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M W UM iEUMtt Ansero Dermot Ä'onntags-AeU'ago zmn Küchstsch en KrzäHldr * ri'il" ,',,ß l 1 t l » L » » Nk.25 2. Mr. IM. .„, iMWAMRW MKMMM Die letzten Mönche vom Oybin. Eine Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert von Johannes Renatus. Ehrenmitglied der Oberlausitzer Gesellschaft ü. Wissenschaften. (24 Fortsetzung ) (Nachdruck verboten) Bei dem Greis aber mährte es lange, ehe er ein Wort bewußt sprach. Die Kraftbrühen, so ihm zur Stärkung ein geflößt wurden, schluckten des Gaumens Organe willig hin unter. Sonst saß er tagelang ohne etwelch Zeichen von des Geistes Regsamkeit mit und ohne Fieber still im behag lichen Bett. Eines Morgens schlug er zum ersten Mal die Augen auf. Die Brühen hatten ihre Schuldigkeit getan: die Sprache kam und das Bewußtsein. Lange ließ er die Augen im Gemach umherschweifen: es war ihm alles wie ein Traum; traumverloren betrachtete er das Marienbill) an der Wand. Friedlich nahm ihm den Verband ab, wusch ihn und legte einen neuen an mit einer Sorgfalt, der man ansah, daß er wieder gutmachen wollte, was er durch sein zaghaftes Zurückbleiben verschuldet. Da fragte ihn der Greis, wo er wäre; sein Helfer sagte ihm: „In Oybin bei einer gar guten alten Frau, die Euch in ihr Haus zur Pflege ausgenommen." Der Kranke verlangte nach ihr, um ihr zu danken; dann sah er unverwandt wieder das Bild an. Gertrude kam auf Friedliebs Bericht herzu; sie fand den schönen Greis so versunken im Betrachten der Maria- Züge, daß er Gertrudes Eintreten nicht bemerkte. „Bei Gott!" sagte er vernehmbar vor sich hin, „das Bild ist mir bekannt — aber wo hab ich — mein Gedächt nis ist schwach — die Steine flogen allzuderb an den Kopf Ja, ja! — das ist Ach jetzt weiß ich's!" fügte er mit einem tiefen Atemzuge hinzu und deckte die Hand über die Augen; dort fing es an, feucht zu werden. Da zuckte blitzartig eine Ahnung durch Gertrudes Kopf. Der trug wohl auch schon graues Haar, aber drin im Her zen lag noch der ganze unvergebene Vorrat dreißigjährigen Harmes und Schmerzes, und als sie den Kranken aufmerk sam betrachtete, fand sie die Ahnung bestätigt. Gleichwie der lang verhaltene Dampf durch grellen Pfiff seines Druk- kes Gewalt bekundet, so ergoß sich der ganze Schmerz in den einzigen Schrei: „Markus!" Darauf kniete sie vor seinem Lager und hielt seine Hand an ihre Wange. So hörte sie ihn „Gertrude!" flüstern. Des Menschen Träneiworrat nimmt im Alter ab, aber ganz versiegt er nie. Erst droben, wo Gott seinen Gläubi gen abwischen wird alle Tränen, wo kein Geschrei, kein i Schmerz mehr sein wird, ist des Faßleins bittersalziger Jn- ! hall ausgeschüttet. Es verging geraume Zell, ehe sich Les Schmerzes lau ter Ausbruch in ein sanft ausklingendes Echo verlor. Dann fand Markus die Sprache wieder. Wehmütig sanft flüsterte er dem teuren Wesen zu: „O Gertrude! Warum hast du mir das getan!?" Gertrude konnte Les Vorwurfs Inhalt nicht verstehen. Da faßte er ihre Hand und sagte ihr alles: Von Wünsch» Brief, wie er danach gelitten und daß er nimmermehr be gehrt, ein Ehgemahl zu haben. Und als auch Gertrude ge sprochen, als sie ihm das schmerzliche Schicksal entwirrt und ihm gesagt, daß ihr Herz immer und immer nur für ihn ge schlagen — da verklang sein letzter Schmerzensschrei: „O, wie hätte ich glücklich sein können!" gleich einem letzten Echo aus fernem weitem Zauberlande. Markus war ermattet; er konnte nur noch kurz erzäh len, wie er neben dem Dienste als evangelischer Pfarrer »m Anhaltischen in der Heranbildung feines jungen Verwand ten Johannes Arnd gar manchen Trost gesunden, gleich dem Freunde Gottschalk, so immer auf die Kinder verwiesen; wie ihn aber nach Aufgeben seines Amtes die Sehnsucht mächtig ergriffen habe, vor seinem Ende noch einmal das Haus zu sehen, wo Gertrude geweilt, und auch die Stätte, wo er die Maria dereinst so andachtsvoll, dann aber mit weltlichen Gedanken angebetet. Die Stätte, in welcher Johannes Mantel so momhes Samenkorn in ihn gestreut, in welcher ihn gar treue Freundschaft mit Tilgen faß, Martin von Jauer und Gottschalk verbunden, die nun längst dahingeschieden. — Dann schloß er die Aug"n und schlummerte sanft. Auf seinem Antlitz lag der tiefste Frieden. Der Bader aus Zittau kam öfter: er schüttelte bedenk lich den Kopf und sagte: „Ja, wenn er 57 und nicht schon 75 Jahre alt wäre, getraute ich mir wohl, ihn durchzubringen. Die Wunde am Kopf geht aufs Gehirn." Noch zwei Wochen hatte Markus auf dem Kranken-' lager zugebracht. In dieser Zeit fanden sich hie und da wieder lichte Augenblicke, während deren Gertrude nicht von ihm weichen durfte. In solchen bat er um Benachrich tigung an seine Verwandten, vor allem an Johannes Änü>. Dann sagte er: „Unter Donner und Blitz zog ich vor 5,5 Jahren hier ein ins Kloster. Unter Donner und Blitz sah ich besten Ende! — Gertrude, wir sind beide all: der jugendliche Herzschlag irdischer Liebe ist vorbei. Aber es ist das gedlie ben, was in keiner Ehe fehlen darf: die religiöse Har monie! Darum sage ich: Du bist dennoch meine Braut! — Droben, wenn mich der Herr Madig zu sich einläht. harre ich dein!" — Und als Gertrude weinend seine Hand ! faßte, drückte er die ihrige und sagte: „Maria, was weinest ! du? — Ist unsere Liebe nicht sine im Herrn vsrllärte gs- ' worden? Nun wir innig vereinigt- sind in unserem Herrn