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» iß fle fügten sich in immer neuen Stellungen in die allegorsschen »mposttumen dieses gottbegnadeten Meisters ein. der den Rokokostil in sein natürlichstes Format zu bringen und dieses Form« wieder in dem passendsten Stoffe zu verkörpern wußte." — »Und wenn auch Karl Justi, der feinsinnige Bio- gnwh Johann Joachim Winkelmanns, in vielleicht manch mal strengem Urteil Len ganzen leichtfertigen Schwarm der Bildhauer des Rokoko verdammt, Kändler ist dem allgemeinen Ketzergericht entgangen." Dor seiner Kunst hotte auch Äusti aLm Respekt und alle Achtung. Er sagt von den Gestalten, welche die Phantasie Kändlers schuf: .Mir diese artigen, munteren, graziösen, phantastisch ge puderten Leutchen, deren Gang ein Tanz ist, war die natür liche Gröhe und der weiße Marmor nicht paffend, wohl aber die oornähm blossen, geschmackvoll ausgeglichenen Formen dieser seinen Erde mit ihrer schimmernden, durchscheinenden Oberfläche. — Glücklich ist die Zeit, die sich an diesem aus dm «pi^gel der Kunst zurückgeworfenen Puppenspiegel ihres Daseins vergnügen konnte!" — Und sie vergnügte sich da ran. Sogar der allmächtige Premierminister Graf Brühl gefiel sich darin, sich als Gärtnerburschen und seine Frau, die geborene Gräfin Kolowrot Krakowska, als Gärtnerin modulieren zu lassen. Di« von Kandier ersonnenen Figuren sind noch nicht veraltet, sie werben noch heute modelliert und in Porzellan hergeftellt. In Len Niederlagen der Porzellamnanufaktur sind fie doch immer vertreten und finden allseitige Bewun derung infolge ihres Liebreizes. — Das schönste der größeren Werke Kändlers ist wohl der große Spiegel und Spieltisch mit Apollo und den neun Musen den er 1750 zu Ehren der G burt des ersten Kindes, des Dauphin, der sächsischen Prin zessin Maria Josepha, modellierte. Ms das großartige Werk fertiggestellt war, überwachte er es persönlich in Ver sailles. Kändler feierte seinen Triumph. Jenes Werk wurde vor Jahren für die Weltausstellung in Chicago von neuem angefertigt und mar dann lange in den Dresdner Verkaufs räumen der Porzellamnanufaktur ausgestellt. Es werden wohl selten Fremde Dresden wieder verlassen, ohne nicht vorher nach der Schloßstrahe zu wandeln und Kändlers Werk zu bewundern. — Kändlers Figuren und Gruppen weihen noch heute viel begehrt und sind setzt im Werte sehr gestiegen. Gern fahnden nach ihnen Amerikaner und Eng länder, di« Kändler oftmals besser zu schätzen wissen. Känd- 1er» Meisterwerke sind noch nicht veraltet und werden wohl auch nie veralten, fie sind als klassisch zu bezeichnen und Haden den Meister unsterblich gemachst Mit Kändlers Fi guren und Gruppen schmückt man noch heute die Salons der Reichen, man findet sie in jeder Sammlung von Por- zellanliebhadern. Johann Joachim Kändler starb 1757 als Direktor der Meißner Porzellanfabrik. Sein Name ist mit ihrer Geschichte > unauslöschlich verknüpft. Auf Kändler kann Fischbach stolz sein, denn er ist wohl der berühmteste Mann, der je in Fisch- ' -ach geboren wurde. Johann Joachim Kändler war der Sohn des Mag. Johann Joachim Kändler, der von 1601—1735 segensreich al» Pfarrer in Fischbach und Seeliastadt wirkte und der in Fischbach begraben liegt, dl. Kändler stammte aus Planitz bei Zwickau, wo er 1654 geboren wurde. —7 Iss manchen Schriften ist als des großen Meisters Kändlers Geburtsort irrtümlich Seeligstadt genannt, wo sein Vater Pfarrer ge wesen sei. Seeligstadt ist seit Jahrhunderten Filial von Fischbach und KärÄlers Vater war gleichzeitig auch Pfarrer von SeeüAtodt, aber das Pfarrhaus ist immer in Fischbach gewesen. — Das Pfarrhaus von Fischbach, des großen Mo- j dellmeisters Geburtshaus, brannte am 12. Juni 1722 ab. Bei jenem Brande gingen die alten Kirchenrechnungen und Manuellen alle verloren. Pfarrer Kändler verlor all sein Hab und Gut. Auf den Trümmern des abgebrannten Pfarr hause» wurde das Heufi-re erbeut, das 1800 und 1883 wesent lich« Reparaturen erfuhr. — Johann Joachim Kändler wohnte in Meißen in einem Hause dem Dome gegenüber. Dav« erinnert uns eine Gedenktafel. Helm«l«»imdermraer^ Mohten ob» Wundeezsel. Von 8t. Seit Jahrzehnten ist Stolpen das Wanderziel vieler an l «ch Festtagen zu jeder Zett geworden, fet «im Winter. Das idyllisch gelegene Bergstädtchen übt auf alle Freunde Gottes schöner Natur und der vaterländischen Ge schichte eine große Anziehungskraft aus.' Gerade zur Win terszeit. wenn alles tief verschneit ist, gewähren die Ruinen der Burg einen bezauernden Anblick. Die aus dem Schnee emporragenden schwarzen Basaltmauern kontrastieren wun dervoll! Und wer an einem solchen Tage durch die stillen Burghöfe wandelt, wird das Bild nie vergessen. Hier oben möchte man sich Hütten bauen! Die liebliche Romantik der alten Burg wirkt wahrhaft bezaubernd auf die Besucher. Die Meißner Bischöfe, die Stolpen zu ihrem Lieblingssitz wählten, hatten wahrlich keinen schlechten Geschmack. Ihnen verdanken wir ja auch den Ausbau der Burg. Hier oben re sidierten sie von 1227 bis 1559. — Welch herrliches Bild ent rollt sich vor den Augen dessen, der z. B. den aussichtsreichen Fürstenplatz mit dem siebenspitzigen Turm besucht! Unten zu Füßen ruht das traute Städtchen, das sich an den Berg gleichsam schutzsuchend schmiegt. Darüber hinaus dehnt sich das ringum liegende Land in meilemveiter Ferne. Immer wieder schön, auch für den, der schon ost es sah! Schwerst doch das Auge über eine Landschaft von der nördlichen Lan desgrenze bei Kamenz bis weit hinein ins Böhmerland im Süden, ostwärts bis an die Lausitzer Berge, zu denen der gewaltige Battenberg die Brücke bildet und westwärts bis hinauf ins Erzgebirge. — Zahlreiche- geschichtliche Erinne rungen knüpfen sich an Stolpen und an die verfallene Burg. Ein großer Teil der sächsischen Geschichte spielte sich hier oben ab. Die Mauern erzählen von der Glanzzeit der säch sischen Kurfürsten, die Ruinen von der Zerstörungswut der Franzosen, die schaurigen Burgoerließe von den Leidens tagen evangelischer Märtyrer, die um ihres Glaubens willen hier unten schmachten mußten. Der trutziqe Johannisturm berichtet von dem tragischen Geschick der Gräfin von Cosel In seinen Räumen flüstert Frau Sage. Nachts wandelt der Schatten der schönen Gräfin, die in der Gruft der Sankt Barbarakapelle der Burg ihre letzte Ruhestätte fand, umher. Stolpen trägt z. T. noch mittelalterliches Gepräge, vor eilen Dingen in der romantischen Burgruine. Wer von We sten her ins traute Städtchen tritt, der muß noch durchs alte Stadttor, das efeuumrankte Dresdner Tor schreiten. Der gestrenge Herr Torschreiber ist freilich längst schlafen gegan gen. Hier ist auch noch ein Teil der ehemaligen Stadtmauer zu sehen. Vor drei Jahrzehnten war auf der Nordseite des Städtchens auch noch teilweise der frühere Stadtgraben vor handen, der aber nunmehr geebnet und in einen Weg, „Am Graben" genannt, umgewandelt worden ist. — Die kleinen, winkeligen und engen Gassen und Gäßchen heimeln uns an. Das Innere des lieben Städtchens ist sich treu geblieben, und ein warmer Hauch des deutschen Mittelalters liegt über ihm. An der West- und Südseite Stolpens regt sich jedoch die Neuzeit. Die Umgebung des Städtchens hat hier im Laufe der letzten vier Jahrzehnte eine wesentliche Veränderung er fahren. Die ersten Gebäude der Neuzeit, die hier empor wuchsen, hatten freilich nicht immer Rücksicht auf den land schaftlichen Rahmen genommen, und sie wollen daher gar nicht so recht ins Landschastsbild passen. In den letzten zwanzig Jahren ist es hierin aber erfreulicherweise doch wesentlich anders geworden. Im anheimelnden Heimatstile sind da eine Anzahl Gebäude am Südabhange des Stolpner Berges entstanden, die den Reiz des Gesamtbildes geradezu erhöhen. Die Bestrebungen des Heimatschutzes haben hier Wurzel gefaßt. Und wer Stolpen lieb hat und ein freund des Heimatschußes ist, begrüßt das mit großer Freude. Stolven ist es wert, daß ihm sein mittelalterlicher Zauber erhalten bleibe! Wir haben nicht allzuviel Städte im Land, die schon durch ihre Lage, wie sie Stolven hat, dazu ein Recht haben. Als Stadt auf hohem Berge grüßt sie so freundlich und einladend weit hinaus ins Land und entzückt schon aus der Ferne den, der es erstmalig schaut. Möchte darum auch ferner bei Aufführung neuer Gebäude am Ber- gesabhang Rücksicht auf das Landschaftsbild genommen wer den. Stolpen verdient diesen H-imatschutz in erster Linie. — So wünschen wir dem anmutigen Bergstädtchen Stolpen auch für die Zukunft «inen regen Fremdenverkehr! Druck und Verlag von Friedrich May, verant wortlich für die Schristleitung Max Fiederer, sämtlich