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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 15.08.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191108153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19110815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19110815
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: nur 4 Seiten vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-15
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Nr. 188. Auer Lag,blatt und Vlnzeiger für da« Erzgebirge. Dtensiag, den 1b. »uguft 1S1 l von PedeuRm- sei, stark« misttärtsch« Unterstützung -zu haben: de«»gen seien bereit» Befehl« zur Verstärkung der Truppen in Liverpool gegeben worden. Auf ein« Anfrage wegen de» Streik» der Dockarbetter inLondon änderte Churchill, di« Lag« sei noch nicht Kar, und pqemr sich di« Notwendigkeit ergeben sollt«, würden all« der Regierung zur Verfügung stehenden Trup. pen dazu verwandt ^werden, die Ruhe aufrecht zu erhalten und di« Achtung vor dem Gesetze sowie di« ungehindert« Zufuhr von Leben»mitt«ln Mer zu stellen. Lloyd fieorge gab bekannt, daß di« Ferien de» Hause» vom IS. August Li» -um 24. Oktober dauern werden. , Reu« AuOfcheeitung«. — Militär vud Polizei Lei der Arbeit. Bürgermeister Sir Thoma» Hughq» in Liverpool wurde durch einen Eteinwurfam Kopf« verletzt. Die Ausständigen grif- fen gestern nachmittag dort einen Brotwagen an und plünder ten und verwüsteten da» Rathau» und da» Polizeiprä sidium. Soldaten zerstreuten di« Aufrührer. Ja Birkenhead haben sich 7000 Hafenarbeiter dem Streik angeschlossen: e» kam zu Zusammenstößen zwischen den Ausständigen und der Polizei. In Grimsby streiken die Arbeiter auf den Kohlenleichtern. Infolgedessen können keine Schleppdampfer in See gehen, und wenn nicht eine schleunige Beilegung des Ausstandes erreicht wird, wird der MschhäiTel im Hafen vollständig lahmgelegt werden. InGlcsgow hielten die Ausständige 4 gestern nach mittag mehrere Straßenbahnwagen an. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor. , weiter«« Anschwellen der Bewegung. Die Lag« im Ausstand der Londoner Hafenarbeiter zeigte gestern nachmittag keine Besserung. Mehrere Taufend Arbeiter find wegen de, Entlassung einiger Ausständiger durch die Hafen behörde wieder in den Ausstand getreten. Die Leute sind auch erregt darüber, daß sie zur Arbeit zurüchkehren sollen, während der Ausstand in Liverpool im Wachsen Legrtffen ist. Die indu- strielle Lage in London-Südost ist andauernd ernst. In dem Stadtteil Bermondsey befinden sich 14 000 Arbeiter im Ausstand. Di« Eisenbahner von Lancashire und Swansea haben sich in einer Resolution für den nationalen Streik ausgesprochen. Auch in Schottland haben sich die Eisenbahner verschiedener Bezirke der Ausstandsbowegung angeschlossen. so ooo Arbeit«, ausgesperrt. Die Hauptschifsahrtsgesellfchaften in Liverpool haben gestern mittag die Aussperrung verkündet. Es werden SO 000 Arbeiter davon betroffen. Di« Eisenbahner in Newcastle schließen sich an» Die Eisenbahner in Newcastle beschlossen, die Beförderung von Waren abzulehnen, die von Streikplätzen kommen oder nach solchen gehen. Drohender Ausstand im Hafen von SouWampton. Infolge des Wicderausbruches der Unruhen im Hafen von Southampton verweigerten die Kohlenstauer die Arbeit auf dem amerikanischen Dampfer Philadelphia, der am Mittwoch nach Neuyork abgehen M, wenn ihnen nicht «in Sonderpenny für die Tonne bewilligt werde. Die Güterpacker drohen gleichfalls mit dem Ausstand. Ein« Nattonalkonferenz der Eisenbahner. Am Sonntag beschloß «ine Nationalkonferenz von Eisenbahn- beamten, ein« Bewegung zur Erzielung einer Lohnerhöhung zu organisieren und, solange der Ausstand nicht empfohlen wird, es abzulehnen, di« Arbeit anderer im Ausstand stehender Eisen bahnergruppen zu übernehmen. A«S dem Königreich Sachsen. Teure» Brot zum teuren Fleisch. Al« vor jetzt beinahe zwei Monaten die trockene warme Witterung, die uns jetzt so plagt, begann, da versprach man sich allerseits von ihr einen günstigen Einfluh aus die nicht gerade rosigen Ernteaussichten. Leider hat es der Himmel allzu gut mit uns gemeint, und die regenlose Hitze hat mehr verdorben, als es vorher die zu kühle Witterung getan hatte. Zwar sind nicht die Erträge an Brotgetreide ungewöhnlich niedrig geworden, aber das allgemeine Bild der Ernte hat sich, vor allen Dingen durch die ungünstige Entwicklung der Futterpflanzen und Hackfrüchte, so verschoben, daß man befürchten muß, wir gehen schweren Zei ten entgegen. Daß in den Ernteausstchten eine Verschlechterung «ingetreten ist, beweist klar die Entwicklung, welche die Preise an den in Betracht kommenden Warenmärkten in den letzten Wochen genommen haben. An den Zuckermärkten find die Preise in ein« Höh« gejagt worden, wfie kaum zu der Zeit, al» unter der Führung de» alten chilenischen «Minister» Santa Maria di« Zuckerspekulation zur Lieblingsbeschäftigung weiter Kreis« in allen LSichern geworden war. Auch di« Getreidepreis« streben jetzt scharf nach oben und die Preise der Hauptsächlichsten Lebens mittel find in fortwährendem Steigen begriffen. Die Aussichten sind also für die volksernikhrung wenig günstig und es bleibt nur noch die Hoffnung, daß im Laüfe der neuen Woche ein« Wit. terungsänderung «intrttt, damit wenigsten» die Winterkartoffeln, da, zweite Brot de» kleinen Mann«, nicht die Preise erreichen wie die Frühkartoffeln, von denen heute der Zentner — in Engro»-Preis — mit 7 Mark bezahlt wird. * Slancha«, 14. August. De« Brandwunden er legen. Da» 20jährige Mädchen Minna Wagner, da» wie gemeldet, vor vierzehn Tagen infolge Explosion einer Spiritus kanne so schwere Brandwunden am ganzen Körper erlitt, daß «» in» städtische Krankenhaus eingeliesert w«den mußte, ist seinen Ver letzungen erlegen. * Werdau, 14. August. LeichtferttgerSchütze. Vor einigen Tagen wurde bei einer im unteren Stadtteil wohnhaften Familie in später Abendstunde durch ein Geschoß eine Fensterscheibe zertrümmert. Al» Täter wurde jetzt ein 16 Jahre alter Fabrik- arbeiter von hier ermittelt, der in Gesellschaft eine» Freunde» vor dem Hause mit einem Taschen-Tesching unbefugterweise operiert hatte. Für den leichtfertigen Schützen wird eine Strafe nicht ausbleiben. * Elfterberg, 14 August. Großfeuer. Gestern abend ist in Noßwitz im Rühmlichen Anwesen ein Feuer ausgebrochen, da» sich infolge der großen Dürre auch auf da» Perthelsche Gut ausbreitete. Die umfau^..^en Gebäude bräunten vollständig nieder. * Mylau, 14. August. Am Straßenbau im unte ren Göltzschtal rumort es weiter; die daran beschäf- tigten italienischen Arbeiter erweisen sich als ein recht unruhiges Völkchen. Noch ist es nicht lange her, da stellten sie die Arbeit ein, weil ihnen die Speisen nicht mehr nach italienischer Art son dern nach oeulscher Weise bereitet werden sollten. Jetzt hat ein großer Teil schon seit Ende Juli wieder seine Arbeitsplätze ver lassen, um höhere Löhne zu erzielen. * Reinholdshain, 14. August. Brand einer Schule. Sonnabend nachmittag ist hier das alte, im Jahre 1735 erbaute Schulgebäude vollständig niedergebrannt. Der im Oberstock woh nende 2. Lehrer Esperhein, der im AbtttSzimmer vom Feuer überrascht wurde, konnte sich nur noch mit Mühe und Not in Sicherheit bringen. Ihm ist alle*, selbst die Uhr und das Geld, verbrannt Auch die im Erdgeschoß wohnende Glöcknerfamilie vermochte nur wenig zu retten. Als Entstehung-msache wird Selbstentzündung angenommen. Die Löschhtlfe war in Folge des Wassermangels sehr erschwert. * Leipzig, 14. August. Verbrannt. In der Slernwar- tenstraße hier hat die daselbst wohnhafte 29 Jahre alte Vermieterin Clauß einen schrecklichen Tod gesunden. An Rheumatismus erkrankt und deshalb in Verr änd, gehüllt, wollte sie in der Nacht eine Lampe anzünden. Dabei gerieten der Verband und die Nacht, kleidung der Frau in Flammen Auf die Hilferufe der Unglück lichen wurden zwar die Flammen von eimm Hausbewohner er stickt, die erlittenen Brandwunden ab-'r führten schon nach wenigen Stunden zu einem qualvollen Tode der bedauernswerten Frau. * Drahtnachrichten aus Sachsen. — Hohenstein-Ernstthal, 15. Au ruft. Aus dem einem Ne- benraume der Küche des Logenhauses wurden gestern abend aus einer in einem Schreibtisch befindlichen K stelle 600 Markge stohlen. Der Diebstahl ist g-gen I I Uhr ab nds ausgeführt worden, während im R-staurani noch bbhafler Betrieb verricht. — Schwere Brandwunden w sich am Sonnabend abend der 8jährige Sohn einer im Kirchgäßchen wohnhaften Familie Meier zu, der noch mit einigen gleichaltrigen Knaben beim Hasche- spiel eine Waschküche als Versteck wählte. Der Knabe stieg hier bei auf einem mit heißem Wasser gefüllten Waschkessel, dessen Deckel abrutschte, wodurch er in den Kessel stürzte. Der Bedau ernswerte, mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben. — Reichenbach, 15. August. In einer hiesigen Färberei und Appretur-Anstalt wurde am Sonnabend nachmittag dem 50 Jahre alten Färbereiarbeiter Oswald Neubert von hier an der Schleu- drrmaschtn», infolge ein.» an der Maschine plötzlich entstehenden Schaden», der Brustkorb eingedrückt. Der schwer ver letzte Mann wurde sofort im Automobil in» Krankenstift in Zwickau eingeltefert. — Döbeln, 15 August Ein au» Zuckmantel in Oesterreich gebürtiger, 58 Jahre alter Müllergehilfe, der von der AmtShaupt- mannschaft zu Annaberg au» dem Königreich« Sachse» au» ge wiesen ist, wurde von der hiesigen Polizei aufgegrtffen und dem Königlichen Amtsgericht übergeben. Bon Stadt n«d Land. * Gedenktage am 1k. August: r544 Einweihung der Uni versität Königsberg. 1760 Sieg Friedrichs des Großen über die Ovsterreicher bei Liegnitz. 1769 Napoleon Bonaparte, * Ajaccio lnach Neueren 7. 1. 1768 in Torte). 1771 Walter Scott, schotti scher Rvmandichter, * Edinburg. 190V Besetzung von Peking durch die Verbündeten mit Entsatz der seit 15 6. belagerten Ge sandten. Venerberlckl vo» is. August. - 7 Udr morgen Station»-Name Barometer- Stand Temperatur nach Lelfins Feuchtig keitsgehalt Ma, M-n Win richs Wetterhäuschen Aäni, Alb»,«. Brücke Aue 136 IS 71 -i- 14 » i. Aue, 15. August. Nachdruck unserer Lokalnotizen, — die durch ein Korrespondenzzeichen kenntlich gemocht sind, ist — auch im Üuszuge — nur mit genauer Quellenangabe gestattet,) Var krgebnir ger Vamen-Zcdöndellr- Isonstukrenr sum Huer parktest. Die Preisverteilung bei der Damen-Schönheits-Konkurrenz wurde von den Bewerberinnen um die Siegespalme ebenso wie auch vom großen Publikum gestern nachmittag mit Spannung erwartet. Um 5 Uhr war der große Augenblick gekommen, da der Schleier über dem Geheimnis sich lüften sollte. Das Preis richter-Kollegium hatte beschlossen, die Preise in zwei Gruppen zu verteilen, und zwar als große und als kleine Preise. Von einer Bekanntgabe der Reihenfolge, in der di« Preise nach den verzeichneten Punkten zugeteilt wurden, hat das Preis gericht aus bestimmten Gründen Abstand genommen. Nachstehend lassen wir die Namen der Preisträgerinnen folgen, und »war in alphabetischer Reihenfolge. Es erhielten: E«he Preise; Frau Hella Bell (Aue), Frl. Fiedler (Aue), Frl. Mar tha Fischer (Hartenstein), Frl. Marie Friedrich (Aue), Frl. Helene Eeitner (Aue), Frl. Alma Georgi (Aue), Frl, Grete Hilt mann (Aue), Frl. Lilly Hofmann (Plauen), Frl. Else Köhler (Aue), Frl. Herta Lipfert (Nic-derpfan- nenftiel), Frau Gertrud Lehr (Aue), Frau Olga Mehlhorn (Schwarzenberg), Frl. Martha Oeser (Aue), Frl. Grete Rös ler (Aue), Frl. Meta Seipel (Ponitz, S.-A.), Frl. sFriöda Schneider (Aue), Frl. Lotte Weinig (Mailand). Kleine Preis«: Frl. Fanny Annerl (Aue), Frl. Elsbeth Becker (Aue), Frl. Gertrud Behr (Aue), Frl. Helene Bier ast (Aue), Frl. Hannchen Böhm (Aue), Frl. Lotte Dittrich (Schneeberg), Frl. Erna Fischer (Aue), Frl. Johanne Freitag (Aue), Frl. Frieda Harfisch (Chemnitz), Frau Hergert (Berlin), Frl. Gertrud Hermann (Dresden), Frl. Marianne Herzog (Aue), Frl. Elsa Kehr (Niederpfannenstiel), Frl. Gertrud Klinger (Aue), Frau Kr umbiegel (Kirchberg), Frl. Anna Lehmann (Aue), Frl. Paula Morgner (Aue), Frl. Lischen Mühlmann (Aue), Frl. Lilly Otto (Leipzig), Frl. Else Rauschen Lach (Aue), Frau Meta Schilde (Zwönitz), Frl. Klara Schwalbe (Aue), Frl. Frieda Steeg (Aue), Frl. Grete Steg er (Aue), Frl. Antonie Steubler (Aue), Frl. Trude VLgt«l (Aue), Frl. Carola Thier schmidt (Lengen feld), Frl. Toni Winkler (Aue) und Frl. Else Windshei mer (Aue). W Auch der zweite Parkfesttag hatte gestern viele Besucher nach dem Stadtparke geführt, Einheimische sowohl als Fremde. Das sein, so in neuerer Zett Hannover, Halberstadt, Wolfenbüttel und Quedlinburg um die Ehre, zuerst den Broihan, ein süß und ge- wüvzhaft schmeckende» Weißbier, gebraut zu haben. Angeblich trägt diese» Bier den Namen seines Erfinders, des zu Gronau im Kilde»heimschen geborenen Konrad oder Kurt Broihan, der wäh. rend einiger Jahre in Hamburg al» Braumeister tätig war, sich dann in dem Dorfe Stöcken Lei Hannover oder in Hannover selbst niederließ und nun versuchte, da, Hamburger Bier nachtzubrauen, ««bet am 81. Mai 1626 ,als Fehlversuch ein abweichendes Gebräu, eben der Broihan, erstand. Andere machen den braven Braumei ster zu einem englischen Kord, der 1626 entweder zu Hannover oder Halberstadt eine Brauerei angelegt habe, in der zuerst Luft- matz ohne Hopsenzusatz verbraut jwurde. Wahrscheinlicher ist e», dah Broihan, entsprechend dem mittelhochdeutschen brüten urtd drolso für brauen, der alte Name jedes Weißbieres gewesen ist, und der Brauer Kurt erst von seinem Gewerbe hen Namen erhalten hat. Jedenfalls nahmen di« Halberstädter den berühm ten Mann für sich in Anspruch, wie sie denn auch die hübsche Figur eine» hinter der Tonne hockenden Brauers in der Nische des an der Woorth gelegenen Hause» frischweg Kür da» aus dem Jahre 1574 stammende Andenken an den Beglücker so vieler durstiger Kehlen erklärten. Die Berliner, nachdem sie schon seit Jahrhunderten Braunbter getrunken, begeisterten sich allmählich str 'n« kühle Blonde. Da» Brauen von Weihbier aus Weizen matz hatten sie bereit» begonnen vor Schluh de» Dreißigjährigen Kriege». Wie Dr. Elshotz, der Verfasser eine» 1642 heraus gegebenen Kochbuches, mittelst, tranken sie neben dem eigenen GÄräu yoch fremde Weißbiere: den Potsdamer und den Köpe» Nicker Broihan, die allerdings dem aus Halberstadt an Voll kommenheit nicht gleichkamen, und das Weizenvier aus Kottbus, da» .ebenso wie da» in Berlin gebraut« zur Slot einen guten Broihan ersetzen konnte. Angeblich stammte das Berliner Weih bier wie der Halberstädter Broihan vom Hamburger Mer und diese» wieder vom englischen Weißbier. Letztere» sei so vortresf. lich gewesen, daß e» der Kardinal Reimundus au» Rom, al» er in Hamburg al» Legatu» gewellt, beim Mnken mit den Scherz, »orten apostrophiert habe: 0 guava libeuter ess« vtuuml — zu Deutsch: O zot« gern «nächtest du Wein seins Richt nur in verlt», sonder« t« der ganzen Mark BvandenLurg machten di« ansässigen Brauer vorzügliche Geschäfte, zumal das Pier wogen seiner Güte stark nach auswärts verfrachtet wuü>«. Dem tat die »am Kurfürst Johann Cicero im Jahre 1488 in den kurbrnn- denburgischen Ländern eingssuhrte Bterziese, laut welcher für di« nächsten sieben Jahre von jeder-Tonne Mer zwölf Pfennig zu zahlen waren, keinen Abbruch. Ein von den altmärkischen Städten, allen voran Stendal, wogen der Ziese angezetteltes Re- volutiönchen verpuffte: die trotzigsten Rädelsführer verloren auf dem Block den Kopf, die Ziese blieb, erfuhr später sogar noch eine Erhöhung, und Bürger und Bauer ließen sich nach wie vor den Trunk vortrefflich schmecken. Auch als nach dem Jahre 1680 für 88 gestrichene Scheffel Weizenmalz 7sH Reichstaler Steuer ent richtet werden mußten, nahm der Durst der Berliner und der übrigen Landeskinder nicht ab. Am Hofe des Landesvaters wpr man tv puncto Mertrinken stets mit gutem Beispiel vorangegangen. In einer von Jo achim II. vor dem Jahre 1542 erlassenen Hoford-nung heißt es bezüglich der Verabfolgung bernauischen Bieres aus hem kur fürstlichen Keller: Auf der Jungfrawtisch, sovil sie des getrinken mögen. Zudem erhielten Jungfrawen zu den Morgenfuppen ein halb Stubichen Weins und über Tisch einen großen Becher Wein». Ein lustiger Rat, Andreas von Röbell, der 1577 von seinem Herrn, Kurfürst Friedrich I., ein Kanonikat in Havelberg erhalten hatte, stellte einen Ravers aus, in dem die Stelle vor kommt: Desgleichen will ich mich des Vollsaufen» enthalten und auf jeder Malzeit mitt zimblichen Becher Biers und Weins die Malzeit schließen. Jnfall ich aber ohn Ihr Thurfl. En. Erlaub nus dieses Lbertretten und ich druncken befunden wurde: Als soll und will ich mich sobald ich gefordert werde in der Kuchen etnstellen und mitt jviertztgk Stretche weniger einen, inmaßen dem heyligen Paulo geschehen, von denen, so Ihr Thurfl. Gn. darzu verordnen werden, mit der Rutte geben lassen. Der Graf von Lynar empfing nach seiner Bestallung aus der kurfürstlichen tzofrentet jährlich außer tausend Talern noch ansehnliche Depu- täte, darunter 250 Tonnen Bier, 2 Fstder rheinischen Wein, 8 Fuder blanken Landwetn und 1 Fuder roten Landwetn. Bei einer 1624 zu Berlin abgehaltenen kurfürstlichen Kindtauf« wur den von der Hofhaltung allekn an Mer 4000 Tonnen gebraucht, und zwar waren hierzu evford«rlich gewesen 286 Mispel, 18 Scheffel Matz und 98 Mispel Hopfen. Da außerdem noch Wein und fremde Biere, wie Zerbster, M"»burger und Mumme, ge trunken wurden, so muß die Benebelung bei diesen kurfürstlichen Kindtausen eine ganz polizeiwidrige gewesen sein. Bei anderen Gelegenheiten wurde ebenso fürchterlich in Vier gezecht. Bier spielte ja auch im Tabakskollegium eine gewichtige Rolle. Unter König Friedrich I. bevorzugte ,man einen trunk süß englisch Lier, hingegen unter König Friedrich Wilhelm I. Dugsteiner Bier aus Königslutter, Köpenicker, Moll und schwedisches Bier — Sor ten, von denen der Keller des Königs stets großen Vorrat ent hielt. Das Dugsteiner Bier aus Königslutter war ein Weiß bier, zu dem die Brauer, wie Uffenbach 1710 mitteilt, das köst liche Wasser des vom nahen Dugstein, hinein Tüffelsen, herströ- menden Baches benutzten. Getrunken wjurde aus weißen Krügen, deren jeder ein Quart patzte. Kurzum, in Norddeutschland ist ebenso wacker wie in Süddeutschland gezecht «worden. Ja, es scheint sogar, al» ob die sm Norden denen im Süden, ehe diese ans Mertrinken kamen, erheblich über waren. Trotzdem hat sich mancher mit dem Bier glicht recht befreunden können. So wurde dem um 1530 bei Guldenmundt in Nürnberg erschienenen Liede: Der edelste Gesundbrunnen eine dritte Strophe angehängt, die nach der Aufzeichnung vom Jahre 1602 lautet: Vom Mer will man fluch sagen, Es sei ein starker Trank: Es will nit in.mein' Magen, Zu Stund macht es mich krank. Sehr rühmlich für den Trank des sSambrinus klingt diese Strophe, die zu dm ältesten poetischen Erwähnungen des Bieres gehört, durchaus nicht. ss)er Dichter hält es, wie die meisten sei ner Kollegen, mit dem Saft der Reben, mit dem goldigen Wein, dessen Lob in allen Zungen klingt. Und so ist das Bier in der Poesie sehr stiefmütterlich behandelt worden — so stiefmütter lich, daß sogar unser hochdeutsches Bierlala Mr einer Anleihe bet dem zur Zeit Ludwig» XIV. aufgekommenen flämischen Volkslied« Pierlala entsprungen ist, Obwohl Pier, zu Deutsch Pater, mit Bier und Durst nicht» zu tun hat. Seorg stkevLuu«.
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