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'D^'WPWWWWMHDWWWffM -' Tluer Tageblatt ^W -lnzeiger für -as Erzgrbirse mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilaser Iuer Sonntagsblaü. Aprechchmö»-erNe-atNenmitKueoahm»»«Sonntag«nachmittag« 4—SUhr. — Telegramm-fi-ress»r LagrblattMeers-etirsy. tzmmftrechmSS. «hm« »«st«.«,« «ni,«,,o. Siir vnvrrlangt «ingrsanSt» Manuskript» kann Srwühr nicht g«l»lsl»t wer-««. Nr. 1S3. Donnerstag. irsÄL'LÄw?' —— tiioinmr». lobaß nqm s. Jahrgang. Diel« Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Herzog Ernst August von Cumberland ge riet am Mttttvvch mit einer Schwadron Husaren in die Gefahr, von einem D-Zug überfahren zu werden.*) « Nach Meldungen aus Belgrad sind die kriegerischen Operationen auf dem Balkan noch nicht ctnge stellt. Die rumänischen Truppen sind auf dem Vormarsch nach Sofia begriffen.*) * Dec bulgarische Ministerpräsident Dr. Danew hat seine Demission eingereicht, die zweifellos angenommen werden wird.*) « Die türkische Armee hat nach Meldungen au«Kon stantinopel bereit« die Linie GnoS-Midta be setzt und ist auf dem Bormarsch nach Adrta- nopel begriffen.*) Da« englische Oberhaus hat in zweiter Lesung die Homerulebill mit 60g gegen 64 Stimmen abgelehnt und einen Antrag de» Lords Lan»- dodne, die Bill zuvor dem Urteil der Wähler schaft zu unterbreiten, angenommen. * In China befürchtet man den AuSbvuch einer zwei ten Revolution. Eine Proklamation des Gouverneur« von Kiangsi fordert die Organi sation von Truppen, um Auanschikat zu bestrafen.*) » »> Nähere« stehe an anderer Stelle. IE- Mutmaßlich« Witterung am 18. Juli: Südwest« wind, aufheiternd, wärmer, trocken. "WO Der rumänische Rriegszustanä unä äie äeutschen Wirtschaftsinteressen. Mit dem Beschluß Rumäniens, dm Kriegspfad zu betreten, ist entschieden eine Quelle neuer wirtschaftlicher und politischer Beunruhigungen in Europas Handel Und Wandel erschlossen worden. Cs ist offensichtlich, daß Ruinä- Der Hellerbaum. Skizze von Mapia Janitschrt. (Schluß.) Nachdruck vrrdotrn Samstag. Heute wird in allen Häusern gescheuert, ge- waschen, geputzt. Ilm «in Uhr läuten all« Glocken dm Sonntag «in. Da fängt der Feierabend an. Di« Magd wäscht sich die Hände am Brünnen, dann verschwindet sie in ihre Kammer, um dm Sonntagsstaat für morgen in Ord nung zu bringen. All da» zieht an Monikas inneren Augen vorüber, als sie zwischen ihren hohen Kissen erwacht ist. Je der freut sich auf den morgi, en Sonntag, nur sie nicht, do m auf den Sonntag folgt der Montag, der grausame Montag, an dem ihre Armut offenbar wird. L>. wenn i nimmer auf stehen müßt, wmn t tos wär l Zögernd verläßt st« die Schlaflammer und geht hinüber nach der Küche Md mach« Feuer an, nimmt den Krug, um frische» Wasftr vom Brun« nen zu holen, und tritt vor» -au». Da prallt fie zurück. Dicht an der -au»tür steht ein Tannmbäuml, ein richtige, TanmsnLSumel, und von ihm hängt »in lederne» Beutel chen nieder, Sie reicht »» auf, hellgelbe Goldstück« blitzen ihr entgegen. Tis zählt st«, fünfzehn ZswanzigSronenstück, sind'». Mit einem Aufschrei der Freud« schlagt st« vt« Hände zusammen. Der -imntelvater hat ihr geholfen und ihr« Kleingläubigkeit beschämt. Sie will in, Httu» eilen, um Michel zu holen, und vergißt, da« Ledektäschchm Un sich zu nehmen. In diesem Augenblick tritt b«sch«idm, dem Hut in der Hand, der Nachbar von recht» an Monika heran. Zum ersten Mal sieht sie da» glattrasiert, Gesicht mit den guten, blaue-, Augen so nahe vor sich Gutem Morgen, Frau Skai« ner. Er hielt ihr di« Hand hin, Vie st, mechanisch berührt: Verzeihen Sie die Störung. Ich möchte Ihnen nur «atm, da» Beutelchen mit htnein-unchmm, es ist praktisch«. Auf ihren verwunderten «lickfügt er hin«: Liebe Frau Stainer, Sie müssen entschulden, ich -ab» Mir einen Ham- losen Scherz mit Ihrem Jungen erlaubt. .Seine Sti'min, wird unsicher: Heute nacht hab« ich etwa» erlebt, da» ich nw vergessen werd«. Ich lehnt« am Fenster und fabchlnau» Da erblickte ich nebenan im Garten, hier »et Ihnen, ein» kleine weiß« Gestalt, di» ein Ltchtlein in dm -and trägt. Zuerst erschreckt, iH; obwohl ich nicht oLmgläubisch bin, nion mehr dem inneren Drange als dem äußeren Zwcklige nachgogeben hat, al» es Bulgarien den Krieg offiziell er klärt«. Während man nun über den Ausgang und das bal dige Ende des bisher noch völlig unblutig verlaufenen rumänisch-bulgarischen Feldzuges kaum im Unklaren sein kann, so erheben sich doch gleichzeitig wichtige Bedenken über Rumäniens selbständiges politisches Vorgehen. Schon wäh rend des ersten Aktes des Balkanstveites wwr die Frage wichtig, welcher Mächtegruppierung sich Rumänien defini tiv anschließen würde. Sie ist in dm letztem Tagen wieder auf das lebhafteste erörtert worden, und man sprach bereits von einer Annäherung Rumänien» an die Dripl« entoute, während man gleichzeitig feststellen wollte, daß Bulgarien den Anschluß an Oesterreich gefunden habe. Jetzt heißt es wieder. Rumänien denkt in erster Linie an seineeigene Konstellation und erst in zweiter Linie an die der anderen Staaten. Für uns Deuts ch« ist es nun keines wegs gleichgültig, üb Rumänien für die Zukunft Dreibund politik treibt oder nicht; denn Rumänien ist «in Land von sieben Millionen Einwohnern, mit die uns seit Jahrzehn ten enge Wirt schaftsinteressen verknüpfen. Noch im Januar dies«» Jahre, hat Deutschland einen großen Po- st«n rumänischer Schatzscheine übernommen und auch bei den früheren Vnleiheaktionen Rumänien» kam hauptsächlich der deutsche Geldmarkt in Frage. Rumänien» wirtschaftlicher Aufschwung, für den Deutschland im wesentlichem den Kre dit -ergab, rührt in erster Linie von der Fruchtbarkeit de» Bodens und dest guten Ernten her, welche die letzten Jahr«, besonder» 1911, ergeben haben. Industrie ist in Rumänien noch heute verhältnismäßig wenig vorhanden. Sie konzen triert sich einstweilen auf das Petroleumgebiet in der Nähe von Tampina. Dort ist sie immerhin schon recht be deutend, denn im Jahre 1911 wurden 1844 OVO Tonnen Rohpetroleum im Werte von 39,5 Mill. Mk. gewonnen. Aus geführt wurden an Petroleumdestillaten im Jahre 1911 für 29,6 Mill. Mk, davon nach Deutschland für 4^l Mill. Mk. Die Gesamtausfuhr Rumäniens wurde im gleichen Jahre auf 493^ Mill. Mk. geschätzt, wobei Deutschlands Anteil ver hältnismäßig unwesentlich ist, ganz im Gegensatz zur Ein fuhr, bei der Deutschland an erster Stelle steht, und die 1919 auf 320 Mill. Mk. berechnet ward«. Für dis rumänische Ausfuhr nach Deutschland kommt in erster Linie außer Pe troleum noch Getreide in Höhe von zirka neun Mill. Mark in Betracht. Mit diesen Daten sind auch die Matz stäbs dafür gegeben, in welchem Amifange Deutschland durch das mehr oder minder klar ausgesprochene rumänische Aus fuhrverbot für Getreide und Petroleum während des Krie ges getroffen wird. Ganz anders wvrdm sich voraussichtlich die Verhältnisse für die deutsche Ausfuhr nach Ru ¬ mänien gestalten. Die bisherigen Einfuhrziffern für 1910 zeigen, wie di« Dreibundländer im ganzen in Rumänien» Import den Vorrang genossen haben. Der Reihenfolge nach waren beteiligt an der rumänischen Einfuhr im Jahre 1S1O: Deutschland mit 112 Millionen Mark. Oesterreich „ 78,4 England „ 45,6 „ „ Frankreich „ 20,8 „ „ Türkei „ 10,4 „ Die deutschen Produkt«, die namentlich für di« Einfuhr nach Rumänien bisher in Frage kamen, find: Metalle, Metallwaren u. Bergwerkserzeugnisse 86,8 Mill. F Maschinen 17,8 „ „ Textilwaren, Konfektion ufw. 30,0 „ „ Häute und Lederwaren 5,1 „ „ Fahrzeug«, Automobile, Fahrrädor usto. 2,1 „ „ Chemische Produkte, Farben 3,3 „ „ Papier und Papierwaren IH ,, „ Glaswaren IH „ „ Uhren 1,0 § „ Insgesamt deckt Deutschland ein Drittel der gesamten rumänischen Einfuhr, und es ist daher klar, daß unser Wirt schaftsleben, namentlich unsere Fertigtndustrie auch am stärksten unter den Rückschlägen zu leiden haben wird, welch« oer Kriegszustand in Rumänien erzeugen muß. Don Bu karest ans wird zwar mit besonderem Nachdruck betont, daß die Finanzlage Rumäniens derartig sei, daß sie allen Anforderungen genügen känsne, ohne daß Anleihen notwi ndtg sein würden. Auch für den Erlaß «ine» allgemei nen Moratorium» soll einstweilen kein Grund vorlie gen, sondern nur für di« Mobilisiertem werden di« Zah lungsverpflichtungen hinausgeschoben. Da» bedeutet immer hin schon/ daß die meisten ausländischen Lieferanten einst weilen noch kein Geld für ihr« Waren zu sehen bekommen werden; denn die vorläufige MobilisierUngRumä. niensin dem jetzigen Umfange von 600 000 Mann bewirkt schon ein« fast vollständige Lcchmlegung der Nationalwirt schaft, da ihr so zahlreiche und zugleich die arbeitsfähigsten Kräfte vom 18. bis zum 45. Lebenswahre entzogen sind. Be reits am 5. Juli wurden die ersten Spuren dieser Umfang reichen Lahmlegung« aus Bukarest gemeldet, llebevall bet den Verwaltungen,, Bairken, Zeitungen, iM öffentlichen Verkehrswesen wurde schon vor zehn Tage der Personal mangel hart verspürt. Aber auch die Ernte kann trotz der energischen Maßnahmen des Ministers des Innern nicht ohne Schwierigkeiten durch die zurückgebliebenen Männer, Frauen, Greise und Kinder besorgt werden, wenn Rumä nien nicht bald genug demobilisiert. Es mag einigermaßen stimmen, daß am 5. Juli Rumänien» Finanzen noch einiger- tonnte ich mir diese Erscheinung auf natürliche Weise nicht erklären — dann faßte ich mir ein Herz und Mich hinab, um das Rätsel zu ergründen. Wie ich unten bin, durch den Fliederbusch am Zaun verborgen, erkenne ich, daß der Geist Ihr Büblein ist, da» sich zur Erde beugt, ein .Grüblein gräbt, etwas hineinlegt und dabei folgendes spricht: Heller, wachs und bring uns Frucht, daß die Not unser Häusl ntt besucht. Ich war fo ergriffen, daß ich den Jungen am liebsten an mich gezogen hätte, aber ich wollt« ihn nicht erschrecken. Nachdem er seinen Heller gesät Hatte, lief «r in» Haus hin ein. Ich hab von allem nix gemerkt, sagt ste. Monika hat die Augen gesenkt. Aüf ihre heiße Freude ist plötzlich «in Reif gefallen. Der Nachbar gewahrt es und fährt forf: Ich schnitt noch in der Nacht das Bäumchen au» meinem Gar ten ab — Und das Geld? — Und legte meine Vierteljahrs- Pension, di« ich noch nicht weggetragen hatte, in da» Täsch chen, um den lieblichen Glauben de» Kinde» zu bekräftigen. Nehmen» das veuterl nur glei an Eahna, ist ihre Antwort, '» könnt wegkommen. Da, Geld ist Ihr Eigentum, liebe Frau Stainer, erlauben' Sie mir ein paar Worte. Ich wollte Eie längst ersuchen, fich meine» verwahrlosten HaU- ft» anzunrhmhen, fand nur die Gelegenheit Nicht. Mich widert das Essen im Dasthause an, und mein« Aufwärte- rin versteht nicht zu kochen. Möchten nicht Ste mir die Kost bereiten? Ich gebe Ihnen sechshundert Kronen Ge- halt. Wenn Eie wollen, können Sie die andern dretyun- dert noch heut« haben, mir ist'» gleichgültig, ob ich vorher oder nachher bezahl«. Erhalt« ich Ihre Zusage? Er reicht ihr die Hand hin, in die fle nicht einschlägt. So schwer hat er sich di« Sach, nicht vorgestellt. Eine kompliziert« Frau, dies« Nachbarin, und stolz! vet aller ihver Einfalt eine fein empfindend« Seel«. Aber, denkt er, ich muh andere Saiten aufzishen, damit ste Mr traüt. Und er sagt gemessen: Bi» vor kumsm war ich Beamten Ich hab» mich nie geschämt, mein Gehalt «inzukassteren. wes halb zögern Sie, da» Geld zu nehmen, fall» St« nicht abge neigt sind, mir den Gefallen zu erweisen und die Stellung zu versehen. Ueberlegen Ste nicht lang«, Di, tun eine gut» Tat an mir. Sie steht noch immer unschlüssig da und schluckt und würgt: Haben» denn ka Häuserin nit? — Hänftrim, wa» mch, da» wohl sein? verzeihen Sie, ich versteh, St, nicht. — I Han gmoant, ab» kei Frau ntt hab'n. — Ach so. Nein, Frau Stainer, ich bin unverheiratet. Hab« im- mer auf etwas Besonderes gewartet. — Und nach« is nix kema. Sie wird zutraulicher. — Kema, was mag das wohl bedeuten? Nix kema. — Jegerl, sied» ös Preissen »'spaßige Leut! — Liebe Frau Stainer, Sie müssen eben Geduld mit Mr haben. Ich will gerne von Ihnen hochdeutsch lernen, aber so schnell geht das nicht. Ihr« Sprach« ist nicht leicht. Zum Beispiel, wenn Eie Mtcherl« rufen —- Michail. — Mtcherle — Micherl, hoatzts. — Micher—le. — Mtcherl. — Ha, diese» Gr-l! Dieser verrückt« Zungemhopser! Ich will mir alle Mühe geben, ihn zu lernen, schätze aber, 's ist Um sonst. Li, wer kommt da? Unter der Tür erscheint mit großem, schlaftrunkenem Augen, er, dessen Namen sie so oft ausgesprochen haben. Sein herziges Gesicht sieht in diesem Augenblick nicht befon- der» klug au». Gr starrt den Herrn Nachbar, die Mutter, und zuletzt den Daimenbaum vor seiner Nase an, gähnt Und will wieder 'ins -aus zurückkehren. Hinten hängt ihm ein -emdzipfel heraus. Micherl«. — Hm? — Mtcherl, wa» hast denn heut nacht tan? Da schaug, da i» auf «mal a Baum aussagwachs'n. Er sinnt ein Weilchen nach, dann kehrt di« Er.n«kung an seine nächtliche Tat in Hm zurück. Mit der Mtenr der Selbstverständlichkeit versetzt er: An Keller Ham i ambaut. — Und sckn laut« Goldstückln kema, da schaug. Sie Hält ihm da» Täschchen hin. Da lacht er mit dem Min zen Gesicht und beginnt wie ein kleiner Ziegenbock die wun derlichsten Freudensprünge zu tun. Knolle fühlt, vah er weg- gehen muß. soll er nicht dm Jungen in bi« Arme schfie-en, und er will heute den kühlen Geschäftsmann spielen, um ihr vertrauen zu gewinnen. Eie tun mir also den Gefallen, nicht wahr? versetzt er ruhig, sehen St« nur, wie trüb selig und einsam Haus und Garten nebenan ausfehea. Da sagt fle eickltch gnädig: Na, meinetwegen. Aber soviel Lohn beanspruche ich nit, da» ist zü viel, da» ist ja dumm. — Et» irren, da» ist «her zu wenig für die vtele Arbeit, die St« übernehmen. — Sie erwidert nicht», aber Hve Augen heft ten mit einem solchen Aufdruck der Dankbarkeit auf ihm, daß ihm ein heiß«, Gefühl zu H»rz-n strSmt. Md indem « langsam in sein Hau» nebenan schreitet, denkt er: Nun weiß ich, weehaL ich allein und unverheiratet geblieben bin. Auf dies, zwei hab« ich warten müssen. Sie soll mein« Frau ««»den. damit ich den Jungen zum Sohn bekomme. ———. .—- - -