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haben und in ihren Kaufbrrgfen Mch sö genannt worden. Auch zur Zeit der Frondienste genossen die Altstädten ganz besondere Vorzüge vor anderen. Seine Stsdtgerechtigkeit soll Altstadt verloren Haden, da der Ort unter bischöfliche Gewalt kam. 8t. Der Schatzhügel bei Trlendors Del Erlendorf in der Löbauer Gegend liegt ein unschein barer Hügel, der von einem Flüßchen umspielt wird. Schatz hügel nennt ihn der Volk sm und, und es wird erzählt, daß in ihm ein unermeßlicher Schatz aufbewahrt werde, der einst von den frühsten Bewohnern dieser Gegend hier vergraben worden wäre. Eine liebliche Fee bewachte sonst den Schatz. Sie? zeigte sich von Zeit zu Zeit am Bache, breitete dort ihre Masche aus und bewegte sich in menschlicher Gestalt und in menschlicher Gesellschaft unter den Bewohnern. Ihre Schön heit war unaussprechlich, ihr Liebreiz bezaubernd. Wer sie gesehen, mußte ihren Spuren folgen, selbst wenn er Weib und Kind daheim hatte. Ums Jahr 1800 lebte in Erlendors ein Mann, der hatte di« Fee des -Schatzhügels auch gesehen, und er war nun ver loren für Weib und Kinder. Er wurde lässig in seiner Ar beit, ging am Hellen lichten Tage wie im Traume umher und war Freitag abend nie daheim. Es zog ihn mit un widerstehlicher Macht zu der schönen Nixe. Die empfing ihn am Schatzhügel und geleitete ihn in ein prachtvoll ausgestat tetes Gemach. Dort zeigte sie ihm alle Herrlichkeiten und SchiHe der Unterwelt. Doch er durfte sie nicht besitzen. Erst ein Nachkomme von ihm sollte die vergrabenen Schätze heben, wenn er sich «in reines, unbeflecktes Herz bewahrt und seine Unschuld nicht verloren. . Matthias Rübe, so hieß jener Mann, war Sonnabend, Sonntag und Montag völlig ein ganz anderer als sonst, hei ter und lebensfroh, aber di« folgenden Tage war er traurig und blickte fortwährend nach jener Gegend hin, wo diejenige weilte, die er gesehen und seitdem ins Herz geschlossen. — Er liebte ja seine Frau und seine Kinder, aber wenn sie ihn nach seinen Ausgängen fragten, schwieg er oder sagte auch: „Geduldet euch, ich darf jetzt noch nicht reden. Das ist mir streng verboten!" So ginI cs jahrelang. Einst sand ihn sein ältester Sohn bei einem Spaziergang nach dem Schatzhügel in einem an mutigen Gebüsch tot liegen. Des Toten Antlitz war wie ver- verklärt, auch nicht ein Zug seines Gesichtes hatte sich ver sichert. ( Als die Mutter daheim die Todesnachricht erfuhr, sagte sie: „So ist denn mein guter Mann zu ihr gegangen, die ihn mir entrissen schon seit Jahren, möge er das gefunden Haden, wonach er sich sehnte!" Als der Verstorbene be graben war, sah der Sohn des Vaters Nachlaß durch, da fand er schriftliche Auszeichnungen über den Schatzhügel, die er aber niemandem offenbart hat. Nur soviel sagte er, daß ein Nachkomme von ihm, möglicherweise sein Sohn, be fähigt sein würde, die Schätze im Schatzhügel zu heben und der Nixe zur ewigen Ruhe zu verhelfen. Ums Jahr 1850 war der Scbatzhügsl noch mit Laubholz und Schwarzwald bewachsen. Heute ist der ganze Hügel abgeholzt. Seine flachen Abhänge sind in fruchttragendes Ackerland umgewandelt worden. An der einen Seite hat man euch einen Granitsteinbruch angelegt, der wertvolles Material für Häuser-, Brücken- und Straßenbauten liefert. So werden seit Jahrzehnten die im Schatzhügel verborgenen Schätze in Form von Feldfrüchten und wertvollen Steinen ans Tageslicht befördert und den Umwohnern zugänglich gemacht. Jene liebliche Fee ist aber erlöst und hat die von ihr bewachten Schätze freigegeben. Sie ist leit Menschenge- denken nicht wieder gesehen worden. An sie erinnert nur- noch der Name ssnes Hügels. 8t. ykus der helmatttchrn Doaelwelt GoDhähnchen, Baumläufer and Kleiber im Stadtgebiete. In den düsteren, schweigsamen Nadelwäldern der um liegenden Bergrücken und auch des Stadtwaldes scheint zur ; Jetztzeit fast alles Vogelleben erstorben, nur ab und za ver- f nimmt man leise, wispernde Sümmchen von außerordent- ! licher Zartheit, die als Urheber eben nur winzige Vögelchen ' vermuten lassen. Das sind dis zierl'chen, flinken Winter gold Hähnchen auch in der Dar, nur 6 Gramm wiegt so ein Federflöckchen, Las den allerkleinsten Vogel Europas dar stellt. Im Walde treten sie stets in Schwärmen auf, ist man ? mitten drin, in einem solchen Fluge, so hört man das zarte Gewisper von allen Seiten, ohne daß sich eins sehen ließe. Die dichten Zweige verbergen die außerordentlich kleinen Vögel vollständig. Höchstens gewahrt man ein zeisiggrünes Kleinchen an lichteren Zweigstellen meisenartig Herumturnen und man erhascht vielleicht auch den gelben Streifen aus dem Köpfchen, nach dem der Vogel auch gelb köpf iges Goldhähnchen heißt, zum Unterschied vom feuerköpft gen oder Sommcraoldhähnchen, das indes nur in der war men Jahreszeit in Deutschland lebt, dessen Vorkommen aber im hiesigen Stadtwald noch nicht einwandfrei festzustellen gewesen ist. Im allcsbelebcndcn Frühling belebt sich auch der Sangeseiscr der kleinen Gelbköpfchen, man vernimmt dann ein ansprechendes zartes Liedchen nut einigen Hebun gen und Senkungen, dos mit einem, für einen so kleiner. Vogel -rstavmich energ:sck>cn Schlußton ausgeht. Die Töne liegen ümtlich sehr hoch, wie bei so winzigen Stimmbän derchen nicht anders erwartet werden kann. Zart wie ge sponnenes Glas hat einmal ein Dichter das Liedchen ge nannt. Das Nest hängt als ein ziemlich großer, aus Mov-- und Fiechten dicht gewobener, runder Ball an den äuß-ren Zweigen hohim Bäume, cs hat ein oben seitlich liegendes Schlupfloch Las zu einem mit weichen Federchen gepolster ten Näpfchen im Innern führt. Die Eier haben nur der. Umfang großer Erbsen. Freie Strecken zu überfliegen, scheuen sich die Gnldmännchen sehr, denn bei nur einiger maßen kräftigen! Winde werden die kleinen leichten Körper chen aus de- Fluarichtung gedrückt; sie ziehen deshalb dos dichte Gezweig der Nadelbäume allen anderen Bäume., als Aufenthalt vor. Im Winter streichen sie nahrungsuchend gern in ganzen Gesellschaften durch die Wälder, ihnen ge sellen sich dann auch Baumläufer, Meisen und Kleiber zu. - Um Baumläufer kennen zu lernen, braucht man indes; das Stadtinnere kaum zu verlassen: sie finden sich überall da, wo cs kräftig entwickelte Bäume gibt, deren ris sige Rinde von ihnen nach versteckten Insekten abgesucht wird. Sieht man in den städtischen Anlagen einen kleinen graubraunen Bogel mit dünnem, gebogenem Schnabel unten an den Stamm eines Baumes anfliegen, den Stamm so dann in Spiralen bis zum Wipfel emporklettern, an der Unterseite der Äste wie eine Fliege an der Zimmerdecke da hinlaufen und mit kühnem Schwung hinabstürzen, um sich am nächsten Baum wieder unten anzuhängen, so hat man den Baumläufer vor sich. In der kalten Jahreszeit ver nimmt man von ihm nur einen leisen Hellen Lockton „fit fit fit", im Frühling kann man ein heiter anspruchsloses Lied chen, das etwa wie „bibibiteroitit" klingt, häufig in allen unseren Anlagen hören. Sein Nest findet sich in Baumhöh len, Ritzen und Spalten der Rinde, zur Not mich in Gebäu den; es steht aber niemals frei, da der Vogel ausgesproche ner Höhlenbrüter ist. An den Baumstämmen kann man noch einen anderen, etwas größeren, oben blaugrauen, unten rotgelben Vogel mit geradem Schnabel und sehr kurzem Schwanz Herum rutschen sehen, dessen Körperform und Bewegungen an Spechte erinnert und der auch wie sie kopfuntsrft zu klettern vermag, was der Baumläufer niemals tut. Das ist der Kleiber oder die Spechtmeis-e. Er lockt auch so leise wie der Baumläufer, ruft er aber schnell, kräftig und kurz, fast einsilbig „tust tuit tuit" oder klangvoll flötend „tüü tüü tüü". so ist man sicher, den Kleiber vor sich zu haben. Er ernährt sich von allerlei in Rindenspalten sitzenden Infekten, deren Larven und Eier, auch Spinnen, er frißt auch Fern Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, größere Sämereien, die er zwischen den Füßen hüll oder in Astspalten klemmt und sie mit derben, laut schallenden Schnabelhieden öffnet. Nach dem diesjährigen Sommermarkt sah man vier der hübschen Vögel unter Sperlinoen und Finken die Standplätze der Duden absuchsn und sich an verstreuten Haferflocken gütlich tun. Auf den winterlichen Futterplätzen stellt er sich gern ein, er ift dann zutraulich, hat alle Scheu verloren, die er sommerüber an den Tag legt, und kommt wie die Meisen, bis auf die Fensterbretter der Wohnungen. -1. Druck und Verlag von Friedrich Map. veram- wartlich für die Schrfftteituna Mar Fie derer sämtlickr Bischofswerda.