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MBentzer NM« und Schwestern, die sich in Aickacht hier nessMWneln. Hier auch «chatten Sauberkeit und Ordnung tz» StmßeW^ind Häusern «inen höheren Sinn. Da» eigenartigste aber ist der Friedhof. Man findet der« Beühen wohl nirgends wieder. Eine breite Lindenallee führt hinaus vor die Stadt, wo der tleine Gottesacker am Hut- berg liegt. Lmdenalleen ziehen linealgerade über ihn hin lock» scheiden ihn so in einzelne gleichgroße Stücken. Man vermutet st» ihm «her einen Park, umsomehr als alles fehlt, wo» sonst an «inen Friedhof erinnert. Kein Grabhügel, kein Kreuz, kein Denkstein bezeichnet die Grabstätte. Di« Gräber sind «ingeebnet. Eins gleicht dem anderen, bis auf die schmucklose Steinplatte, die flach auf ihnen liegt. Man tritt hinzu, um zu entziffern, «er hier in kühler Erde ruht. „Ging hedn" steht schlicht und schön hinter den Namen der Schläfer. Ma» ist verwundert zu sehen, daß Manner und Frauen aus aller Wett zur letzten Nutz' hierher gebettet wurden, Leute aus Holland und von Jenseits de» Kanal», Eskimos aus Gröilland und Amerika, Färbige aus Afrika und Indien. Eigen berührt g» einen, wenn man an das Grab Christian David» tritt, de» Mannes, der nun vor 200 Jahren das erste Hau» von Herrnhut baute, oder an das Grab des Grafen Zinzendorf, Le» Hirten der Gemeinde, der an der Sette sei« ner Kan, der früh verstorbenen, milden Gräfin von Neuß, am Eingang vorn im Schatten grüner Linden ruht. Man steht und schaut, in Andacht und Denken versunken: und von drüben grüßen die dunklen Lausitzer Bergwälder herein in de» Garten, der hier im Sonnenschein auf freier Höhe liegt. Christian David! Zweihundert Jahre sinds nun her. daß dieser fromme Zimmermann aus Mähren um seines Glaubens willen die Heimat vergeß. Ein guter Stern führte ihn auf seinem Wege durch die Fremde nach Berthelsdorf, dem kleinen, stillen Ort am Fuße des Hutberges, wo er im Hause de» Grafen Ludwig von Zinzendorf liebevolle Auf nahme fand. Boll Freude kehrte er nach Mähren zurück und verkündete den Brüdern, daß er eins Stätte gefunden habe, an d« sie alle «»geschmäht wohnen und ungehindert ihrem Gott dienen könnten. So wanderte er mit noch zwei Män nern samt Frauen und Kindern noch dem Ort aus, der ihnen : eine zweite Heimat weiden sollte. Zwar die Gegend war uwvirtüch, ftunpfig und zum Wohnen schlecht geeignet, daß noch später, al» schm die ersten Häuser standen, die Wande rer vorübereilten und fragend die Köpfe schüttelten, wer den» die Muttgen wären, die an so ungastlichem Ort sich , ihr« Wohnstätte bauten. Christian David war e». Boll Zu- ; verficht Miff er zur Axt und hieb sie in den Baum: „Hier hat der Bogel sei» Haus gefunden und die Schwalbe ihr ' Nest, nämlich deine Altäre, Herr Zebaoth." Und das war der Anfang zur Stadt Herrnspit. Bald kamen mehr Ansied ler herbei, und so wuchs der Flecken und wurde zur Stadt. Damals kamen die Brüder nach Herrnhut au» weiter Ferne, und später gingen sie von Herrnhut aus in all« Welt, pre- i digteu den Heiden das Christentum und begannen so das Wert der großen Mission der Herrnhuter Brüdergemeinde. Los erste Hau» steht längst nicht mehr, ein Test des Brüderhauses ficht auf seinem Grunde. Ein Brand hat es vernichtet. Nur einen Balken hat man gerettet, den näm lichen, den Christian David als ersten Stamm auf Herrnhuts Marburg sältte. Man hat ihn aufbewahrt, und wenn der Jahrestag der Gründung Herrnhuts kommt, dann wM man ihn mit tannengrün und Blumen würdig schmücken.. Man hat gcsagt, da» Leben der Herrnhuter Gemeinde sch klösterlich. Mag sein, daß es in dem und senem Brauch daran erinnert. Die Stadt al» solche ist schenfalls Einsiedler unter den anderen Städten. Es gibt keine zweite Stadt in Sachs»«, deren Eigenart so stark ausgeprägt ist wie eben die Herrnhuts. Was Herrnhut ist, ist es durch die Brüderge» meinde geworden. Sie hat es gegründet, durch sie ist ihr Name in aller Wett kekannt geworden, sie gibt ihr Bild und Wesensart. Der Geist Hrrrnhuts ist der Geist der Brüder gemeinde, und er ist lo unbedingt bestimmend für ihren Cha« ratter, daß sie auch in den Stürmen der Gegenwart geblie ben ist, was sie vor hundert Jahren war, «in seltsame Stadt in Sachsen. Ländliche Heilkiinstler. Bon vr. Georg Pilk. Der unlängst gemeldete Tod eines wundersamen Hel- figen, welchertrankenMenschenkindern au? weiter Ferneohn? Arznei zur Genesung verhalf, erinnert uns daran, daß dessen Kunst eigentlich nichts Neues war. Schon vor 3^ Jahrhun derten beherbergte das Städtchen Tharandt «inen Wunder chirurgen ähnlicher Art. Derselbe hieß Benchardt Schmidt« Er hatte einen großen Zulauf von Hilfesuchenden, well er helfen zu können vorgab, „wenn er gleich über Land ist, wenn er nur Las Waffen oder Holz, davon sie beschädiget, beschmieret", d. h. also: er bestrich nur den Gegenstand, durch welchen die Verletzung herbeigeführt worden war, mit seiner Salbe, und die Wunde des femen Pattenten hellte. Der Tharandter Pfarrer erzürnte sich über jenen Fernheiler und fragte 1578 beim Meißner Konsistorium an, ob dessen Trei« den noch wetter zu dulden fei. Hrilkünstler, die von sich reden machten, hat auch unsere oftsächsische Heimat hervorgebracht. Glichen diese nach Rang und Berühmtheit auch nicht den Asklepiaden von Kos oder Knidos, so sei einiger derselben dennoch hier in Kürze gedacht. 170S hatte die Niederneukircher Badestube (jetzt Kataster Nr. 333) Joh. Ludwig Hirschfeld in Pacht« Durch denselben wurde um Martini jenes Jahres dem Lein weber Christof Hultsch beim Aderlaß an unrichtiger Stelle nicht nur die Ader völlig durchgeschlagen, sondern auch eine Nervenpunktur gemacht, so daß das Instrument „darinnen stecken blieben" und der Behandelte „auf solchem Arme krumM und lahm geworden." Eins darüber 1711 erhaben? Klage endigte mit gütlichem Vergleich. — Um 1731 braßte sich eine Witwe hinter Hoyerswerda mit der Heilung von Raserei und Melancholie. Die von ihr verordnet? Arz nei waren mehrere in Rotwein gekochte Kräuter. Wo sie keine Hilfe für möglich dielt, erklärte sie dies sogleich. So bei der seit Jahren raseild gewesenen Gattin des Budifsiner Ad vokaten Pelz. Bei einer mit dem gleichen Übel behafteten Neukircherin zeigten sich nach gewaltsamer Einflößung des Trankes alsbald Schlaf und Nachlassen der Symptome. Ob wohl die Heilkundige ihr Mittel gehettnhielt, gelang «s doch einem dazu angestifteten pfiffigen Neukircher namens Sa lomo — vomen est amen — die Bestandteile des Pulvers, welches Hf. Pfund schwer war und 22 Groschen kostete, von ihr herauszusragen. — Am 3. Dezember 1755 untersagte die Steinigtwolmsdorfer Gerichtsherrschast einer Untertanin in Schwarz nauslik das Kurieren bei 5 Talern Strafe. Betreffende Quacksalberin, die 50 Jahre alte aus Jrgersdorf gebürtige Schuhmachersehestau Anna Deinert geb. Jencke. war unter dem Namen der „Schwarznauslitzer Doktorin" sehr bekannt und viel ausgesucht. Die von ihr einer Leiden den verabreichten Arzneien: verschiedenfarbige Tropfen, „so nach Schlehenblütrn gerochen", „etwas zum Schmieren, sa wie Schneckenöl gewesen", „ein Helles Wasser, womit das Herz bestrichen wachen" usw. konnte nach ihrer Aussage „ein Kind brauchen und schadete niemand nichts." — Ums Jahr 1757 lebte in Gaußig ein von Kranken viel zu Rate gezogener Bader. Derselbe ließ einst einer Frau zur Ader „und -war am rechten Fuße über der großen Zehe, weil sie Kopfschmerzen gehabt". — Ein die Bolksmedizin praktisch Ausübender lebte um die Mitte des vorigen Jahrunderts in Ringenhain. Er hieß Lehmann, wuchs aber insge mein „der Jockel" genannt. Seine Kurmethode, die er z. B- dei einem an Strangurie Leidenden anwendete, war fol gende: Cr fing einen Hecht au, seinem Filchhätter. In dessen aufgestxrrten Rachen mußte der Patient < Daraus wuchs das Tier lebendig wieder ins Dcsser gesetzt« Und das erwies sich als probat. Das Übel schwand alsbald. Jockel benntte auch Dingo, welche sieb in keinem Arznei buche verzedhn.-r finden, als innerliche simittel. Gegen .Herze leid" (darunter verstanden die Bewohner des oberen Wese nitztals Magenkrampf) verordnete er z. B. eine Abkochung von Mäusedreck. — Außerordentlich groß war der Andrang bei der 1853 in hohem Alter »erstochenen Kräuterfrau Zen ker in G r o ß s a u b e r n i tz. Sie begehrte keine persönliche Untersuchung der Patienten. Jeder, der sich bei ihr für einen kranken Angehörigen befragte, mußte dessen Namen nennen und ein von demselben in der letzten Zeit auf dem Leibe ge tragenes Kleidungsstück mitbringen, welches sie von allen Setten betrachtete. Daraus erkannte sie angeblich nicht bloß die Rankheit, sondern auch, ob bereits ein Arzt zu Hilfe ge zogen war. In letzterem Falle verordnete sie nichts. Als Spezialistin galt sie kür Leiden infolge Schreck oder Erkäl tung. Ihre Arzneien bestanden nur aus Kräutern. Als tzonorgr für di? Konsultation nahm sie 2V« Silbergroschen«