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Mittwoch, 8V. A«s»st1v1t llitir ^0v0 ndiitti Ittiint« Nr. Zvl. Sechster Jahrgaug. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge o.,-nt°.Mch« nrit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. ,nr ,e Zns.rat, verantwortlich »a«l> vlvc»-^v«A^»-0««II«Il«N Malrer Nean». Sprechstunde der Redaktion mit Nuonahme der Sonntage nachmittag» von 9—s Uhr. — lelegramm-Ndreffe! Tageblatt Nueerzgeo.cge Ferntzrecher s». Aue i. Lrzgrb. Beide in Au» i. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis; Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich Kopfs- Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 40 pfg. und wöchentlich lo psq. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ;.so Mk-, monatlich so Pfg. — Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich ,.gr Mk-monatlich «9 pfa. — Einzelne Nummer so Pfg. — Deutsch« Postzeitungskatalog- — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit kiusnahmr von Sonn- und Feiertagen. Znsertionsprei»; Vie flebengespaltene Aorpurzeile oder deren Raum für Inserate au» Rue und den Ortschaften de> Bmtshauptmannschast Schwarzenberg ,o Pfg-, sonst ,s pfg. Reklamexetitzeile rs pfg. Bei größeren Abschlüssen ent- brechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätestens 9'/» Uhr vormittags. Fstr Aufnahme von «räßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fl« am Tag« vorher bet un» eingehen. Vits» Nummek »käst» e ttlttv La- Wichtigste vom Läge. Wie verlautet, soll der sächsisch« Landtag auf den 7. N 0- vembtr einderuf«n we.den. ck Die Handel-kanimer Dresden sprach sich gegen di« Errichtung ktnesdesonderenKlrinqandel»» ausschusses aus ck Am Dl en« tag sand dei Stettin die Kaiserparad' Übei das zweite Armeekorps stall. ck Giaattsekietäe vonKiderlen-Wächtertstam Diene- t a g wieder in Berlin ei ng e t r 0 f f e 11. ck Die englisch-türkischen Verhandlungen bezüglich der Bagdadbahn werden al» a u »s i cht» l 0 s bezeichnet. Mutmaßlich« Witt«ung am Donnerstag: Nordwest, wind, wollig, kühl, zeitweise Regen. -ML Portugiefiiche Provieme. Der Alp der Ungewißheit, der auf den politischen «Kreisen Portugals lastete, ist endlich von ihnen gewichen: die Präsident« schaftswahl ist vorüber. Der Generallstaat,anwalt Manuel de Arriaga ist, wie unsere Leser bereit» erfahren haben, au» der Wahl heroorgegangen. Wenn gesagt wird, daß ^«politischen Kreise Portugals heu.e erleichtert aufatmen, so kann man das mit gutem Grunde tun, denn das Volk hat sich um die Wahl so gut wie gar nicht gekümmert. Es «ar ein heißes Rennen gewesen, auf dessen letzter Strecke von sechs oder sieben Konkurrenten nur noch drei im Sattel blieben: Bernardino Machado, der Minister des Aeuhern, Magelhaes Lima,, der Gesandte in London, und der 70jährige Generalstaatsanwalt Manuel deArriaga. Der neue Präsident ist ein ruhiger, stiller Gelehrter. In Statur und Aussehen unserem Wilhelm Jordan gleichend, hat er auch geistige Verwandtschaft mit dem deutschen Dichter. Gin feiner Denker, der dichterische» Talent mit tiefem Können vereint. Ob er ein großerStaatsmannist, muß er erst noch zeigen. Als repu- bUkantscher Schriftsteller ist der von allen Parteien geachtete Mann wiederholt hervorgetreten. Seine Wahl gibt eine gewisse Garantie dafür, daß wenigstens im höchsten Amt der Republik einePersönlichkett sich befindet, di«, ohne krampfhaft Radikalismus zu betätigen, doch der Reaktion keinen Zoll nachgibt. Wie mag das neue Ministerium beschaffen sein, das Präsident Arriaga bilden wird? Man sagt, der jetzige Bautenminister Tamach 0 werde an die Spitze de» Kabinett» treten, ein klu ger, dabet energischer Mann. Jedenfalls kann das Land sich be- glückwün chen, daß Machado nicht Präsident geworden ist. Denn in die'em Falle wäre ein Kabinett Affonso Tosta so gut wie sicher gewesen, d. h. die por'.ugtesische Politik würde in das Fahr wasser des unversöhnlichsten Radikalismus eingelenkt sein. Daß e'ne solche Richtung in einer Zeit, in der Mäßigung das Leitmotiv aller Handlungen sein müßte, di« verhängnisvollen Folgen gehabt hätte, ist klar. Mit welchen Ratgebern sich indes sen Präsident Arriaga auch immer umgeben mag: der neuen Männer starren dornenvolle Aufgaben in überreicher Füll«. Die provi'orische Regierung hat Las ihr anvertraute Haus schlecht be stellt. Die politisch unreifen Massen der Portugiesen, eine wil lige Beu'e großer Schlagworte und dröhnender Tribünen-Bered- samkeit, haben von dem Wesen und Inhalt des verfassungsmäßi gen Regimes ungefähr eine ebenso zutreffende Vorstellung wie die breiten Schichten des türkischen Volkes, die sich, als das volks- vcrderbende autokratische Regiment gestürzt wurde, die Consti- tucta als eine gütige, segenspendende, allernährende, alle Schä den heilende Landc»mutter ausmalten. Die Steuern würden aufhören, die Löhne würden steigen, die Lebensmtttelpreise sin ken. Ganz so weltfremd wie da» unter« türkische Volk ist da» poriugiosische nicht, aber immerhin politisch naiv genug, von der Aenderung d-r Staatsreform eine schnelle, durchgreifende wirt, schaftliche Besserung zu erwarten und zu verlangen. In diesen törichten Anschauungen sind die Portugtesen noch unter der Mo narchie durch die Republikaner bestärkt worden, die im Glauben, dadurch ihre Position zu stärken, bei jeder Gelegenheit dem Volke versicherten, nach Einsetzung der Republik werde sich das Leben verbilligen. Es sind ja auch tatsächlich Versuche in dieser Rich tung gemacht worden, ohne das geringste Resultat zu erzielen. Nur die Zwischenhändler lachen sich ins Fäustchen. Das Leben ist seit Oktober ungefähr 25 Prozent teurer geworden! Das Volk ist nicht so kurzsichtig, daß es den handgreiflichen Unterschied zwi- schen Besprechung und Wirklichkeit nicht kennt. Es hat gesehen, daß di« Ausstände, di« Lohnstreitigkeiten sich unter dem neuen Regime verschärften, daß die Lebenshaltung der Arbeiter sich vrschlechtert«, daß in den unteren Massen schnell «ine Stimmung Platz griff, die am bedenklichsten in den Vorgängen vom L. Au- gust zum Ausdruck kam. Der Tumult, der sich an jenem Tage vor der Deputier enkammer abspielte, schien in Lissabon vielen Republikanern wie der Vorbote der sozialen Revolution. Die Regierung aber hat, wie in allen früheren Fällen, so auch am 2. August «inen bedauerlichen Mangel an Autorität und Energie an d«n Tag gelegt. Es war ein versuch der von Agitator«» auf gehetzten poliii'ch unreifen Schicht der Straß«, di« Regie rungsgewalt zu erobern. Man ist gewiß ein Feind allzu schnei dig«» Draufgehens, aber in Lissabon gilt es, die Republik zu schützen gegen die Gefahren, di« ihr von politisch unreifen Hetzern bereitet werden. Und diese Hetzer, die, .wenn nicht absichtlich, so doch tatsächlich die Geschäfte der auf einen zum Putsch günstigen Augenblick lauernden Monarchie besorgen, die sollte man eben um der Republik willen mit unbeugsamer Energie fassen und un- schädlich machen. Zeigt die Regierung hier Schwäche, fährt sie fort, der Straße Beruhigungspuloer in Form unmöglicher Per- sprechungen zu geben, so ist die v öllig e An archi e nicht weit, und in dem anarchistischen Chaos wiü> der Wetzen der Feind« der Republik blühen. Die marokkanische Frage. Der Stand der Verhandlungen. Das Echo de Paris bringt, wie so viele ander« Blätter, ein« Darstellung des Programm», da» bet den künftigen Verhandlun gen zugrunde gelegt «erden soll. Auch dieser Meldung gegenüber erscheint Vorsicht geboten. Denn wenn auch «in sLetl der Mitteilungen des Echo de Paris recht wahrscheinlich aussieht, so beruht er doch augenscheinlich zum größten Teil auf naheliegen den Kombinationen. Denn daß Frankreich gewisse Forderungen aufstellen wird, um die Tunifizierung Marokkos durchzuführen, ist vorauszusehen, ebenso wie, daß Deutschland mindesten» Bürg schaften für seine wirtschaftlichen Interessen in Marokko, hoffent lich aber auch den Sus als ausschließliche Interessensphäre for dern wird. Dagegen dürfte es keinesfalls zutreffen, daß di« deut sche Regierung sich bezüglich der Eebietstkompensationen im Hin terlande von Kamerun die Ausführungen des früheren Gouver- neur» Jesco v. Puttkamer zu eigen gemacht hat, der sich mit Der Himmel im September. (NachdruL »-rbot-n.» Immer schneller nähert sich unser Tage»g«stirn dem Aequator, um ihn am 23. zu überschreiten. An diesem Datum ist Tag und SL cht gleich, und von da ab nimmt die Länge der Nacht zu, was ja für die Beobachtung de» Sternenhimmel» gün. stig ist. Die mittägliche Höhe der Sonne zu Monatsanfang be trüg: für den 60. Breitengrad etwa 48z4 Grad, gegen Monats ende bereits nur noch 87s/2 Grad über dem Horizont. Am Tage der Tag- und Nachtgloiche liegen Aus- und Untergangspunkt der Sonne genau im Ost. bezw. WestpuNkte. Zu Anfang de» Monat» geht dos Tazesgestirn für den Meridian von Berlin und einer geographischen Brette von SO Grad früh S Uhr 14 Minuten auf und 6 Uhr 45 Minuten unter, gegen Ende de» Monat» S Uhr 58 Minuten auf und 5 Uhr 42 Minuten unter. Die Tag«»läng« nimmt daher immer mehr ab und beträgt Anfang September 18Vr Stunden, um bi» gegen End« auf etwa 11ZL Stunden zu sinken. Die bürgerliche Dämmerung nimmt auch weiter ab und beträgt nur noch etwa 40 Minuten. — Unter den Gestirnen durchläuft dir Sonne da, Sternbild de» Löwen und tritt gegen Monat,end« in da, der Jungfrau, oder st« tritt am 24. morgen« 5 Uhr 18 Minu ten in da» Kalenderzetchen d«r wag«, damit astronomisch d«n Sommer beendigend und den Herist ankündigend, während meteo- rologisch mit dem End« d« August auch Sommersend, allgemein angenommen wird. Die Mondphasen: am 8. nachmittag» 4 Uhr V7 Minu ten Vollmond, am 1v. 8 Uhr 51 Minutin abend» letzte» viert«!, am 22. nachmittag» 8 Uhr 87 Minuten Reumond und am 80. 12 Uhr 8 Minuten mittag» erst«, viertel. In Erdfern« ist der Mond am 2 und 80.: in Erdnähe am 17., dabei erscheint s«tn scheinbar«» Durchmess«» im Winkelmaß ausgedrückt 2S' 83", 20' 84" bez». 32' 21" groß. In scheinbar«» Mondnähe befinden sich am 18. — «twa 4 GradWltcher — Saturn: am. 14. Mat», gleich fall» «tum» unter dem Mond«: und am> 28. Jupiter, 2 Grad «twa nördlich von ihm. von den Planeten ist zu bemerken: Merkur, der in der zweiten Hüls'« de» Monat, morgen» bi» zu einer -alben Stund« im Osten sichtbar wird, hat am 2. fein« -rHt« Mich« heliozentrt- üb« v«ttt. stedt am 2. in unter« Konjunktion mit der Sonn« und befindet sich am 21. im aufsteigenden Knoten, am 25. in größler westlicher Elongation und am 26. in Sonnennähe. Unter den Ge stirnen bewegt er sich nach Norden zu in das Sternbild der Jung frau. — Venus, gleichfalls in der Nähe des Sternbildes der Jung frau, wandert weiter rückläufig, ebenfalls wieder nach Norden und schneidet gegen Ende des Monat» den Aequator. Da st« am 15. in unterer Konjunktion mit der Sonne ist, bleibt sie zunächst unsichtbar und ist erst in der zweiten Monatshälfe kurze Zeit als Morgenstern sichtbar. — Mars, im Sternbilde des Stiers, geht zu Anfang des Monats um 9Z4 Uhr, gegen Ende nach 8 Uhr abends auf. — Jupiter, unter den Gestirnen zwischen Jungfrau und Wage, steht tn der Abenddämmerung und ist daher nur wnige Minuten für die Beobachtung vorhanden. — Saturn steigt «zwischen Widder und Stier langsam südwärts und bewegt sich dabei rückläufig. Mitte des Monat» «scheint er etwa 2s/s Stun den nach Sonnenuntergang über d«m Osthorizonte und ist immer länger tn der zweiten Nachthälfte sichtbar, zu'etzt fast Ss/z Stun- den lang. Im August wurde wieder ein neuer Komet entdeckt — der dritte dieses Jahre». Doch ist seine Helligkeit nicht so groß, daß er mit bloßem Auge bezw. kleinerem Fernrohr« gesehen wer. den kann. D«r zweite Komet diese» Jahres, der auf dein Mt. Hamilton tn Amerika von Rteß entdeckt wurde, ist «tn ziemlich Heller Komrt, der zut Zeit seiner Entdeckung sich — 7. Gröhe et. «a — nah« Lei dem Stern Auriga im Sternbild de» Fuhrmann» bewegte Für die Beobachtung d«»Firstrrnhtmmel» wird di« Jahr«»z«tt immer günstiger. Di« Rächt« werden länger und dunkler, wozu noch kommt, daß der September auch in mrteoro- logischer Hinsicht tn unseren Breiten für nächtliche Beobachtungen meisten» recht geeignet ist, da sich nämlich di» Lust in diesem Monat durch besonder, Durchsichtigkeit und Ruh« au»z«tchnet — Etainfchasten, di« dir b«obachtrnd, Astronom wohl zu schätzen weiß, blonder» wenn «» nötig ist, an größ«r«n Fernrohren mit starken Vergrößerungen zu arbeit«« .... Treten wir um die Mitt, de« Monat» gegen 10 Uhr ab«nd, tn» Frei, und richten unseren Blick nach dem Zentth, dem Schei- telpunkt de, Himmel», so finden wir westlich von ihm da» groß« Kreuz de» Schwane», mit Deneb, dem heüsten Stern, di«. «» Bilde», al» KoMtern. von ihm au» nach Norden kommt man durch «in« sternärmer, Gegend Über da» Sternbild de» Kevieu» «l dem Neinen waaen mit dem Volarstern«. Kevbeu» selbst besteht aus fünf meist schwächeren Sternen. In seiner Nähe nach Osten zu liegt die an Aussehen einem VV ähnliche Tassiopeja. Südlich von ihnen befindet sich Andromeda und in ihr einer der schönsten Nebel des nördlichen Himmels. Oestlich davon zwischen Andromeda und Tassiopeja trifft man den Perseus, zum größten Teil noch in der Milchstraße liegend. In ihm befindet sich Algol, «in«r der sogenannten veränderlichen Sterne, weil eben sein« Helligkeit wechselt. Wandert man am Sternenhimmel vom Per- seus weiter östlich, nur wenig höher, wo die Milchstraße im Nord osten in den Horizont mündet, so erblicken wir noch einige Helle Stern;', wie den Fuhrmann mit Tapella als Hauptstern. Südlich vom Perseus stehen im Osten die Plejad"n, auch Siebengestirn genanni, «in schöner Sternhaufen, in dem mit unbewaffnetem, gutem Auge, wie der Name bereits bseagt, sieben Sterne erkenn bar sind. Am östlichen Horizont ist auch schon der rötlich fun kelnde Aldebaran, der hellste Stern de» Stiere», aufgegangen, und bei dunstfrei m Horizont sind die Kyaden, die RegenLrin- genden, tief am Horizont wahrnehmbar. Immer eher verschwinden die Sternbilder, die den sommer- ltchen Nach.htmmel zierten. So sehen wir in der Milchstraße am südwestlich:» Horizonte den Adler, leicht kenntlich an seinen drei Hauptsternen, deren hellst«» Atatr heißt. Zwischen Adler und Schwan, am östlichen Rand« der Milchstraße, treffen wir di« klein«, au» fünf mit bloßem klug« wahrnehmbaren Sternen be stehende Sterngruppe de» Delphin. Am westlichen Rande, in «t, wa gleicher Deklination mit dem, hellsten Stern im Schwan, aber bereit» tiefer stehend, trifft man auf die Leier mit Vega al» Kauptstern: noch näher dem nordwestlichen Horizont liegt da» Sternbild des Herkules. Der allbekannte Groß, Wagen liegt über dem nördlichen Horizont. Di« v«rbtnmng»lint« seiner bei- den Hinterräder nach Norden verlängert, führt un» über den äußersten Schwanzstern de» Drachens «um Polarstern, dem Deich- s-lstern« de» kleinen wagen». Betrachtet man also den Airstern- Himmel, so bemerkt man bereit» deutlich, daß di« den winterlichen Himmel zierenden, glänzenderen Sternbilder wieder mehr zur Beobachtung kommen, während di« sommerlichen Bilder «i, Poo- te», Kron«, Schlange und Schiangenträger immer früher am westhortzonte versinken. So kann man bereit» bald nach Mitter nacht da» sicherlich schönst« Sternbild der nördlichen Breiten, den Orion, aufgehen sehen, der dem Stier« im scheinbaren Kreislauf« der Stern« folgt. Ott» RrtLIIad.