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T-' . Nr. 140 de« Auer Tageblatt« und «uzeiger kür da« Erzgebirge. Freitag, den 26. Juni 1918. tzhi ebenen Landern Tochtergesellschaften gegründet, und Im vorigen Jahre schloß der englische Generalpostmeister S a. muel mit der Geisamtgesellschaft einen Vertrag zur Er richtung von drahtlosen Stationen im ganzen «britische» Reich, der der Marconigesellschast ein tatsächliches Monopol ver schaffte. Sofort nach Abschluß dieses Vertrags begaben sich Marroni undGadfreyJsaac» nach New-Park und erwarben dort die Kontrolle über die dortige Hauprkonkur- renten, die United Wireleß Co. Gleich nach der Rückkehr der beiden Herrn nach London ereignete sich «wenige Tage nach her (14. April) die Titanic-Katastrophe. Unter dem frischen Eindruck der ungeheuer wichtigen Rolle, die die drahtlose Telegraphie dabei gespielt hatte, stiegen die neuen Aktien rapid und zogen natürlich auch die der englischen Mut- vergesellschaft, der Marconi Co. «mit. So lag die Situation bei der Beteiligung der englischen Staatsmänner. Nach sei ner Rückkehr nach London riet Herr Godfrey Isaacs zunächst seinem Bruder Rufus, Aktien zu kaufen, was —> wie er wis sen mußte — jetzt ein vorzügliches Geschäft war. (Das Lon doner Publikum war damals noch nicht Über die neue Ver bindung der englischen und amerikanischen Gesellschaft unter richtet.) Sir Rufus folgte nach einigem Sträuben diesen, Rat, kaufte und gab auch seinem Freund, «dem Schatzkanzler Lloyd George, den guten Tip, auf den dieser auch reagierte. Die Herren Minister haben zwar an ihren Papieren nichts gewonnen, sondern im Gegenteil schließlich bei der Speku lation verloren, doch tut dies nichts zur Sache. Als nun die Angriffe in der Presse begannen, wurde zu nächst auch der Generalpostmeister SirSamuel wegen des Abschlusses des Staatsvertrages mit der Marconi-Gesellschnst beschuldigt. Diese Beschuldigungen erwiesen sich als unhalt bar, man konnte ihm keine anderen als sachliche Gründe nach weisen, obwohl der Vertrag für Marconi auffallend günstig lautete. Anders verlief aber die Sache mit Rufus Isaacs und Lloyd George, denen sich noch der liberale Parteiführer Ma ster of Cllibane, jetziger Lord Murray, beigesellte, der ebenfalls Aktien gekauft hatte. Sie waren zunächst beschul digt, in englischen Marconi-A'ktien spekuliert zu bnben. Vor der llntersuchungskommission konnten sie das mit Recht bestreiten, da sie ja tatsächlich Aktien der amerikani schen (neu erworbenen!) Schwestergcsellschaft gekauft hat ten. Die Herren verschiwiegcn aber auch diese Tatsache vor der Kommission und haben dadurch ihren Gegnern die stärkste Waffe in die Hand gedrückt. Die Agita tion gegen die Minister spielte diese Unaufrichtigkeit verantwortlicher Staatsmänner als schwersten Trnmph aus. Trotz des schützenden Berichts der Untersuchungsl'ommission, die aus liberalen Parteifreunden der Minister besteht, gilt daher die Stellung Sir Rufus Isaacs für stark gefährdet, und es werden auch Stimmen laut, die von ein?r (auch von uns schon vermerkten) Demission Lloyd Georges sprechen. Man sieht daher den Verhandlungen im Parla ment mit außergewöhnlicher Spannung entgegen. Politische Tagesschau. Aue 20 Juri. kine krklärung der Prinzen Ernst August. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Mik Zu stimmung Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Cum berland und seines Herrn Sohnes geben wir die Erklärung bekannt, die Prinz Ernst August mit Genehmigung seines Herrn Vaters in einem Schreiben an den Reichskanzler vom 20. April ds. Js. abgegeben hat. Das Schreiben lautet: Eure Exzellenz beehre ich mich davon in Kenntnis zu setzen, daß mein Herr Vater, Seine Königliche Hoheit der Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, den Entschluß gefaßt hat, in der Voraussicht der Aufhebung der Beschlüsse des Bundesrats vom 2. Juli 1885 und 28. Februar 1907 seine Rechte auf die Regierung in dem Herzogtums Braunschweig auf mich zu übertragen. Der Üebernahme der Negierung in Braunschweig durch ein Mitglied unseres Hauses standen bisher die vorbezeich neten Beschlüsse des Bundesrats entgegen. Die bekann ten, meine Person betreffenden jüngsten Ereignisse, in ¬ sonderheit meine Verlobung mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin^ Vikioria Luise von Preußen, haben die den Beschlüssen des Bundesrats zugrunde liegende Sach-, und Reichslage geändert. Mit Zustimmung meine» Herrn Vaters habe ich meine Anstellung als Offizier im König lich preußischen Heere nachgesucht und Seiner Majestät dem Kaiser und Könige Treue und Gehorsam eidlich ge lobt. Darin liegt das Versprechen, daß ich nicht» tun und nichts unterstützen werde, was daraus gerichtet ist, den derzeitigen Besitzstand Preußens zu verändern. Diese «Sach- und Rechtslage wird in Verbindung mit dem Ver zicht meines Herrn Vaters auf den Braunschweigischen Thron nach meiner Ueberzeugung die Aufhebung der frühe ren Beschlüsse des Bundesrats rechtfertigen. Ich darf mir vorbehalten, eine Verzichtserklärung meines Herrn Vaters auf den Braunschweigischen Thron seinerzeit zu überreichen Mit vollkommener Hochtung Euer Exzellenz ergebener (gez.) Prinz Ernst Augv st, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Gmunden, den 20. April 1913. An de» Reichskanzler, Präsidenten des Königlich preußischen Staatsministeriums und Minister der aus wärtigen Angelegenheiten Herrn Dr. v. Bothmann-Holl- weg, Exzellenz, Berlin. * Bundcsra sbcsch üssc. Im Bundesrat wurden am Donnerstag der Entwurf einer Bekanntmachung über Ueber- gangsbestimmungcn zur Neichsversicherungsordnung und die Aendcrung der Bekanntmachung über Vorschriften für S us- wandcrerschiffe den zuständigen Ausschüssen überwiesen Die Wahl eines Mitgliedes des Beirates für Arbeiterstatistik wurde vollzogen. Dom Entwurf eines Gesetzes über die Er richtung eines Kolonialgerichtshofes und dem Ent würfe einer Verordnung zur Abänderung der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 wurde die Zustimmung erteilt. * Ucbcr die endgültige Gestaltung des Mehrbetrages finden fortdauernd vertrauliche Besprechungen statt. Die Negierung hat folgende Forderungen ausgestellt: 1. Hinaufsetzung der Höchstgrenze der Einkommenbcsteuerung auf 10 009 Mark. 2. Keine Kapitalisierung des Einkommens durch die beschloßene Multiplikation. 3. Ermäßigung des Höchstsatzes der Steuer auf ein Prozent, allenfalls auf li/s, Prozent. 4. Bei den Strafen: Beseitigung der Aber en- nung der bürgerlichen Ehrenrechte, überhaupt eine M Ge rung der Strafen. * Der Gesetzentwurf über die Konknrrenzklausel kann als gescheitert angesehen werden. Nachdem in der Sitzung der Kommission am Mittwoch die Sozialdemokraten erklärten, nicht auf den Boden der von der Regierung neuer dings vorgeschlagenen Bestimmungen zu treten, erklärten auch die liberalen Parteien, an dem Zustandekommen des Gesetzes kein Interesse mehr zu haben. Die zweite Lesung des Gesetzentwurfes soll Anfang nächster Woche beginnen. * Ans der Wahlprnfiingskommisston dcS Reichs tages. Die Wahlprüfungskoinmission des Reichstages er klärte gestern die Wahlen der Abgeordneten Werner- Gießen (Wirtschaft!. Vereinigung), Bruckhofs (fortschr. Bolksp.), Z ü l l i ch a u - Schtviebus und H e r z - Hofgeis mar (wirtsch. Vereinigung), für gültig. Bei der Wahl des Abegordneten von Balko (kons.) Sagan-Sprottau, Wurde Beweiserhebung beschlossen. * Rcichstagsstichwahl. Bei der gestrigen Reichstags stichwahl im Wahlkreise Waldeck-Pyrmont erhiel ten Amtsgerichtsrat Vietmeher (wirtsch. ° Vereinigung) 6327 Stimmen, Friedrich Naumann (fortschr. Volksp.) 6693 Stimmen. Naumann ist somit gewählt. * Internationale Konferenz über Nachtarbeit Ju gendlicher. Tie vom Schweizer Bundesrate angeregte vorberatende technische Konferenz in Bern, die die Grund züge eines internationalen Uebereinkommens über das Verbot industrieller Nachtarbeit jugendlicher Arbeiter ausstellt und die Festsetzung einer Arbeitsdauer von höchstens 10 Stunden für die in der Industrie beschäftig ¬ ten Frauen und jugendlichen Arbeiter fordert, ist sicher- gestellt. Sie tritt am 1ü. September in Bern zusam men. Auch Rußland nimmt daran teil. Ab gelehnt haben Griechenland, Rumänien und Bulgarien. * Deutsch-türkisch« Verhandlungen. Zwischen der tür kischen Botschaft und den deutschen Militärbehörden fin den Verhandlungen statt, die sich auf eine umfangreiche Einstellung türkifcherUntertanen in den deut schen HeereSverband zum Herbste dieses Jahres beziehen. ES sollen neben zahlreichen Offizieren gegen 250 Züg. linge der Militär-Akademie in Konstantinopel nach Deutschland geschickt werden, um als Fahnenjunker ein- zutreten und dann nach der üblichen Dienstzeit noch drei Jahre als Leutnants im deutschen Heere Dienst zu tun. * Reform der Portugiesischen Diplomatie. Der por- tugtesische Senat hat in Uebereinstimmung mit der Kammer beschlossen, die Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl und die Konsulate in Berlin, Madrid und Rom aufzuheben. In Madrid und Bern sollen Posten für Militärattaches- geschaffen werden und in Madrid auch ein solcher für ein Marineattachee. Außerdem soll, falls Rio de Janeiro dasselbe in Lissabon tut, die Ge sandtschaft in Rio de Janeiro in eine Botschaft umge- ivandelt und schließlich das Konsulat in Guatemala auf gehoben und dafür eine Gesandtschaft in Guatemala er richtet werden. * Liberale Unterstützung der Sozialdemokratie auch in Holland. Der Zentralausschutz des liberalen Wahl vereins in Holland richtete an sämtliche liberalen Wahl vereine die Aufforderung, bet den am 25. Juni stattftn- denden Stichwahlen für die Kammer die Gegner der jetzi gen Regierung, d. h. also die Sozialisten, kräftig zu unterstützen. Damit ist das Schicksal des gegenwärtigen Kabinetts entschieden. Man erwartet die Bildung eines Geschäftsministeriums. Die Sozialdemokraten erhielten 20 000 Mark WahlunterstüHung aus der Kasse der deu t- schen Sozialdemokratie. * Die Stellung Rußlands zur armcn fchcn Frage. Die russische Presse ist zurzeit mehr mit der armenische» Frage als der Balkanfrage beschäftigt. So schreibt z. B. die No- woje Wremja: Die Behandlung der armenischen Frage durch die Türkei muß zu Katastrophen führen. Rußland k'nn nicht zugeben, daß die armenische Rechnung für Berlin be zahlt wird. Dann werden wir dori zur militärischen Besetzung dieses für uns «so wichtigen Gebietes schreiten müssen, zumal die Armenier uns darum so nachdrücklich bit ten. Entrüstung po8t fe8tum. Immer deutlicher wird es, daß das Treiben gegen das Breslauer Festspiel Gerhart Hauptmanns rein künstlich inszeniert wurde aus parteipolitischen Grün den. Als das Wett vor der endgültigen Annahme vorgelesen wurde, da sanden auch Veriroier der konservativen und der Zentrumspresse, die dieser Dorlosung beiwohnten, durchaus nichts Anstößiges an ihm, keine Napoleonverherrlichung und keine Verletzung der Gefühle der Katholiken Erst als die Dreimänner des Kriegevverbandes ihre Erklärung im Na men der 236 000 Krieger erließen, wurden mit einem Male auch die Herren in den Redaktionsstuben der Zen- trumsblätter hellhörig. Es folgte der Protest der Aristokraten, denen sich leider auch Männer der Wissen schaft, wie der Historiker Friedensburg, anschlossen, und der bei der Landtagswahl durchgefallencn Zentrumswahlmän ner, schließlich das Eingreifen des Kronprinzen. Wie weit dieses durch Einflüsse von Berlin her bestimmt wurde, läßt sich nicht ganz sicher bestimmen. Daß dem Kaiser Hauptmanns Festspiel nicht ganz unbekannt geblieben sein dürfte, kann man wohl annehmen. Denn in einer Episode kommt Friedrich der Große vor und hohenzollernsche Fürsten dürfen ja nur mit Genehmigung des Kaisers au' die Bühne gebracht werden. In Berlin ist aber denn wohl doch ein Umschwung erfolgt. Denn der Kronprinz hat erst während der Jubiläumstage endgültig die Ausstellung vor das Ent weder-Oder gestellt, das dann zum Inhibieren des Festspiels -em Ich habe Cie aber' zü"Nob, als daß lch."Jh!>LN effien Schmerz, sei er auch noch so klein, zufügen möchte. Bei den letzten Worten wandte er ihr voll sein offenes, hübsches Ge sicht zu, und aus seinen Augen flutete eine Welle heißer Zu neigung Wer sie hin. Miß Brangwyn errötete. Eie hatte schon so manche Liebeserklärung angehört, ihre Schönheit und wie sie sich selber freimütig cingestand — ihr Geld hatten manchen Verehrer angelockt. Sie haiie gelacht und ihre köst liche Freiheit gewahrt. Aber jetzt vermochte sie nicht zu la chen. Willings herber Ernst übertrug sich auch aus sie. Sic lieben mich? flüsterte sie. Ganz leise und zag, als fürchte sie, etwas zu zerstören, wenn sie jetzt laut spräche. Ich liebe Sie, Miß Lilian! sprach Willing innig. Da gab sie sich einen Ruck. Ich will .nicht! rief sie, fast ängstlich, ich will nicht! Und weshalb nicht? fragte Willing eindringlich. Li lian wandte sich ab und murmelte: Lassen Sie mir Zeit, Herr von Willing. Oder noch besser -- warten Sie bis zum Sonntag. Sie haben mich beleidigt, als Sie sagten, daß Sie mich als Sportskollegin nicht ernst nehmen könnten. Die Re gatta soll entscheiden —wenn der Korsar die Lilian schlägt, dann . . . Ihr Begleiter blieb stehen: Ist das Ihr Ernst, Miß? — Ja! — Sie wollen es dem Zufall überlassen, ob es ihm patzt, uns zu vereinen? Seine Schroffheit weckte in Lilian den Trotzkopf auf: O nein, nicht dem Zufall, sondern Ihrer Tüchtigkeit. Sie haben über mich gespottet — nun beweisen Sie, daß Sie ein Recht hatten, es zu tun. Aus Wiedersehen am« Sonntag, Herr von Willing. Und seine Verbeugung mit einem kurzen Kopfnicken erwidernd, trat sU in ihr Hotel. — Zu ihrer Ehre sei gesagt, daß sic vergeblich verbuchte, sich zu diesem Ausweg zu beglückwünschen. Wohl aber schloß sie sich eine halbe Stunde in ihr Zimmer ein und weinte, ohne zu wissen, weshalb. — Auf «wen wartest du denn, Richard? sachte Hans Andres. Er hatte seine Inspizierung beendet. MH, da bist du ja! antwortete Richard. Hans zog die Augenbrauen hoch: Na türlich bin ich da! Wo soll ich denn sein? Kommst du mit in« Täf6? Später, Hans! Ich möchte noch etwas be sorgen, sagte Willing und sah aus, wie ein Mensch, der sich (eben zu eineni Enffchiuß durchgeruogen hcL ?neuisr Vier telstunde bin ich bei dir! Er lief hastig davon und ließ sei nen Freund stehen. Und der schüttelte eine geraume Weile den Kopf, murmelte etwas von einer verrückten Person, die die besten Männer toll mache, und begab sich dann seufzend allein ins Lass. — Die Morgenstunden des großen Tages versprachen prächtiges Weiter. Aber hinter den Bergen her vor schob sich bald eine dicke Wolkenwand, vereinzelte Wind stöße Pfiffen über den See, stärker und stärker werdend und dann laM der Sturms Man sah besorgte Mienen, cs wurde davon gesprochen, die Bootswettsahrten ausfallen zu ll ssen; endlich kam wieder ein Stück blauen Himmels zum Vor schein. Die Boote reihten sich am Start auf, eine rote Fahne flirrte durch die Luft — und dahin ging die Fahrt. Der Korsar legte sich an die Front, drei Meter hinter ihm tanzte die Lilian über die Wellen. Der Himmel ha te sich bald wieder schwarz überzogen. Scharfe Böen sausten einher, die Wellen wurden höher und sprangen wie graue Wölfe an den Booten empor. Hans Andres schaute besorgt zum Mast hin auf. Richard! schrie er — das Pfeifen der Bö übertönend, wenn das, was du vorgestern zu besorgen hattest, dieses Stück neue Leinwand da oben war, so kann ich dir nur sa gen, daß du es nicht hättest tun sollen. Willing lachte. Wir brauchen jeden Fetzen Tuch, Hans! Schau dich um! Die Li lian kommt uns näher! Wahrhaftig! rief Andres erschreckt, diese Miß Brangwyn Hai den Teufel im Leib! Die Lilian lag kaum noch einen Meter hinter dem Korsar. Willing biß die Zähne zusammen. Seine Faust umklammerte die Se- gellcine. Mit Ausbietung aller Kraft zog er sie an, so daß der Korsar sich gewaltig überlegte. Lehn dich zurück, Hans! schrie der Führer. Hans wurde wütend: Ich sitze doch ohnehin schon mehr draussen als drinnen! knurrte er. Aber dennoch lehnte er sich noch mehr über Bord und tröstete sich damit, daß der »Korsar unmöglich mehr Wind fassen konnte. Willing fühlte, wie sich die Adern auf seiner Stirn strafften. Ich will nnd ich must! sagte er sicht Die letzte Wendung kam. Der Endspurt. Er warf wieder einen Blick hinter sich — es war ihm gelungen, der Lilian wieder um einige Meter davonzu- f laufen. Nun lachte er grimmig auf. Nun hatte er sie, die Eigensinnige. Was er wohl tun würde, wenn das Rennen aus war. Ein Zug seltsamer Bitterkeit legte sich über sein frisches Gesicht. Dann war's aus! Das hatte er noch haben wollen, den Sieg! Und dann — wie heißt's doch: Den Dank, Dame, begehr ich nicht! Sie Hatte mit ihm gespielt, er hatte gewonnen, aber wollte nicht um sein Glück spielen. O — er wußte schon, was er ihr sagen wollte. Ich könnte es nie vergessen, daß es nicht Liebe ist, was Sie mir geben wollen. Plötzlich begann Hans Andres zu brüllen. Er schreckte auf — da zog die Lilian wie ein Vogel an ihm vorüber — einen blonden Kopf sah er — «wirbelndes Heckwasser — Herrgott — das war ja ihr Boot. Mit einem Ruck riß er die Segel leine an. Vergebens! Das waren zumindest zehn Meter Vorsprung, die aufzuholen waren. Und es waren keine fünfzig Meter mehr bis zum Ziel. Verloren! Nun trium phierte sie doch. Ein heißer Zorn stieg in ihm auf. Das hast du nett gemacht! brummte Andres unzufrieden, wenn ich denke . . . Richard herrschte ihn schroff an. Er wollte nichts hören ! Nichts! Gr wußte jetzt, daß er sich eben selber belogen hatte, daß er wirklich um die schöne, blonde Frau gekämpft hatte. Um Lilian. Sein Blick «suchte das Boot vor ihm — noch zwanzig — noch zehn — noch fünf Meter trenn ten es vom Ziel. Aus! «sagte er gang ernsthaft. Es war ihm wohl auch selten ernsthafter zumute gewesen. Er wollte seine Augen abwenden, um nicht sehen zu müssen, wie die «Lilian das Ziel passierte — «da schrie er plötzlich auf. Die Lilian hatte eine schaffe Wendung gemacht, einen Meter vor dem «Ziel hatte sie beigedvcht und schaukelte nun langsam ihm entgegen. Ihm entgegenl Der Korsar glitt an ihr vorbei — unter blonden Locken glühte ein liebreizendes Gesicht. Di» Menschen .am Ufer schrien Hurra, und die Musik schmetterte einen Tusch. Ein Dutzend schwarzberockter Herren streckte demSieger Willing die Hände entgegen. Uber Willing wen- bete sein Boot und legte es längssffts der LMM. Und küßte gerührt die Hand, die Miß Brangwyn ihm lächelnd eni- gegenreichte.