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v) r?) K Z !iK»ßLss !! 8 I' Mnn»«ra«or»e0en. Zu jenen Beherzten zählte auch der Letzter Ze »k« r«Lr kam soeben vom Kirchturm htrabgestieg-n. Dort hatte er da» ikbmdliyten besorgt. Als er aus dem alten Kirchhofstore trat, trafen die französischen Flüchtlinge bei der Kirche ein. Sie wollten noch nach Halle, wußten aber weder Weg «och Stea. Darum forschten sie nach einer Per son, die ihnen den Weg nach der genannten Stadt zeigen oder beschreiben könne. Doch das war voi^ den anwesen den Dorfbewohnern außer dem Lehrer des Orte» niemand imstande. Darum forderten die Franzosen den Lehrer teils bitter-d, teils drohend auf, den Führer zu machen. Wohl oder übel mußte Zenker Folge leisten, eine Laterne sich be sorgen und nun vorangehen. Er tat das mit innerem Wider willen. Doch wollte er den Zorn der französischen Soldaten nicht erregen, darum mußte er zunächst tun, was die von ihm verlangten. So ging es nun in die beginnende Nacht hinaus. Der Weg führte Äer Barneck, Ehrenberg, Geudorf, Burg- housen, Dalitz und über die jetzige sächsische Grenze nach Dölkau. Wortlos schritten sie lxchin. Niemand unterbrach das Schweigen. Immer dunkler und dunkler wuchs es. Dichte Nebel hüllten die Landschaft ein. Kaum war noch der näch ste Gegenstand zu erkennen. Di« brennende Laterne diente eigentlich iwr dem Träger und feinen Nächsten als Leuchte. Die meisten tappten im Finstern. Echo« im nächsten Dorfe bat Zenker, umkekren zu dür fe«, doch das wurde ihm barsch abgeschlagen. In jedem neuen Dorfe wiederholte Zenker feine Bitte und wies darauf hin, daß hier doch auch Führer zu bekommen wären: aber die Franzosen waren ja froh, gerade ihn als solchen zu haben, und so umßte denn Zenter bleiben. Zähneknirschend schritt er «mm und wartete nur aus eine günstig« Gelegenheit, zu entkommen. Eine solche sollte sich ihm auch wirklich bieten. Es «ar bald Mitternacht, die nächtlich« Schar wanderte eben an den Parkanlagen des Lölkauer Rittergutes vorüber. Hier in Dölkau war Zenter bekannt, da er von Leutzsch W wiederholten Malen noch diesem reizend gelegenen Dörfchen Wandlungen unternommen hatte. Sein Plan war fettig. Da» Aufleuchten der Laterne und «in Satz über den Stra ßengraben, die Landstraße und Patt trennte, war das Wett eines Augenblickes^ Zenker »«schwand für die Franzosen auf Ninunerwiedersehe« in den Parkanlagen. Wohl fluch te« »nd schimpfte» die Franzmann« gar gewaltig, doch sie wußte» «ch «büch in ihr Schicksal fügen und «insehen, daß ihr bisherig« Fühäer «cht wieder zu «rvischen sei. Inder «benstnsta« Nacht und ia der ihn« völlig unbekannten Gegend war em Auffiuden Zenkers gar nicht möglich, und so »acht« sie es nun versuchen, ohne ortskundigen Führer vorwärts zu komme». Ob die versprengte Franzosenschar Hole noch erreicht hat, wird nicht gemeldet. War nmrde ab« nun mit dem den Franzosen entwisch te» Führ«? — Laß die chn nicht verfolgen würden, war ihm gewiß. Ia dm Pattanlagen tastete sich Zenker weiter, so gut es eben ging. Manchmal nmßte « unfreiwillig mit dem Erdboden «Sher« Bekanntschaft machen, wenn er über Oste oder Scheine stolperte. Doch endlich hatte er erreicht, was « erreichen wollte, nämlich die hohe Gattenmauer, von welch« der herrschaftliche Gatten und das Schloß selbst um- geten waren. Hinter di« hohe Gartenmauer wollte er flüch te«, hi« konnte « sich vor den Franzosen ganz sicher füh len. Bald faß « oben auf dem Rücken der Mauer, noch ein kühner Sprung hinab, und « war jetzt im herrschaftlichen Gmt«, der direkt an die Wohngebäude stieß. Hier wollte «sich di» zum Tagesgrauh« verbergen und dann wieder den Heimweg antrtten. Doch vorher sollte noch etwas geschehen, was Zent« nicht erwartet hatte. Mit Köpfendem Hemm lauschte « nach der Landstraße dün Dort »ar alle» ruhig geworben, ein Zeichen, daß die Franzose» nicht mehr zu fürcht« waren. Aber was war stNMlda»? — Ei»»-wahr« Höllenlärm brach jetzt los! Näh« und näher kam das Bellen und Heulen. Da wußte er, was chm benorstanst. Die groß« Hof- und Jagdhunde waren es, die den nächtlichen Eindringling gewittert hatten und wut entbrannt «f 1ha eindrang«. Da gab es für ihn kein langes Betzmenk Der nächste Baum wurde seine Zuflucht. Kam« hatte « die Unterst« Oste «reicht, da sprangen «ich Aho« die mütrNd« Bestien am Stamm empor, um ihn mit d« Zähn« z» fassen, vergebens versuchte Zenker die bö- fm Hnnde zn bruchigen. Da» mmufhörtiche Bellen der HnNde «eckte auch di« Bewohn« der Rittergutes auf, Sie schöpften Verdacht. Hier konnte etwas nicht in Ordnung fein« Im Hause wurde es jetzt lebendig. Der Gärtner, der Jäger,- die Verwalter und Knechte eilten mit Laternen und Stöcken in den Gatten, um zu erkunden, was denn geschehen sei. Da sehen sie, wie die Hunde am Stamm eines Baumes bellend und zähnefletschend emporspringen. Sie gebieten den Hun den zu schweigen und zurückzugehen. Da fleht jemand dro ben in Len Ästen des Baumes: „Habt Erbarmen mit mir, Ich bin ein ehrlicher Mensch und kein Einbrecher!" — Man befiehlt ihm, sofort herabzusteigen. Zenker tut es. nennt sei nen Namen und Stand und erzählt, warum er in so später Nacht hierher gekommen sei. Ob das, was Zenker sagte, aus Wahrheit beruhte, konnte freilich in Dölkau niemand wissen. Der nächtliche Eindring ling konnte ja auch ein Dieb oder sonst ein Unehrsamer sein. Die Sache nmßte also gründlich untersucht werden. Darum wurde der Ertappte in die Mitte genommen und nach dem Hofe geführt. Da zeigte sich Licht droben im Zimmer des Schloßherrn. Graf v. Hohentha! war infolge des Lärmes erwacht und rief durch s Fenster herab in den Hof: „Run sagt, Leute, was bedeutet denn eigentlich dieses Lärmen?" — „Herr Graf, wir haben einen nächtlichen Eindringling gefangen, der droben in einem Baum des Gartens saß und behauptet, er sei der Lehrer aus Leutzsch und habe Franzosen den Weg nach Halle zeigen müssen, sei ihnen ab« entwischt!" — gaben ihm die Befragten zur Antwort. Der Graf befiehlt, ihm den Gefan genen nach feinem Zimmer zu bringen, um chn zu verhören, Das geschieht. Der Schloßherr nimmt den jungen Mann in ein scharfes Verhör. Gar bald hat er sich aber von dessen Harmlosigkeit überzeugt und weiß auch, daß der die Wahr heit gesagt hat. Ja, er findet Wohlgefallen an ihm und stellt ihm für diese Nacht sein Gastzimmer zur Verfügung. Vor her aber muß Zenker noch Abendbrot einnehmen. Darauf unterhält sich Graf Hohenchal noch längere Zeit mit seinem Gaste. Das Gespräch dreht sich in der Hauptsache um die Schule. Mit stiller Freude lauscht -er Graf den Ausführun gen Zenkers mH fühlt gar bald heraus, daß der ein tüchtiger „Schulmeister" sein müsse: denn mit solcher Begeisterung und Beredtsamkeit hatte ihm gegenüber noch keiner von der Schule, den Kindern und der Lehrerarbett gesprochen. Da entsteht eine kleine Pause in der Unterhaltung. Der Grast blickt seinen Gast einige Zett sinnend an und sagt dann: „Lieber Zent«! Sie sind durch eine große Unbequem lichkeit hierher gekommen, um mir em« nicht weniger große Unbequemlichkeit zu ersparen! — In Dornburg an d« Elbe ist vor 8 Wochen das unter mein Patronat gehörige Kan- torat durch Todesfall zur Erledigung gekommen. 53 Bittge suche mit Zeugnissen und Empfehlungen liegen mir dieser- halb vor. Die Wahl würde Mr schwer werden: indessen haben Sie dieselbe zur Entscheidung gebracht! Ich designiere Sie hiermit zum Kantor in Dornburg und werde Sie mor gen dem Consistorium präsentieren!" Das war eine freudige Überraschung für Zenker! Eine glückliche Schicksalswendung! — Vor innerer Rührung ver mochte er dem edlen Grafen kaum zu danken. Was er ab« nicht in Worte zu fassen vermochte, sagte dem Patronats herrn Zenkers Auge und Händedruck. „Run, mein lieber Herr Kantor!" erwiderte der Graf, „wollen wir uns zur Ruhe begeben. Ich hätte mich gern noch längen mit ihnen unterhalten, doch Ne haben morgen noch einen weiten Weg vor sich und müssen sich darum erholen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Ruh«! — Gute Nacht!" Der Graf reichte seinem Gast di« Hand. Ein Diener brachte den jungen Kantor von Dornburg in des Grafen Gastzimmer. Als Zenker hier allein war, faltet« er seine Hände zu einem inbrünstig« Gebet, dankte Gott für die so glückliche Lösung seines Abenteuers und bat Gott, ihm in feinem neuen Amte auch beizustehen, damit er das Ver trauen des so giftigen Grafen nicht täuscht. — Bor Aufregung konnte « freilich lange keinen Schlaf finden. Doch endlich fielen ihm die Augen zu, und als er erwachte, grüßte die Morgensonne freundlich zum Fenster herein. Die Nebel der letzten Nacht hatten sich verzogen. — Nachdem er in Gesellschaft der gräflichen Familie das Früh stück eingenommen hatte, machte er sich auf den Heimweg nach Leutzsch. — -