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Somrabeud, S. ärtir L000 »Uatr vmAsti Rr. 180. Sechster Jah^ganp. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge 0-rantwortlich», Redakteur - tzrie, Rrvkoltl. ür di« Inserat» verantwortlich! Malter Uran». Beide in Au» i. Erzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag» von 4—» Uhr. — Lelegramm-Ndreffei Lageblatt Nueerzgeo.cg» Fernhnecher sr. Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag klar» v»U<lt- a. veeloge-steeellerttast m. b. ff. in klue i. Lrzgeb. Bezoarpreti! Durch unsere Boten frei inaffau» monatlich so vsg. 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Der deutsche Dampfer Bremen hat in Port-au-Prince einen Offizier und 4b Mann gelandet. Lu» Washington wird dir bevorstehend« Intern en tion der vereinigten Staaten gemeldet. O Die deutsch-französischen Mar0kk0v«rh 0n dlungen haben eine Annäherung über den prinzipiellen Standpunkt ergeben. Die Ausarbeitung tm einzelnen wurde den zuständigen RetchSessori» überwiesen. Li» offizielle Westminister-Bazett« demendiert di« Nachricht, wonach die Königin von England anläßlich ihrer Rkise nach dem Festland« Berlin und Pots dam besuchen rvnde. In London werden mit einem Kostenaufwand von 42 Mil lionen Ma»k neue Dockanlagen geschaffen. S Der türkische Mtnisterrat hat beschlossen, di« Pferde ausfuhr nach Griechenland und Serbien ,u verbieten. IM- Mutmaßlich« Witterung am S. August: Nordwind, wolkig, kälter, Gewitter mit Skge». Rückwärts, rückwärts! >0? Der Urheber jene» mehrfach erwähnten Rundschreiben» gegen den Ostmarkenveretn ist jetzt bekannt. Nach der Deutschen Zeitung ist «» der Oberst von Heydebreck. Herr von Heydebreck, früher Kommandeur de, 12. Dragonerregi ments in Enesen, ist der Schwiegersohn de» verstorbenen Ober ¬ präsidenten Frhrn. von Wtlamowttz-MSllrndorf und hat von di«, sem durch seine Ehefrau da» Majorat Mavkowttzta Kujawien geerbt. Wie die ganze Familie Wilamowitz ist Herr von Heyde. breck von jeher ein leidenschaftlicher Gegner des Oistmarkenver- verein» gew sen, wobei nach dem genannten Blatt persönlich« Motive mit unterlaufen. Die Deutsch« Zeitung weist ferner da rauf hin, daß Herr von Wilamowitz überzeugter Vertreter der Taprivischen Bersöhnungspolitik gegenüber den Polen und des halb Gegner des Ostmarkenverein» gewesen sei. Seitdem Herr von Wilamowitz infolge von Differenzen mit Miquel vom Ober. Präsidium zurücktreten mußte, wofür man angebliche Intrigen d«, Ostmarkenverein» verantwortlich zu machen suchte, bestände ein« Erbitterung der WtlamowitzGruppe gegen den Verein: Gin Teil de» alten Posener deutschen Großgrundbesitze» hatte dem Oberpräsidenten v. Wilamowitz Gefolgschaft geleistet und diesem gleich verabsäumt, sich dem neuen deutschen Ostmarlenkurse an- zuschließen. Die Herren stehen seitdem grollend zur Seite, füh. len sich isoliert, in ihrem politischen Einflüsse geschwächt und machen nun ihrem Umnut durch Uusfäll« gegen den Ostmarren verein Luft. Typisch für die Auffassung der Heydebreeffchen Gruppe ist die Tatsache, daß im vergangenen Herbst unter Füh rung de» Herrn vom Heydebreck ein Verein der deutschen und polnischen Ftdetkommißbesitzer der Provinz gebildet wurde, vergeben» wurde Herr von Heydebreck vocher von verschiedenen weiten aus das Bedenkliche dieser deutsch-polni schen Vereinigung in einer Periode hingewiesen: vergeblich wurde ihm klar zu machen versucht, daß der polnische Fideikommihbesitzer sich nur de»halb unter di« Fittige de» Deutschen begebe, umdort Kräftigung zusuchen. Herr v. HeydeLrrck unv seine Leut, sind eben Anhänger der versöhnungfturse«. In der Kreuzzettung meldet sich nun Herr v. Heydebreck selbst zum Wort. Er erklärt, gern« die Verantwortung für di« Kund gebung zu übernehmen. Diese richt« sich nicht gegen den Ostmar- kenverein und seine Bestrebungen, sondern einzig und allein ge- gen sein taktische» Vorgehen und di« hierfür verant wortliche Leitung. Zm übrigen gibt der Herr Oberst a. D. zu, daß er an der Bildung jene» Fideikommißbesttzeroerein«, dem auch polnische Herren angehören, mitgewirkt hat; der Ber- ein habe aber nur den Zweck, sachkundig« Anleitung bei der mit mancherlei Schwierigkeiten verbundenen Wertberechnung der Fideikommisse für die Festsetzung der aus Grund de» Reichs- stempelgesttze» von 1V0S p» zahlend«! Uhu«»-, p» geben. Hs« 0. Heydebreck beruft sich schließlich auf Artikel 27 d« prmchtscha» Verfassung, der jedem da» Recht der freien Meinungsäußerung garantiert. Mit dieser Verteidigung macht der Obrch sft», Sachs nicht besser. Muß es schon stärkste« Kaofschütteln «regsn, daß sich auf dem national so gefährdeten Boden der Provinz Pose» deutsche Großgrundbesitzer mit Pols« -ufammenschließen, um den oder jenen Sondevzweck zu erreichen, so beweist gerade jenq, Rundschreiben, wohin «ine solche Vereinigung führt. D«r polnische Pferdefuß jener Anklage gegen den Ostmarkenveretn iß zu deutlich, al» daß «r durch di» äußer» Einkleidung, al» ob hier wirkliche Deutsche ihre Stimm« erheben, verdeckt werden vnnte. Im Kampfe um die Ostmark handelt es Ach um ein vitale» In teresse de« Staates; da, Haupterfordernt» aber ist die Geschlossen heit der Deutschen. Wenn nun der adelig» Großgrundbesitz es unternimmt, dem ersten Vorkämpfer für da» Deutschtum in den Rücken zu fallen, so ist da, eine Versündigung am Staatsgedankenselbst, und es ist beschämend, daß gerade der Adel, der doch sonst immer der Träger der Etaatsautotität zu sein beansprucht, eine solche Schuld auf sich lädt. Herr v. Schorlemer befindet sich zurzeit aus Urlaub. Für ihn dementiert bereit» eine Korrespondenz, daß da» Ruiätschrei- ben von dem Minister ausgegangen sei. Da» hat nun wohl auch niemand behauptet. Ist e» aber für den gegenwfirtigen Kur» nicht schon bezeichnend genug, daß diese HrydebrechGruppo « für an der Zeit hält, dem verantwortlichen Letter un serer Ostmarkenpolttik ihr vertrauen auszu sprechen? «Kann es einen schlagenderen Beweis für »Ns«« Rückwärtsbewegung in der Polenpolttik geben, al» wenn Polen und Polenfreunde ihrer Zufriedenheit Ausdruck g«L«n? Bet den Verhandlungen tm preußischen Abgeordnetenhaus haben sich die Konservativen viel Mühe gegeLen, nachzuwetsen, daß di« Großgrundbesitze, der An!stcdlung»politik durchaus freundlich gegenü-erstehen, und sie haben sich auch al» Freund« de» Ostmarkenverein» cnifgespielt. Wa« sagen die Herren jetzt zu dieser neuesten Affäre? Die Kreuzzettung hat jener Zuschrift de» Herrn von Heydebreck kein Wort au» Eigenem hinyugefügt, und die Deutsche Tageszeitung hat ebenfalls keine Veranlassung, zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen; da» bündlerische Blatt fühlt sich sogar veranlaßt, di« Mißstimmung gegen di« je tzige Leitung de» Ostmarkenverein» zu betätigen. Sobald Die Waüenfteiufeftspiele in Eger. (Sonderbericht sü, da, Au«, Tageblatt.) Keine Heldengestalt vergangener Zeiten hat ein« so viel seitige und so umfangreiche Literatur erzeugt, wie Wallenstein. Mächtiger al» viel« andere und größer« Männer hat er Histori ker und Poeten, Romanschriftsteller und Künstler angezogen und die sorgfältig ausgezeichneten Werke über das Leben diese» sel tenen Manne», da» sovielverheißend an seinem Anfänge, so trau rig in seinem Ausgange war, zählen nach Tausenden. Und noch ist kein Ende abzusehen. De» Stoff«, ist gar zu viel, es ist ein Meer auszutrinken — bemerkt trefflich Deutschland» Lieb- ltngsdichter Friedlich von Schiller, der tm Jahre 17S1 eigen» zum Zwecke seiner Wallensteinstudien i, Eger mellt«, und mit seiner Wallenstetn-Drilogie dpm großen Friedländer, dem einziges der von allen Feldherr» de» Kriege» zu ein«, welHtstortschen Berühmtheit gelangte, «in unvergängliche» Denkmal, besser denn au» Erz und Marmelstein, geschaffen hat. Insbesondere hat di« Stadt Eger all» Ursache, den Mauen de» Friedländer» »ine dmft- bar« Gestnnnung zu bewahren, denn durch ihn und seinen Sänger Schiller ist «ger zu einer Wallsahttestätt, vieler Fremden gewor- den. Di, Menge der Besucher seine« Sterbebaus«,, de, alten Pachelbelbause» in Eger, de» jetzigen Stadthauses, zählt jährlich nach Tausenden und selten geht wohl ein wank«« an «ger vorüber, er -Löt« Henn nicht di« Statt« gss«h«n, wo dies«, b«, wundert« M«tror sink«« mußt«. Di« oftmalig« ßlMoftmhftt Wal- lenst«in» in Eg« und lein tvaurtg« Heinmgan« das«kbst gab«n schon vor mehr«r«n Jahr«» und wiederholt di« Anrsgung, Wal- lenstttnsestsptel« in Eger aufzusühren, in denen Ereignisse au, einem der historischen Einzüge dm Yriüländ«» zur Darstellung gelangen sollten. Schien ja doch.in d«n letzte» Jahrzehnt«» da» wachsend« historische Inkross« für dis V«vgang»nh»it um««» vob- kr, derartigen Spielen überhaupt sihr günstig zu sei». Vis» zsig- t,n di« historischen Festspiel« zu Royenburg a. L>, Sandshut. Fürth, Wunstedl und besonder, di« wallenstetttfestspiel« 1« Alt- dorf und Zirndorf. Dies« Städten wollte mm auch Sg« nicht nachstehen. Nachdem schon in dm Sah«, 12« und 12« derartig, Festspiel« aufgeführt wurden, fan und Somtag dis Aufführung dn wieder statt. An beiden Tagen «ettsr. S» T-Nsiade» stchwfter und den Deutschen Landen der altehrwürdigen, historisch interes santen, reindeutschen Kreisstadt Sger zu, um dem großartigen Schauspiele belzuwohnen. Auf dem großen Marktplatz« waren Tribünen mit 4000 Sitzplätzen errichtet. Dies« waren vollständig Lesetzt, außerdem standen noch Tausende von Zuschauern oberhalb de, Markte«. > Am Nachmittag de» ersten Festspieltag«» gegen 2 llhr erfolgte der Einzug Holk» mit seinen Truppen. Ihm vorau» rückt« eine Vorhut, di« Mr feindliche Truppen gehalten und von den städtischen Söldner zur Umkehr gedrängt wurden. Trompeten signale vom Rathausturm kündeten der Bürgerschaft die nahend« Gefahr an. Darauf erfolgte die Slamierung der Stadt. E» begann in der Stadt lebendig yu werden. Au» den Häusern eilten bewehrt« Krieger, Stadtsöldner und Knechte, Ratsherr«» und Angehvria« der verschißen«» Zünfte in ihren historischen Ge- «ändern und sammelten sich b«t der -aupttoach«, von wo au» izum OLevtor abg«rückt wurde. Durch ausgesandt, Späher und ent- gegenkommend« hoMsch« Fanfarenbläser «urd« di« SaL« bald aufgeklärt; kein feindlich«, Hw, stand vor den Toren, sondern General Holk, Wallenstein» Unterfeldherr mit seinen Truppen. Al» Vorttab de» wallenftftnschen Leer«» begehrt« er fried- fertig Einlaß, um für den Generalisstmu» Quartier zu machen. Darauf erfolgt, der Einzug Holk» mit sein«» Offizieren, Jägern, AtkeLwieren, (Kanonen, Pulver- und Troßwagen durch da» für di« Fchfptel« eigen» erbaut« Oberto,. v«r Holksch, Aua -» «egt« sich nach d«r BurgwtSft, wo sich alsbald unter Aufführung von Rettersptelen, Spielen fahrender Leute, sowi« historischen Musikspiel«» «in bewegt«» Lagsrleben entwickelt«. Um ü Uhr fand unter freiem Himmel im Hof« der alten Kaisetburg di« Aufführung de» Fchspiela: Aus der Kail,rburg statt. Di, Besucher wurden von einem Herold« mit folgend«« Vorspruch begrüßt: Such «äß ich ihr liebevoll«» «äste, Li« he«ü «ffchi«M» «t dem Fest«, Und all«, di« an» d«utsch«a Land«» Vs» Weg zu« alt«» Reichchadt fand««I 2!o» Sg'rw Bürger» «nd I»»gfr«w« Sollt «« kurtzwenk Spi«l ihr schau«, Au» schwer«, and kch großer Zftt. D tziutM «stmw,. WM S«»M. Mögt ihr «sch haß d«an «Mw«, UE daackt, w«nn«» «ach Dm»t «chwtwA Sern unserer Stadt, der deutschen^ tr«u«nl Und nun begim« «ns«r Spiel: De« Deutschtum» Heil, allweg da» Ziel! Begeistert stimmten di« Anwesenden in die deutsch«» H «il- Rufe mit «in. Hierauf erfolgt« «in Vorspiel: E» schildert di« Hauptmoment« des Festspiel», besonder» aber da» Ltebesverhält. ni» -wischen Aeanchen von Moser, der Tochter de» Burgkomman danten und dem sächsische» Rittmeister -an» Thtesel von Doltttz Kriegerische Fanfaren leiteten da, -auptstück ein. Meter d«n Klängen de» historischen wallensteinmarsche» tritt der Generalis, stmu» mit Gefolge auf. Wolf Wam Pachelbel, Bürgermeister von Eger, Littet Wallenstein um Aufhebung der Plünderung, di« General Holk über die Stadt verhängt hat. Wallenstein oer- spricht, gerührt durch da» kindliche Flehen des Bürgermeister töchterlein», der Stadt Schonung und Freiheit ihre» Glauben». Ein mächtiger volkfthor mit Orchesterbeglfttung beschließt da, Festspiel auf der Burg. Um 7 Uhr fand auf der Lurgwtes« die Aufführung eine» mittelalterlich«» Turnier» statt. In prächtiger Rüstung und mit geschlossen«» visieren kämpften di« Ritter gegeneinander. Nach Heißem Kamps« wurden di« Sieger von schönen Frauen mit dem veichienten Sirge»kranz« -«lohnt. Abend» fand noch ,1» Aufzua d«, Stadtpfeiser durch di, Stadt statt. Rege» Leben herrscht« »Ab hi» zur Mitternachtchund« auf dem Marktplatz,. Dte anliegend«» Gastwirtschaften hatten auf d«m Platz« Tisch« und Stühle ausgestellt, «ft frisch«« Sech«», saft« erklang«» di« Weisend«, MnsWr« und mawtz» deutsch, Lied ertönt« au« Tausend«» von K«hl«n. D«r zweit« F«ftfpt«lta- zftgt» un, den Einzug Wal lenstein, selch und sein«, gesamten Stab«». G«gm 8 Uhr schritten dte Stabt büttel d«n aLgSspenk» Platz ab. Sodann zogen General -oll mit s«tn«n Jägern, KurlÄch Mia, pon Bay«,» mit seinem Gefolge, di» Büraerwür und di« Stadtsäkd- G*wä«d«r er «md —,«»- ——-..^.nn und sesnstige StotdiL«di«nstet», Patr^ter, tzand»l»l«ut« und der Landadel, Mrg«r, Bürgerinnen und Mrg»r»t>chkr, all» in vornehme», historischen Kostüm«», vi«l« davon tzch »u Roß. Nach Bändigung dn «UfstUlung ritt«, Ss«s,»l Holl «ft ft«, «Ltftlung seiner «ftdak», ftww d«r Statzchwiptmam» «U d«, v»«-«««> de« Emeraltfftmu» «ntgw«», d« mit fftn«m He»r«at«tzs Lnftw vor