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Freitag, 11. August 1-11. Ilikr 4000 rttlntt »imntii. Rr. 185. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge fri., ^nk°Ick mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. „ . vn«, °«d o«l°g »s-.^ ^°u,w°-n.ch I_ »»«vwcß-a.Veettg^Il«!,.» „ „ m. b. nr»u». Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag, von L Uhr. — Telegramm-Ndreffe: Tageblatt Nueerzgeo.cge Fernsprecher sr. j Lrzgeb. - >' n Aue ! LlZgeö. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Roten frei ins lsaus monatlich 50 Dfg. Rci der Geschäftsstelle abgeholt monatlich HO Pfg. nud wöchentlich <0 Pf.,. — Rei der Post bestellt und selbst abgcholt vierteljährlich t.so Mk., monatlich so pfg. — Durch den Briefträger frei ins paus vierteljährlich i.92 Mk., monatlich Pfa. - Lmzelne Nummer 40 Pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. 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Die ungarische Regierung hat versagt, daß in allen Bildungran st alten für Lehrer und Lehrerinnen die deutsche Sprache al« einzige fremde Sprache obligatorisch gelehrt werden soll. * In London droht infolge der Streikbewegung eine Hungersnot a u s z u b r,'e ch e n. Mutmaßliche Witterung am 1L. August: Nordwind, wolkig, etwa, kälter, Gewitterneigung. -WH Die Revolution in Haiti. Die Revolutionen der sltd- und mtttelamerikantschen Republiken sind es häufig, daß man ihnen in Europa und spe ziell bei uns inDeutschland wenig Beachtung schenkt. Auch der Negerstaat Haiti gehört zu diesen Republiken, in denen die jeweiligen Machthaber nie wissen, ob sie am nächsten Tage nach an der Spitze der Negierung stehen. Diesmal handelt es sich um die sogenannten Generäle Firmin und Leconte, von denen häufig der letztere die Macht an sich gerissen hat. Seinem Nebenbuhler hat er unter Androhung der Todesstrafe verboten, den Böden Haitis zu betreten. Nach den letzten vor liegenden Meldungen soll Firmin erklärt haben, daß er auf den Pasten eines Präsidenten der Republik verzichten wolle, was allerdings bei der Verschlagenheit dieser Herren nichts sagen will. Noch vor wenigen Tagen mar Firmin der Verbündete Le- cantes im Kampfe gegen den bisherigen Präsidenten Simon. Inzwischen sind aber Firmins Anhänger zahlreich in da, Lager Lecontes übergegangen. Die Präsidentschaftskämpfe in Haiti sind «ine rein persönliche Machtfrage -wischen den Generalen. Einen tieferen Gegensatz suchte Firmin dadurch htneinzubringen, daß er gegenüber den herrschenden Negernsich auf die M u - latten zu stützen vorgab, diesen Nachkömmlingen der in frühe ren Jahrhunderten geschlossenen Mischehen zwischen Weißen und Negern. Auf Rassenhaß beruht nämlich der innere Grund aller Erregungen lm Lande, die tqohl auch nicht schwinden werden, solange die Vereinigten Staaten nicht unvermutet eines Tages die Insel annektieren. Die Hälfte davon, San Do mingo, st«ht schon heute unter der Oberheit Amerikas, wenn man das Abkommen als Preisgabe der Selbständigkeit «San Domingo, ansehen will, das im Jahre 1007 -wischen dieser Re publik und den Vereinigten Staaten geschloffen wurde. Es über ließ den Beamten der Vereinigten Staaten di« Verwaltung der Zölle und damit- fast die gesamte Finanzverwaltung. Haiti ist von jeher ein unsicheres Land gewesen und in we nigen außereuropäischen Ländern haben die europäischen Kon suln so oft Gelegenheit, ihre heimatlichen Regierungen um schleu nige Entsendung von Kriegsschiffen zum Schutze der Landsleute und überhaupt zur Wahrung der Interessen ihres Landes zu bitten. Trotzdem es fast neun Jahre her sind, daß da» deutsche Kanonenboot Panther, dasselbe, das jetzt in Marokko im Vordergrund gestanden hat, das haitische /Kanonenboot Gräte L Pierrot in den Grund bohrte, ist Liese Affäre noch in frischer Erinnerung. Damals lagen sich der jetzt um den Präsidenten posten kämpfende Firmin und General Nord Alexis in den Haaren und Nord Alexis trug den Sieg davon, während Firmin das Land verlaßen mußte, nachdem seine Anhänger geschlagen waren. Ein halbe» Jahr später, im April 1003, wurde Nord zum Präsi denten gewählt, welchen Posten er fünf Jahre lang inne hatte. Denn im Jahre 1008 gab es in Post-au-Prince eine neue Revo lution, die zahlreichen Haitianern Gut und Leben kostete. Seit der Vernichtung des haitischen Kanonenbootes sind mehr als ein mal deutsche und andere fremdstaatliche Kriegsschiffe an der Küste Haitis erschienen, um die haitianischen Hitzköpfe durch drohende Feuerschlünde auf die Folgen übereilter Handlungsweise auf merksam zu machen. Der Sturz des Präsidenten Nord erfolgte am ersten Dezember 1908 nach einem grauenhaften Bürgerkriege. Don Leconte, dem damaligen Minister Les Innern, hieß es da mals, er sei von den Aufständischen erschaffen worden. Wahr scheinlich hatte er die Nachricht selbst verbreitet, um sich in Sicherheit zu bringen. Ob Leconte jetzt tatsächlich Oberhand gewinnen und vor allen Dingen, ob er sich behaupten wird, das muß die nächste Zett lehren. An Len Verhältnissen selbst wird es nicht» ändern, ob er oder ein aiiderer die Zügel führt. Engländer über die Marokkofrnge Er ist an dieser .Stelle schon berichtet worden, wie die Preß organe, dieinMarokko selbst und in A e g y p t e n die engli ¬ schen Interessen vertreten, sich auf den Standpunkt Deutscharid, gestellt haben. Nun wird auch au« Kapstadt geschrieben: Die Nachricht über die.Entsendung eine» deutschen Kriegs schiffes nach Agadir platzte in eine durch La» bekannte Pre toria-Blatt Vollstem veranlaßt« Proßpolemik über di« Frage hine in, ob Pritisch-Südafrika im Falle «ine» Krieg«» -wischen England und einer europäischen Macht neutral bleiben könnt«. Die jingoistt'chc Tape Time» verquickte sofort das deutsche Vorgehen mit dieser Frage, jndem si« die britisch« Schiffahrt nach der Kapkolonie infolge L«s deutschen Vorgehen» für ba. droht erklärte. Diese Auffassung wurde.sofort von den South African News, dem Organe de» Ministeriums von Britisch- SUdwestafrika, als l'kantam terror ok Lbs Oupv Routs be kämpft und ins Lächerliche gezogen. Da» Blatt wie» nach, haß eine Festsetzung Deutschlands in Marokko jn keiner Weise di« briti che Schiffahrt nach Südafrika gefährden würde. Es ging aber noch weiter. Es stellte ^Deutschlands Vorgehen al».be rechtigt, ja notwendig dar. Wenn England beispiels weise im Persischen Golf« Schiffe versammele und Mannschaf ten lande, um den Waffenschmuggel zu verhindern, so frage es niemand um Erlaubnis. Es sei.nicht abzusehen, warum Deutschland nicht dasselbe solle tun dürfen. Als Nation Mit maritimen Instinkten könne Deutschland nicht für ewige Zeiten in der Nordsee etngeschlossen bleiben. Unter Anwendung eines sehr schönen Bildes sagen die South African News weiter: Durchaus Hegitim ist ^Deutschlands Bestreben, in entfernten Ländern Fuß zu fassen und eilten Wachtturmzu errichten, ,von dem aus es die Bewegun gen und die Sicherheit seiner sich ausdehnenden Handelsschiff fahrt überblicken kann. Da» Blatt widmet dann den Schreiern in der Heimat ein gerüttelt und geschüttelt Maß von Verachtung. Ts sei «eine Mischung von F etgh« tt und Selbstsucht bei gewissen Leuten in der alten Heimat, wenn sie immer von einer Panik erfaßt würden, sowie nur Deutschlands Name erwähnt würde. Eine etwaige Festsetzung Deutschlands an der marokkanischen Küste stelle keine Gefahr für das britische Imperium dar. Das Kindergejammer Mer die angebliche britische Unsicherheit ist unserer Rasse unwürdig. Wir wollen halten, was wir haben, aber wir zittern nicht vor Angst, .wenn ein Fremder einmal über unse ren Zaun steht oder, wie in diesem Falle, gar nicht einmal über unseren Zaun, sondern über den eines anderen Fremden. Das.Blatt wirft schließlich den britischen Jingos vor, das bri tische Reich in eiaien Krieg mit Deutschland hinein ängstigen und hineinreden zu wollen, und zwar gegen den Willen des englischen Volles, das Frieden mit Deutschland halten wolle. Wenn alle Engländer so dächten und so verständig Deutsch lands Lage und Bedürfnisse beurteilten, dann wäre der Welt frieden bester gesichert, al» wenn jetzt der Reih« nach Schiied»- Frauenseele und -sport. tNachdni« --rb-u» > Die Männer Amerikas stehen nicht zu Unrecht in dem Rufe, die besten Männer und die idealsten Ehegatten zu sein. Kein» Frau der übrigen Welt darf an ihren Gemahl derart übertrie bene Ansprüche stell«», wie die schlanke Tochter Dollari'kas, und wenn man von der Amerikanerin behauptet, daß sie zu 'dengle- gantesten und pikantesten Vertreterinnen der Weiblichkeit gehört, so darf man diese Vorzüge ruhig den Männern auf da» Der- dienstkonto setzen. Sie sind es, di« den Gattinnen und Töch tern jede Laune gestatten, und e» trägt entschieden zu, Erhaltung der Jugend und sprühqnden Anmut bei, wenn man sich -u ärgern niemals nölig hat, da» heißt in» Ewig-Weiblich» Über setzt: wenn man nur einen Wunsch au»zusprechen braucht, um ihn sofort erfüllt zu sehen. Nur mitetner Tatsache erklären sich diese idealen Männer nicht «tnverftanden: mit der Vorliebe der jungen wie der älteren Damen für den Sportl St» sind näm lich begeistert» Anhänger der LH», dt« Männir Amerika» — und sie würden — im Gegensatz -u den anderen bekannten Exem- plaren der Gattung Mann — all« -»traten . . . w«Nn dt« Frau«, bloß wollten! So versucht« man vielfach, gegen da« U«b«r- handnehmeu de» Sport» zu Feld zu -t«h«n. Ein ebenso berühm ter wie populärer Professor veranstaltet« «ins Vorlesung, in der er auoeinandersetzt», yt« schädlich der Sport auf dt« Gut- Wicklung der Schönheit wirk«. Dt« Frauen, so ungefähr sagt« er, verlieren alle», wa* ihren hauptsächlichen Retz ausmacht, Ste werden schlank, aber auch mag«. Dt» Schönheit, und nicht zuletzt di« Weichheit der Formen verltnt sich, dt« runden Schul- tern bekommen ein «cktae» Au»säh«n, dt« Büste wird flach, di« Hüften eng, kurz: die Gestalt der Frau nähnt Mimm.rm.hr d«, de« Manne», und die Anziehungskraft da» «»tbltchen Geschlecht» mutz uaturgamätz «achlast«. Aber nicht nur die Gestalt, auch das Gesicht nimmt bei der Heranwachsenden Generation einen anderen Ausdruck an. Las man eh dem in den Gesichtern der jungen Mädchen eine süße Schtu, eine furchtsame u. holde Scham, und glomm in den Augen der jungen Damen ein geheimnisvolles Warten auf das Große, das Wunderbare, das die Welt mit ihrem Zauber noch vor ihn«'« ausbretten würde, so liegt jetzt der Ausdruck der Kühnheit und Unerschrockenheit darin. Die Madchenaugen blicken wissend und scharf in das Leben und die Welt, und Ueberraschungm scheint es für sie nicht mehr zu geben. So wird man also -u dem Schluffe kommen, daß die Männer Amerika» von ihrem Standpunkte au» recht haben, wenn sie in dem Sport einen Htnderer der Eh« schauen. Denn es besteht eine sonderbare Wirkung und Wechselwirkung zwischen der körperlichen! Betätigung in einer solchen Vollendung, wie sie im Sport betrieben wird, und — der Seel« eine» Weibes! Die Beschäftigung der Muskeln verleiht Kraft, Gewandtheit und Mut, und mithin hat die Frau plötzlich Eigenschaften bekommen, die bi» dato da» Vorrecht der Männer gewesen, Eigenschaften, um der«twtllen «in« Frau flch üft sogar ausschließlich in einen Mann verliebt«, und damit ist di« Frau in ihrem Verhältnis -um Mann« zumindest um «inen Schritt in den Vorteil gelangt. Ihre S«el« hat sich frei gemacht von allerhand Ueberlteferungen und Vorurteilen; ihr« Gedanken be kamen andere Richtungen; und selbst bei d»n Frauen, dt« nicht durch Beruf und Erwerb von dem Trachten nach Heirat und Liebe abg,lenkt werden, zeigt sich ein aewtsse» Herau»gehob«nsein über die Ding«, dt« da» jung« Mädchen von «h«d«m am meisten be- schästtgtrn, Dt« Betätigung d«r /Körperkräfte nimmt eben den ganzen Menschen gefangen, und der Aufenthalt in der Natur, wo man sich d«r sportlichen Beschäftigung doch am meisten hin- gibt, erschließt ihm plötzlich neu« Welten, in di« «r täglich «in- tt«t«n kann. Nicht -»letz« au» diesem Grund« kann man di« L«t- denschaflichkeii, mit der so viel« Frauen den Sport b«tr*ib«n, sich wvär«*. Aber für das Mädchen ist der Sport noch gar oft die Erfül lung anderer Sehnsüchte. Dadurch erlangt es spielend Freiheiten und Selbständigkeiten, um die es sonst so heiß und so lang« bei den Eltern und den Brüdern kämpfen mußte. Niemand findet nun noch etwas daran, wenn eine junge Dame sich in vorgerückter Tcg 'sstunde aufmacht, um zum Tennt» -u gchen. Man weiß, daß sie dort mit jungen Leuten Zusammentreffen wird, aber man billigt es. Die junge Dame aus gutem Hause darf es sich heut« sogar ruhig erlauben, tm Winter in die Schwei- oder in andere Berge zu reisen, um sich dort dem Sport hinzu geben, etwa», was man- früher niemals geduldet hätte, da man es al» Wicht er achtete, die Haustochter so lange wie nur irgend denkbar un selbständig zu erhalten. Und wenn man sich zu zweien oder zu vieren auf den Schlitten setzt, so findet selbst die Dame mit den übertriebensten prüdesten Ansichten nicht» dabei. G» ist Sport, also eine erlaubte Selbständigkeit. Vielleicht liegt es im Unter bewußtsein der Menschen, daß gerade die sportlich« Betätigung nicht dazu geeignet ist, Mann und Frau einander näher zu brtn- gen Weil — wie der amerikanische Professor bemerkte —- weil eben die Frau durch den Sport sich dem Manne - us« hr nähert! Er wie» allerdings nur auf da» Körperliche hin; aber innig ver bunden mit den Eigenschaften de» Körper« sind die der Seel«; und gleichwie dt« Hüften schlank werden und di« Gestalt der Frau sich der de» Manne» näh«rt, so wirft sie anscheinend auch an dere Eigenschaften au» ihr«, S«rl«: Ziel und Spt«l wetten ihren Blick, und man darf sich nur ungchauen, um » bestätigt zu fin den, daß dt« leidenschaftlich«« Sportsdamen bet wettem nicht so kleinlich und engherzig sind, wie ihr« Mttschvestern, deren Tätigkeit auf da» Hau» und den Herd angewiesen ist, und die niimal» Gelegenheit haben, sich ohne G«g«mvort de» Herrn G«. mahl» fröhlich zu vergnüg««. Dt« Frau -«kommt durch dm» «in- fachen und kameradschaftlichen Verkehr mit dem Spiel, und Sport,kameraden «in«n tiefer«« Einblick in da» Seelenleben ei- n« Ma»««», und viel«» wird ihr verständlich weid»«, wo» thr