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AM L... - 5' -- ' , i --7^." - ro»«abe«V, L TehtoWr 1SU. llM S0S0 «wist RmiM Nr.Lfiä. Sechster Jahrgang 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge ° mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Quer Sonntagsblatt. „ . -»> v«r^ . ^ ftr »i, Zns.rat. v«antwortlich M,I««r Rreo». Sprechstunde der Redaktion mit Au»nahm« der Sonntag» nachmittag» von 4—» Uhr. — Telegramm-Ndreffer Lageblatt Nuerrzgeo.cae Fernhrrecher es in Au» t. Lrzgeb. Seide in An» i. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Sezuaiprei,: Durch unsere Boten frei in» ksau» monatlich 50 Ofg. 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Der Kaiser ernannte den König von Sachsen zum Ehrs debjwet'en Larve. Uianrn'ckiegim« 11 t». * Inden Stödten de» französischen Norddepaet«. ment» dauern die Unruh«n wegen der Teuerung fort. In den Vororten von St. Quentin wird geraubt und geplündert. D«r Papst bat den G»neralvikar von Besancon Humbrecht zum Bischof von Pottier» und den Seneralvikar von Marsrille Manrtn zum BischofvonDrrnoble ernannt. G Der durch Überschwemmung in den Provinzen Hupe, Hunan, Kiangsi und Mulden angerichtete Schaden wird auf 30 Millionen Tael» geschützt. Gegen b 0 0 0 0 Mensche« sind umgekommen. G Der drohend« neue englische Sisenbahnerstreik wurde infolge von Zugeständnissen der 'Great. Ea« stern-Lisenbahn-esellschaftbeigelegt. Mutmaßlich, Witterung a« Sonn tag 1 Südu»«st«iud, heiter, nacht, kllhl, tag,llbe, warm, trocken. -Wc Norvjeespiouage. Die Befestigung unserer Nordseeküsts und der ihr vorgelager- ten Inseln begegnet in fachmännischen Kreisen de» Auslandes so lebhaftem Interesse, daß in neuerer Zeit eine ungewöhnlich große Zahl gar zu interessierter fremdländischer Beobachter die Aufmerksamkeit unserer militärischen Behörden auf sich gelenkt hat, und daß speziell England alle Mühe Hat, für eine Hand voll englischer Spione gelegentlich auch wieder einmal «inen deut- lchen Austauschspion aufzutreiben. In etwa» besorgten deutschen Kreisen hat man nun wohl schon! mehrfach dem Gedanken Aus druck verleihen zu sollen geglaubt, daß auf die Erkundung wesent licher Teile unserer Nordseebefestigung durch Unberufene die Be zeichnung Spionage insofern eigentlich nur begrenzt* Anwendung finden könne, al» hier gar nicht da» Ausspähen militärischer Ge heimnisse, sondern nur da» Festfiellen ganz offenkundiger Tat sachen in Trage komm«. Zn der Tat! E» ist ja bekannt genug, daß beipielsweise jeder beli«btge Cuxhaven«, Badegast, d«r den iib'ichen Küstenbummel von dieser äußersten Pforte de» von der Elbe ausstrahlenden Weltverkehr» üb«r die KugelLaak« nach dem Nordseebad Duhnen unternimmt, vom Deichwege aus «inen ziemlich restlosen Ueberblick über Standort, Zahl und Art der ausgestellten Küstengeschütze gewinnt und ohne große Meßappa- rat« mit Leichtigkeit alle in Betracht kommenden Feststellungen vorzunehmen vermag. Auch an anderen Stellen der Nordseeküste ltegrn die Dinge nicht viel ander». Erst die neue,«« Be festigungen aus den Nordseeinseln find nicht so ganz in da» Licht Lrrttester Oeffentltchstit gerückt worden, habe« sich aber schwerlich der genauen und gewissenhaften Registrierung durch fachmännisch begabte und interesfierte Nordseebummler im Sporikostüm nicht gerade immer deutscher Herkunft entziehen können. Auf dem kleinen Helgoland zumal kann nicht nur zu jeder Stund« von j«d«m beliebigen Badegast der Stand der Arbeiten an dem TorpedoLoothafen im neuen Unterland« regst strielt w«rd«n, sond«rn «in geschulte» Aua« witd auch ohn« auf v^rbo «nen Wegen zu wandeln, wohl leicht genug *in«n Ueb«. blick über di« Bläu« zu g«wtnn«n vermögen, di« d«, ungeheuren, scheinbar da, Unterst« der ganzen Insel zu oLerst kehrenden Buddelet auf d«m Oberland« zugrunde liegen. Dies« Tatsache mag insofern ihr« besonderen Bedenken haben, al, «, in Seiten hochgradiger politischer Spannung für möglich« Segn« zu, Se« von ganz besonder, gchetgertem Interest, ist, »t, zu welchem Grad» unsere Rüstung auf einem so exponierten Vorposten fertig bezw. unfertig ist. Zu den etwa, bedenklichen Offenherzigkeiten mag «, auch gerechnet ««den müssen, rvmn die -unken» fta t t 0 n an der Nordspitz, de, Lande, zwischen Skbe» und Weser» Mündung so angetear Ist, daß jch« mehr oder minder Umtose Spaziergänger (weiß man', denn?!) mit geschultem Ohr di, Aunkstrüch, abzubören vermag. von d«rl«t Bedenken in SinzelMen abgesehen, wird man allaemein am End« den Satz «mstllen dürfen. daN dl« M» t h 0 d e d « r Off enh« r zigkei t ä I» Tuxhafen In « rnsten Zeitläuften eine Quelle schwerer ««fahren -er, gen kann, sofern fi« möglichen Gegnern die Schwäche unser«, Küstenschutzes offenbart: vergl«tchiweis« unbedenklich aber ist, sobald sie ihm mahnend unser« Stärke vergegenwärtigt. Unter diesem Gesichtspunkte könnte man schließlich vielleicht — wir sprechen in vollem Ernst — *o weit gehen, daß Deutschland, sobald cs im Besitz« ein«r lückenlosen und auf vollster Höh« moderner Technik stehenden Küstenvrrteidtgung ist. idrnjentg«» Ländern, die durch ihre Herren Spion« ihr lebhafte, Interest« für die Sicherheit der deutschen Norvseeküst« bekundet haben, in aller Offenherzigkeit und Freundschaft, um ihnen überflüssige Spionagetosten zu ersparen (natürlich aus Gegenseitigkeit, so wie England die wechselseitig, Unterrichtung über die Flotten» bauplän« in Vorschlag gebracht hat) einen schönen Ueberstcht». plan seiner Küstenvertetdigung darbtetet, au» dem sie nach Wunsch ein deutliche» Hand» off! ablesen können. Die Herren Spione interessieren sich letzten Eiche» ja ohnehin gar nicht für die vorhandenen und ihrem Zwecke vollauf genügenden Befesti gungen, sondern ihre Erkundigungen dienen mehr dem Ne gativ e n: Ob sie die Rtesendonnerer an der Küste und auf den Inseln ihrer Lage nach genau auf Meter und Zentimeter festzu stellen vermögen, da» spielt ja schließlich keine so große Rolle; denn find dies: Geschütze auf ihrem Posten, so vermögen sie sich die Kriegsschiffe fremder Nationen wett genug vom Leibe zu halten, um von jenen schwankenden Festungen au» ein genaue, Treffen auf Meter und Zentimeter al« ein Dina höchster Un wahrscheinlichkeit klar werden zu lasten. Gewiß wollen die Krieg «schiff« einer gegnerischen Macht wissen, au» welchen Ge fahrenen sie sich respektvoll fernzuhalten Haven; mehr noch in- t«resfirrt fi« aber, wt« gesagt, da« Negative, da» heißt dt« Lüt ke» in unserer Küstenvertetdtgung, diejenigen Plätze, an denen es eventuell verlohnt, wo nicht ein Einfalltor für beabsichtigte Invasionen, so doch «inen Stützpunkt für die Bl 0 ckade der deutschen Haupthäfen zu suchen. Vermögen wir sie durch die Methode der Offenherzigkeit zu belehren, daß dieses Suchen landauf, landab vergebens ist, so werden wir ihre Angriffslust doch wohl entsprechend zügeln. Was.nun aber die andere Seite des oben aufgestellten Satzes anbelangt: daß nämlich dies« Osfenherzigkeitsmethode, die im Falls vollster Zulänglichkeit unserer .Küstenvertetdigung eine Art Friedensgarantie bieten kann, im Falle der Offenbarung unserer Schwäche zur ernsten Gefahrenquelle wird, ft> hat man in die em Umstande schließlich nicht» weiter zu sehen, al, einen der Landes verteidigung von ihr selbst auferlegten Zwang, densKilsten- schutzaufdemhöchstenStandederTechnikzuhal- t e n oder ihn auf diesen Stand zu bringen. Wenn sie sich auch «ine Zeitlang diesem Zwange nicht ganz gebeugt hat, da die verfügbaren Mittel zunächst notwendiger gebraucht wurden für di« vorgesehene, auf hoher Se« schwimmende Küstenvertetdigung, so steht sie doch jetzt, wie allbekannt, im Begriff, da» nicht ohn« Bedenken Versäumte nachzuholen. Und daß es in vollem Um fange nachgeholt wird, dafür mag gerade die mehrerwähnt« Me thode der Offenherzigkeit bürgen. Betrachtet man die Dinge un ter diesen Gesichtswinkeln, so wird man vielleicht in der Lage sein, manche Bedenken einzudämmen, die auch in den letzten Wo chen anläßlich der neuchen Sptonagefälle wieder gegen die un kontrollierbaren Spaziergänger aus -em Oberlande de» auch trotz seiner momentanen Unruhe immer noch so reizvollen Helgoland und auf den an anziehender Aussicht auf da, vielbelebte Meer so reiche» und dadurch «für den Binnenländer so lehrreichen Deich wegen von Cuxhaven und Umgegend laut geworden find. Li» aMliche »rutsche ftlisfaffllllg >« »er MaroiNfra««. Der Berliner Mitarbeiter der Münchener Neuesten Nach richt«» hatte mit einem deutschen Diplomaten in wich- tiger Stellung ein» längere Unterredung über den Ma» rokkoLandel. Au, dieser teilen wir Richtlinien mit, wie st« für dt« Auffassung der Regierung gegenwärtig maßgebend fein dürst ten. Diese Richtlinien lasten sich kurz in folgende 11 Sätze zu- sammenfasten: 1) Frankreich hat sowohl dt» Algectraoakt, al« auch da« deutsch-fran-östsch, Abkommen«»» IVOS ver» letzt. Außer Deutschland bat biieher keine ander» Macht da» gegen Einspruch erhoben. L) Deutschland hat niemal, den Marsch nach Fej gebilligt. G, schritt «in, al, dt« Nach» richt von dem zwischen Minister Pichen und dem scheriftschen Ge- andten «ftMokrt zu Pari» -eschlosstmn G«t«tmvertrag krankreich« mit dem Sultan bekannt wurde, der die wirt» chastltchen Interesten Deutschland, in Maro«, völlig beiseite chot. ö) Dt« äußer, veranlastung für di, Entsendung de, B an» ther nach Agadir war tatsächlich der Ruf deutsch«, Grund» besitz« und Kaufleute nach Schutz. Mit d« Panther^ixpedition hat Deutschland in keiner Weife die AlgecirasE« »«letzt, son dern nur seiner Pflicht g«nügt, R«ich»anachörigen Schutz zu gewähren.. 4) Di« R«tch»leitung «ar von Anfang an auf die Aktion Großbritannien, zu Gunsten Frank reich, gefaßt, hat nie geglaubt, daß Großbritannien ruhig -eft seit« stehen würde, ist durch dt« antideutsche Haltung Großbritan nien, nicht überrascht worden und war stet« entschlossen, ein» Teilnahme Großbritannien, an den deutsch-franhöfischen Ver handlungen ntcht zu - ulass»n. Die EtnmiMna Großbri tannien, hat Frankreich nicht, genützt. Wie wenig Gute» man aber auch von Großbritannien erwartet hat — erstaunt «m man doch und entrüstet üb« die Mast» von Vöoartigsttt, deren Symptom Cartwrtght» Interview mit Dr. Stgm. Münz ist. v) Die deutsche Position war von Beginn an festgelegt durch Kaiser, «Kanzler, Ktderlen. An ihr ist im Grundsatz nicht« geändert worden, von einem Zu- rückwetchen ist keine Rede. 6) Im Plan« der Reichsleitung lag niemals die Erwerbung eine, Teile» von Ma rokko; kein« Kohlen-, Flotten- oder Hafenstation. 7) Dagegen liegt im Plane Deutschland» die voll« Sicherung seiner wirtschaftlichen Interessen in Maro«o, die «ertrag,, mäßige Beteiligung an Lieferungen und Unternehmun gen, an Grunderwerb und Minenrechten, die voll« Handels freiheit. 8) Polttischscheidet Deutschland aus Marokko au». Doch bleibt die Algeeira»akt«der Form nach bestehen. Frankreich mutz sich darüber mit den anderen Signatarmächten verständig«». Deutschland hat damit nicht, Wet ter zu tun. S) Für Deutschland» politische, Ausscheiden aus Ma rokko erhält «»kolonial, Kompensationen von Frank» reich. Togo ist rin gutgehend« Kleinkramlade» oder, wt» der Berlin« sagt, »in K»ll«g«schäft: selbst durch Dahomeh erweitert, wäre «, nicht, andere» geworden. Kamerun da gegen durch eine breiteZonevonFranzösisch-Kongo an di« Ströme Ubanght und Kongo und an Belgisch-Kongo ge bracht, ist ein zukunftsreiches Eroßhandelshaus. Keine koloniale Großmacht wird dann Kamerun mehr von Deutsch- Ostafrika trennen. Die belgische Kongokolonie, in der jetzt schon deutsches Kapital stark arbeitet, ist ein Bindeglied zwischen Kame run und Deutsch-Ostafrika. 10) Ob Deutschland auch «in Ha sengebiet in Französisch-Kongo erhalten wird, ist noch un gewiß. Zu erwarten aber ist, daß Frankreich fein Vor kaufsrecht auf das span ische Rio-Muni-Gebtet an Deutschland abtreten und daß Deutschland, fei «, jetzt oder später, die spanischen Gebiete Fernando Poo und Rio- Muni bekommen wird. 11) Was üb« Wien von erneuter An erkennung des Frankfurter Friedens durch Frank reich gemeldet worden war, ist -ar«r Unsinn. Der Frankfurter Friede bedarf keiner Bestätigung, Frankreich würde sich auch an eine erneut« Anerkennung nicht kehren. Diese Kluft bleibt be stehen. Dagegen hofft Deutschland auf Wegfall der klei nen Reibereien. Der Marokkohandel soll endgültig besei tigt werden. — Die» also di« Anfichten der deutschen Regierung Prüft man di« einzelnen Punkte genau, so erscheinen al» wich tigste Richtlinien die folgenden: A.. verztchtleistungen Deutschland«. Deutschland scheidet politisch aus der Reihe der Algeciras- Mächte aus, überläßt politisch Marokko an Frankreich, da» sich wegen dieser seiner Vorherrschaft mit anderen Unterzeich nern de» Vertrag» ausetnanderzusetzen haben wird. Abge sehen davon gibt Deutschland di«Kolont«Togo -in. ' ü. Entschädigungen an Deutschland. Ersten» erhält e» die voll« Sicherung seiner wirtschaftlichen Interessen und voll« Han- del, fr«»hett in Marokko »«bürgt. Zweiten» bekommt e» von Frankreich «in groß«» Stück von Französisch-Kongo, vielleicht mit einem Hafen; wahrscheinlich auch dm vor» kauf»r«cht auf da» spanisch« RioMunt-GM«t, da, e, — später — mit der spanischen Insel Fernando Poo gu vereini gen hoffen darf. Zieht man di« Bilanz au, dies« Verlust» und Gewtnn- rechnung, dann will «» un, scheinen,, al, ob der Verlust überwöge, wett, Kreist ve» deutschen Volke» «««den «» nicht verstehen, warum da, Faustpfand Agadir, da, «cf «ine Erwerbung de» Su,geii»t» hinzudeuten schien, wieder herac«. gegeben ««dm» soll ohn» di» geringste politisch« Festsetzung in Südwfftmarokko. Ab« da, möchte noch gehen: dt« Gefährdung ein« so exponiert«» Stellung durch Großbritannien wär« wohl auf die Dauer zu Ledrohltch. Dagegen wird di» Her gab» Togo,, von der merkwürdigerweise dt« sozialistisch, -Manitö auch wieder trefflich unterrichtet war, im deutsch«» Polst sehr schmerzliche Empfindungen «wecken. Gewichtia, Imponderabi lien ««den damit — ohne Not beiseite geschoben. Obwohl da, endgültig« Beseitigen all« «mnEkostrmtstagm» Rn» nicht zu un «schätzend, Bedeutung haben wild: dafür, daß um etwa», da, »tgentltch schon durch zwei Verträge dt» von 1SVS und 1900,