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- - . - AmGche Bekanntmachungen. Der Vla» Sher die Errichtung eiyee^derirdiiche« leie- MMhenNni« in Sroßharkhou liegt beim Postamt Trotz- yorchau vom 2S. August 1922 ab 4 Wochen «üs.. Vautzen, am 24. August 1922. Telegrophenbavamt. solle nur «ine einzige Steuer autzringen, und zwar pro Hek tar soundsoviel, je nach der offiziellen landwirtschaftlichen Bodeneinschätzung. , die zuvor erfolgen Müßte. Der künftige Tktrag des Bodens bleibe sich hierbei gleich, was jeden tüch tigen Landbesitzer oder Pächter dazu treiben werde, möglichst hohe Erträge aus dem Boden herauszuwirtschaften. Auf dies« Weise würde aus hem landwirtschaftlichen Boden grö- ßeree Nutzen gezogen werden, Kenn auch der schlechtwirt- schaftende Landwirt müßte dcst angesetzten Steuerbetraq! zahlen. Dies zwinge den letzteren zu intensiverer Bewirt schaftung oder aber zum Verkauf des Gutes. Letzteres käme strebsamen Siedler» zugute. Nach Tantzens Meinung würde der aus diesem System zu erwartende Steuerbetrag, der sich vorher ziemlich genau festsetzen lasse, dem jetzigen bei weitem überlegen sein. nomrnen, der sich als Deutsch-Amerikaner in Weinlokalen Herumtrieb. Im Gefängnis entpuppte er sich als einer der gesuchten Betrüger, die eine Mannheimer und eine Kon stanzer Lankfirma um Millionen geprellt hatten. Ein zwei ter Komplize ist ebenfalls verhaftet worden. " — Kchiebergeschäft. Ein Kleinhändler aus Mann heim NWßtahS 000 Mark Strafe zahlen, weil er Jnlands- zucker alsWüFsandszucker verkaufte. — MohWiebungen in Erfurt. In Erfurt hat di« Kri minalpolizei umfangreiche Mehlschiebungen, die in den städtischen Getreidestellen vorgekommen sind, aufgedeckt. Bis jetzt sind drei städtische Angestellte und drei Kaufleute aus Erfurt verhaftet worden. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Die Angestellten haben Kommunalmchl zum Kom munalpreis ipierlaubt an Private abgegeben. Das Mehl wurde dastn Mn den Käufern zum Weltmarktpreis weiter verknust. Es sollen viele Hundcrttausende dabei verdient worden sein. Die Höhe der Veruntreuung steht noch nicht fest, da die Untersuchung noch nn Gange ist. Die Bevölke rung Erfurts ist durch diese Manipulationen schwer ge schädigt worden. — Antornehmungslustige Pächter. Bei der Verpachtung des 210 Morgen umfassenden Kirchenackers in Förderstadt, die in kleinen Parzellen erfolgte, war der Pachtpreis auf den Wert von 75 Ig. Roggen pro Morgen nach dem Stand von, 1. Okkobe^ledAi Jahres festgelegt. Was geschah? Man bot und bot ichmer höher und ging bis 360 Kg.!! Die bisherigen Pächter verliefen kopfschüttelnd den Saal, weil sie einen auch nur annähernd so hohen Gewinn beim besten Willen nicht herausrechnsn konnten! — Auch ein Zeichen der Zeitt Mehrere Gesellschaften in Berlin lassen jetzt durch Knaben den Tiergarten, die städtischen Parkanlagen usw., sowie die öffentlichen Plätze und Straßen zum größten Verdruß der städtischen Straßen reiniger nach Papier absuchen. Jeder kleinste Fetzen wird aufgvnöstnnen und in Säcken fortgeschleppt.. Das Ge schäft muß lohnend sein, denn die Straßenreiniger verein nahmten aus dem Erlös des aufgesuchten Papiers jährlich mehrere 100 000 Mark. Die neuen Gesellschaften sollen an geblich Millionen umsetzen. — Das zeigt aber auch, welch bohen Wert ausgelesene Zeitungen noch haben, und daß jeder Leser durch Sammeln des teuren Papier» einen Teil des Bezugspreises wieder hereinholen kann. — Weil es so schön aussieht. In der Nacht zum Sonn tag gegen 12U Uhr setzte der 26 Jahre alte Bonbonkocher Gustav P. den Feuermelder an der Ecke der Lychener und Stargarder Straße in Berlin ohne jede Veranlassung in Be wegung. Dann wollte er sich entfernen, um oosr einer an- — H-lr-krschwiadl«. «« gefShrNcher Heiratsschwindler, der seiner zukünftigen Schwiegermutter nicht nur über eine halbe Million Mark bare» Geld abschwindelt«, sondern in ihrer Abwesenheit auch noch die ganze Wohnungseinrich tung zu Geld machte, wurde von der Kriminalpolizei un schädlich gemacht. In einem kleinen Städtchen der Rhein pfalz machte der.- 23 Jahr« alte Bautechniker Friedrich Stengelein die Bekanntschaft eines jungen Mädchens, der nicht nur auf dieses, sondern auch auf die Mutter einen sehr guten Eindruck machte. Die Frau war mit der Wahl ihrer Tochter sehr einverstanden und tat alles, um diese und ihren Schwiegersohn in glücklich zu machen. Der Bräutigam machte der Schwiegermutter klar, daß er in seinem Beruf als Bautechnikcr i» der heutige» Zeit, wo so wenig gebaut werde, keine gutbezahlte Stellung finden könne. Seine Fähigkeiten aber ^würden in einem selbständigen Geschäft viel besser zur Geltung kommen. Das alles sah die Frau ein, und sie streckte dem jungen Manne gern eine halbe Millio n M ark vor, damit er sich ein passendes Geschäft kaufen könne. Als er aber das Geld in den Fingern hatte, dachte er gar nicht daran, sondern lebte mit einer Freundin auf großen, Fuße. Sein Doppelleben aber blieb der Brant und deren Mutter verborgen. So willigte sic gern ein, mit ihm nach Berlin zu fahren, wo er wegen seines Gcschäftsein- kaufes zu tun und hier die letzten Anordnungen zur Heirat zu treffen habe. Nachdem er der Frau noch eine große W ä s ch c a u s sr c u e r a b g c s ch w i n d e I t halte, uni da mit nach Leipzig, wo er ein Geschäft gekauft haben wollte, zu fahren, ließ er plötzlich nichts mehr von sich hören. In Wirklichkeit war S. mit seiner Geliebten in die Rheinpfalz gefahren und hatte dort die ganze Wohnungsein richtung der zukünftigen Schwiegermutter mit den lost- - bare Teppichen, die heute einen Wert von über einer Million . haben, für bare 75 000 verkauft. .Mit diesem Geld in . der Tasche inachte-er yiit der Geliebten in Bayern eine Gc- > birgsreise, und zwar nftt dem Erfolg, daß er nach drei Wo chen nur noch .1800 -<l besaß. Jetzt fuhr der Bursche wieder nach Berlin, wo inzwischen die enttäuschte Braut vergeblich auf ihn gewartet hatte. Die Mutter hatte unterdessen auch erfahren, daß der junge Mann ihre ganzen Sachen in dei Heimat verkauft hatte. Sie erstattete nunmehr Anzeige,-und als Stcngclcin wieder nach Berlin kam, wurde er in der Wohnung seiner Gelickten verhaftet. Die Wohnungsein richtung mar unterdessen wieder herbeiqcschafft worden, da es gelungen mar, den Käufer, einen Althändler in Mann heim, zu ermitteln. — Festnahme eines Willionenbctrügero. In Kempten I im Allgäu wurde in einem Kaffeehaus ein Hochstapler fcstgc- Neues aus aller Wett. — Unfall eines Dresdner Ehepaares im Allaäu. Herr und Frau Heyn aus Dresden kamen am Sabachjoch im Allgäu vom Wege ab, wobei die Frau, den Mann mit sich reifend, 50 Meter tief abstürzte. Herr Heyn erlitt nur leichte Verletzungen. Seine Frau dagegen trug einen Schädel- und einen Beinbruch davon. Sie starb an den Folgen dieser Ver letzungen. — Willionendiebstähle nnf Gütcrbahnhösen. In der letzten Zeit haben sich die großen Diebstähle auf den verschie denen Güterbahnhöfen in B eft l i n immer mehr gehäuft. Jedesmal fielen den Dieben gcmze Warenladunaen Stoffe oder Lebensmittel in die Hände, die dann verteilt oder an Hehlerbanden weiterverkauft wurden. Die Diebe gingen in der Weise vor, daß sie voll den Wagen die Plomben entfern ten, an deren Stelle ein Privatschloß anbrachten und dann die Kutscher beauftragten, die Waggons zu öffnen und die Ladung abzufahren. Im ganzen wurden in den letzten Ta ge» dort etwa zwanzig Gttterdiebe festgenommen. Unter dem dringenden Verdacht, der Anführer und geistige Ur- . Heber dieser planmäßigen Berantmngen zu sein, wurden jetzt «in früherer Rollkutscher Paul'Pern aß und sein Kom plize, ein gewisser Koch, in einem Lokal in der Friedrich straße, wo man die Beute zu verteilen pflegte, verhaftet. Dte Glocke von Eckhofen. Eine seltsame Geschichte von Anny v. Punhuys. (45. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Sie sank in einen der hochlehnigcn Kirchenstühle, und ihr war zumut: wie einer Wanderin, die mit wunden Füßen immer weiter wandern muß, und doch weiß, das Ziel lohnt die Mühe nicht. Verzagt und willenlos saß sie, und alle Vorsätze, die sie vorhin gefaßt, hatten sich verkrochen und kamen nicht mehr heraus aus ihren Schlupfwinkeln. So saß sie lange und wußte doch nicht, wie lange: von Zeit zu Zeit dachte sie nur: sie war nicht imstiandc, den Dok tor heute zu sehen. Und wenn sie sich auch selbst aufzurütteln versuchte, es half nichts. So blieb si» in der kleinen Kapelle Mch bemerkte gar nicht, wie die Sonne immer müder wurde, um endlich ihre letzten Goldfäden von der Erde zu lösen und sie ganz langsam wie dünne gleißende Seide hochzvzichcn. So saß sie und dachte nicht daran, man könne sie vielleicht vermissen und suchen. Die geheimnisvolle friedliche Ruhe in dem nun schon von der Dämmerung wie "in einen leichten Nebel gehüllten Raum tat ihr gut. Ihr war es, als sprächen hier teufend liebe, stille Stimmen zu ihr und sie schloß halb die Lider, ihnen zu lauschen . Die kleine Seitentür ward Hastig geöffnet, Ilse vernahm es nicht, sie kam erst zu sich, da-sich Hans Knrschmanns Ge sicht halb erschreckt, halb freudig über sic beugte. „Um des Himmelswillen, Fräulein Haldow, weshalb haben Sie denn das Zimmer verlassen: man sucht Sic im ganzen Schloß, und Sie sind doch noch nickt gesund genug um solche Spaziergänge auf.eivene Faust zu unternehmen." Ilse wollte lächeln, sie haschte krampfhaft nach irgend einem ruhigen, gleichgültigen Satz, aber sic fand nicht die armseligste Silke, und nur ein klagender Laut zwängte sich über ihre Lippen. . „Ganz durch Zufall fand ich Sie," schalt der Doktor lächelnd, „sonst hätte ich ebenso wie die anderen noch lange suchen können. Sie verloren nämlich vor der Ko.pcllentür ein Taschentüchlein. und die Buchstaben I. H. unterrich.eten mich, wer cs wahrscheinlich verlor." Ilse schwieg, sie fand noch immer kein Wort. „Nun stehen Sie aus, Fräulein Haldow, und lassen Sic sich von mir nach oben führen,, es ist kühl hier und Sic dü-- -fcn sich keinen Rückfall holen." Seine Augen hingen liebevoll besorgt an dem totblassen Mädchenantlitz. Ilse wich dem Blick aus. „Gehen Sie nur, Herr Doktor, ich komme gleich nach, ich bin ja nicht mehr krank und fühle mich äußerst wohl." Hans Kurschmann schüttelte den Kons. „Kommen Sie. .Ilse, Sie macken sich wieder krank." - Er sah stc beinahe durchdringend an. Das Mädchen hatte ihm vorhin gleich bereistet. Fräulein Hclldow senc heute entsetzlich elend aus, und als sic nun so heimlich aus dem Zimmer verschwunden und gor nicht mehr zurückkchrtc, hatte sie noch hinzugcsügt, dos Fräulein sei heute übcrheuvt so seltsam gewesen, der Abschiedsbesuch der Frau Fürstin müsse dos verschuldet haben. „Ilse, ich meine es gut mit dir, komm dock," bat der Doktor, und es fiel ihm gar nicht auf, daß er plötzlich von .selbst wieder „Du" zu ihr sagte. Sie tat ihm unsäglich leid, wie sie so bleich und matt auf. dem Kirchenstuhl saß. Ilse aber empfand dos „Du" beinahe schmerzhaft. Si" richtete sich auf und in ihren Augen war ein flehentlicher Ausdruck. Der Mann verstand den Blick falsch. „Komm, Jile, sei lick und laß dich nach oben geleiten, nicht Ruh« und Rast fände ich, wenn du von neuem Schaden an deiner Gesundheit erleiden würdest." Gin mattes Löchein zog über ihr Gesicht Wie wunder bar es war, daß er sich ihretwegen sorgte. Wie eine himm , kijche , war L . Der Mann sah das Lächeln, und er fand, daß Ilse Hal- dow niemals vordem so weich und zärtlich lächeln gekonnt, wie jetzt nach ihrer-Krankheit. Er legte seinen Arm um ihre Schulter. „Steh auf, Ilse, liebste Ilse, es ist tatsächlich sehr kühl hier, und oben ängstigt man sich uw dich. Frau von Bal berg, die vohin von der Bahn zurückkehrte, sucht dich in allen Zimmern, komm, damit sie sich beruhigt." Soviel Liebe und Güte! Ilse war cs, als stoße ihr eine grausame Hand große, spitze Nägel ins Herz. So viel Liebe und Güte. Sie konnte das nicht ertragen, die Scham drückte sie zu Boden und über wältigte sic. Zuerst ein Stammeln und Schluchzen, danach ein glat ter Satz, noch einer und mehr, immer mehr, unaufhörlich strömte fetzt Satz auf isatz von Ilses Lippen und wie eine Bcichtigerin dem Priester, so legte Ilse Haldow vor dem jungen Doktor Hans Kurschmann das Geständnis ihrer See lenangst und Seslcnnot ab. Alles, was sie beschwerte, was sie müde und verzagt machte, das erzählte sic dem Manne, und er stand nben ihr und sein Arm hielt ihre Schulter noch immer umschlungen. Er zuckte nicht zusammen, da nun all das Böse, Häßliche an sein Ohr klang, er zvg seinen Arm nicht zurück. Er sprach nichts und fragte nichts. Er lauschte nur still und geduldig, wie ein Priester seinem Beichtkind lauscht. Bis das Mädchen dann still ward. Da erst kam Bewegung in ihn. Sanft ließ er Ilse frei, aber er trat nun vor sie hin, und ihren Blick suchend, der ibm auswick, sagte er wie flüsternd. „Das klang alles noch wie Fieber-Phantasien, sollten es! nicht auch nur FigbprpHontasten gewesen sein?" Ille stöhnte auf. „Wahrbeit ist's, harte, nackte Wahrheit." Sie wollte aufstchcn und taumelte wieder auf den Stuhl zurück. Sic fühlte sich erbarmungswürdig schwach, aber ihr Kopf tat ihr nicht mehr so weh, der grausame Druck war gewichen, seit sic offen ihre Schuld dem Manne bekannt hatte, den sie liebte und an dem sie auch so sehr gefehlt, um eitler Ehrsucht willen. Nun würde sic ruhiger von Eckhofcn gehen können. Hans Kurschmann kämpfte einen schweren, aber dennoch kurzen Kampf mit sich, dann aber streckte er Ilse die Arme cntaegm, und sie sanft zn sich cmporzic.hend, sagte er festen Tones- s - . „Und es waren sttoch Fiebcrphantasien, Ilse, denke du wenigstens so, ich aber will vergessen, was du mir anvcrtrau- t-.st und wann du mich lieb hast, und dir mein Doktorhäus- chcn nicht zu llcin und niedrig für keine Wünsche ist, dann wirst du nur das Vergessen leicht machen." Ilse war cs, als tönten die Klänge einer Orgel auf, als crwccbttn Iubelgcsänge und Psalmen. Ihre Augen hoben fick md ein Leuchten mar darin wie tausend herrliche Per Heißungen und Schwüre, ihre Lippen aber schwiegen, doch ein Lächeln wagte sich' hervor, das war so wundersam, daß Hans Kurschmarn nicht anders lann-c, als die schweigsamen Lippen mit den seinen zu berühren. „Und nun wollen wir niemals von dem reden, was hinter dir liegt, Ilse, nur vor uns müssen wir schauen und unse - Glück ehrlich verdienen." Ilse ncigtt den blonde-. Kopf und stand in der dämme rigcn Kapelle lieblich und demütig vor dem Manne, dessen L ebe gr^ß und str-ck aniug Ivar, ihr übcr ihre Schuld und Sünde hinweg die.-.Hand zu reichen zu ^«Winsomcin Lebensweg. l) * H * Sechs Wccl>cn später F.'t Ilse Hochzeit und Elisabeth wohn'c bcr Feier bei. Sie reiste dazu nach dem kleinen Hei mele-t Ilses, einem braven, stillen, verträumten Städtchen unweit Berlin und ward dort von den Eltern der jungen Braut wie eins Königin aufgc wmmcn. „Du host Glück "c abt, Ilse, großes Glück," sagte die Mutter zu ihr aiy Tage der Trauung. „Ja, Mutter, unfaßbar großes Glück," erwiderte Ilse so recht aus voller tiefer Herzensüberzeugung. Die grauhaarige Frau mit dem gutmütigen Gesicht nickte noch einmal bestätigend, und ahnte doch nicht im entfernte ste >. m-stch ein tiefer Sinn Ilses Antwort zuarunde lag. Ein so '-astig, erschütternd besssligend tiefer Sinn, vor dessen Ge walt Ilse erschauerte. Was einmal gewesen, lag Wirklich hinter ihr gleich einem bösen Fiebertraum, und sie hätte ihre Zukunft an Hans Kurschmanns Seite in dem kleinen, weißen Doktorhäuschcn weder für Schloß Eckhofen noch für alle Schlösser der Weit herqegsben. Elisabeth mußte dem Haldowschen Ehepaar zum Ab schied immer wieder die Hand reichen, Frau Haldow versank dabei in eine Art von Hofknir, nnd der kleine Mann mit der Glatze und dem grauen Vollbart neben ihr verbeugte sich in ß wem ehrpnsscligen Bratenrock, bis ihm Schweißtropfen auf der Stirn perlten. * Das erste, mas Lothar von Brunkendorff als Majorats herr von Eckhofcn tat, war, den Quell unterirdisch nach dem Park adleiten zu lassen, die Glocke aber fand auf Elisabeths Wunsch ihren Platz in der Kapelle. So konnte nun fürderhin kein geheimnisvoller Glocken klang irgend einen snäteren Schloßbcwohner mehr ängstigen und erschrecken. lind da auch die Geheimtüren im Schloß und im Gartenhäuschen so verändert wurden, daß sie nicht mehr oufsprangen, auch wenn man noch so sehr daran prchrn, rütteln nnd stoßen mochte, so war der alten Sage von Eckhofen jegliche Möglichkeit entzogen, neue Gläubige zu finden. Jin Frühjahr vermählten sich Lothar v. Brunkendorff u. Elisabeth. Doktors aus dem Dorfe waren Trauzeugen. Mein- Herbert aber freute sich ganz besonders, daß sich der „Onkel Maler" nun entschlossen hatte, für immer auf Eckhofen zu bleiben. Brunislawa Myskowska aber sah keiner von ihnen wie der: im schönen, sonnigen Bozen war ihr zartes, schwaches Leben plötzlich zu Ende gegangen, hatte ihr armes, unnchi- ges Herz den letzten Schlag getan. Sie befand sich nun wie der in der Heimat, befand sich in ihrem riesengroßen, präch tigen Schlosse zu Warschau, um das ihre Sehnsucht so oft, so ost wie ein nsstverflogenes Vöglein gekreist. Ganz nahe bei dem gelickten Mann wohnte sie nun, und sie schlief, von die ser Sicherheit gewiegt, tief und ruhig in dem Erbbegräbnis der Fürsten Myskowska. Sie, dir ehedem wie eine leicht beschwingte Fee durch die reichen, weiten Schloßräume ge flattert, getanzt und gelacht und den übervoll geschenkten Bacher des Lebensgenusses an die Lippen geführt, ruhte nun aus von den ununterbrochenen Wanderfahrten der letzten Jahre, in denen sic ihr krankes Herz durch die Fremde ge hetzt, weil Rowan Myskowska keine kranken, siechen Men schen mochte. Das Pastcllbiidchcn an der schweren Koldkcttc hatte sie Elisabeth hinterlassen: der Fürst sandte es ihr mit einen' kurzen, liebenswürdigen Schreiben und Elisabeth trug den auffallend schönen Anhänger besonders gern und freute sich immer, wenn man glaubte auf dem Bildchen sei Ilse dargc- stcllk. Die Zeit geht weiter, die Menschen wandeln sich, ober über Schloß Eckhofcn bleibt der Himmel glücksllar, und drunten im Dottorhäusckcn mobilen zwei selige, verliebte Menschenkinder, in der Keinen Lchloßlapellc aber, dis ein stens non der schönen Polin so reich und prächtig onsgeskai- ter wurde, hängt die Glocke von Eckhosen, greisenhaft müde. Doch mambsts--ri, wenn die Sonne scheint, ist's, als blitze ihr Metall verstohlen aus, und dann, lönnte man meinen, die alte Glocke blinzele veriroulich zu dem Kirch en fcnstcr empor, und das ist dann, als wollte sie der weißen, schlanken Gestalt, der das Goldhaar so üppig über die ^schultern hängt, zu rufen: Wir beide kennen uns! Aber eigentlich mag sie die glitzernde Sonne nicht be sonders, und das ist ja auch begreiflich, dazu hat sie zu lange. in Einsamkeit und Dunkel cem'ohnt, die Glocke von Eckhosen. ! — Enke. — . <