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gch dünnen Achse« trank man dazu aus braunen HenkeüSp- sikt^ Zwar bosich^man TMer mw Taffen; Blumen waren darauf gemalt, Rosen und DerMmeinnicht, auch mancher sinnige Spruch in Goldschrift. Wohlverwahrt storchen solche Kostbarkeiten im Spind; aber nur zum Staatmachen waren sie da. Auf den Gedanken, dergleichen zum Essen und Trin ken P» benutzen, wäre man niemals gekommen. »ei diesen beiden Menschen drehte sich von früh bis wüt alles um die Weberei. Zittelgust arbeitete für einen Fabrikanten, der eine größere Anzahl Hand weder beschäf tigte. Da her Weber sich um nichts weiter zu kümmern brauchte als um die Leinewand, die er gerade auf dem Stlchl hafte, da keine Feldarbeit, keine andere Hantierung ihn abzog, brachte er eine Menge vor sich Die kleine Anna stellte ihm auch darin eine tüchtige Gehilfin. Zwar zum Wirken war sie zu schwächlich, aber das Treiben und Spu len hatte sic schon früh gelernt. Auch beim Andrehen und Scheren ging sie dem Vater zur Hand, wie beim Aufbäumen der Kette. War aber einmal das Garn verworren oder der Faden gerissen, dann verstand sie es mit ihren geschickten kleinen Fingern, wie niemand anders, das Ganze wieder in Schuß zu bringen. In allen schwierigen Fragen verließ sich der Vater auf sie. Zlttelgust war zwar durchaus nicht etwa dumm, aber die angeboren« Ängstlichkeit hinderte ihn häufig, von seinem Verstand« Gebrauch zu machen. Wenn nicht die kleine Anna gewesen wäre, hätte er sich von aller Welt übers Ohr hauen lassen. Aber das Kind war auf dem Posten; Anna paßte auf, daß der Kaufmann den Vater nicht überteure, sie kümmerte sich darum, ob der Fabrikant die entsprechende Menge Garn geliefert habe, und daß dem Weber bei Ablieferung der Leinewand keine ungerechtfertigten Abzüge gemacht würden. Bei alledem versäumte das Kind seine Schulpflichten nicht. Ana Zittel war eine der besten Schülerinnen der Dorfschule. Sie schrieb eine saubere Handschrift, rechnete fix und konnte ihre Gcsangbuchliedcr und Bibelsprüche so gut auswendig, daß man sie mitten in der Nacht hätte wecken können, und auf das betreffende Stichwort würde sie Vers oder Lied heruntergeschnurrt haben, wie der Leierkasten sein Stücklein. Sie war daher ein besonderer Liebling der Lehrer und wurde den anderen Mädchen immer als Beispiel von Fleiß und guten Sitten vorgehalten. Vielleicht war ihr Verdienst nicht so sehr groß; schwächlich, wie Anna war, konnte sie an dummen Streichen kaum teilnehmen. Und das Lernen wurde ihr eben leicht. Anna war sich bewußt, etwas Besonderes zu sein. Mit stiller Verachtung blickte sie auf die anderen, minderbegab ten Mädchen herab; die Jungen aber, die auf der anderen Sette der Schulstube saßen, waren ihr wegen ihrer Begriffs stutzigkeit lächerlich und wegen ihrer Unmanierlichkeit ein Greuel. Sie las gern und war die fleißigste Kundin der Schul- btbikiothek. Die Bücher, die sie von dort mit nach Haus brachte, pflegte sie abends ihrem Vater vorzulesen. Der hatte, wenn er tagsüber am Webstuhl saß, bei seiner mecha nischen Tretarbeit Zeit genug, das Gehörte weiter auszu grübeln und zu Ende zu spinnen. So lebten diese beiden Menschen glücklich und zufrie den miteinander. Zittelgust vermißte das verstorbene Weib kaum noch; seine Anna ersetzte chm die Lebensgefährtin vollauf. Daß ihn das Töchterchen ein wenig tyrannisierte, empfand er nicht unangenehm; er wollte es gar nicht an ders haben. Der altersgebräunte Webstuhl aber in der Ecke, der nun schon der dritten Generation diente und manches Tau ferch Ellen Ware geliefert haben mochte, ließ unter den gleichmäßigen Tritten des Webers seinen alimelodischen Rhvihmus erklingen. Da ratzte das Trittschemelgeschlinge, der Schützen sauste geschäftig hin und Ker und schlug schlit ternd in die Kammer, und die Lade brummle und dröhnte, daß man schon von weitem auf der Dorfstraße des Meisters regen Fleiß an der Melodie erkannte, die sein Webstuhl sang. Selten kam mal jemand zu Besuch. Bei Zlttelgust gab'» wenig zu holen, das wußten die Nachbarn. Während Witwer sich sonst oftmals nicht retten können vor dem An sturm der ledigen Weiber, die ihnen aus Christenliebe helfen «ch raten wollen in ihrer Einsamkeit, blieb Zittelgust ziem lich verschont von solcher Zudringlichkeit. Er war eben ein armer, dürftiger Schlucker, und keine mannbare Jungfer, keine einsame Wittib riß sich darum, Nachfolgerin zu weiden der verstorbenen Frau Zittel. Nur eine Person kam häufiger ins Haus, das war die Nötschken. Sie war eine Handelsfrau. Ihr Mann besaß draußen am Walde ein Häuschen mit etwas Feld dazu. Die Rätschten hatte kein leichtes Leben. Ihr Mann war ein Bruder Liederlich ^ind Trinker. Sie mußre ihn mitsamt den beiden Kindern erkalten. Wem: sie nickst auf dem Felde ar beitete, dann fuhr sie im Lande umher und handelte nut Schürzerrzeug. Haderstoff, Bändern und Leinwandresten, die sie billig aufkaufte und mit Profit loszuwerden suchte. Biel kam Labe: nicht heraus; denn was sie etwa auf Len Preis schlug, das mußte sie wieder für C-senbahnfahrt und Schlafquartier an den fremden Orrerr ausgeben. So tarn sie trotz aller Betriebsamkeit auf keinen grünen Zweig, aber sie erhielt sich und die Ihrigen doch wenigstens am Leben. Mit Zittelgust war die Rötschken von Jugend auf gut bekannt. Sie stammten von einein Jahrgang, hatten in einer Klasse zusammengesessen, waren an einem Ostern kon firmiert worden. Der Grund, weshalb die Handelsfrau so oft bei ihrem Freunde Zittel einkehrte, war ein praktischer: sie brauchte einen Platz uim Aufftaveln ihrer Ware. »Statt die Ballon. Säcke unk Sttrcke bis Lude d s Dorfes, wo sie wohnte, hinauszuschleppen, lieh ^sie sie lieber hier in der Nähe des Bahnhofs. Bei Zittelgust war die Ware gut aufgehoben, der Weber nahm auch kein Lagergeld, im Gegenteil, wenn die Handelsfrau müde und hungrig von der Reise zurück kehrte, durste sie sich in dieser Herberge ausruhen und wär men, so lange sie wollte, und wenn es der Zufall oder die gute Nase der Rötschken wollte, daß sic in eine Mahlzeit fiel, dann bekam sie reichlichen Anteil von dem, was gerade auf dem Tische stand. Dafür erzählte sie dann dem Weber, der nie aus seinen vier Pfählen herausgekommen war, wie cs draußen in der Welt zugeke, wie schlecht die Menschen seien, welche Schwie rigkeiten man habe, sein Geld von den Kunden hereinzubc- kommen, und welche Liften man anwenden müsse, um ehr sich durchzukommen. Luch die Sehenswürdigkeiten in den Städten wußte sie mit beredtem Munde zu schildern, ge legentlich auch flocht sie mal die Schilderung eines schreck lichen Unglücksfallcs ein. Zittelgust hörte ihr mit offenem, Munde zu; ihre Besuche bedeuteten ikm willkommene Zer streuung. Die Rötschken mit ihren Erzählungen ersparte ihm das Halten einer Zeitung. Lina Rötschken war ein derbes, rotwangiges, kernge sundes Frauenzimmer. Unverdrossen und skrupellos schritt sic durchs Leben. Jede Gelegenheit verstand sie auszu nutzen, alles, auch das Geringste zu Rate zu ziehen. Wo hätte sie sonst bleiben sollen mit einem verschuldeten Grund stück, einem Mann, der trank, und Kindern, die noch nicht aus der Schule waren. (Fortsetzung folgt ) Der Nachdruck der Originalbeiträge ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers oder derSchristleitung statthaft. Do« Forsthaos Klunker im Hohwald. Skizze von 8t. An einem Fahrwege, der vom Valtenberge aus nach Ottendorf und Neustadt führt, liegt mitten im Hohwald in einem nach Westen zu geöffneten Tale das alte Forsthaus Klunker, früher gleichzeitig auch ein gern besuchtes Einkehr haus. Von alten Obstbäumen wird es umschattet, von Wiese und Feld- zum Teil umgeben. An das Foifchaus Klunker knüpft sich so manche Sage. So soll sich in manchen Nächten in seiner Nähe ein weißer Hirsch sehen lassen, den aber Jäger niemals vor Gesicht be kommen. : - In Hellen Mondnächten, wenn die Nebelschwaden im Tale schweben, entsteigen dem munteren Bächlein, das den stillen Wiesengrund zurchzieht, Wasserjungfrauen und spie len auf den Waldwiesen, dis der Mond hinter dem Walde verschwindet Ne Do Jahre dieser l