < Vegi«« der Herbsttag««- des Reichstags. X Die Bänke waren ckaum zum dritten Teil befetzt, al» Graf Schwerin-Löwitz gestern die Herbsttagung des Reichstage» mit dem Wunsch eröffnete, die Retchsboten.möchten in der Mehr alsvftr. monatlichen Sommerpause Kräfte genug gesammelt haben, um in der kurzen Frist, die un» .gestellt ist, von dem unaufgearbeitetrit Rest noch möglichst viel unter Dach und Fach zu bringen. Und obgleich die Kreuzztg. noch /gestern früh an die gewissenhaften (lies: konservativen) Abgeotdneten einen herzlichen Appell zu pünktlichem Besuch der Plenarsitzungenf ktchtet«, auf daß den sozialdemokratischen und -- nationallilberalen Obstruktionsver suchen (von denen ihr Hirn träumt) Kräftig begegnet werde, wei sen gerade die Plätze der Rechten di« größten Lücken auf. Aller, ding« bietet sich für böswillige ArbeiisstörUngen durch die g«. nannten Parteien noch keine rechte Gelegenheit. Da» Arbeit», pecksum erschöpft sich M zwoi DUtz«nd P et i ti 0n en, deren Beratung in kaum zweistündiger «Ätzung glatt und ohne Unfall vorübergeht. And nur wenige von -ihnen genießen den Vorzug, besonder» erörtert zu werden. Da» Grqi Mich debattelo» nach dem Vorschläge der Petittonskommission abgetan, die ist feinen Man» cierungen entweder den llebergang zur Tagesordnung »der Leber. Weisung al« Material, zur Erwägung, zur K«nntni»nahm« ufw, beantragt. Besondere» Interesse findet nach den männermorden- den Kämpfen, die um sie ausgefochten «wurden, die Abstimmung über die Eingabe auf allgemeine Zulassung der Altschrist, vor allem der Handschristform im amtlichen Verkehr der Behör den, sowie daß «allgemein der «pst« Schrieb- und L«s«pn- t« rricht in den Volksschulen mit der Altschrift beginnen^ d«t Unterricht in der Fraktur dagegen in di« späteren Schuljahr« verschoben werd«. Die Kommission hdt di« fiingab« mit 28 gegen drei Stimmen zu, Berücksichtigung empfohlen. Im Plenum aber wurde seinerzeit der Antrag der Kommission scharf bekämpft und Lei der Abstimmung, die in einer der letzten Sitzungen vor der Sommerpause erfolgt«, ergab fich bet einem Hammelsprung die Beschlußunfähigkeit de» Hause», so daß di« Abstimmung g«. stern zu wiederholen war. Sie «gwt «ine erhebliche Mehrheit gegen den Kommissionsbeschluß, womit die Frag« hoffentlich dauernd von der Tagesordnung verschwindet. Am heutigen Mitt, woch wird die sozialdemokratische Interpellation Über angebliche gröbliche Verstöße gegen da» Vereinsgesetz verhandelt,wer- den Nationalliberqft Interpellation über Marokko us». . X Die Nationalliberal« Fraktion de» Reichstage» hat g«. stern zur Auswärtigen Politik folgende Interpellation «tag»' bracht: Ist der Herr Reichskanzler bereit, über die Auswärtige Politik Deutschland», im besonderen den Stand derMarokko. verhandlungen und die -um Schutz deutscher Staatsbürger ... Die Spielkarte«. -erbot««.» In Len zivilisierten Ländern unseres Planeten findet man schwerlich «in Spiel, da» sich einer größeren Beliebtheit erfreut, al» da» mit den Karten. E» gibt Tausende von Menschen, di« sich überhaupt nicht vorstellen können, daß es eine Erholung von der Arbeit'gibt, ohne die bekannten bunten Blättchen. Natürlich ist es ebenso bedauerlich wie tadelnswert, jweun jemand dem Spiel« derart leidenschaftlich huldigt, daß er darüber alle übrigen Interessen vergißt. Wer auch jene schießen über da» Ziel hin aus, die die Karten überhaupt in Ächt und Bann tun. Denn nichts spricht dagegen, daß man sie zeitweise zur geselligen Unter. Haltung heranzieht, geben sie doch denkenden Wp-fen Gelegen, heit genug, Kombinationen anzustellen und den Geist durch B-e. rechnungen zu schärfen. Wann und wo di« Spielkarte zuerst die Menschheit beglückte, läßt sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Drei Versionen haben noch heute ihre eifrigen Verfechter. Einige Ge. lehrte behaupten, daß di« Chinesen unter der Wai—puÄyna- stie auf den schlauen Gedanken gekommen find, Lemalte Elfenbein, blättchen herzustellen, um sich mit deren Hilf« über langweilige Stunden htnwegzuhelsen. Andere Forscher erklären dies« An- nahm« für absurd und entscheiden sich dafür, di« Karten al» «in «uropäiche» Produkt htnzustellen. Vielleicht aber treffen di« da» Richtige, die «inen Kompromiß schließen, indem fi« sowohl dem Orient, al, auch dem Okzident den Erstnderruhm überlassen. Die ältestrn Spielkarten, di« nn» «halten gebNeLen stick, stammen au» dem läTJahrhundert und befinden sich im britischen Museum zu London: doch läßt sich an Hand von Berichten nach, weisen, baß die Inder schon bedeutend früher mit Bildern und Leichen geschmückt« Blätter im Gebrauch hatten, die fi, Andrsten hauptsächlich zum wahrsag«, mißbrauchten. Im mittelalterlichen Italien übt« man da, sogen. Tarot« au» («in dem h«uttg«n Ta. rock ähnelnde» Spiel). Für gewöhnlich bestand da» Tarot« au» 40 Li» « Karten. Auf dich» pflegten fast stet» Kaiser, König und Papst adgebildet »«sein, d«m sich da, Hofgesinde (Ritter, Ranen us«.) anschloß. Auch Sonne, Mond und Kometen sink vertreten, dergleichen Litzschleudernd« Wolken und heftig« R«. Rot, sowie Schellen. Da» trdkls «rsetzten die Engl Bezeichnung oluds (Keulen), di» Italiener Mnchi (Blum«), die Spanier durch palo, (HfcHl). At Cft tst strner Lemerkenawert, daß dl, spanischen G« derbar« Forderung durchsetzten, Mn« Dam« dürft < Llätt«rn abg«btld«t w«rd«n. Alp «lnlg« Händl«« ii Jahr« 1109 g«g«n dich« Bestimm« leidigten edlen H«rr«n kurzen Pt täte« «rgr«tf«n und äsftntltch Gefahren der Spielsucht auf da» drastischste schildern. So sieht man auf einem Blatt einen verlotterten Kerl, mit deck Mrten in den Fingern, seinen leeren Geldbeutel betrachten. Vor ihm stehen Frau und Kind, ärmlich gÄleidst und weinend. Etwas abseits vor dieser Gruppe ragt ein Galgen in di« Höhe, auf den «ine frei in der Luft schwebende Hand hinweist. Darüber Le. findet sich in italienischer Sprache die ernste Mahnung: Acht«, daß du «nicht so endest. Ein ^anderes Bild zeigt eine widerliche Raufizen«. Die Spieler find über die Karten.in einen Streit ge raten und bearbeiten sich Kräftig Mit .Messern, Weinkrügen und den Wüsten; mit freudiger Gier raffen einig« Weiber vom Ba den die herabgerallten Geldstücke auf, während «in paar ehr same Bürger über die Szene ihrem Abscheu Ausdruck verleihen. — In Spanien hatten die Kartenspiele Mit der Zeit «inen zu gro. ßen Umfang angenommen, weshalb man sich schließlich entschloß, sämtliche auf di« Keuschheit, Mäßigkeit.Sanftmut ufw. bezüglichen Allegorien wieder auMmertzen; «, blieben aber immer noch un. gefähr 70 Li» 80 Blätter übrig. Daß da, Format der Karten in den einzelnen Ländern nicht einheitlich war, dürfte nicht weiter verwundern. Im all gemeinen bevorzugten di« Südländer kleinere Exemplare al» die nordischen Völkerschaften. So bewahrt da» britische Museum «in altportugiestsche» Kartenspiel, dessen Blätter nicht gan- zwei Zoll in der Läng« uM> «inen in der Brett« messen. Sie find au» zar. ter Papp« hergestellt und lassen sich sogar rollen. Da» Gegen- stück bilden englisch« Karten au, derselben Zett. Nach diesen zu urteilen, müßten di« Bewohner de« m«erumspült«n Reich«, Rie ft» gewesen sein, jedensalh über recht respektable Fäuste verfügt haben. Di« persisch«» und indischen Karten find meistenteils kreis' rund und besitzen «inen Durchmesser von zwei Vl» drei Zoll. Während aber dies« Blättchen tatsächlich in Gebrauch genommen wurden, kann man ohne wettere» annehmen, daß da» «eltbe. , rühmt« Hindukartensptel, da» au» feinen Stlberplättchen berg«. - stellt ist und nur die Größ, «in«« Damenstngrrnagel, auftveist, für nicht« weiter al, ein artige» KunDverk zu gelten E da» d« Laune «ine» wichen Radjah» sein« Gntstchuna verdankt. Noch ! ein« Rarität mag erwähnt werden. Di« btttisch» Musemnover. I ein« Kart« au» M«taL mit d«m Bildni» d«t Päp- dt« nach einem im 11. Jahrhundert auftauchen- « AB-AB unter dem Namen gohann VM auf ' I dem apostolischen Stuhle gesessen und di« Geschicke der römisch- katholischen Christenheit gelenkt habe. Es Ledaöf eigentlich keft ner Erklärung^ daß diese» Geschichtchen der Lupe späterer For- schung in bezug auf Wahrheit nicht standzuhalten vermochte und sich al» pikant« Fabel entpuppt«. Nicht minder interessant stick einige «andere Tarockkarten, di« fich.sowohl in Oesterreich al« auch in Spanien beim Volke großer Beliebtheit erfreuten. Man schien damals sein Augenmerk hauptsächlich darauf -u richten, in der Wahl der Motive für die Unterscheidung der Blätter mög- lichste Vielseitigkeit zu entwickeln. Au» diesem Grund« sahen sich wohl auch di« Fabrikanten der Spiele gezwungen, Szenen au« der BiL «l -u entlehnen. Häufig stößt man auf das Jüngste Gericht. Au» den geöffneten Gräbern recht» steigen nackte Gestalten zum Heiland empor, von Engeln liebevoll geleitet. Link» hingegen packen grinsende Teufel die verruchten Sünder an Beinen und Haaren und stoßen st« mit kurzen Gabeln in einen dampfenden Kessel. Vet dem Betrachten der Sündflut fällt e» schwer, «in Lächeln zu unterdrücken. Dft meisten der damaligen Künstler hatten sicherlich nie in ihres» Leben wirkliche Elefanten und LL. wen gesehen. Man kann sich daher vorstellen, was für sonderbare Geschöpf« di« Phantasie der Zeichner auf die Karten zaubert«. An- dere Blätter machen inM 0 ral. Da wird da» Laster der Trunk- sucht gebührend gegeißelt. Teilweise find di« Bilder von «in« Beschaffenheit, daß heutzutage sicherlich üb« fi« di« Konfiskatton ausgesprochen würde. Da», wa» wir di« Farben nennen, «ar schon von Anfang an vorhanden. Die Italiener batten dafür di« Bezeichnung«« vopp« (Eicheln), vanari (Geld), Raetone (Stock) und Spack» (Schwerter), die Franzosen wie noch licht voeur, «rarroau, Irdkl», ptqu«, die Deutschen Eicheln oder Eckern, Grün oder Lau», Rot, sowie Schellen. Da« irdtt« «rsetzten di« Engländer durch di« —-I— durch Rar» (Blum«), die Spant« durch palo» (Wahl)- Auffallmcherwtts« «scheint aus den alten Ratten ^r.Wche 'mM -och zu Roß. — " * - Granden dst " IftVranadaM