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Auer Tageblattes und Anzeiger« für da« Erzgebirge. Dicn-tag, den 24. Juni 1918. , , Betlvge zu Nr. 148 de» einbrechende Kohlen schwer verletzt. Er wurde ins Kran- IkerchauS gebracht? an seinem Aufkommen wird gezwei- * Pläne» r. 28. Juni. PlötzlicherTod. Der tzshnjührige Sohn des OberpostsekretärS Mann fiel hier nach einer Balgerei mit einem anderen Knaben gestern aus der Straße plötzlich tot um. Der Knabe litt an ei nem Herzfehler. * Dresden, 23. Juni. Stadtbaurat Hasse -f. Der frühere Vorstand des BetrtebsamteS der Stadt Dresden, Stadtbaurat Hasse, ist im Alter von 7 4 Jah ren gestorben. Stadtbaurat Hasse trat am 3l>. April 1907 in den Ruhestand, nachdem er 40 Jahre in den Diensten der Stadt gestanden hatte. * Nantzon, 23. Juni. Zwischen den Puffern getötet. Am Sonnabendnachmittag um 6 Uhr 15 Min. ist aus dem hiesigen Bahnhose der Schirrmeister Win ter von hier zwischen die Puffer zweier Wagen geraten und an den hierbei erlittenen Verletzungen kurz darauf verstorben. Neues aus aller Wett. * Mn freudiges Familienereignio im bayerischen Kö nigshaus«. Prinzessin Franz von Bayern, geborene Prin zessin von Troy, die Gemahlin des dritten Sohnes des Prinz regenten, wurde am, Sonntagabend von einem Knaben glücklich entbunden. * De» Tod Luoie Faures. Die Tochter Felix Faures, des ehemaligen Präsidenten der französischen Republik, Ma dame Lucie Fau re - Goy a u, tst in ihrer Pariser Woh nung an einer Lungenentzündung gestorben. Lucie Faure spielte zu Lebzeiten ihres Vaters eine große Nolle im Ely- see. Sie galt für die politische Ratgeberin ihres Vaters. Lucie Faure rvar auch literarisch tätig. Line Innige Freund schaft verband sie einige Zeit mit Paul Deschanel, und kurz vor dem Tode des Präsidenten sprach man sogar von einer Verlobung des eleganten Paul mit Zlnclnmc- la Mio ckn I'r6«icloot. * Ter dritte Deutsche Fugendwehrtag ist am Sonn tag unter der Leitung des Generals der Kavallerie von Pfuel, bei starker Beteiligung aus allen Teilen des Reiches in Kiel zusammengetreten. Als Vertreter des Generalfeldmarschalls Freiherrn v. d. Goltz ist General- majar Jung erschienen. Ter erste Tag war der Besichti gung des Kieler Hafens und eines modernen Linieri- schiffes, sowie Vorführungen auf dem großen städti schen Sportplätze gewidmet. Abends fand ein Garten fest in Bellevue statt. * Eil. Autounfall des Grafen Zeppelin. Als Graf Zeppelin, der vor seiner Lustrcise nach Leipzig in Berlin weilte, von dort aus in Begleitung des Direktors Lolsmann in einem Droschkenauto nach dem Potsdamer Luftschjffhafen fuhr, geriet er durch die Unvorsichtigkeit eines ihm entgegen kommenden Chauffeurs in ernste Gefahr. Als der Wagen eine Straße in Potsdam passierte, kreuzte an einer Straßenecke ein anderes Auto in schnellstem Tempo seinen Weg. Nur der Geistesgegenwart des Chauffeurs des Auto mobils, in dem der Graf saß, ist cs zu danken, daß ein hef tiger Zusammenstoß vermieden wurde. Durch das plötz liche Bremsen geriet jedoch das Auto ins Schleudern, drehte sich um seine eigene Achse und geriet auf den Bürgersteig. Hierbei wurde eine Arbeiterfrau von dem Kraftwagen um gerissen. Sie erlitt einen Armbruch. Der Graf, der ebenso wie sein Begleiter unverletzt blieb, sorgte für die llebcrfiihvung der Frau ins Krankenhaus. Der Chauf feur erhielt ein namhaftes Geldgeschenk für seine Geistes gegenwart. * Straßenvahnungliick in Spandau. In der Potsdamer Straße in Spandau stieß ein Straßenbahnwagen mit dem Wohnwagen einer Artistengruppe zusammen. Der Anprall war so heftig, Laß mehrere Personen, die sich auf dem Vorderperron des Straßenbahnwagens befanden, gegen den Wohnwagen geschleudert wurden. Zwei Frauen und zwei Männer wurden schwer verletzt. und wenn er ihn amh^eme7nttste >cVesi tzerVtumc rdankt, so könnte er ihn doch mit Recht von dem bunten Garten her leiten, der sich an Las stattliche Haus schmiegt. Von Len Fensterbretern leuchten weithin die üppigen roten Nelken, und die einfache Laube in der Gartcnecke umdustet mit schweren blaßblauen Bliiientrauben der Flieder. 'Wer hätte gedacht, daß die muntere, tätige Blumbänerin einmal wo chenlang rastend in dieser Laube sitzen müßte? Und dazu noch in des Großvaters ledernem Sorgenstuhl. Wer Hütte gedacht, daß der junge Blumbauer, der so vergnügt in der Wiege lag und seine dicken Beinchen fröhlich in die Luft streckte, durch sein Erscheinen der Mutter beste Kraft rauben würde? Der lKnirps war in den sechs Wochen seines Ev- denwallcns prächtig gediehen, während die junge Mutter von Tag zu Tag schwächer und elender wurde. Wohl kam aus der Mmtsstadt der Arzt fast täglich gefahren, aber seit einiger Zeit hatte er cs aufgcgeben, der Bäuerin Medika mente zu verschreiben, und äußerte sich dahin, daß jetzt die Natur sich selbst helfen müsse. Viel Ruhe und frische Luft würden ihre Wirkung nicht verfehlen, Und jeden Nachmtr- tag trug der Bauer gar sorglich seine Frau hinaus in die Laube und machte dabei allerlei Scherze, um sie auszuhei tern, aber cs Mte ihm dabei gar schmerzlich um den glatt rasierten Mund. Und der Bäuerin sonst so lustige Augen wurden immer ernster und größer, und das früher runde Gesicht erschien jetzt manchmal so eigentümlich klein, die festen, starken Arbeitshände glichen plötzlich den schmalen, blossen der alten, kranken Näherin. Stur die hellblonden Haare waren gleich geblieben und glänzten unter den mun teren Sonnenflecken, die sich durch das Grün des Flieders stahlen. Geduldig saß die Kranke und schaute unverwandt zu den blaue.. ' tergsägen auf, über die die Sommerwolken wanderten; und wie in fernen Kindertagen formte sie sich aus den Wolkenbildern phantastische Figuren. Und die Bäuerin seufzte und meinte wohl manchmal, sie würde das alles nicht Wiedersehen. Was aber der Bauer auch an Scherz- oder Trostworten daraus entgegnen mochte, das kam ihm so rauh und gezwungen aus der Kehle, so ungeschickt, daß er selbst darüber erschrak. Hastig ging er dann zu einem * Opfer ve» Tegeler See«. Bier Arbeiter unternah men am Sonntag nachmittag «"inen BootSauSflug auf dem Tegeler See nach Konradhöh«. Auf der Rückfahrt kenterte das Boot und sämtliche vier Insassen stürzten in die Fluten. Von einem in der Nähe befindlichen Gtern- Tainpfer wurden sofort Rettungsversuche unternommen, doch gelang es nur, zwei dem Wasser zu entreißen? die beiden anderen ertranken. * Ein ruhiger Posten. Der Direktor eines Berliner Theaters erhielt kürzlich einen Brief, in dem es hieß: Ich kenne da eine alte, arme Frau, die so gut wie arbeitsunfähig ist, könntest du die nicht irgendwo in deinem Theater unter bringen, wo sie ein paar Groschen verdient, ohne viel tun zu müssen? Die Antwort lautete: Ich werde sie an die Kasse setzen. * Tie Zigarren in den Salatkisten. Aus Oberhausen (Rheinland) wird gemeldet: Der Gemüsegroßhändler Bree in Oberhausen hatte in den letzten Monaten bei Bezug von holländischem Gemüse Zigarren in er heblichen Mengen eingeschmuggelt. Da dieses Ge schäft ging, stellte er sogar Vertreter für den Vertrieb der Zigarren an. Bree wurde nunmehr verhaftet und mit ihm drei seiner Helfershelfer, es fand sich bet ihm ein Lager von 60 000 Stück Zigarren vor, die in Sa- latktsten als Salat deklariert eingeschmuggelt worden waren. * Schwere Folgen de» unberechtigten veffnen» von Eisenbahnschranken. Aus Worms a. Rh. meldet der Draht: Am Sonntagnachmittag gegen °/i3 Uhr wurden bei einem Eisenbahnübergmig in der Stadt die tzüjäyrige Ehefrau Kleber aus Weinsheim und ihr zehnjähriges Kjud vom Zuge 518 Worms-Ludwigshafen erfaßt und auf die Seite geschleudert. Tie Fcau war sofort tot; das Kind starb auf dem Wege nach dem Krankenhause. Ter Unfall ist ans unberechtigtes Oeffnen der geschlosse nen Schranken zurückzuführen. * Unter Bcrglstungserischcinungen erkrankten am Sonn- togvormiltag in Osnabrück auf der Rückkehr aus der Kirche etwa 15 Mann des 1. Bataillons des 78. Infanterie- Regiments. Man brachte sie nach dem Lazarett. Während die Aerzte sich noch um die eben Eingelieferten bemühten, erkrankten schon weitere Mannschaften desselben Bataillons und bis Montagvormittag betrug schließlich die Zahl der Erkrankten annähernd 200 Mann. Alle Erkrankten litten an heftigem Brechdurchfall. Das Befinden aller Sol daten ist befriedigend. * Rätselhafter Selbstmord eines hohen öftere. Offiziers. In seinem Bureau im neuen Gebäude des Kriegsministeriums in Wien hat sich am Montagfrüh der Oberstleutnant I o - Hann Lebel erschossen. Er war seit vielen Jahren der 7. Abteilung des Kricgsministeriums zugeteilt, verhei ratet und Vater von sechs Kindern. Ueber die Ursache des Selbstmordes ist man, da schriftliche Aufzeichnungen nicht gefunden wurden, noch im unklaren. Nach der offiziellen Darstellung litt der Oberstleutnant seit längerer Zeit unter seelischen Depressionen. Der Oberstleutnant hat sich unmit telbar vor dem Antreten eines Erholungsurlaubes auf die Dauer von drei Monaten erschossen. * Ein gemeiner Streich. Aus Berlin wird gemeldet: In der Lehniner Straße in Beelitz befindet sich ein besonde rer Weg für Radfahrer. In einer der letzten Nächte wurde in einer Höhe von etwa iv/L Metern über den Weg ein ziemlich starkes Seil gespannt. Als kurz nach Mitter nacht zwei von einem Ausflüge zu Rade heimkehrende Ober lehrer die Stelle passierten, wutden sie von dem Seile er faßt und zu Boden geschleudert. Beide erlitten ziemlich erhebliche Verletzungen. Die Ermittelungen noch dem Urheber des Streiches waren bisher ohne Erfolg. Beim Kentern eines Bootes drei Personen umgekom men. Wie aus Remirement gemeldet wird, kenterte ein Boot, in dem der Landwirt Antoine aus Eloyes mit seinem fünfjährigen Knaben und zwei Tagelöhnern über ändervci^Thema über und versicherte der Frau, wie gut es sei, daß sie die Christine hätten, die von früh bis spät nach dem rechten sehe, unermüdlich, zuverlässig, treu wie Gold. Die Bäuerin stimmte mit vollem Herzen in dieses Lob mit ein und gedachte dankbar der zärtlichsten Fürsorge, die die Vielbeschäftigte immer noch für sie und das Kind übrig hatte. Eines Monds war wieder von Christine die Rede. Ich weiß nicht, begann die Vlumbäuerin, ob cs dir schon ausge fallen ist . . . Die Christine ist anders als sonst. Sie weicht ängstlich jedem längeren Gespräch aus. Kennte ich sie nicht genau, so glaubte ich, sie hätte kein gutes Gewiss:». Der Bauer lachte hellauf. Da kannst du ruhig sein, meinte er, aber sein Ton war ernster, als er fortfuhr: Aber vielleicht hast du doch recht mit der Christine. Ist mir auch schon auf gefallen. Ich dachte, sie hätte mir persönlich eine kleine Rü ge von neulich übelgenommen Ed weiche deshalb nur mir aus. Weißt du roas —i? er machte sein schlauestes Gesicht — Verliebt wird sie sein, wie alle Mädchen in diesem Alter! Und lachend ging er ins Haus, den kleinen Sohn ein wenig zur Mutter zu bringen. Die Kranke sah dem Dauer nach, wie er so frisch und kraftvoll dnhinging, und es wurde ihr feucht in den großen Augen. Hinter der Laube rauschte der Brunnen. Kristallhelles, eiskaltes Bergwasser schoß in über mütigem Strahl aus der Holzröhre in die Viehtränke und den Waschtrog. Dort wuschen die beiden jungen Mädchen ihr bißchen Wäsche -- cs war Samstag — und schmatzten dies vnd das. Daß die Bäuerin in ihrer unmittelbaren Nähe saß und jedes Wort hören mußte, bedachten sie nicht. Jetzt wäre ja Johanni auch wieder mal vorbei. Mir kann's gleich sein, entgegnete die stämmige Marie, mit ihren Tü chern im Wasser herumplatschend, bin mit meinem Christian überreichlich versehen. Brauch' keine solch heidnischen Faxen zu machen, wie du und die Christine. —- Ader wer einmal der meinige wird, möchtest doch wissen. — Der deinige? Nicht daß ich müßt' . . . Aber — sie sagte es halblaut —> aber was die Christine gesehen hat, das möcht' ich schon gern wissen. Ganz verdreht ist sie seitdem, muß ganz was Be sonderes gewesen sein. — Ich wüßt' es schon, wachte die die Masel setzen wollte. Nur da» Kind konnte gerettet werden. * Unwetter in Frankreich. Die Stürme der letzten Tage haben in den verschiedensten Gegenden Frankreichs enor men Schaden angerichtet, besonder» in der Gegend von Pontarlier, Montbenoit und Brenne». Eine ganze Anzahl Personen sind vom Blitze erschlagen worden. In Dijon ist di« Weinernte vollständig zugrunde gerichtet, der Schaden beträgt dort allein über eine Million Francs. ' Schweres Unglück im B«rtznügung»park der Genter Ausstellung. Aus Brüssel wird gemeldet: Im Vergnügungs park der Genter Ausstellung löste sich ein Wagen der Ge birgsbahn auf dem Gipfel los und rollt« mit großer Ge schwindigkeit zu Tal. Am unteren Ausgange sprang er aus den Schienen, stürzte um und zerschellte. Von den 2 0 In sassen wurden 17 verletzt, zwei davon so schwer, daß ihr Leben in Gefahr steht. Zwei Deutsche, dis Brüder Ludwig und Franz Langer aus Hessen, sollen sich unter den Verletzten befinden. Die Zrau zwischen 30 unä 40. Die Londoner Daily Mail hat gegenwärtig ihre Spalten einem Meinungsaustausch über weibliche Schön heitsmittel und deren Mißbrauch geöffnet und bringt auch eine ganze Reiche von Zuschriften, die recht tröstlich für das gefährliche Alter sind. So schreibt MM Beispiel ein Arzt: Zwischen 30 und 40 sei eine Fran physisch auf der Höi>:, und dann, vorausgesetzt, daß keine schädlichen Kosmetika benutzt Würden, im Besitz des Maximums an Schönheit. Ter englische Maler BhanS Shaw bringt hier zu noch einen interessanten Kommentar. Er sagt: Ich bin der Ansicht, daß eine Frau, falls sie ge nügend Sorgfalt auf ihr AeußereS verwendet hat, zwischen 30 und 85 schöner ist als in irgend einer an deren Lebensperiode. Ich behaupte zwar nicht, daß thve 'Figur dann so gut wie mit 22 oder 25 Jahren sein müsse, aber ihre Gesichtszüge, die mehr Charak ter aufweisen, sind dann häufig weit anziehender und schöner als in jüngeren Jahren. Gesichtsfalten und Runzeln oder irgend welche Schärfe in den Linien des Antlitzes brauchen zwischen 30 und 40 durchaus noch nicht aufzutreten — ebensowenig wie eine merk liche Aenderung des Teints. Eine der schönsten Frauen, die ich je malte — vielleicht die schönste Frau, die ich je gesehen — war 36 Jähre alt. Selbst mit über 40 Jahren stand diese Frau noch in ihrer Blüte . . . Auch Damenschneider und Modistinnen stimmen in der Daily Mail durchaus darin überein, daß die an Ge- Gestalt und Gesichtszügen schönsten Frauen ihres Kun denkreises meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren stehen. — Was mögen Wohl die älteren englischen Suff ragetten zu diesem Plebiszit zu sagen haben? Ohren smä nicht mehr rnoäern. Ein betrübendes Kapitel. Ein jeder wird mir Recht geben: seit einiger Zeit sind die kleinen rosigen, Brillanten geschmückten Frauenohren von der Bildfläche ^verschwunden — abgesetzt von der Liste der Moderne — verbannt. Ein langer tiefer Seufzer ehrlich sten Bedauerns folgt ihnen in ihr unfreiwilliges Grab. Auch an diesem Existenzmord (um einmal ein recht wütiges Worr zu gebrauchen) -ist Frau Müde schuldig geworden — eines Tages löste sie plötzlich die duftig aufgesteckten Haarpuffen, unter denen die Ohren wie unter seidiger Bedachung her vorlugten und ließ auf die harmlosen kleinen Dinger den undurchdringlichen Verhäng einer modernen Scheitelfrisur fallen. Weg waren sie! — So ganz schnell ging diese totale Verbannung bei allen ja nicht, es gab doch immerhin noch einig« Frauen, die Ohren aufzuweisen hatten. Sie wehrten Marbel leichthin. — And? —- Ich darf's nicht ingen. Auf Ehr und Seligkeit hab' ich der Christin versprechen müssen, daß ich's Maul halt'. Si« hat mir's auch nur in der ersten Aufregung gesagt, hat ihr nachher leid genug getan. Die sonst recht poltrige Stimme der Marie klang plötzlich auf fallend gütig: Zu sagen brauchst du es ja nicht, kannst's ja aufschreiben! Dort liegt die ^Kreide und hier lehnt ein Brett. Da kannst dn fein drauf schreiben! Die Bärbel überlegte einen Moment: Aber zu keinem Menschen etwas sagen! —< Zu keinem Menschen — jetzt aber schreib'! Da nahm die Kleine Las Kreidcstückchen von dem Hackklotz ne benan und malte -- die Augen der Kranken folgten instink tiv der roten Hand — und malte zwei Worte mit langsamen ungelenken Zügen: Den Wlulmbauer. — In der Fliederlaube ächzte etwas, die Mägde horchten auf, dann schwatzten sie weiter, von neuen Röcken und Lun ten Miedern. Als der Vlumbauer gegen Abend in die Laube trat, sand er seine Frau in einem beängstigenden Zu stand; still trug er sie ins Haus, und wenige Minuten später rasselte das Wägelchen zum Hoftor hinaus, den Doktor zu holen. Aber es war zu spät; denn die Bäuerin schickte sich an, dahin zu gehen, wo es keine Aerzte und keine geschwätzi gen Mägde gibt. Es ging ans Sterben, ans Sterben in na menloser Sorge nm das zurllckbleibende »Kind. Dem Blum bauer und der Christine, die nicht vom Bett der Hausfrau wichen, schnitt dies Witten und Betteln der erlöschenden Au gen ins Herz; amd als gar die Sterbende mit der letzten Kraft die Hand der Magd ergriff und flüsterte: Wenn deine Kinder Kuchen haben, Christine, vergiß nicht das Brot für das meine, da sank diese in die Kni« und, die blasse Hand ihrer Herrin küssend, versprach sie, für das kleine Mutterlose zu sorgen, als wäre es ihr eigen. — , Seitdem sind drei Jahre ins Land gegangen, und die schwarze Christine waltet als Bäuerin auf dem Blumhof. Ihre Che blieb kin derlos. Neulich, als ich morbeikäm, sah ich einen kleinen, dicken, blonden Buben auf der ausgetretenen Hausschwelle sitzen, der sich mit löblicher Ausdauer durch ein übergroßes,, braungestrichene» Brod biß. Und das Zwetschgenmus ging ihm bis an die Ohren«