Bild 68. Kerbschlagzähigkeitswerte verschieden behandelter Stähle bei unterschiedlichem C-Gehalt quer zur Walzrichtung. (Die Punkte geben den Mittelwert von drei Proben an, Proben geschlagen bei 20" C) mit einem niedrigeren C-Gehalt und mit CaAl versehenen Stähle schlechtere Kerb zähigkeitswerte aufweisen als die mit einem niedrigeren Kohlenstoffgehalt und ohne CaAl erschmolzenen Stähle. Die Erklärung erblickt man in einem höheren Sauerstoff gehalt der weichen Stähle, der dazu führt, daß bei der Desoxydation mit CaAl ver stärkt Desoxydationsprodukte auf treten, die auf Grund der erhöhten Erstarrungs- temperatur des niedriggekohlten Stahles nicht mehr Zeit finden, sich abzuscheiden. Beim folgenden Verformungsprozeß sind diese Desoxydationsprodukte mehr oder weniger plastisch verformbar und strecken sich bei der Verformung ohne große weitere Zertrümmerung mit. Bei einem bestimmten Kohlenstoffgehalt (in diesem Fall ungefähr 0,30 % C) ist die Zeit der Erstarrung des flüssigen Stahles größer als die Zeit der Abscheidung der Desoxydationsprodukte, und der mit CaAl erzeugte Feinkorn stahl erreicht jetzt eine höhere Zähigkeit längs und quer zur Walzrichtung als die ohne CaAl behandelten Stähle. Am Anfang dieses Kapitels wurde auf die Wichtigkeit des Kerbschlagtestes hin gewiesen und damit die Schlagfestigkeit als ein empfindliches Kriterium der Zähig keit gekennzeichnet. Sieht man von dem Einfluß der Verformungsgeschwindigkeit ab, so ist der Spröd- oder Trennbruch entscheidend von der Art und der Höhe der mehr achsigen Beanspruchung und von der Temperatur abhängig. Die Temperatur beeinflußt wohl die Sprödbrüchigkeit empfindlich, jedoch ist sie allein für das Entstehen eines Bruches nicht besonders gefährlich. Erst durch einen scharfen Kerb entsteht beim Biegen ein mehrachsiger Spannungszustand, so daß einmal unter Umständen die Trennfestigkeit des Stahles überschritten wird, ehe eine merklich bleibende Ver formung stattfindet; zum anderen kann man einen Sprödbruch selbst bei verhältnis mäßig hoher Temperatur hervorrufen [11]. Die Feststellung der Neigung zum Trennbruch an den mit und ohne CaAl behan delten Stählen A—S erfolgt durch Ermittlung der Kerbschlagwerte in Abhängigkeit von der Temperatur. Das Bruchaussehen der Proben wurde betrachtet und statistisch