Volltext Seite (XML)
DerSMscheLrMer MiscHofswerüaer Gebieten Amtshaupt« zu Bautzen, Bischofswerda. Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzend " Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmac-H Mannschaft, der Schulinspektion und des Hai des Amtsgerichts, des Finanzamte, und des Stad 6Ma.getZLa.tt--, Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dichteste Verbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags'Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22 äkfchckmuiDSwckse: Jeden Werktag abend, für den folgend Ge-ügipeei«: Bei Abholung in der Geschäftsstelle mona Mk. 3LS0, bei Zustellung ins Haus monatlich Mk. 35.—, du. die Post bezogen vierteljährlich Mk. 105.— mit Zustellungsgebühr. Alle Postanstaltrn, Postboten, sowie Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle de« Blatte« nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. -Konto: Amt Dresden Br. 1L21. Gemeinde» andogiroUafse Bischofswerda Konto Rr. »4. : höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher - ..>:uug des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich» tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis: Die «gespaltene Grundzeile (Zlm. Mosse 14) oder deren Raum 5.— Mk., örtliche Anzeigen 4.— Mk. Im Text tell <ZIm. Mosse 14) 14.— Mk. die gespaltene Zette. Bei Wieder holungen Nachlaß nach feststehenden Sätzen. — Amtliche Anzeigen die 3gespaltene Zeile. 10.— Mk. — Für bestimmte Tage oder Plätze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. Nr. iss. Sonnabend, den IS. August 1922. 76. Jahrgang. Dor der Entscheidung. Do, -«kannte Berliner Witzblatt »Der Kladderadatsch* Hot stck seit zwei Jahren einen ständigen Witz zugelegt: Je- dmmm, wenn irgendeine Entente-Konferenz in Aussicht war, dmm brachte er ein Bild, auf dem Lloyd George als Job.« Bull bk grafte Pauke schlägt, hinter ihm der kleine Poincarz heimtückisch schielend die Klarinette bläst und die Vertreter der andeivn Ententestaaten hinterher trotten. Im Hinter grund steht «in WeMveiser mit zwei Armen, auf dessen einem Arme beispielsweHe »Nach Doulogne", auf dem anderen als Marschrichtung: »Nach Genna"' stack». Auf dem nächsten Bill» ist «s wieder: »Noch Genua", bezw. »nach dem Haag". Und auf dem dritten Bilde las man: »Nach dem Haag" und auf dem anderen Arme wurde der Rotte der Weg „nach London" gswiefen. Jedesmal stand dann unter dem Bild: »Und so ziehn wir mit Gesang Bon dem einen Restaurant In das andre Restaurant". Freilich in das »Restaurant" London hätte man lieber nicht zieh« sollen, wenn man abergläubisch war: denn es war fett Versailles die 18. Konferenz, und sie mutzt« also mit einem Kroch ende». Da» Machtfpisl ist zu End«, der Kampf zwischen Eng land und Frankreich. Ohne Blick für die Gräfte der Welt, ahne Bück für die Entbehrlichkeit der deutschen Volkswirt schaft, für das Ganze der Weltwirtschaft wollte man uns ein reden, daß dos Problem Deutschland das maßgebende und zwingende auf der Konferenz gewesen sei. Deutschland ist nur ein, und zwar ein kleiner Teil von Europa und zumal von der Welt. Der Machtkampf zwischen England und Frankreich drehte sich darum, ob Poincar« den Augenblick für gekommen erachtete, die deutsche Industrie des Westens, vielleicht die ganze deutsch« deutsche Industrie zu verschlucken, während EnKack) diese französische Hegemonie nicht dulden will, sich dagegen wehrt. Nicht etwa, daß England jetzt nun für uns «intreten will — bezeichnend ist, daß Aoyd George in dieser zugespitzten Situation für ein paar Wochen nach Nord-Schottlack) zur Erholung geht —; aktiv eintreten, es auf einen Krieg ankommen zu lassen, um uns zu helfen — dazu ist der «ngl. Kaufmann ein viel zu guter Rechner. Ein mal hat er sich schon mit einem Krieg verrechnet. Obwohl er weiß, welche Machtmöglichkeit für Frankreich im Besitz des Ruhrkohlenbeckens liegt. Sehnsüchtig schaut die ostfranzösi sche Eisenindustrie nach dem rheinisch-westfälischen Koks aus. Und neben diesen wirtschaftlichen Entwicklungen und Absichten sicht Poincars das Ziel der französischen Sehn- sucht« gekommen: »Der Rhein, Frankreichs Strom, nicht Frackreichs Grenze". Alles, was links des Rheine» ist — im Elsaß beginnt man schon damit — wird annektiert und assi- miliert werden. Frankreich braucht niemand. Gestützt <mf das gewaltig- ste Heer, das di« Wett sieht, gestützt auf «ine Wirtschaft, die sich selbst genügt, oder aus Deutschland holt, was sie noch kraucht, mußte die zielsichere Politik Poincarss in London siegen. Er fürchtet nicht diese „splenäiä Isolation". Der letzte Kunstgriff Lloyd Georges in seiner advokatorischen Dia lektik hat auch versagt. Das war das Hinausschieben, das „von einem Restaurant ins ander« Restaurant Ziehen". Er geht jetzt nach Nord-Schottland und Poincars hält zehn stunden nach seiner Ankunft in Paris unter Vorsitz des Prä- sidenten der französischen Republik Ministerrat ab! Irgendwelche aktive Politik gegen die imperialistischen Tendenzen Frankreichs wird England nicht treiben: darum ist es vollkommen unverständlich, wenn in den Kreisen der deutschen Crfüllungspolitiker der Zusammenbruch in Lockton begrübt wird. Morgen wird es vielleicht schon heißen: Es bleibt uns nicht» andere» übrig, als der Weg der dtret- tenDerständigungmit Frankreich. Frankreich ist «in« Macht, wir sind keine. Wir müssen Frankreich weit gehendste Anerbietungen machen: damit es uns nicht ganz auffrißt. Damit beginnt die Politik Frankreichs und unserer Frankophilen, in eine Linie zu kommen. Und man wird diese Politik als die »neue Form der Er- füllungspolitik" bezeichnen. Wir haben sie schon mehrfach versucht und weite Kreise, besondere der rechts stehenden Sozialisten, haben diese „Continental- Politik" schon immer gepredigt. Dies« „Politik der direk ten Verständigung" sei nämlich der eknzige Weg, um aus der Katastrophe herauszutommen: denn jeder andere führe in eine Krise. Man haßt aber jede Krise: denn sie verlangt Entschlüsse. Man ist mürbe, entschlußlos. Darum? Die französische Politik ist fundamentiert auf dem Gedanken de» Nationalismus, in Italien rückt der Faszismu», gleichfalls ein überparteilicher nationaler Ge- dmcke, gegen die rötliche Hauptstadt vor: in Polen, in der Tschecho-Slowakei. in Ungarn — überall ist der Notionalis- fnu», vielleicht sogar der Chauvinismus Grundlage und «a» ta h«Mnt d« Nationalismus den Int rnationalismus zu überwinden. Nur in Deutschland steht die Regierung in schärfstem Kampfe ge gen das einfachste und primitivste im Deutschen, den nationalen Gedanken. Die Regierung ver- folgt ihn in allen seinen Äußerungen, anstatt sich in der deutschen Not ihm als Führer an die Spitze zu stellen, sich auf ihn zu stützen. Darum fohlt der Rcgierungspolitik in Deutschland die innere.Kraft gegenüber dem natimcalistischen Staatsbürgertum des Westens und de» Ostens, fehlt die in nere Haltung, fehlt die „Contenance". Darum fehlt die Möglichkeit und Fähigkeit, Widerstandspolitik zu treiben. Die Welt ist nie so, wie man sie gern haben möchte. Un sere Erfüllungspolitiker haben auf den „Sieg der Vernunft" gehofft: aber schon der sozialistische Reichstagspräsident Löbe sprach vor einigen Monaten die Befürchtung aus: wir würden zusammenbrechen, ehe wir das Ziel erreicht lmben. Nun ist die Fata morgana, die uns zur Anspannung der letzten Kräfte verleitete, als ein Lustgebilde erkannt. Un sere äußere Selbständigkeit haben wir auf dem Altar der Crfüllungspolitik geopfert. — Eins nur noch können wir uns retten, das ist: unsere innere Selbständigkeit, un ser völkisches Selbstbewußtsein. „Geht nicht von der Stelle, ohne einen festen Entschluß gefaßt zu haben. Es beschwören Euch Eure Dorfahren und es beschwören Euch Eure noch ungeborenen Nachkommen." Also schloß Ficht« leine Reden an di« deutsche Nation. StaatssekvetSr Bergmann vor der Neparationskommisfiou. Berlin, 17. August. Wie dem „Tag" aus Paris gemell- det wird, bat der deutsche Delegierte Bergmann vor dem W -decherstellungsausschutz seinen Bericht erstattet über die katastrophale wirtschaftliche und finanzielle Lage in Deutsch- land. Seine Ausführungen bewegten sich in den bekannten Gsdcmkengängen, unterstützt von reichlichem Material über den unausbleiblich eintretenden völligen Zusammenbruch Deutschland:, wenn man Deutschland die Uckerstützung zu seinem Wiederaufbau verweigere. Die Entscheidung des Wisderherstellungsausschusses ist frühestens am Sonnabend zu erwarten. Wie d«r „Tag" von anderer Sette erfährt, ist Staats» sekretär Bergmann bereits wieder aus dem Wege nach Ber lin, um dem Reichskanzler Dr. Wirch Bericht über die Pari ser Beratungen Ai erstatten. Pari», 17. August. Die Reparationskommission wird heute noch keine Entscheidung über die Moratorrumsfrage fällen. Die Entscheidung der Reparationskommission wird oaher kaum vor Ende der Woche, vielleicht erst Anfang nach ster Woche gefällt werden können. Pariser Kabinettsbeschlüsse. pari», 18. August. Ein geheimer französischer Mtni- sterrat hat Poincarös Haltung in London gebilligt. Der französische Ministerpräsident kann sich also in seiner Politik der „produktiven Pfänder", wie er sie nennt, zu deutsch des Raubes und der Gewalt, auf die Unterstützung des Kabinetts und der französischen Kammer verlosten. Die Drohung Frankreich«, im Falle einer Entscheidung der Reparattons- kommifsion im Sinne der Gewährung einer bedingungslosen Moratoriums an Deutschland seinen Vertreter Dubois zu- rückzuziehen, gewinnt dadurch natürlich an Bedeutung. Da die Kommission nicht etwa nach wirtschaftlichen, sondern aus schließlich nach politischen Gesichtspunkten entscheiden wird, ist e» mehr al» fraglich, ob die offenbare Isolierung Frankreich» in dem Beschluß der Reparattonskommission zum Ausdruck kommen wird. Di« Belgier können sich politisch von Frankreich nicht vollkommen trennen. Sie werden bestenfalls Stimmenthaltung üben und damit vermutlich die Entscheidung zugunsten Frankreichs her beiführen. Andererseits kann mit Stimmengleichheit ncttür- lich auch kein Beschluß zustande kommen, da Deutschland seine Verpflichtungen absichtlich verletzt hat. Die völ lige Unfähigkeit der Reparationskommrsston wird sich also vermutlich erweisen. Im übrigen wird Frankreich tun, wa« ihm beliebt, und die Zukunstsfrage bleibt nock wie rar, wie das deutsche Volk aus die fron- ren wird. Reue Verwickelungen rr?L L k i manch«, 17. August. Di« bayerische verordmmg vom 4. August wird nicht, wie in den Berliner Besprechungen vor gesehen worden war, morgen aufgehoben, sondern bi» auf weiteres in Kraft belasten werden. Da« ist die Folge der Haltung, die di« ausschlaggebende Regierungspartei, dl« Bayerische Volkspartei, gewählt hat. Folgende» wird parteiamtvch 1.1 st geteilt: ,Der Landes kennung der Bemühungen der bayerischen Unterhändler sei» Bedauern aus über das geringe Maß von Entgegenkommen für Bayern seitens der Reichsregierung in der Vereinbarung vom 11. August 1922, die zur Wahrung und Sicherung der bayerischen Selbständigkeit und Hoheitsrechte nicht alles ent hält, was von Bayern verlangt werden muß. Der Landes ausschuß bedauert, daß dieses Ziel nicht erreicht ist, und hofft, daß es gelingen wird, die noch bestehenden Bedenken zu be seitigen. Der Landesausschuß hält es für selbstverständlich, daß die bayerische Notverordnung vom 4. August 1922 in Kraft bleibt und daß der Kanyff für die baldige Aufhebung der Schutzgesetzc wie für- die Erhaltung und Erweiterung der bayerischen Habeitsrechte fortgeführt wird." München, 17. August. Die „Münchener Neuesten Nach richten" beurteilen die Situation nach wie vor ernst. Es sei. noch nicht entschieden, ob Graf Lerchenfeld und die übrigen Vertreter Bayerns, die in Berlin verhandelt haben, di« Durchführung neuer Verhandlungen, falls die Besprechungen innerhalb der Koolitionsparteien sich auf solche entscheiden! sollten, übernehmen wollen. In den heute vormittag statt gefundenen Koalitiansbesprechungen nahmen außer dem Grafen Lercheufeld noch mehrere Minister teil. Die Verhand lungen wurden um 12 Uhr abgebrochen und werden heute > nachmittag 4 Uhr wieder ausgenommen. Wie der „Bayri- § sche Kurier" dazu berichtet, handelt es sich bei den Bespre- > chnngen vornehmlich um eine Umschreibung der unerläß lichen bayrischen Bedürfnisse. Ablehnung der Berliner Vereinbarungen. München, 18. August. (Drahtb.) In der gestern «ach- mittag fortgesetzten Besprechung der Lroalstionsparleien, an der sämtliche Minister keilnahmen, wurde eine vollkommene Einigung darüber erreicht, daß die zwischen Berlin' und " München erzielten Vereinbarungen in der beschlossenen Form nicht angenommen werden könnten, sondern daß eine Reihe von Ergänzungen notwendig sei. Im Anschluß an diese Be sprechungen wurde ein Ministerrai abgchalten. in dem zu den obigen Beschlüssen der koalitionsyarteien Stellung ge nommen wurde. Der Ministerrat wird die hiernach notwen digen Schritte bei der Reichsregierung ungesäumt einleiten. Graf Lerchenfeld soll es nach einer Meldung aus München abgelehnt haben, zum zweiten Mal als Unterhänd ler noch Berlin zu gehen. So wird diesmal eine aus ende- ' ren Regievungsvertretern zusammengesetzte Kommission nach Berlin fahren, die ganz bestimmte Weisungen hat. Wie die „Deutsche Allg. Ztg." misten will, wird die Kommission be- > reits heute nach Berlin abreisen. Gütertariferhöhungen schon zum 1. September. Berlin, 17. August. fW. T. D.) Die Reichsbahn ist in- folg« der katastrophalen Entwicklung der Mark und der sich daraus ergebenden Ausgabensteigerungen genötigt, die zur- zeit gültigen Gütertarife zum 1. September um fünfzig Pro- zeit zu erhöhen. Diese Erhöhung wird bei der zum 1. Okto- der erfolgenden organischen Umarbeitung des Gütertarifs, bei der der neue Eisenbahnrot mitwirkt, bereits boriicks-cbtigt. Die durchschnittliche Tariferhöhung gegenüber dem Frieden ' beträgt vom 1. September ab rund das 149fache. Erhöhung der Ausfuhrabgabe. Berlin, 18. August. (Drahtb.) Der Ausfuhrabgabeous- schuß des vorläufigen Reichswirtschastsrates beschäftigte sich gestern mit der Frage der Erhöhung der Ausfuhrabgaben. Die Arbeitgeber waren gegen die Erhöhung, wahrend die Arbeitnehmer ihr zustimmten. In den späten Abendstunden wurde mit geringer Mehrheit ein Beschluß gefaßt, der eine Anpassung der Ausfuhrabgaben an die Devisenlaqe fordert. Das Reichswirtschaftsministerium ist demnach ermächtigt, dis bisherigen Abgabentarifc hcraufzusetzen. Am Schluß der Sitzung wurde ein engerer Arbeitsausschuß eingesetzt, der sich mit weiteren wirtschaftspolitischen Maßnahmen gegen die durch die Valuta entstandene Lage zu befallen hat. Kleine politische Nachrichten. Reichspräsident Ebert hat sich nach Hamburg begeben , zur Eröffnung der Ersten Hamburger Überseewochc, die heut« Frcitag ihren Anfang nimmt. Der Reichsvräsidsnt wurde am Donnerstag abend am Hamburger Bahnhof leier- , iich empfangen und zum Rathause geleitet, wo eine Degrü- tzungsftier stattfack). Vie Veamlenverbände und gewerkschaftlichen Spitzen- oraaaisationen einigten sich htnsichllich der für August oufzu- ' stellenden Forderungen den Blattern zufolge aus ein einheit- lich« Programm, nach dem Beamte, Angestellte uck) Arbei- sM «-Hörern tpsWK Die Uor»