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Der Sächsisch-Erzähler. Bettlatt z« «»»»er 200. Gegenpropaganda n »ine» derartigen st Et« Eite ge- Aus Sechsen. Dresden. 26. August. Lohnerhöhung für die Stichst' kchen Gemeindearbeiter. Am 21. August ist in Tarifverhmjd- lungen des Arbeitgeberverbandes Sächsischer Gemeinden mit den in Frage kommenden Drbeitnehmerorganifationan der Spitzenlohn für die sächs. Gemeindearbeiter in der Lohn- klasse um 9,80 auf 42,80 pro Stunde mit WiiMng vom 16. August ab erhöht worden. Frauen- und Kinsser« zulagen werden wie bisher in Höhe von 25 Prozent bezw« 1 außerdem gezahlt. Das Prozentverhältnis für die ein» zelnen Arbeitergruppen und Ortsklassen bleibt das aste. Die getroffene Erhöhung gilt bis auf weiteres» mindestens Die Gefahren der Prohibtttarr. von Pastor Alexander Leonhardt, Rah w ay (New Jersey), 9. August 19S2. Ein Hess« wir- in diesen Tagen mit seinem Stab «war- tet, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Prohibiüonsfraae (Alkohotoerbot) W studieren, um dann in Deutschland dafür Propaganda zu machen. Mr wünschten daher, daß dieser Artikel, den wir nach eifrigem Studium dieser Finge im .Sächsischen Erzähler* veröffentlichen, die weiteste Äerbrei- tUU findet und auch von anderen Zeitungen abgedruckt Es handelt sich vor allem auch darum, daß die Arbeiter darauf aufmerksam gemacht werden, daß ein Dröhtbition». gesetz die schlimmste Getahr für die Arbeiter bedeutet. Seit einigen Jahren haben wir in diesem Land« Prohibition gei stiger Getränke. Dabei wird wohl kaum in einem Lande mehr .Fusel* vertilgt, wie in den Bereinigten Stgaten von Nordamerika. Wir haben hier in einem Monat mehr Be trunkene gesehen — trotz der Prohibition I —, wie in unse rem emiährigen Aufenthalt in Deutschland. Darum warnen wir rechtzeitig unser« lieben Landsleute daheim, mit allen Mitteln gegen ein solches Gesetz zu arbeiten. Man hielt es hier für unmöglich, daß ein derartiges Gesetz jemals durchge setzt werden könnte. Aber tatsächlich hat sich einer auf den andern verlassen, während die Prohibitionsagenten mit rührseligen Geschichten es verstanden haben, die Stimmen der Frauen zu fangen. Manche Mutter hat mir schon seither geklagt, wie bitter sie bereut, für Prohibition gestimmt zu haben. Warum viel« j«tzt klagen, will ich in Bildern dieses Landes näher beleuchten. Millionen von Arbeitern, die in Brauereien, Weinkellern und Restaurationen beschäftigt waren, suchen noch heute nach Arbeit. Die Prohibition hat sie brotlos gemacht. Die Ar- beiter in chemischen Fabriken, Stein» und Kohlenwerken. Düngermittelfabriken waren ihr Glas Bier gewöhnt. Sie muhten es haben als Stimulation in ihrer gewiß nicht leich- ten Arbeit. Auch heute bekommen sie es auf Schleichwegen für enorm« Preise, aber da weder Chemiker noch Kenner die Mondscheinbrauer und »Brenner inspizieren, werden wö chentlich Tausende nach Krankenhäusern gebracht, die schwer erkrankt sind durch den Genuß verbotener alkoholischer Ge tränke. Erblindungen, Geistesstörungen u. a. m. sind an der Tagesordnung. Einem unheimlichen Schiebertum wird Bor- schick» geleistet, so daß selbst Männer, die mit Durchsetzen die- > ses Gesetzes betraut sind, für Geld und gute Worte Schleich- handel treiben. Viele dieser „Schieber" werden in kurzer - Zett enorm reich und lachen sich ins Fäustchen über diese neue - unerwartete Einnahmequelle auf Kosten der armen Arbeiter. Die reichen Leute beziehen auf Schleichwegen große 1 Mengen der Getränke von Kanada oder Frankreich und 1 haben allezeit einen vollen Keller. Da man im Privatge- brauch heben darf, so viel man will, wenn es aus Borzeiten des Gesetzes stammt, werden di« besser Be- ! mittelten immer in der Lage sein, ihr« Borräte zu halten, ! während der einfache Mann hohe Preise zahlen muß, um ! nur ein anständiges Glas Bier einmal in der Woche zu trinken. i lerkneipen ent- »man sich vor- durch da, Ge- Familienleben Wir Mächten g«S «ru untze Zett zur Verfügung stellen, da ottr Ste l Gesetze» Lier wobt erfahren haben. boten, wenn stch die verschiedenen Interessenten nicht zu- fommenschltetzen zu gemeinsamer Arbeit, dann mag in kur zer Zett alles vergeben» fetz^ Sn diesem Lande wird setzt nichts unversucht gelassen, Sa» Gesetz wieder vom Kongreß besprechen zu lassen. Locher war man gleichgültig. Darum fordern wir auf zu rechtzeitigen Maßnahmen.' Eine syste matische Arbeit «gen «in solche» Gesetz wich hi« Fratze, so» fort erledigen. Wir hören wieder diese Stimmen, die tat sächlich den Hauptgrund für den Untergang unseres deutschen Volkes bilden: „Es wirb so schlimm nicht werden.* Wir warten immer erst, bis der Jager dem Fuchs das Fell über die Ohren gezogen hat. Wie weh hat dar uns getan, daß Männer, die Mitarbeiten sollten am Aufbau des deutschen Volkes, zufrieden sind, wenn ste ihren gemütlichen Schlen drian dcchinvegetieren in Zeiten da die größten deutschen Güter in Gefahr sind. In Zeiten, wo die wahre .Freiheit Nu dle Selbständigkeit der Menschen mit Füßen getreten wer den soll! Hier in dieser Frage zeige man einmal, daß dyrtsche Männer sehr wohl fähig sind, ihre eigenen Fragen zu regeln, ohne daß englischer Puritanismus, französischer Terror oder gar russischer Bolschewismus uns erst Regel und Richtschnur geben. Was diesen Nationen notig tut, braucht deshalb noch nicht dem deutschen Volke zu frommen. Wir wissen, daß in diesem Laiche yereits Gelder gesammelt sind, die zur Propa ganda für Prohibition verwendet werden sollen. Es ist da her unbedingt nötig, daß man sofort mit der Geqenarbeit beginnt. Männer mit gesundem Menschenverstand müssen von Ort zu Ort geschickt werden, um das Bolt aufzuklären " ' ' " s . ' . " V" - Nun nicht wieder zö- gern, sondern sofort zusammen gehen, sofort handeln, ehe es zu spät ist! Die Heuchelei in diesem gelobten Lande ist ja himmelschreiend. Es wäre traurig, wenn ähnliche Zustände zu allem Traurigen im Vaterlands noch hinzukämen. Ge wiß liegt Amerika nichts daran, ob in Deutschland Bier ge trunken wird oder nicht. Aber man hofft, in der ganzen Well billige Arbeiter zu erhalten und den Kapitalismus, in ' seiner großen Herrschaft durchzusetzen. Auch bietet das eben Gelegenheit für mehr Beamt«, die sich an Schmiergeldern' und Wucherprofiten bereichern. Danim muß das günze deutsche Volk die Prohibition zurückweisen! - - -O 41 de« stellen kann. Mancher anständig« M«ss< setz schon auf Abwege geführt worben, dtz und sein Berufsleben ernstlich gefährden. Seit Einführung der Prohibition haben auch allenthal- i den die verbrechen zugenommen und es ist zu befürchten. , daß die Zustände immer schlimmer werben. Schon hat man da» in den weitesten Kreisen erkannt, aber da die Prohibi tion einigen gewissenlosen Menschen den Reichtum nur so in den Schoß schüttet, mag man da« gute Geschäft doch nicht ohne weiteres ayfgeben. Wir führen nur ein Beispiel an, das die Lächerlichkeit de» Gesetzes mehr als deutlich an» Tageslicht bringt. Ir gendwo im Westen dieses Landes kehrt ein junger Mann au» Deutschland im Hause seine« Onkels ein. Es ist ein hei- ßer Sommertag! Man setzt sich nieder zum Essen, In der Mitte des Tisches steht die Wasserflasche mit Eiswasser. Man bemerkt dem jungen Mann, daß es in diesem Lande natür lich nichts zu trinken gebe, da man streng die Gesetze des Landes beobachte. Die Mahlzeit ist vorüber. Der Onkel bittet den jungen Mann ins Zimmer mit dem Bemerken, er möchte gern Näheres aus der Heimat Horen. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hat, sagt er mit Augenzwin kern: „Sieh, mein Junge, ich habe da zu besse.rer Verdauung in meinem Bücherschrank eine kleine Haschf Mit einem guten Schnaps. Da ich weih, daß ihr drüben in Deutschland gern eins trinkt, wollen wir zur Feier des Tage» einen genehmi gen, aber laß nur die Tante nichts wissen, denn eigentlich haben wir Prohibition." Der Onkel begibt sich zur Mittags ruhe und leise huscht der junge Mann durch den Äorsaal. als sich die Tür von Tantes Nähzimmer öffnet und die Tante --- --- u- --- — ihn mit leisem Flüstern ruft. Aus ihrem Nähschränkchen über die Gefahren der Prohibition, holt sie eine Flasche Weines mit der Erklärung: ..Um meines Magens willen trinke ich jeden Tag ein Paar Gläschen und ich weiß, Ihr Deutschen trinkt auch gern eins. Wer laß ja Onkel nichts merken, denn eigentlich haben wir Prohibition.* Nach ein paar Gläscken des kühlenden Stoffes verläßt der Neffe mit eigenen Grdanken die Tante, um sich nach seinen amerikanischen Vettern umzuschauen, die ihn an der Haus- tür erwarten. Sie führen ihn in den Automobilschuppen, um den neuen Kraftwagen zu besichtigen, öffnen da ein paar Bretter des Lodens und zeigen dem deutschen Detter, der doch aus dem Deutschland kommt, wo man gern eins trinkt, die schönste Bierstube, wo man sich labt nach Herzenslust. Dann bemer'en die Wien Jungens noch: „Aber ja nichts Onkel und Tante sagen, denn eigentlich haben wir in diesem Lande Prohibition." Das ist ein Charakterbild des Landes, wo man den Ge nuß aller geistigen Getränke verboten hat. Darum wird wohl jeder verstehen, daß uns sehr viel daran gelegen ist, Deutschland vor ähnlichem Schicksal zu warnen. Eiy Wort der Heiligen Schrift heißt: „Seid mäßig und nüchtern!* Es gibt auch ein schönes deutsches Sprichwort: „Hopfen und Malz, Gott erhalt'»!* Beides zusammen gibt einen guten Klang. Mag unser deutsches Volk zur rechten Zeit eine venrünf- tige Gegenaxbeit gegen diese Prohibitionsfanatiker einsetzen. sich von allen Seiten des > fo viele ihrer noch erinner te nur.di« kleine Wügnitz „Eine Überraschung, nicht wahr?* kochte Steffani un umarmte di« einstige Schulfreundin: dann erklärt« sie schnell: „Wir sind wegen Aenni« Verlobung gekoNnnen: Papa ver- schafft« uns eine Einladung zum Ball, damit wir «tnmal alle unsere Bekannten Wiedersehen könnten.* „Kaum hätte ich dich erkannt Steffi*, meint« Ilse von Schöneberg und betrachtet« bewundernd die Freundin. „Hast du dich herausgemacht — Liebste!* „Aber du auch', versicherte Steffani lachend, „und ver heiratet hast nun auch du dich, Ilse, mit Herrn v. Schöne berg noch dcyu, für den du schon al« Backfisch schwärmtest.* Ilse errötete: „Also erinnerst du dich noch?* ^A^ natürlich; bdWd «d sch-sj' . „Ja — mein Detter Treben — natürlich!* erwiderte leise Steffani. — ' Einige Mimiken später stand Steffani vor einem hohen Spiegel in der Damengarderobe und musterte ihr« Toilette, ein Kunstwerk von schwerer, reich mit silbernen Arabesken bestickter weißer Seide. Ein« lange, schmale Schlepp« ließ die hohe Gestalt der jungen Frau noch größer erscheinen, und j die schimmernde Pracht der Kleidung hob ihre noch jugend liche Erscheinung außerordentlich. Aus dem tiefen Aus schnitt wuchsen leuchtend Schultern und Büste und der schlan ke Hals, den eine lange Perlenschnur umschlang. Mit dem blitzenden Diadem, das gleich einer Reihe funkelnder Tau perlen in ihrem schwarzen Haar lag, stand Steffani vor dem Spiegel, in den Anblick der eigenen Schönheit verloren. Aber sie war ferne davon, sich selbst zu bewundern: ihre Ge danken weilten noch bei der kurzen Begegnung, die ein Zu fall herbeigeführt. Ihr Gesicht war bleich, ihre großen, grau schwarzen Augen glänzten verträumt, und ein verlorener Lächeln umspielte ihr« stolzgeschweiften Lippen. Cs erschien ihr seltsam, daß von all ihren Dresdner Bekannten gerade Ottokorl Treben ihr heute zuerst hatte begegnen müssen und Gelegenheit fand, ihr einen Dienst zu erweisen. Einst, als sie noch mit den Freundinnen die große Schicksalsfrage er örtert, wer ihnen wohl bestimmt wäre, einmal Herr über ihr Herz und ihre Hand zu werden, war lachend entschieden wor den: der sollte es sein, t r jeweil» einem der schwärmenden Mädchen mit einem Liebeszeichen entgegenkäme. Dies Ora- kelspiel bereitete ihnen groß« Freude und war von allen sehr ernst aufgenommen worden: al» Liebeszeichen galt auch die kleinst« Gefälligkeit, wenn nur der heimlich Angeschwärmte sie erwies. Für Steffani aber besaß domal» nur di« Gefäl ligkeit eines einzigen Manne« Wert und Bedeutung — die Vttvkarl Treben». lind si« war doch Rüdiger Drehsas Frau geworden. Zum erstenmal, fett sie vor sechs Jahren Rüdiger gehei- ratet, war ihr heute Ottokarl Treben wieder begegnet, und die Erregung der Wiedersehen» wirkte noch kn ihr nach. Ihr Herz klopfte freudig und bana zugleich, und doch war sie überzeugt, daß er ihr heut« nichts mHr bedeutete. Das sie einst um ihn gelitten, es war ja längst verwunden, es sollte, es mußte vergessen fein. „Steffi — wirklich du?!* rief hinter ihr eine belle Stim me und eine junge hochblond« Frau umfaßte si«. drehte sie M sich herun'^. „Wahrhaftig! Ja, fett wann bM du denn in Steffani Drehsa. Roman von Alexandra v. Dosfe. (Nachdruck verboten.) Der Wagen, in dem Graf und Gräfin Drehsa zum Ball! fuhren, rollte schnell durch die abeirdlich erleuchteten Straßen Dresdens, und laut klapperten die Hufe der Pferde über den Asphalt, den eine dünne Eisdecke überzog. Es fiel feiner Regen: der fror am Boden, und obwohl Sand gestreut wor^ den, kam in der Schloßstraße doch eines der Pferde ius Glei^ ten und stürzte. Mit heftigem Ruck hielt der Wagen; rasch sprang der Diener vom Bock und riß den Wagenschlag auf. „Deichsel gebrochen, Herr Graf!* meldete er mit bestürz tem Gesicht. „Dann holen Sie rasch eine Droschke vom Altmarkt!* wurde aus dem Innern des Wagens gerufen, Fitt> der Die ner lief davon. § „Wie unangenehm, so kurz vor dem Ziel noch ausstei gen zu müssen*, sagte Steffani Drehsa, zog den Mantel fester um chr schimmerndes Festgewand und schlang ein Spitzen tuch um ihr Haar. Ihr Mann zuckte nur leicht die Achseln, dann stieg er aus, um nach dem Diener zu sehen, der mit einer Droschke zurückkommen mußte. Di« Menge der Neu gierigen, die sich rasch um den verunglückten Wagen ange sammelt, wich ein wenig zurück; aber vergeblich versuchte ein Schutzmann, die Leut« zum Weitergehen zu veranlassen, sie wollten alle die schöne Dame bewundern, die in ihrem präch tigen Kleid mitten im Regen unvermutet gezwungen war, ihren Wagen zu verlassen. Autos und Wagen, in deren In nerem hell« Balltoiletten schimmerten und glänzend« Unifor men blitzten, suchten ihre Bahn durch den Menschenauflauf, der den Verkehr in der engen Straße behircherte. Da kam ein elegante» Gefährt heran-, es hielt, und ein Husarenoffi- ' zier sprang schnell heraus. Die Hand an die Pelzmütze le gend. trat er auf Drehsa zu und sagte: „Darf ich Ihnen mei nen Wagen zur Verfügung stellen, Graf Drehsa?* überrascht drehte der Ängesprochen« sich um. „W — wirklich sehr liebenswürdig, aber . . .* „Aber selbstverständlich!" unterbrach ihn der Husar, und schon verneigte er sich am Wagenschlag. „Mein Wagen steht zu deinen Diensten, Steffani! Gr- statte . . . .* „Du — Ottokarl!* rief Gräfin Drehsa überrascht aus. „Bin so glücklich!" lachte er; dann bot er ihr di« Hand, ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. Si« zögerte nicht mck> stieg rasch in den angebotenen Wagen. Dann beugte sie sich heraus und reichte dem Helfer in der Not noch einmal die Händ. „Dielen Dank, Ottokarl!* „Bin glücklich, dich wiederzuseben!* murmelte er und trat mtt einer Verbeugung zurück, damit Drehsa einsteigen könne. Der stand zögernd: „Sie fahren doch mtt uns Herr — Leutnant?* „O nein, das würde für Steffani nicht bequem sein*, er- widert« der Husar, grüßte und ging rasch davon, dem nahen ! Inzwischen hatte die Garderobe sich mehr und mehr chit Damen angefüllt; «s rauschte von seideney Gewänden», überall schwirrten geflüsterte Gespräche, u»ch alte. Damen, die zu fest geschnürt waren, seufzten, während sie vor dem Spie gel ihr Aussehen prüften. „Nee, das muß aber doch die Steffani Waanitz sein!* ries plötzlich in breitsächsischem Tonfall eine große, hagere alte Dame und rauschte in ihrem steifen, silbergrauen Kleid auf Steffani zu. „Ja — ist «s dann möglich?* „Wirklich ich selbst und nicht mein Geist, Tante Wy borg", versicherte lachend Steffani. Da winde sie umarmt und einen Augenblick cm dis starre, silber-grau« Brust gepreßt und dann von oben bis unten von den blaßgrauen, neugierigen Augen der alten Exzellenz gemustert. „Nee aber, wahr und wahrhaftig die Steffani!* Aber Ilse drängte fort, sie verließen die Garderobe und im Dorraum kam ihnen Drehsa entgegen und begrüßte Ilse, die er von früher kannte: dann trat auch Herr v. Schöneberg heran, Hauptmann im Leibgrenadierregiment, verneigte sich vor Steffani und küßte ihr me Hand, murmelte etwas von großer Ehr« mü> sie erwiderte etwas Liebenswürdiges. Die Herren, die einander noch nicht kannten, stellten sich gegen seitig vor, dann gingen sie nach dem Dallsaal. Drehsas schrit ten voran, und Schönebergs folgten; Ilse - flüsterte ihrem Mann zu: „Wie ist Drehsa aber alt geworden; nun sieht man ihm an, daß er fünfzehn Iahte älter als Steffi ist.* „War krank — irgendwd in den Tropen Sumpffieber erwischt — bat sich jedenfalls deshalb auf unbestimmte Zett beurlauben lassen/ erwiderte Schöneberg. Al» ahnte Drehsa, daß hinter ihm über ihn gesprochen wurde, straffte er ein wenig seine Gestalt, dennoch blieb die Haltung nrüde und erschien gleich der eines weit älteren Manne». Di« Haut de» geistvollen, scharfgeschnittenen Ge sichts war gelblich bleich; matt blickten die ernsten, stein grauen Augen. Sein kurzgeschnitttnes, dichtes, dunkles Haar, das die fetngeformte Bildung des Schädel» erkennen ließ, begann an den Schläfen zu ergrauen. j Wo da» Paar vorüberschritt, »sendeten die Köpfe sich' herum: man fragte neugierig: „Wer ist denn das?* — Der Graf Drehsa? — Und seine^rotz? — Ach was — die ge borene Dögnitz? — Prachtvoll« Erscheinung!* Sie fielen beide auf, der schlanke, müde, offenbar kranke «tt? — Ach was — die ge- Erscheinung!* Mann und Re schöne, blichnch» Frau an keiner Seite. Run war e» schon von Mund zu Mund gegangen, daß Drchsa» da wären; --- grüßt und wunderte ben, denn vor sechs gewesen, ein unbedeutende», frisches, junge» Dina unter vie len cncheren, das, besonder» von den öfteren Herrschaften wohlwollend übersehen worden war. Aber sie freute sich, es war ihr zumute, al» begrüßten sie nicht all« diese Leiste, sondern al» hieße dle kebe Heimat sie willkommen. Man umrdrat« ste, fragte und staunte. Mit strahlenden Wgitn, lachendem Mund beantwortete ste Fragen, ierwiderte Li«-- ben»würdigk«it«n, ließ sich bewunden» und bewegt« flch im Kreis dieser ihr zumeist schon fremd gewordenen Gesellschaft : Mtt der Stcherh« einer Dame der großen W^tt