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Nach 37 Tagen verließ Zenker den Ort seiner bisheri gen Tätigkeit, um Las Kantorat in Dornburg « tz. Elbe anzutreten; das chm ein jährliches Einkommen 'Vier 500 Talern brachte, doppelt mehr, als seine bisherige Leh- rerstelle in Leutzsch. Wacker arbeitete Zenker in seinem neuen Amte. Treu und gewissenhaft war er in allen Dingen. Der Gras v.Hohen- thal, sein hoher Gönner, merkte gar bald, wie richtig er über ihn geurteilt hatte. Beide blieben lebenslang die besten Freunde. Noch gar manchmal war der Kantor Zenker von Dnrnburq der Gast des hohen Gutsherrn von D"' -Loipen nrns Jahr 18ft0. Von LU uN^autes Städtchen, dieses Stolpen! Schurgnchend schmiegen sich die Häuser und Häuschen an den Burgberg, der über 300 Jahre ein Lieblingssitz der Meißner Bischöfe war, und unter dem Krummstabe wohnte sichs gut. — Wer Stolpen betritt, fühlt sich in ihm wohl und nur ungern geht er wieder von dannen, sicher aber mit dem stillen Vorsatz, bald einmal wiederzukommen. Die engen, winkligen Gas sen und Gäßchen, die traulichen Wohnhäuser mit den blu mengeschmückten Fenstern, der charakteristische Marktplatz mit seinem Ausblick nach der alten Burg, deren Türme so freundlich im Abendsonnengold zu uns herniedcrgrüßen, das sind Bilder von ganz besonderem Zauber und anheimeln dem Gepräge. Heimatlust weht uns hier entgegen, und wenn wir auch aus weiter Ferne kämen. — Wie traut muß Stolpen aber erst früher gewesen sein! Um 1ZOO glich es mit seiner noch leidlich erhaltenen Burg, mit seiner Ring mauer und mit den alten Toren einer mittelalterlichen Beste. Da wurden nachts noch die Tore geschlossen, und wer nicht zu rechter Zeit eintraf oder sich nicht gehörig aus weisen konnte, der mußte die Nacht wohl außerhalb der Stadtmauer zubringen. Das war für manchen ost recht un angenehm, wen«. sich de'- gestrenge Herr Torwart trotz aller Bitten nicht erweichen lasten konnte, den Fremdling einzu lassen. Dann mußte der zu spät Gekommene drunten in Altstadt, Rennersdorf oder Langenwolmsdorf zur Nacht bleiben, wenn er es nicht vorzog die Nacht unter freiem Himmel draußen vor der Stadt zu verbringen. — Stolpen hatte um 1800 nur wenig über 800 Einwohner. Umgeben war das Städtchen noch mit einer 5 Meter hohen und 1 Meter starten Ringmauer, durch welche zwei Tore führten, das Obertor und dos Riedertor. Letzteres ist ja noch gut erhalten und ist mit seinem efeuumrankten Baume eine herrliche Zierde. An den Toren wohnten die Torwächter oder Acciseinnehmer. Auf dem Markt war eine Cisterne, die erst vor unge fähr 30 Jahren beseitigt ward und an die noch heute ein Brunnen erinnert. Neben der Cisterne stand eine im Jahre 1728 unter Kurfürst August dem Starken errichtete Post säule mit dem kursächs.-polnischen Wapven, wie wir solche Säulen heute noch in Kamenz, Pulsnitz, Neustadt, Pirna, Altenberg finden. — Am Marktplatz laq auch damals schon das alte Rathaus. Es hatte aus der oberen Seiie ein gro ßes Tor, das zur Ratswage und zum Spritzenhaus führte. Die Vorderseite zeigte einen Söller öden-Balkon. An Sonn tagen und bei festlichen Gelegenheiten nahmen hier oben die Stadtpfeifer Platz und bliesen „vom Turme". — Innerhalb der Stadtmauer lagen 113 Wohnhäuser, außerhalb dersel ben 56. Handwerk, Braunahrung und Feldbau beschäftig ten die Bewohner. Es gab damals in Stolpen 1-13 Hand werksmeister. In einem ganz besonderen Rufe aber stand das Stolpner Bier, das allgemein als „ein vorzüglich gutes Bier" bezeichnet wurde. — Die Landwirtschaft war nicht ganz unbedeutvtd. Im Jahre 1800 ergab die Ernte aus Stolpner Flur 610 Scheffel Korn, 200 Scheffel Weizen, 621 Scheffel Gerste, 420 Scheffel Hafer und 918 Scheffel Kartol- feln. Das ist natürlich bedeutend weniger, als in der gegen wärtigen Zeit eine gute Mittelernte auf der Stolpner Flur ergibt. Man muß aber daran denken, daß vor 121 Jahren der Landwirt noch keine künstliche Düngung kannte und in der Hauptsache Dreifelderwirtschaft trieb, d. h. einen großen Teil seiner Felder 1 bis 2 Jahre brach liegen ließ, damit sich selbige erholen, also Kräfte zur neuen Ernte sammeln soll ten. Wie heute, so klagten auch damals schon die Landleute über den geringen Nutzen Les Feldbaues, über die Höhe des Eesindelohnes, über die kostspielige Beköstigung des Gesin- des und der Tagelöhner. Es war teure Zeit. Sehr besucht waren in damaliger Zeit die Stolvner Viehmärkte. Aus meilenweiter Entfernung kamen Berkau«, fer und Händler herbei. Ein Auftrieb von 1000 Rindern war keine Seltenheit, stieg an manchem Viehmarkt auch auf 12—1500 Stück. An „Land-Eeneralhandlung und Zu- wachsaccise brachten die Stolpner Jahrmärkte dem Fiskus 5—6000 Taler, der Stodtgemeinde an Stadtgeleite" 150 bis 200 Tale? jährlich ein. — Die Jahreseinnahmen der Stadt Stolpen beliefen sich um 1800 auf rund 1000 Taler. Dir Gehälter waren dem Geldwert und der Lebensunterhal tungskosten entsprechend. So erhielt der damalige „regie rende Bürgermeister Herbach eine jährliche Besoldung von 35 Talern", der pensionierte Bürgermeister Conradi bekam ein Ruhegehalt von 8 Talern 18 Groschen, der Stadtschrei- bcr Spitzner hatte ein Einkommen von 39 Tlr. 9 Groschen, der Obertorwächter Pulte von 12 Tlr. 16 Gr. 6 Pf., der Niedcrtorwächter Schneider bezog 5 Tlr. und 14 Groschen. Der Franziskaner Matthes Rndolph. Von 8t. Luthers Lehre fand auch in Kamenz zahlreiche Anhän ger. Die Folgen bekamen die Kamenzer-Franziskaner, die in der Haupffache auf die Wohltätigkeit der Leute angewie sen waren, recht bald zu spüren. Die Gaben flössen nämlich immer spärlicher, und so kam ins Kloster die Sorge, die Rot, Darum sahen sich die Franziskaner veranlaßt, anderswo «in Unterkommen zu finden. Notgedrungen verließ einer nach dem andern das Kloster. Ums Jahr 1562 waren nur noch drei Mönche in ihm. Einer von jenen war Matthes Ru dolph. Der stand beim Volke in dem Ruf, ein Schwarzkünst ler und ein Teufelsbanner zu sein. Allgemein glaubten die Leute von ihm, er könne nut Hilfe eines Zauberspiegels Ge danken erraten und das Verborgenste enthüllen. Jener Zauberspiegel ermögliche es ihm aber auch, Gold zu machen, kranke Menschen und Tiere zu kurieren, auf seinem Mantel durch die Lust zr. reiten, Menschen und Vieh zu verhexen. 1562 zog eines Tages über Kamenz ein schweres Ge witter. Da fuhr ein Blitzstrahl in den Gasthof zum Sachs« Reiter und erschlug den Franziskaner Matthes Rudolph, der sich zu jener Stunde gerade daselbst aufdielt. Run war es nach der- Meinung des so abrakSu bischen Volke» bewie sen, daß Matthes Rudolrch ein „Schwarzkünstler und Hexen meister" war. Niemand wagte es, die Leiche des vom Blitz Erschlagenen auch nur zu berübren. Bon Abscheu und Furcht wandten sich alle von ihr. Da kamen die beiden an deren Ordensbrüder und hosten den Leichnam ihres Mit bruders nach dem Kloster. Hier begruben sie ihn in der Klosterkirche, wo der Franziskaner Matthes Rudolph noch heute ruht. Schlimm erging es der Magd Wernerin des Verstorbe nen und deren Sohn Michel. Die wurden vom Bolk be schuldigt, mit dem erschlagenen Schwarzkünstler im Bunde gestanden und ihm „böse Kräuter", Herenkräuter, zugetra gen zu haben. Als sie das leugneten, wandten die Richter die Folter an. Hände und Füße wurden in den Schraub stock gelegt. Bald gestanden die Gekelterten, um größeren Qualen zu entgehen, alles, was man von den Angeklagten verlangte. Das Urteil der Richter lautete auf Todesstrafe, die denn auch bald vollzogen ward. Eines Tages wurden die Magd W rnerin und ihr Sohn Michel öffentlich unter großem Zulauf mit iem Schwerte hinaerichter. Nun erst konnte das aufgeregte Bolk sich wieder beruhigen. Das HSttsche» a«f dem KLriuea Wirrt irr der Sächsischen Schwerz. Don Lt. L i. Wege vom vielbesuchten Kuhstall nach dem großen Wiiilerberg liegt der kleine Winterberq, an besten Abhängen der Pfad im Zickzack sich emparwindet. Den höchsten Felsen des kleineren Minterberges krönt ein aus Steinen erbautes Iagdhäuschen von rundlicher Form und mit 6 Fenstern« Es hat ein hohes Alter, sein Erbauer war Kurfürst Chri stian l. von Sachsen. Die Veranlassung war folgend«: Im Jahre 1558 war Kurfürst Vater Aua -st nach Frankfurt zur Ws';l des Kaisers Ferdinand l. ge:eist. Seinen Heimweg