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MSSchWkLiMer Bischofswerdaer Hauptblatt und gelesensteZettung im Amtsgerichts bezirk Bischofswerda und angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannjchast, der Schulinspektion und des Hauptzollamrs zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbrettung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhalttmgsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich FNay in Bischofswerda. — Fernsprecher Nr. 22. Erscheinungsweise: Irden Werktag abend« sftr de» folgend. Tag. Bezugspreis: Del Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Mk. 5—, bei Zustellung ins Hau« monatlich Mk 5.50, durch die Poft bezogen vierteljährlich Mk. IS.— ohne Auftellungsgebühr. 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Bon A. Heinrichsbouer- Essen. In der deutschen Gesamtsteinkohleirförderung des Jah res IWO in Höhe von 131 Millionen Tonnen steckt ein Anteil Gw» der oberschlesischen Förderung im Betrage von 31,7S Millionen Tonnen. Bon diesen 31,75 Mill. Tonnen werden MM mindesten 77,5 Proz. (manche Sachverständige sprechen «gar von 86 Prozent) an Polen übergehen: danach verblei- »en für Deutschland also höchstens 22,5 Prozent. Die ober durch eine Arbeitslosigkeit i nfMge Kohlen- mangels. Das hier für die JndustrieWusgeführte gilt auch für die anderen kohlenverbrauchenden Betriebe, wie z. B. die Eisenbahn, Gas-, Wasser-, Elektrizitäts-Werke usw. Diese dem Allgemeinwohl dienenden öffentlichen Anstalten klagen vor allen Dingen darüber, daß mährend des diesjäh rigen Sommers ihre Bevorratung mit Kohle nicht durchge führt werden konnte, weil die dafür vorgesehenen Kohlen mengen infolge des oberschlesischen Putsches anderen Stellen zugeführt werden muhten. Die vorhandenen Kohlenmengen sind so geringfügig, daß schon kurze Stockungen in der Zu fuhr- genügen, um die wichtigsten Betriebe zum Stillstand zu bringen. Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände kann die Feststellung nicht als Übertreibung aufgefaßt werden, daß mir in, kommenden Winter — zumal wenn er streng wird — einer außerordentlich großen Kohlennot entgegen gehen. Ihre Beseitigung ist nur unter zwei Voraussehungen mög lich. Die erste ist dst, daß die Entente zum mindesten auf den Teil der Kohlenzwangslieferungen verzichtet, der dem Verlust Oberschlesiens in der Wiederaufnahme der Förde rung in den zerstörten nordfranzösischen Gruben entspricht; des Ferneren muß sie sich damit abfinden, daß Deutschland ihr unmöglich weiterhin die bisher gelieferte außerordentlich große Menge an hochwertiger Kohle überläßt. Bon minde stens ebenso großer Wichtigkeit ist jedoch, daß die Kohlen erzeugung in Deutschland selbst sobald wie möglich eine Zu nahme erfährt. Alle Möglichkeiten, die technischen — sowohl wie die auf der Arbeitskraft beruhenden —, sind restlos aus zuschöpfen. abschlägig beschieden werden. Erschwerend wirkt dabei noch, daß die Ansprüche an hochwertige Kohlensorten, die für man che Zwecke unbedingt notwendig sind, besonders stark find; gerade diese können jedoch nicht erfüllt werden, da speziell die hochwertige Kohle von der Entente für die Zwangsliefe rungen in ständig steigendem Umfange in Anspruch genom men wird. Deshalb wird wahrscheinlich leider die Industrie, die gegenwärtige gute Konjunktur nickt ausnuhen und nicht im sonst möglichen Umfange zur Besserung der wirtschaft lichen Lage Deutschlands beitragen können. Im Gegenteil Die MrseuftMklH ter triMes Volkes. SS Milliarden jährliche Steuern. Gesamtbelastung pro Kopf 1583 Mark. Berlin, 18. November. Jin Reichsausschuß für Steuerfragen be gann am Freitag die Generaldebatte über die neuen Steuer vorlagen der Regierung» Reichskanzler Dr. Wirth erklärte, im Laufe der nächsten Woche im Ausschuß die gewünschten informativen Erklärungen über die Verhandlungen mit der Revarations- kommission und dem^Kreditplan der Industrie abgeben zu wollen. Ministerialdirektor Dr. Popih wies in einer Übersicht über die Steuerbelastung in Deutschland unter Be rücksichtigung der neu«n Steuergesehentwürfe nach, daß Deutschland jährlich an Steuern rund 95 Milliarden Mark aufzubringen habe. Die Gesamtbelastung pro Kopf würde demnach 1583,80 Mark ausmachen. Die künftige Belastung des Besitzes würde nach den Regie rungsvorlagen rund 52 l Milliarden betragen, das sind 51,1 Prozent der gesamten Belastung. Die Berbrauchsbelastung durch Besteuerung entbehrlicher Genußmittel würde fast sieben Milliarden betragen, das sind 6,p Prozent der Ge samtbelastung. Die Besteuerung des übrigen Derbrauchs würde einen Gesamtbetrag von rund 43 Milliarden Mark ergeben, das sind 42,1 Prozent der Gesamtbelastung. Eine Gegenüberstellung der Betastung der einzelnen Steuern in Deutschland und im Auslcncke ergab, daß die steuerliche Be lastung in England und Frankreich unvergleichlich geringer ist, als diejenige in Deutschland, besonders was di« Besitzbe lastung betrifft, wobei noch besonders die innere Kaufkraft des Geldes zu berücksichtigen ist. Im Einzelnen kommen nach dem Entwurf zum Haushalt der allgemeinen Finanzoerwaltung für 1922 Kapitalertragssteuer 1 Milliarde 430 Millionen Mark. Reichsuotopser 8 Milliarden Mark. Brsihsteuern 20 Millionen Mark. Erbschaftssteuer 700 Millionen Mark. Umsatzsteuer (ohne Lus " Mark. Luxus-Gaststättensteuer 50- Millionen Mark. Grunderwerbssteuer 550 Millionen Mark, Sapitalverkehrssteuern: a) Gesellschaftssteuer 1087 350 000 Mark, b) Merl papiersteuer 117 850000 Mark, - <:) vörsenumsatzsteuer 1 075300 000 Mark, ck) Ausstchks- ratsskeuer 50 300 000 Mark, «>) Gewerbeanschaffungssteuer 50 000 000 Mark. Sraftfahrzeugsteuer 125 Millionen Mark. Versicherungssteuer 330 Millioyen Mark, Rennwettsteuer 215 Millionen Mark, Lotteriesieuer 60 Millionen Mark, Wechselstempelsteuer 30 Millionen Mark. Stempel von Frachturkunden 100 Millionen Mark, Abgaben vom Personenverkehr 1 Milliarde Mark. Abgaben vom Güterverkehr 1 Milliarde 600 Millionen Mark, Zuwachssteuer, Sriegsabgabe vom vermögenszuwach», außerordentliche KrlegZabgaben 1919, außerordent liche Sriegsabgaben 1918, Zuschläge zur außerordent lichen Sriegsabgabe 1916, Sriegsabgabe 1916, Ab gabe von Vermögenszuwachs au» der Rachkiegs- zeit, zusammen 3 Milliarden Mark. Zölle 4 Milliarden 700 Millionen Mark. kohlensteuer 10 Milliarden 150 Millionen Mark. Tabaksteuer 3 Milliarden 500 Millionen Mark. Viersteuer 1 Milliarde Mark, Weinsteuer 500 Millionen Mark, Schaumweinsteuer 100 Millionen Mark, Mineralwassersteuer 60 Millionen Mark,, aus der Vranntweinverwertung 1 Milliarde 748 Millio nen Mark, Essigsäureverbrauchsabgabe 47 200 000 Mark. Auckersteuer 1 Milliarde Mark. Salzsteuer 60 Millionen Mark, Zündwarensteuer 110 Millionen Mark, Leucktmittelsleuer 60 Millionen Mark. Aigarettensteuer 10 Millionen Mark, statistische Gebühr 13 Millionen Mark, aus dem Sükstoffmonopol 100 Millionen Mark. Ausfuhrabgaben, soweit sie von Iollkassen erhoben wer den, 700 Millionen Mark, so daß sich der Gesamtertrag der Reichssteuern auf 95 Milliarden Mar? belaufen soll. Die Aussprache. Aba. Lernstein (Soz.) führte aus, daß die volkswirtschaft liche Lage Deutschlands vorläufig noch nicht so verzweifelt sei, wie die finanzielle. Die Kreditaktion der Industrie könne nur eine vorläufige Regelung darstellen. Nur durch die Erfassung der Sachwerte sei eine Besserung des Marktutse» herbeizuführen. Abg. Dr. helfferich (Deutschnatl.): Bon den neuen Steuern fürchten meine Freute und ich, daß sie uns nicht zur Rettung aus der außenpolitischen Situation fuhren kön nen. Auch die Beseitigung des inneren Defizit» ist nicht zu erwarten. Daß wir in Deutsch!«^» nur eine wirtschaft liche Scheinblüte Haven, zeigen die fürchterlichen Schleuderausverkäufe. Dadurch wird das sche Volk mehr geschwächt als das Ausland. Dazu tritt der Schleuderexport in Aktien und anderen Wert papieren.* Die hohen Aktienkurse beruhen nicht allein auf der inländischen Spekulation, sondern sind eine notwendige Folge der Entwertung unserer Mark. Diese Entwicklung habe der Redner mit Havenstem und allen anderen großen Sachkennern schon in diesem Frühjahr vorausgeseh-n und da her vor der Annahme des Londoner Ultimatums gewarnt. „Die Besitzer festverzinsliche! Staats papiere sind zu bedauern, denn ihr Besitz leidet an grenzenloser Auszehrung. Das Ultimatum mit sei nen Lasten führt uns in» sichere verderben. Ent scheidend für die Devisenkurf« war La» große Bedürfnt» des Deutschen Reiche» an Devisen. Dadurch HAlstmd« Kurs der R-ichsbank automavfch verschlechtert. > D-s Kkut- sche Volk braucht setzte eine Ruhepause vor^Deichten Reparationszahlungen. E» braucht auch di» Hilfe deK ag S - ländischen Kredit», denn "2 sonstigen Verpflichtungen aus den seitlichen Dinaren schlesische Kohlenförderung ist bisher teils im oberschlesische,; steht sogar zu befürchten, daß die mit Mühe und Not besei- Ändustriebezirk selbst verbraucht (industrielle Zwecke, Haus- Arbeitslosigkeit infolge Absatzmangel^ abgelöst wird drmchkohle ufw.), teils nach Polen, der Tschechn-Slomakei, ' und nach Italien (insgesamt rund 8 Millionen Tonnen jähr-, lich) verschickt worden^ der Rest in Höhe von rund 12 bis 13 > Millionen Tonnen ging nach dem übrigen Deutschland. Es ist damit zu rechnen, daß dieser Betrag uns in Zukunft ganz' entzogen wird, wenn auch die sogen, wirtschaftlichen Über gangsbestimmungen für uns auf den ersten Blick aünstigere Aussichten eröffnen? , Im Ruhrrevier ist seit dem März d. I., also seitdem die .Bergarbeiter das Verfahren der Überschichten einstellten, ein Rückgang der Förderung von arbeitstäglich rund 35—40 000 Tonnen, monatlich daher rund 1 Million Tonnen zu ver zeichnen. Die durchschnittliche Tagesförderung beträgt zur zeit höchstens 300 000 Tonnen, d. h. ungefähr 80 000 Tonnen weniger als im letzten Friedensjahre, trotzdem die Beleg schaft eine sehr wesentliche Zunahme erfahren hat, im'Sep tember belief sie sich auf 550502 Mann. Insgesamt wird tzie Förderung des Ruhrreviers, unseres Hauptproduktions- aebietes, im Jahre 1921 bei Fortdauer des bisherigen Zu standes höchstens 95 Millionen Tonnen erreichen, eine Ziffer, Lie sich auf rund 105 Millionen Tonnen erhöht hätte, wenn die Überschichten nach wie vor verfahren morden wären. In Len wideren Steinkohlenrevieren (Niederschlesien. Aachen, Sachsen usw.) ist eine Zunahme der Förderung nicht zu er warten; wir können im Gegenteil zufrieden sein, wem, die Förderung weiter auf der jetzigen Höhe bleibt. Im Braun- kohlenbergbau ist seit langer Zeit bereits eine erfreuliche Steigerung der Förderung festzustellen: eine wesentliche Ent lastung des Kohlenmarktes tritt dadurch aber nicht ein, da die Braunkohle eine weitgehende Umstellung der Derfeue- rungsanlagen in industriellen Betrieben und im Haushalt be dingt, die aber nicht überall möglich ist; außerdem ist zu be rücksichtigen, daß die auf den ersten Mick imposant erschei nende Ziffer* der Förderungssteigerung im Braunkohlenberg bau sehr viöl an ihrem ersten Eindruck verliert, wenn man Ich klar macht, daß der Heizwert der Braunkohle nur unge- sichr (4 derjenigen der Steinkohle ist; schließlich sind auch die Schwierigkeiten des Abtransportes der Braunkohle, die einen rund viermal größeren Raum als Steinkohle erfordert, nicht ;-u unterschätzen. , Zuscnnmeirfassend kann gesagt werden, daß infolge des «Wegfalls der Uberschichten im Ruhrrevier, infolge der Los- ttenming Oberschlesiens, infolge des oberschlesischen Putsches und infolge der in anderen Revieren entstandenen Ausfälle usw. der deutschen Wirtschaft in diesen, Jahre mindestens 25 bis 30 Millionen Tonnen Kohlen weniger zugeführt werden, Äs ihr bei normalen Verhältnissen zugeführt worden wären. Die in dieser Zahl zum Ausdruck kommende Verringerung Her Kohlenerzeugung ist für Deutschland um so schwerwie gender, als sie sich trifft mit einer Steigerung des Verbrau ches. Der deutsche Kohlenverbrauch war in diesem Jahre verhältnismäßig gering. Die Belieferung mit Hausbrand - kohle brauchte in dem in früheren Jahren notwendigen Um-, länge nicht zu erfolgen, weil die Witterung außerordentlich mild war. Der Bedarf an industrieller Kohle war deshalb nicht besonders groß, weil die deutsche Industrie seit unge fähr einem Jahre in rückläufiger Eittwicklung sich befand. Inwieweit die Witterung sich ändert, aus. der Versorgung mit Hausbrandkohle daher gesteigerte Ansprüche entstehen, ist natürlich nicht zu sagen; die Möglichkeit, daß für Haus brandzwecke p,ehr Kohle als bisher zur Verfügung gestellt -werden muß, ist daher sehr naheliegend. Sicher ist i«doch. Laß die deutsche Industrie mit den jetzigen Kohlenmengen nicht mehr auskommt. Seit einigen Monaten ist bekanntlich ein UmschmMg in der Konjunktur eingetreten, der fast allen gewerblichen Betrieben erhöhte Beschäftigungsmöglichkeit hietet, deren Kohlenverbrauch deshalb teilweise sehr erheblich .steigert. Nach den bisher vorliegenden Meldungen können «mit den zugewiesenen Mengen nicht mehr auskommen die rheinisch-westfälische Hüttenindustrie, di« chemische Industrie, die Zement- und Kälteindustrie und zahlreiche Werke der wetterverarbeitenden Industrie. Anträge auf Zuteilung höherer Kohlemnengen mußten wegen der Kohtenknapphett