Unter den zahlreichen Petrefacten der böhmischen Kreideformation erwiesen sich in neuester Zeit besonders die Uiberreste der zur Gattung Callianassa gehörigen Krebsthiere als ein wichtiges palseontologisches Object, weil man auf ihr Vorkommen in gewissen Schichten ein grosses Gewicht legte und geneigt war, alle Schichten mit Callianassa den jüngsten (se- nonen) Kreide-Etagen beizuzählen. Die Seltenheit gut erhaltener Exemplare war aber Ur sache, dass diese Gattung bisher wenig berücksichtigt wurde, denn man findet fast immer nur Steinkerne von Scheerengliedern, die wenig zur genauen Untersuchung einladen. Zur Zeit, als Prof. Eeuss seine Forschungen im nordwestlichen Böhmen unternahm, gehörten dort die Callianassen-Scheeren zu den Seltenheiten, und in seinem ausgezeichneten Werke „Die Ver steinerungen der böhm. Kreideformation“ bildet er bloss ein Scheerenglied von Hradek und eines von Priesen ab, die er als wahrscheinlich zu Call. Faujassi gehörend erklärt und führt sodann im Nachtrag (pag. 103) an, dass Call, antiqua Otto im unteren Quader von Kreibitz, Schirmdorf und Triebitz vorgekommeu sei. Später gab Prof. Geinitz Abbildungen von Callia- nassa-Scheeren und -Körper*), welche aus dem Grünsande des oberen Quadermergels von Kieslingswalda herrührten, jedoch nicht besonders gut erhalten waren, und die ihn veranlassten die Callianassa Faujassi und antiqua für eine Art zu halten. Im Jahre 1860 erschien in den „Annales des Sciences naturelles“ eine Monographie aller bisher bekannten fossillen Arten der Gattung Callianassa von Alfons Milne Edwards, in der aber die Art C. antiqua bloss nach den Abbildungen von Prof. Geinitz copirt ist, da dem Verfasser keine Exemplare aus Deutschland und Böhmen zu Gebote standen. Als im Jahre 1864 sich in Prag das Comunte zur naturhistorischen Durchforschung Böhmens bildete, wurde ich mit der Leitung der palmontologischen Arbeiten betraut, und habe seit dieser Zeit meine ganze Aufmerksamkeit auf das Einsammeln von Kreidepetrefacten gewendet, so dass nun nahe an drei Tausend Exemplare von circa 60 Fundorten in die Mu seumsammlung eingereiht wurden. Bei dieser Gelegenheit interessirte mich besonders die Gattung Callianassa, von der ich, vom glücklichen Zufalle unterstützt, ausser einer Reihe von mehr als 100 Scheerengliedern von 21 Localitäten auch gut erhaltene Körperstücke erhielt, die einer genaueren Beschrei bung und Abbildung werth sind. Ausserdem zeigt das vorhandene Material eine überraschend grosse verticale Ausdeh nung der Gattung Gallianassa in den böhmischen Kreideschichten, da es mir gelungen ist, f ) Das Quadersandsteingebirge in Deutschi. 1849. T. II. 1*