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-V ssrkZlWMISk ' »NH tonnt« sich «mfäntzlich nicht -«mit »«freunden. vermei- ^Lotz «in Kadechet ihnen soll Lateinisch lehren, und so «chch« ich lauter Advokaten erziehen, die immer auf Rebellie ren studieren würden." Im nächsten Jahre aber willigte er obwohl sich Pfarrer Schneider der Anstelluna aus, hef tigst« widersetzte. Dessen Einwendungen wies Huwenberg WN 30. Marz 1728 scharf. an manchen Stellen sogar sarka stisch, zurück. Wenn nach Schneiders Behauptung ein Kate chet so unnötig wie -es fünfte Wagenrad fei. so frage er. warum er selber eine Zeitlang dieses fünfte Rad gewesen wäre. Er tadelte des Pfarrers Ausfälle aus der Kanzel, als stwstG« di« Befürworter eine« Katecheten Erzpriesterfeind« wch Iudosbrüder" gescholten Hobe. Schneiders Polemik er- stmere ibn an die Predigt, die ein katholischer Dorfgeistlicher st, Westfalen seiner Gemeinde geholten, „da er gesagt: Wie stimmt e» Loch, Latz in Italien di« schönsten Pomeranzen, Atomen, Feigen wir andere delikate Früchte und der süßeste Wob, wüchset, und hier müssen wir Pumpernickel. Schinken «nid Würft« fressen und Bier sausen? Was ist Urfach da- »an? Da» fdck» eure Sünden, um derentwillen Gott dieses Land so strafet. Und wa» noch das Ärgste ist, so ist eure sVotllgst^ett Urfach«, daß wir unschuldigen Priester als Nwchst Shristi auch dabei leiden urch um eurer Sünden hal be« auch so miserabel fressen und saufen müssen!" Bei An stellung «ine» zweiten Geistlichen, dem der Pfarrer 4 Malter «eine» Dezemgetreides abtreten werde, müsse es bewenden. Wne wegen der Katechetenbesokdung einberufene Gememde- vorsrmuntung wünschte durch Verordnung einen früheren Zu- stand wiederhergestellt zu sehen, bei welchem der Pfarrer den Wemeindedullen halten mußt«. Pfarrer Klunge hatte diese Verpflichtung übernommen und dafür die Wiesennutzung der sogenannten Oberschar überlassen bekommen. Aus Metzners II. Vorstellung, „es stünde übel von dem Pforr, ein Ge meinderind zu halten", hab« der Gutsherr o. Burckersrod« dm Geistlichen dieser Verpflichtung enthoben und der Ge meind« einen seiner Stiere zur Verfügung gestellt, Hulden- berg ober letzteres wieder ausgehoben. Um 1732 reichten die Sintertonen eine Denkschrift über den Pfar-rer an den Guts- derrn ein. D«n Vorwurf« zu langen Gottesdienstes hielt Schneider entgegen: „Ich habe euch noch niemals klagen hö- WN, dich euch «in Komödiant, der 3 oder mehr Stunden agie- »et, zu lang gemacht, oder daß es euch zu lang worden, wann Ach euere bichne aus dem Kegeiplatz 3 und 4 Stunden aufge- statten, und ihr ihnen selbst io lange zugesehen habt." Mitt- wnwlle hatte sich Schneider den Pietismus und bald danach Wo Lehren der Herrnhutsschen Brüderkirche zu eigen gemacht. llkr wrurtellte alles Weltliche als sündhaft. Am 11. März 11781 soll er auf der Kanzel von Andersgesinnten gesagt stodm: »Pfoy, daß ich solche Leute soll ins Maul nehmen, denn Fe sind es nicht wert (und darzu ausgespucket), ihr seid »och arger als bas unvernünftige Lieh!" In dem 1732 be- «fenen Katecheten Kühn erhielt er einen Gesinnungsgenos- st» Huldenberg I. Söhne mrd Besitznachfolger standen jetzt stwi Geistliche gegnerisch gegenüber. Schneider versah sich «bst viel Le» Güten von dem neuen Kollator. „Gott strafet Wo Untertanen mit neuer Herrschaft", hatte er im März 1733 laut Beschwerde de» Freiherrn ungescheut auf der Kanzel ge- stoch Ebenso ungescheut ließ Huldenberg II. dem Pfarrer wahrend dieser Li« freiherrlichen Kircher unterrichtete, eine tstq -bpfänben und verkaufen, weil dessen Vieh ohne Befug Ist» in der Gutswakdung gehütet worden war. Schon im «stm Jahre seiner Patronatsherrlichkeit ging Huldenberg II. Mit Beschwerde gegen Schneider vor. Darin wurde u. a. das sittsame Dornehmen eines wunderlichen Kauzes, der nach dem hell. Abendmahl „vor der Kirch« gespulet, Tobak qerau- chet und gegessen" hotte, als durch des Pfarrers Handlungs weise verschuldet hiNWrstellt. Den Höhepunkt erreichten die »Zwistigkeiten im Iah* 1735. Huldenberg verbot die Goft- pwLtgten auswärtiger Geistlicher. Sonntag, den 6. Febr. 178k, waren, wie schon mehrfach, einige Bewohner von B i - Ich»f»werLa und Umgegend in Neukirch gesehen mor- stm, darunter „von Rammenau der Haderlump". (Zum Gammeln der Lumpen für die Papiermühlen war je ein Wann für einen bestimmten Bezirk landesherrlich privile- Utert; derselbe führte im Bolksmunde jene Bezeichnung.) Einen jener Emmtagsousflügler namens Wende bäum zeigte di« Reuktrcher Herrschast beim Bischofswerdaer Stodtrat we- Nm angeblicher Körung des Gottesdienstes an. welche Be- »sttststuna sich aber al» uDgutreffend herausstellte. Bon WW Mst»qstm Hichn veEerken di« Uten, dost er bei sei ¬ nem «fern gegen tt« Donglust «tn«r jungen Mädchom gb- sagt habe, „sie tanze sich in dl« Hölle". In der Vormittags predigt am IS. Februar donnerte der Pfarrer gegen da» herrschaftliche Verbot der Konventikel los. Beim Bebet für die christliche Obrigkeit »vermenget« er di« Zunge, daß sol ches nicht zu vorstchen war". Der Katechet gebrauchte „er- chröcklich« Redensarten, st» handgreiflich us Mtädtge Herr- chaft gingen". Am 2V. Februar flocht er mit ein. „daß er ich nimmermehr von der Liebe seiner Brüder und Schwe- tern wollte trennen lasten, und wenn Galgen und Rad aus üe Kirche gebauet würde". Schneider und Kühn beschwer ten sich cmi S. März 17S5 beim Oberamte. Einige wegen Teilnahme an den Konventikeln vorgeladene Frauen seien von dem in Diensten der Herrschaft stehenden Theologen Los- sius im Dorfaale des Gerichtszimmers mit den Worten ange redet worden: „warum sie, da sie solche hübsche junge Wei berchen wären, zu dem H ., dc i Katecheten, gingen?" Während des Gottesdienstes sei auf -e Herrschaft- lichen Emporkirche Unruhe mit Lachen und Zuwinken der Studenten. Zu einem die Neukircher Kirch« beftichenden SchneDergesellen aus Ottendorf habe der G^ickst»- aktuar gesagt: „Du verdonnerter bucklichter Hund, der Teufel hätte Dich können in Herrnhut behalten!" Er habe einen Tag in Ketten sitzen müssen. Desgleichen habe die vom Kollator zu genauester Kontrolle der Sektierer eingerichtete Kirch wache einem Tautewalder unter Androhung von Arre- tur das Betreten der Kirche verboten. Es folgt« eine Gegen- emgabe Huldenbergs. Der Pfarrer hätte aus der Kanzel die der Sekte abholden Gemeindeglieder „Maulwürfe" und „Dr. Luthers H. . kinder" genannt. Am 8. Mai 1735 gab Schneider den in der Herrschaftsloge die Predigt überwacl)«n- den und daraus notierenden beiden Theologiestudenten zum Angehör: „Von euch Burschen will ich mich gern« verketzern lassen, ihr Kalumnianten und Verfolger, ihr Ketzermacher, die ihr hier seid und alles, was wir predigen, für heterodox erklärt, schreibt's fein wohl auf!" Der tobende Kampf mach' - weit umher von sich reden. Die Zeit der Katecheteiwakm.z nach dem Weggänge Kühns brachte neue Reibungen. Am 18. Dezember 1735 sollte die Gastprediat eines Bewerbers stattfinden. Das vom Kollator dem Pfarrer im Wortlaut vorgeschriebene Gebet dazu enthielt u. a. die Wendung, Gott möchte der Gemeinde einen Mann geben, „mit um^erfnlfchüer Lehre, mit Ehrbarkeit und Tugcndwandel". Schneider er setzte dieses Gebet kurzerhand durch ein anderes. indem sol ches nicht üblich wäre. An einem späteren Sonntage äuhe !e er auf der Kanzel: „Ihr wollt einen Katecheten Hoden, der eine stattliche Person präsentieret, eine brave und wackere Stimme hat. Stellet einen Ochsen herauf, er wird euch ge- nung vorschroien!" Endlich glätteten sich die Wogen. Ein neuer, dcr He-rn- hutifchen Richrung fernstehender Katechet war in Neukirch eingezogen und der Pfarrer im Disziplinarwege gemaßregelt worden. Die gegenseitige Abneigung zwischen dem weltlichen und dem geistlichen Dorfobcrhaupte blieb bestehen. Die Zu rückstellung Gottvaters hinter den Gottessohn, welche als Sondermerkmat des Herrnhuter Lehrsystems gilt, mag wohl Schneiders Verhalten gegen Andersdenkende zuweilen be einflußt haben. So wenigstens glariben wir seinen Kirchen buch-Eintrag über die Tröstung einer nicht zur Sekte ge hörenden Sterbenden verstehen zu sollen. Er empfahl diese mit keinem Wort« vom Heiland Redend« lediglich Gott dem Schöpfer. (1736 „koclew «lle vocsbsr gcl ipsam propter imbe- cillitskem corporis; parum et nullo verdo äe salvstore locuts, ego eam ciivin-r deneciictione cieo crestori traäiäi.") An seinem am 16. Januar 1754 errichteten Testamente zeigte er sich aber parteilos, indem er den Neukircher Armen ohne An sehen ihrer kirchlichen Richtung 26V Taler aussetzte. Großstadt und Heimat. Ein Kapitel aus der Tragödie unserer Tage.*) Rückkehr zur Natur — wie oft hat man über sie leicht die Achseln gezuckt, sie bespöttelt oder gar verleumdet, und, o, wie viele dieser armen modernen Großstodtfklaven sehnten sich doch hinaus, hinaus in das Grün rauschender Bäume * Ein noch ungedruckter Abschnitt aus M. Rogge'» z. Zt« in der „Deutschen Worte" zur erstmaligen Veröffentlichung kommendem Romamverk „Schleichendes Gift, — di« Tra gödie einer kranken Zett", Mit sicht. Erlaubni, d, verf.