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Ueber die Callianassa der böhmischen Kreideformation. 9 Obzwar die Scheeren dieser Art in der Gegend von Jungbunzlau und Turnau zu den gewöhnlichsten Versteinerungen gehören, so gelang es mir doch trotz dem emsigsten Nach suchen bloss einmal ein Stück des Schwanzes zu finden, und zwar bei Zwifetic (unweit der Eisenbahnbrücke über die Iser) in einem ganz grobkörnigem mit kalkigem Cement gebun denen Sandsteine. Eben die Grobkörnigkeit des Sandes scheint Ursache gewesen zu sein, dass an dieser Localität die Callianassen bei Lebzeiten auch an den Körpersegmenten mehr Kalk absonder ten, und sich daher besser erhalten haben, als in den feinsandigen Kalksteinen anderer Lo- calitäten. Ich liess dann 2 Tage lang an der Stelle arbeiten, erhielt jedoch nichts als Scheeren. Das Exemplar von Zwifetic (Taf. II. fig. 1.) zeigt ein kleines Rudiment vom Thorax, an den sich sechs Schwanzsegmente mit deutlich erhaltenen Seitenanhängen, und die un deutlich erhaltene Schwanzflosse anschliessen. Daneben liegt eine nicht besonders gut erhal tene grosse Scheere, welche jedoch hinreicht die Art als Call, antiqua erkennen zu lasse n. Das erste Schwanzsegment ist 7 mm. hoch, und seine linke erhaltene Hälfte 7 mm. breit (so dass das Segment eigentlich 14 mm. breit war), der zu gerundete Seitenlappen ist 4,( mm. breit. Die folgenden Segmente nehmen ganz allmählig an Breite zu, so dass das 5te nur um 2 mm. breiter ist, als das erste. Auch in der Höhe differenziren die einzelnen Segmente fast gar nicht, bis das 6te bei einer Breite von 14 mm. eine Höhe von 10 mm. besitzt, was daher kommt, dass sich der untere Rand ausbreitet, um unterhalb der Seitenlappen noch Fortsätze zur Insertion der Schwanzflossen zu bilden. Am vierten Segment erhielt sich linkerseits ein Seitenanhang, der aus drei Gliedern besteht, die 3 mm. hoch, zusammen eine Länge von 15 mm. haben. Das erste Glied ist ganz schmal, etwa H mm. breit, während das zweite viereckig, 3 mm. hoch und 3 breit ist, und am vorderen Rande einen fast 2 mm. langen 1 nun. breiten Fortsatz zeigt. Das dritte Glied ist 12 mm. lang, 3 mm. breit, und trägt an seinem vordem Rande, gleich am Anfang, ebenfalls einen 2 mm. breiten und 2 mm. langen Fortsatz. Gegen das Ende zieht sich das Glied in eine stumpfe Spitze aus. Aehnliche Seitenanhänge sind, mehr oder weniger gut erhalten, auch an den übrigen Segmenten wahrzunehmen. Die undeutlich erhaltene Schwanzflosse zeigt, dass das Mittelstück viereckig, und von 12 mm. Höhe und Breite war; die Seitenlappen waren dreieckig 15 mm. lang, und am Ende beiläufig 8—10 mm. breit. Die Callianassa antiqua kommt sehr häufig in der Umgebung von Jungbunzlau und Turnau vor, und ich fand dieselbe an nachstehenden Locaütäteu: Josefsthal, Zwifetic, Bu- kovno, Hodkovic, Sychrov, Rohosec und Ohrazanic bei Turnau, Pisnik und Lindenau bei Böh- misch-Leipa, Abtsdorf bei Böhm. Trübau. Wahrscheinlich gehören auch hierher die Exem plare von Kreibitz, Schirmdorf, Triebitz, Landskron, u. s. w. Es blieb mir jedoch während der Excursionen im Jahre 1865 unklar, in welchem Horizonte diese wichtige Versteinerung vorkömmt, und ich war der Meinung, dass dieselbe in sämmtlichen kalkigen Schichten der Isersandsteine zu finden sei. Eine im J. 1866 vorge nommene genaue Untersuchung der steilen Iserufer bei Dolanek, gegenüber von Rohosec bei Turnau, zeigte aber, dass das Vorkommen der Callianassen nur auf eine Schichte beschränkt 2