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chen geboren sei, könne den Schatz heben und jenes Männ lein erlösen. Sonderbar ist es, daß in Sora keine Sperlinge sich auf halten. Sie meiden den Ort und stellen sich auch dann noch nicht ein, wenn die Leute dreschen. Und sollte sich je einmal einer aus einem Nachbardorf nach Sora verfliegen, so findet er hier keine Ruhe. Es treibt ihn bald wieder von dannen. Und wie kommt das? r Einst fanden Zigeuner ihren Weg auch nach dem einsam gelegenen Dörfchen Sora. Sie wurden von den Dorfbewoh nern freundlich ausgenommen »und bewirtet. Dafür wollten die Zigeuner ihren Gastgebern dankbar sein. Sie sprachen über die Sperlinge, die damals eine förmliche Plage für das Dorf waren, den Bann aus, und von Stund an verließen die Sperlinge Sora und sind nicht wieder dahin zurückge kehrt. Damals haben die Zigeuner auch über die Frösche einen Bann ausgesprochen und ihnen geboten, nie mehr in Sora zu quaken. Auch dieser Bann übt seine Wirkung bis heute aus. Es ist ausfallend, daß die Frösche in Sora nicht qua ken. So meldet die Sage. 8!. Die BierpMtze bei Ostritz. Im Walde zwischen Hirschfelde und Ostriß heißt eine Stelle die Bierpfütze. Die Entstehung dieses Namens greift in jene Zeit zurück, da die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Löbau, Lauban und Zittau den „Sechsstädtebund" bildeten. Dieser Bund hatte manche blutige Fehde auszufechten. Tap fer und mit Erfolg kämpften die Sechsstädte gegen die Raubritter der damaligen Zeit. Der König des Landes ver lieh ihnen Vollmacht, die Burgen der Ritter zu bekennen und zu brechen. Von dieser Erlaubnis machten denn auch die Sechsstädte wacker Gebrauch, und noch heute reden die Ruinen mancher Burg von den Heldentaten des Sechsstädte bundes. Nicht weniger als 23 Burgen in der Lausitz, in Schlesien und in Böhmen wurden von den Sechsstädten zer stört. Mit den gefangenen Raubrittern machten sie kurzen Prozeß. So wurden anno 1419 in Zittau öffentlich neun gefangene Ritter gehenkt und neun andere enthauptet. Aber auch unter den Sechsstädten selbst gab es leider manchen Streit auszufechten. Gegenseitiger Neid führte nicht selten zu Zank und Streit. Namentlich wurde die Brauerei Ver anlassung zu Zwist, der endlich sogar zum offenen Kampf werden sollte. So entbrannte anno 1491 zwischen den Städten Görlitz und Zittau eine heftige Fehde, die man den „Bierkrieg" nannte. Die Görlitzer wollten dem Zittauer Bier den Eingang wehren. Sie sandten daher einer Zittauer Bierfuhr« junge bewaffnete Bürger entgegen. In dem Walde zwischen Ostritz und Hirschfelde stießen die Zittauer Bierfuhrknechts und die Görlitzer aufeinander. Cs kam zu einem erbitterten Kampfe- Die Görlitzer siegten. Sie be mächtigten sich der Bierfässer, zerschlugen sie und ließen das Bier auslaufen. Seit jenem Tage heißt die betreffende Stelle in jenem Walde die Bierpfütze, und diesen Namen hat sie bis heute zur Erinnerung behalten. 8t- Was sich am Todestage der Fra» v. Harttsth auf Krummen hennersdorf bei Freiberg zugetragen hat. Von St. Am 4. August 1629 starb zu Krummenhennersdorf, das zwischen Freiberg und Siebenlehn liegt, die Frau des Moritz v Hartitzfch, des damaligen Besitzers des Krummenhenners dorf» Rittergutes. Am Abend desselben Tages, da sie ihre Augen für immer schloß, trug sich ein sonderbarer Vorfall zu,' über den der Pfarrer Benedittus Scheüchler*) in der Grabrede, die er der Verstorbenen hielt, folgendes erzählt: „Am Dienstag zu Abend war der 4. August. Da man schon hatte Licht aufgetragen und abgespeiset, gingen wir, nämlich der Herr Witwer, Herr Hans Siegemund Dautzki *) U. Benediktus Scheüchler, 1566 in Leipzig geboren, war von 1595—1613 Pfarrr in Limbach u. von 1613—1645 in Krummenhennersdorf. Er hat über 50 Jahre als Predi ger fegensreich gewirkt und starb, 80 Jahre alt, 1645. In Krummenhennersdorf fand er seine letzte Ruhestätte. Die Drangsale des 30jährig. Krieges hat er vielfach erfahren. (der Arzt) und ich, der Pfarrer, in der großen Stube auf u nieder, redeten miteinander von unserer Patientin und ih Krankheit, ob auch eine Hoffnung der Besserung ihres L bens sein möchte. Als wir also in Kümmernis gehen und ai. das Fenster im Erker kommen, so nach dem Abend stehet, d. hören wir draußen vor dem Schlosse gar nahe ein kleines. Helles Glöcklein klingen, gleich oben über den Bäumen, an ders nicht, als wenn man wollte anfangen zu Grabe zu län ten. Wir stehen still, hören ihm zu, sehen einander an und fragen, wo das Herkommen und was es wohl bedeuten möge. Bald darauf hören wir gar einen lieblichen Laut, als wenn kleine Kindlein sängen. Wir schwiegen still und gedachten ein jedes seinen Teil. Aber bald des Morgens wies es sich aus, was hierdurch angedeutet worden, nämlich, daß es ge wesen gleich einer Offenbarung und Vorbote-, daß es mit un serer nunmehr seligen Frau wollte seligen Feierabend ma- chen, und sie, als eine gerechte, heilige und aufrichtige Seele, ausgespannt und zur Ruhe. gebracht werden solle, darum Huben ihr auch die lieben Engelein und frohe Geisterlcin gleich zuvor in der Luft müssen singen und zu Grabe läuten." Die sagenumwobene Glocke zu Fördergersdorf. Von 8t- Im Turm der Kirche zu Fördergersdorf bei Tharandt hängen drei Glocken. Wie nun die Sage erzählt, wurde einst die mittlere Glocke auf der Warnsdörfer Wiese im Tha randter Walde aufgesunden. Sie war dort von einem wil den Eber eines Tages aus der Erde gewühlt worden. Wald- arbeit» entdeckten sie hier und brachten die frohe Kunde nach dem Dorfe. Alsbald wallfahrteten die Leute, der Pfarrer an der Spitze, hinaus zur Warnsdörfer Wiese, luden die Glocke auf einen Wagen und brachten sie nach dem Dorfe. Unter Lob- und Dankgesängen ward eines Tages vor ver sammelter Gemeinde die Glocke, die keinerlei Umschrift und kein Zeichen enthält, auf den Turm gezogen. Und von jener Stunde an hat sie der Gemeinde Fördergersdorf gedient. Wie das „Schusterhaus" bei Brietznitz zu seinem Namen kam. 7 - 7 Von St. Einst breitete sich zwischen Dresden und Weßnitz ein großer Wald aus, in dem die früheren Kurfürsten wiederholt jagten. Ein Bürger aus Dresden, mit Namen Schuster, hatte sich in jenem Walde angesiedelt und ein kleines Haus gebaut. Eines Tages jagt der Kurfürst und kommt nach jenem Häuschen. Da er Durst hat, bittet er den Bewohner um einen frischen Trunk. Der Mann reicht ihm Wasser. Der Kurfürst fragt seinen freundlichen Gastgeber, warum er nicht andere Getränke führe. Schuster erwidert: „Das darf ich nicht!" Da verhilft ihm der Landesfürst zum Recht, auch Wein und Bier den Einkehrenden verabreichen zu dürfen. Nun wurde aus der bescheidenen Hütte des Ansiedlers nach kurzer Zeit ein Schankhaus, das man nach seinem ersten Bs- wohner „Das Schusterhaus" nannte. Und diesen Namen führt es heute noch. Mit der Zeit ist aus dem kleinen An siedlerhaus ein recht stattlicher Gasthof geworden, der viel und gern besucht wird und für Dresdner noch heute ein be liebtes Wanderziel ist. Das BLtkermädchen in Pirna. Die Tochter eines Bäckers mußte täglich Brot ins Mönchskloster schaffen, wofür sie.das Geld in. Empfang _ nahm. Einstmals kam sie nicht zurück, und als 8er Vater die Mönche fragte, versicherten diese, daß sie mit dem Gelds fori gegangen sei. Ein besoffenerr Zimmermann aber war in der Klosterkirche eingeschlafen. Um Mitternacht erwachte er durch ein verworrenes Geräusch von männlichen und einer klagenden weiblichen Stimme und sah, wie zwei Manche dc,c Mädchen geschleppt bringen und — erstechen. Wegen solche Schandtat ward das Kloster aufgehoben. Ein Stein mit de> Bild bezeichnete noch vor nicht langer Zeit das Haus i:)r Vaters auf der Langen Gasse. Druck und Verlag von Friedrich May, verantwortlich für die Schriftleitung Max Fiebere- sämtlich in Bischofswerda. ML