ALLGEMEINE ÜBERSICHT Die Desoxydation hat die Aufgabe, eine weitgehende Entfernung des Sauerstoffes aus dem flüssigen Stahl zu bewirken. Die sich bildenden Reaktionserzeugnisse sollen leicht abscheidbar sein und dürfen andernfalls zumindest nur in einer solchen Anzahl und Form vorliegen, daß sie als nichtmetallische Einschlüsse im Stahl den geplanten Verwendungszweck nicht in Frage stellen. Nichtmetallische Einschlüsse werden ge wöhnlich nach zwei Arten unterschieden, in die ursprünglichen oder endogenen und in die von außen kommenden oder exogenen Einschlüsse. Unter ursprünglichen Ein schlüssen versteht man dabei jene, die in geschmolzenem oder festem Stahl durch Um setzung von Oxyden, Sulfiden, Nitriden oder anderen nichtmetallischen Verbindungen entstehen und letzten Endes auf Löslichkeitsveränderungen oder Reaktionen zurück zuführen sind. Für die Entstehung der endogenen Einschlüsse spielen die Desoxydations vorgänge die Hauptrolle. Exogene Einschlüsse rühren von nichtmetallischen Teilchen her, die von erstarrendem Stahl eingeschlossen wurden. Sie liegen meistens in makro skopischer Form vor und stammen aus dem ff. Material der Gießtrichter oder der Kanalsteine. Wichtig ist, daß schlecht desoxydierte Stähle das beste feuerfeste Material mehr oder weniger stark angreifen. Die Hauptursache der ursprünglichen Einschlüsse liegt, wie bereits angeführt wurde, in der Desoxydation des Stahles. Bei verstärkt auf tretenden Einschlüssen sollte man daher niemals außer einer gründlichen Untersuchung des ff. Steinmaterials die Überprüfung der Schmelzführung und der damit verbundenen Desoxydation unterlassen. Der Erfolg der Desoxydation hängt weitgehend von der Schmelzführung ab, wobei besonders Entkohlungsgeschwindigkeit und Temperatur stärkste Beachtung verdienen; denn gerade diese beiden erwähnten Faktoren bestimmen und beeinflussen in erster Linie den Sauerstoffgehalt des Stahles. Darüber hinaus zeigt die Herstellung von Stählen mit geringer Alterungsanfälligkeit oder mit einer bestimmten Korngröße, wie wichtig es ist, genaue Kenntnisse über die Menge der hinzuzugebenden Desoxydationsmittel und über die damit verbundene Wirkung auf die Stahleigenschaften zu haben. Neben Silizium ist Aluminium das bekannteste Desoxydationsmittel, das bei der Stahl herstellung Verwendung findet. Metallurgisch ist ferner die Verwandtschaft von Alu minium zu Stickstoff von Bedeutung, wird doch das Aluminium in weitestgehendem Maße als Denitrierungsmittel verwendet. Aluminium nimmt insofern eine Sonder stellung ein, als es stärker als jedes andere Desoxydationsmittel die Gebrauchseigen schaften des Stahles günstig oder ungünstig beeinflußt. Als ungünstig müssen die Desoxydationsprodukte des Aluminiums angesehen werden, die infolge ihres hohen Schmelzpunktes ein festes Reaktionserzeugnis im flüssigen Stahl bilden. Zum anderen neigen sie zu einer feinen Ausscheidung von Tonerdeteilchen, die bewirken, daß der Stahl infolge der dadurch hervorgerufenen Dickflüssigkeit beim Vergießen schmiert. Ein durch eine Aluminiumzugabe hervorgerufener dickflüssiger Stahl neigt dazu, die Ausgußbuchse beim Vergießen des Stahles schneller zuwachsen zu lassen, als es ge wöhnlich bei anderen dickflüssigen Qualitäten (z. B. Chromschmelzen) der Fall ist. Das bringt mit sich, daß beim Vergießen eines solchen Stahles die Ausgußbuchse immer mit Sauerstoff freigebrannt werden muß. Diese Arbeitsweise führt oft, verstärkt durch unsachgemäßes Aufbrennen, zu mehr oder weniger starken Beschädigungen des Stopfenmaterials und damit letztlich zum Stopfenläufer. Beim verstärkten Aufbrennen