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mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Mittwoch, 1l. Oktober 1V11. Ilstn L000 nUncke Itmntn Rr.SS7. SechRer Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge ''' mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. , vnut -nd o«dg !>,» Inserate verantwortlich ü»w vw«> ay«lege-0—lllckwä Kr»a» Sprechstunde der Redaktion mit kinenatzme der Sonntag» nachmittag» von » Uhr. — LelegramM'Ndreffei Tageblatt Nueerzgernkgk. F«rnß»r»ch»r »». k, t. LrzgH, Seitie in e i Lr,-»b Für unverlangt «ingesandt« Manuskr^t» kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezug,preis: Durch unsere Boten frei ins hau, monatlich fti0fg. 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Di» Schlffahrtsaiaakenkommiision o«» R«ich «» tagv i ahm am Dten «ia „ kre Z i tz u n g c » wt e d e r auf. Die ersten Teile des italienischen Expeditions korps sino am Dienstag in Tripolis gelandet. ck Nach den amtlichen Verlustlisten verloren di« Spanier bei den jüngsten Operationen b 7 Tot eund 1 ü8 Verwundete. O Im Finnischen Meerbusen, auf dem Ladogasee und auf der N e w a h e r r s ch i st a r k e r Sturm. E« sind viele SchtffSuniälle vorgekommen. O Di. Anarchisten in Indien sollen bereit« dreißigLu - schlage aus Züge der ostbengalischen Eisen bahn verübt haben. England als Drahtzieher. Hinter den Kulissen de» Tripoldshandels. Daß in der Tripolisaffäre Deutschland wieder einmal -wi schen zwei Stühlen sitzt, ergibt sich au» der Tatsache, daß Freiherr von Marschall derzeit im Schweiße seine» Angesicht» bemüht ist, ven Türken in Konstantinopel gute Ratschläge zu geben, sie von der Ausweisung der Italiener abzuLringen und ihnen zum Frie- den -u raten, während in Wahrheit koin»«in-iged«rau dem Tripoltshandel beteiligten Mächte, außer natürlich der Türket, denFriedenwill. An dem Tripoli«, handel find nämlich nicht bloß, wie e» den äußeren Anschein hat, Italien und die Türkei beteiligt, sondern ein« ganz« Zahl von anderen Mächten, die sich von dem türkischen Braten, der nun zur Aufteilung kommen soll, «in möglichst große» und feste» Stück sichern wollen. Da ist vor allem England, in dessen Händen überhaupt sämtliche Fäden der tripolttantschen Intrige susam- menlaufen, und das Italien lediglich al, Agenten benutzt, dem die Aufgabe obliegt, den Stein in» Rollen zu bringen. Di« afri kanischen Abmachungen der Westmächte über Afrika find feit ISO« Dripolitauische Reise-Erirmeruugerr eines Engländers. Wächrend sich die Italiener von einer Erwerbung Tvipoltta- ntrn« goldene Berg? versprechen, lauten die Beobachtungen und Urteile fremder Reisender ganz ander». Algier und Tunt» find beliebte Ausflugsorte für Bergnügungsreisende, Vie orientalt. sches und nordafrtkanische» Leben kennen lernen wollen, Tri poli» liegt für diese Touristen absseits vom Wege, ist schwer zu er reichen, und so erklärt es sich auch, daß die Berichte unparteiischer Augenzeugen selten sind. In einem Londoner Blatte veröffent licht BarnardJam«», der lang« in Tripoli» gereist ist, fes- selnde Schilderungen dieser künftig wohl italienischen iKolonie. Der englische Reisende, der «ine Füll« schöner Erinnerungen au» Tripoli» heimgetragen hat, hat von der wirtschaftlichen Bedeu tung diese« Lande« «inen wesentlich anderen Eindruck al» di« offenbar nicht ganz tendenzsreten italienischen Schtwerer. Da» Ergebnis meiner Beobachtungen ist «in Erstaunen darüber, «daß die» Land «inen Krieg zwischen zwei Nationen w«rt sein soll. Tripoli» ist «in« rein« und echte Wüst«. Hier und dort grünen inmitten de» öden Land», einige Oasen: da« find di« Stätten, wo Dörfer und Gemeinden erstanden find. Hm Innern l«b»n überhaupt nur Nomaden, und di» einzig« Sorg« ihr«« Dasein« ist, sich nicht «r wett von den Wasserplätzen zu entfernen. Di« Stadt Tripoli» selbst liegt wie di« anderen Küstenstiidt« unmittelbar am Rande der Wüst«. Di« Bedeutung von Tripoli« «ar in früheren Fetten ungleich größer al» heut«: vamal» «ar Tripoli« da» Hauptquartier und der Ausgangspunkt der Karawanen, di« durch di» Sahara bt» nach Nigeria und sogar bt« in» Konoogebftt vokdrangsn und den waren»«»»-, vermittelten. Hetzt «er ver fügen di, mtttelafrikantschen E«rt«t« «de, -«fuemer, Ausfalltor, Ni, ibr« vrodukte. «nd daher ist auch d« «eikau» größere Teil bekannt. England und Frankreich find dahin überetngekommen, daß Frankreich der Westen von Nordafrika -ufallen soll, nämlich Tunt» und Marokko, während England Aegypten einsteckt. Den 7 alienern ist damal« eine Anwartschaft auf Tripoli» zugespro. chen worden, man hat aber die Bedingung gestellt, daß Italien erst dann sein« Hand nach Tripoli» «»»strecken dürfe, wenn Eng land und Frankreich den geeigneten Augenblick für die Annexion dieser türkischen Provinz durch Italien al» gekommen erachtet hätten. Diesen Augenblick hielt man für gekommen, al» Lei den Marokkoverhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich in allen wesentlichen Punkten ein Uebereinkommen erzielt war. Tat. sächlich ist dann auch die «Kriegserklärung Italien, an dis Tür- kei genau in dem Augenblick erfolgt, al, der Botschafter Tambon der italienischen Regierung telegra phisch die Mitteilung macht«, daß da, Uebereinkom- men Wischen Deutschland und Frankreich gesichert sei. Während nun die deutschen diplomatischen Kreise offenbar glauben, daß e, sich Lei der Tripolisaffäre nur um einen Streit Italien« und der Türkei handele, ist man inEnglaird bemüht, die Sach« wet« ter zu verwirren, denn j« trüber da« orientalische Wasser ist, um so reichlicher wird, so glaubt man in England, der Fischzug ausfallen, den man in diesem trüben Waffe, zu machen gedenkt. Für England handelt e, sich nämlich in der Hauptsache um di« vbschüttelung der türkischen Suzeränität über Aegypten. Man will au, Aegypten einen englischen Besitz «au« xdraes machen, genau so wi« Oesterreich unter Beiseiteschiebung der tür. kiichen Suzeränität au, Bosnien »nd d«r Herzogewtna Lsterreichi- sehe Provinzen gemacht hat. Al« Ausgangspunkt der Trübungen, in denen nun England fischen will, hat man sich an der Themse Kreta ausersehen Fall« unter dem Eindruck de« türkischen Hilflosigkeit jetzt in Kre- ta neu« Wirren ausbrechen, so würd«, damit rechnet man in England, Griechenland zugreifen. In demselben Augenblick würde, so rechnet man weiter, di« Türkei da, tun, womit sie Le- reit, früher gedroht hat, nämlich gegen Griechenland marschie ren, und für diesen Fall wiederum sorgte man für eine Rücken deckung Griechenland» durch di« Vermittelung «im« Bündnisse, zwischen Griechenland «nd Bulgarien. Um den vul- garen, den alten Feinden der Griechen in Mazedonien, da» Bünd nis mit Griechenland mundgerecht zu machen, sicherte England unter französischem vorwissen Bulgarien weitgehend« Vorteil« in Mazedonien zw. Man versprach ihm nicht weniger, al» daß ganz Mazdoni«« mit Ausnahm« der Geviet» um Konstantinopel und Saloniki unter bulgarisch« Herrschaft gebracht werden soll«, nicht »war auf der Stell«, aber in verhältnismäßig kurzer Frist. Zunächst sollten di« hauptsächlich von Bulgaren bewohn- t e n Teil« Mazedonien« di« Autonomie erhält»«, di« dann «ach dem Vorbild Ostrumänien«, Kretas ufw. zu einer Vereinigung mit dem Königreich Bulgarien führen soll. Auf diesen Köder I haben den» di« Bulgaren auch tatsächlich angebissen: . nachdem di« Türken ihr« Truppenbewegungen «n der griechischen l Grenze eingestellt hatten, um nicht in diesem kritischen Augenblick . für da» Eingrifen der Mächt« «inen Anlaß zu geben, Legan« Vul. garte« an der Grenze zu mobilisieren, uikd den Türken blieb nicht» jweiter übrig, «l» die bulgarisch« Mobilisation mit «ins, türkische« MobMsatio» an dd» bulgarischen Gr««-« zu be antworten. So stehen di« Ding« augenblicklich »nd di« Türkei weiß, datz sieso <st« h « n. Daran« erklärt sich denn auch da, überaus lebhafte FrtsdensLedürfni, der Türkei, die natürlich den Augen blick, in dem der türkische Puchen zerschnitten werden soll," so- wett wie möglich htnausschieben mutz. Merkwürdigerweise baut man in Konstantinopel immer noch darauf, daß Deutschland mit starker Hand da« um die Türkei gesponnene Jntrigennetz zerrei ßen werd«. Di« Hand Deutschland, ist aber für die Türkei nicht zu erreichen, wi« sich au« der Wolffnote an die Agencia Stefani ergibt, in der Deutschland den italienischen Krieg guthettzt. Für die Türken hcwen wir nur gut« Ratschläge, di« ft« jetzt nicht -rau chen können, mit denen wir ihnen wahrscheinlich sogar lästig sal. len. Wir fallen ja öfter, zwischen di« bekannten beiden Mühlen. «riegSöeriLt »tue» - chlachtenbnmmler» De, Maillände, Lorrier« della S«ra veröffentlicht ein« an schauliche Schilderung de, vorgäng« in Tripoli, vor und während d«, Bombardement, au, der Fed«, seine» bekannten Krieg,b«. richterstatter, Luigi Bargini. V«i de« in manchen Punkten recht exaltierten Darstellung varzini« ist natürlich nicht zu ver gessen, daß alle« durch di« Brill« d«, kiegSbegeisterten italieni schen Patrioten gesehen ist. Luigi Darzinf berichtet unter dem S. Oktober au« Tripoli« recht interessant« Detail, über di« La« in der Stadt während der Beschießung durch di« italienische Flott«. Der telegraphisch« Bericht «arzini, umfaßt zehntausend Worte und führt im wesentlichen folgende, au«: Di« Lage ta Tripoli» begann Mitt« September sehr ernst zu werden, da di« Türken überzeugt waren, daß Italien am LV. September, dem Tag der Besetzung Rom« im Jochr« 1870, ein« Landung in Tripoli, vornehmen woll«. Durch die Ankunft de» türkischen Transport, dampfers Derna wurde jedoch di« Zuversicht de, Trtpolitaner seh, gestärkt, da d«r Dampfer Nl üvo neu« Gewehr, bracht«, di« sofort unter den Türken verteilt und gegen di« alt«« Mausergewehr« «iNgetauscht wurden. Da» Gouvernement re quirierte sodann all« Kamel«, die aufzutreiben waren und schickt« eine groß« Karawan« mit Lebensmitteln, Gewehren und Muni tion nach dem Innern. Der Plans der Türken wa, Narr fi« ver zichteten auf di« Verteidigung von Tripoli« und bereiteten einen Verteidigungskrieg im Innern vor. Gegen diesen vom Lande abgeschnitten. Di« Hauptquelle,des Wohlstandes ist verschwunden, und der Ruhm von ehedem «erblichen. Zwar rei fen noch heute Karawan«n durch di« Wüste, aber sie find ein sel tene« Schauspiel geworden. Barnard Zäme, hat durch einen Zufall den Abmarsch einer solchen Karawane gesehen. Den ganzen Tag über herrschte Un- ruhe und rege, Treiben auf dem Marktplatz«, man brachte die Kamele herbei, ihrer fast 200, dann kamen di« mächtigen Waren- Lallen, die Lebensmittelvorräte für die Reise. Mt einer Miene philosophischer Resignation knieten die Tier« nieder, ließen sich ihr« schwere Last aufpacken und folgten willig den Arabern und Negern, die eifervoll die Winke eine» würdigen Schetks befolg- ten. Das war der Herr der Karawane, der alle Vorbereitungen mit forschendem Blicke prüft«. Zuletzt kamen die Harempdamen, sorgsam verschleiert, sie wurden auf die Kamele gehoben, und nun erst war alle, bereit. Von dem sandigen Marktplatz ging der Zug durch die sandig« Strah« in «in noch sandigere, Land, wo noch einig« dürftige Birnbäume am Wegrande wachsen; aber nach wenigen Minuten ist da» End« der KUlturzone erreicht, und di« Karawane zog hinein in die Wüste. Diese« Bild ist für da» Land Tripoli« sympoltsch. Sattd ist da, herrschende Leit motiv d«, ganzen Lande«. Sand mit seinen Nachteilen und seinen Vorzügen. Daß man in den engen und schmutzigen Straßen von »hlechten Gerüchen nicht belästigt wird, ist da« Verdienst der ab- sorbierenden Kraft de» Sande» und der Trockenheit der Luft. Sand rettet di« Städte vor Seuchen und Krankheiten^vor Schmutz und Gefahr. Aber wenn auch di« wirtschaftlichen Möglichkeiten di«, ft» unfruchtbaren Lande« fast Null find, so entschädigt e, den Fremden doch durch malerisch« N«iz«. In mancher Hinsicht ist Lripolitantrn für d«n Europäer «in Märchenland von fiieginft. rendem Zauber. Die europäisch« Bevölkerung ist so gerlna und der Fremden« «chchr liegt so völlig darnieder, datz da» Land sei nen ursprünglichen Eharaktet bewahrt hat. Und so ^u^ unglätch «abtscher ald all« anderen Wenn man nach einem Besuche von Tunt» oder fKatro nach Tripoli» kommt, s» merkt man, datz all die bunten Reize der orientalischen Bazar« und de» Straßenleben» in Kairo oder Tuni» nicht echter Orient sind. In Keruan oder Tripoli« erst spürt man, daß die, Fälschungen waren. Hier fieht man da« wirk- lich« arabische Leben, wie es vor Jahrhunderten sich von Persien. bis nach Marokko erstreckte. Du waiwerst durch enge Gassen und betrachtest die -um Verkauf aurgelegten Waren, eilst hastig in einen Bazar, um einem schwer beladenen Kamele Platz zu ma- chen, da« die ganz« StraßenLreit« ausfüllt; dort stehst du die «in« heimischen Handwerker bet ihrem Werke, und erst -ter begreifst dz», den wlchren Geist von Tausend und einer Nacht, s Vor dem La»'' den eine» Meffingarbetter» siehst du Irgend eine alte Lampe, die dich an «ladin erinnert, und dichtverschleiert« weibliche Gestal ten, von häßlichen Negerinnen geleitet, erinnern dich an die schiß», nen jungen Frauen, di« verkleideten fremden Prinzen und dtd reichen jungen Kaufleute der orientalischen Märchen. Di« veM kett? «wer Man glaubt lieber, daß st« schön find, schon daruM-M weil fast all« Männer prächtig gewachsen« Loh« Gestalten mjk tz, ebenmäßigen Gestchtszügen find, «in« schön« Rass«, di« nicht von * häßlichen Müttern abstammen kann. Doch all« dies« malerischen Retz« und Bräuche «in« ha Wan. bischen Volk« reichen doch wohl kaum au«, «in Land zu «in«, . .. wertvoll«« GrroerLung zu machen. G« ist schwer, -u «rgründM - welche Vorteil« Italien von dftswn Gebiet« ,«wartet. Gewiß Ist Italien ebenso Lefähtgt, wi« ander« zivtlistmt, Rationen, di» Ms»qu«a«n de« Lande« -» erschlichen» --«« ich svermag nicht "" berung j« GewinMHMWMMiid. Dia find « selb« «Ä «Mn. um de» ! MM