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llürr ^000 nwiv »nitttn Vits« Ummer I» eßt t reite. > > IIM- Mutmaßlich« Witterung am 8. August: Südweftwiud, wechselnde Bewölkung, Abkühlung, A«wtttern«t-ung. -ML Die Katlib. Korr fordert in einem parteioffiziösen Artikel angesichts der politischen Lage di« Einberufung des Reichstage». (S. Art. t. d. Big.) Am Sonntag begann inMainz die 58. G en era lvers amm» lungder Katholiken Teutschland». (S. Art. t- Blg.) Der KönigvonEnglandempfi n g gestern den deutschen BotschafterGrafenWolff-Metternichin Towe» an Bord der königlichen Jacht. Der Ostmarkenverein veröffentlicht eineErwiderung auf die gegen ihn gerichtete Kundgebung de» Obersten a. D. von Heydebreck. verantwortlich« Redakteur-, -rift Krubolck. Für dl« Inserat» verantwortlich! Matter Krau». Seid» in Au« t. Eqgeb. Wirtschaftsorganisation nud parlamentarische Vertretung. Die konservativen Dresdener Nachrichten hatten dieser Tage eine Zuschrift veröffentlicht, die sich mit dem Verband Sächsischer- Industrieller und dessen Vertretung durch seinen Syndikus Dr. Stresemann beschäftigt. Es wird da rin behauptet, Dr. Stresemann sei in stärkerem Matze Polt- ttker als Syndikus des Verbände» Sächsischer Industrieller. Die Schaffung einer Organisation für die sächsische Industrie wird als eine dankenswerte Tat bezeichnet, weil ihr damit ein« wür dige Vertretung in der Oeffentlichkeit gesichert werde. Die» hät ten auch andere wirtschaftliche Interessenten getan, nicht amwenig. sten vorbildlich sei der Bund der Landwirt«. Der Verband hab« aber einen Fehler begangen, indem er ein« so ausgesprochen politische Persönlichkeit wie Dr. Stresemann als Syndikus in den Vordergrund treten ließ; dadurch werd« dir Interessengemein schaft seiner Verbandsmitglieder gefährdet, di« nur auf wirt schaftlichem Gebiet liegen sollt«. Niemals hätten die gSfchäft«. > monatlich »o0fg. Lei der Geschäftsstelle abgedolt monatlich »0 pfg. Insertion,preie: Vie fiebengespaltene Aorxurzeile oder deren Raum für Inserate au, Rue und den Ortschaften de^ id selbst abgeholt vierteljährlich ,.»o Mk., monatlich »o pfg. — vurch Amtehauptmannschaft Schwarzenberg :o pfg., sonst pfg. Reklamepetitzeile er pfg. Bei größeren Abschlüssen ent" Mk., monatlich pfg. — Einzelne Nummer so PK. — Deutsch« tzrechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, ->/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von «räßeren Ausnahme von Sonn- und Feiertage». Arq eigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Lage vorher bei un» eingehen. Anfälle auftraten, so tobt« er gegen unsichtbar« Feinde, schlug auf die Möbel und trieb allerlei Unfug. Du weißt, da» böse Leiden ist ein Familienübel. Wirf find erblich belastet, llnd Ludwig hat sich stet» mit diesem Gedanken beschäftigt. Außerdem hat er viel zu intensiv Mathematik studiert und, uw» noch schlimmer war, zu viel getrunken. Das Leiden befiel ihn, al, wir auf dem Land« unsere Familienbesitzung bewohnten. Unser« Eltern waren damal, schon längst gestorben. Während feiner AMlle, die ich sorgfältig vor dem Dienstpersonal geheim hielt, war ich stet» allein mit Ludwig. Ich beruhigte ihn nach Möglichkeit; und «r lietz sich auch immer wieder gut -ur«d«n. In der Seit zwischen den Lilfällen war ihm nicht» anzumerken. Er wgr dann völlig normal, erledigt, peinlichst genau fein« Berufsarbeiten und lebt« feinen wissenschaftlich«» Studien. Mich aber quält« sein Doppelleben unsäglich. Und fo entschloß ich mich denn «i- ne» Tag«», über Ludwig» Zustand mit meinem Freund Doktor Prunier, d«m Assistenten d«» berühmt«» Psychiater» Professor Eav«, -u sprechen. Nachdem Prunier ein« Zeitlang meinen Prüder unoemerkt beobachtet hatte, gab «r al» Amt fein Urteil dahin ab, datz de, Fall ernst, ab« nicht «rzwetfelt fei. Im Sanatorium de» Professor» Eav« würde mein Bruder — fo erklärt« der Arzt — in längsten, einem Jahr» geheilt M. Ich konnte mich zuerst nicht entschließen, mein« Zustimmung au einer gewaltsamen Überführung in, Sanatorium »u geLmr. Prunier warnt, mich, allzu lang« p» ^gern. Er selbst mutzt« in Kürze Studien halb«, nach Amerika und tonnt« mir nicht zu, G«tt« stehen. Dazu kam, datz ich -«trat«« wollt«! Ich liebt« da» jung, Mädchen zärtlich und fürchwt« durch Lcktzpig, de« sie auch könnt«, «in« »«fahr für Vvonn« Marti«. Pvonn« Marti«»? fragt« ich «Gau Bezugspreis: Durch unsere Boten frei in» Hau» und wöchentlich topfg. — Bei der Post bestellt und , den Briefträger frei in» Hau» vierteljährlich f.gr Mk» monatlich pfg. — Einzelne Postzettongikatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mü Ausnahme r Das Wichtigste vom Lage. Der Kaiser ist gestern vormittag 9 Uhr iuWilhelmehühe eingetrofsen. führend«» Personen anderer großer Verbänbe sich so sehr in den Kampf der politischen Partei«» gestellt, bot« Dr. Str«semann, durch dessen politischen Ehrgeiz die fachliche Arbeit de» Verbände» Sächsischer Industrieller I«tde. Man weiß, au» welchem A«rger und welcher Sorg« herau» dies« Gedanken geboren find. E» ist einig« Jahre -er, datz «in hervorragender Führer der sächsischen sKonservattven da» Wort geprägt hat, datz die Industrie konservativ fein oder Nichtsein wird; aber dies« Prophezeiung will und will sich nicht erfüllen. Da» Haupthindernis ist eben der Verband Sächsischer Industrieller, der unter Strefemann al» Syndikus sich ein« einflußreiche Stellung errungen hat und die maßgebende Organisation der sächsischen Industrie geworden ist. Der Ver- band ist naturgemäß ein scharfer Gegner agrarkonservativ^r Po litik. Sachlich kann man ihm aber nichts anhaben, daher ver sucht man es jetzt auf persönlichem Gebiet, indem man Lei. tung und Geschäftsführer in Gegensatz zu bringen versucht. Di« Begründung, die der Urheber jener Zuschrift an da» konservative Dresdener Blatt seinem Angriff beifügt, ist allerdings nicht g«. rade derart, datz der Versuch gelingen könnte. Denn nicht mit Unrecht wird in der Deutschen Jnduftriekorrespondenz darauf hingewiesen, datz, wenn di« hervorragend politische Tätigkeit des Führer» einer wirtschaftlichen Organisation di« sachliche Arbeit dieser Organsation beeinträchtigt, in dieser Beziehung der Landwirtschaftlich« Kreditverein im König reich Sachs«n ganz besonder» gelitten haben müßte, da ja der Vorsitzende diese» Verein» seit Jahrzehnten ein« ausgeprägt politisch« Persönlichkeit, Führer d«r sächsischen konservativen Par. tei, Mitglied de» Zwölfer-Ausschusses der deutsch-konservativen Partei ist und früher jahrelang Präsident de» sächsischen Land- tage, war. Der Verfasser der Zuschrift der Dresdener Nachrich ten möchte dann aber, so heißt es in der genannten Korrespon denz weiter, seine Belehrungen vor allem auch an den von ihm so gelobten Bund der Landwirte richten, damit dieser schleunigst seine seit Jahren bestehenden Fehler in der Organi sation im Sinn« de» Mitarbeiter» der Dresdener Nachrichten ausbessert. Oder weiß dieser vielleicht nicht, daß der geschäfts führende Direktor de» Bundes der Landwirte, Herr Dr. Diede- richHahn einer der tätigsten Agitatoren der konservativen Par- tei ist, daß er die Politik mit wahrem Feuereifer Lereibt und ge radezu wohlvorbereitete Feldzüge gegen di« Nationalliberalen in ganz Deutschland unternimmt? Es dürft« ihm weiter nicht un bekannt sein, daß auch Herr Rösik« und viel, andere Führer de» Bunde» der Landwirte Reichstag», und LandtagraVgeordnet« und zugleich von politischem Ehrgeiz beseelte konservative Poli- titer find, daß ferner der Geschäftsführer de» Bunde» der Land, wirt« in Sachsen der konservativen Partei Le» sächsischen Land- tag, angehört und datz auch der Direktor der Spirttuszentrale, Herr Kreth, sowohl im Retch»tag wie im preußischen Abgeord- Druck und vertag üoe» vmüt- u. Veite,e-ve^IlecdeN m. b. H. Sprechstunde der Redaktton mit Auinahm» der Sonntag» nachmittag» so» «—» Uh». — : Tageblatt Auerrzgeo.rge Fench-rrch« »». ^ue i. Erzgeb. Für unverlangt ringesandt» Manuskripte kann Gewähr nic^geleistet werden. netenhaufe fitzt, von all diesen Persönlichkeit»» wird ab«, auch wohl d«r Ratgeber der Dresdener Nachrichten nicht behaupten wollen, daß sie Politiker ok vo ivaportauo« find, und, wie «»i» der Zuschrift heißt, mehr nach der Stellung eine» still und fach, lich arbeitenden Beauftragten großer Wirtschaftsvereinigungen al, nach der d« Politiker» gravitier«». Wenn der Verfasser der Zuschrift daher den Bund der Landwirte in feiner Organisation»- wefie dennoch al» vorbildlich bezeichnen will, so müßte «r den verband Sächsischer Industrieller nur loben, daß es ihm gelungen ist, einen Mann in seiner Geschäftsführung zu sehen, der es zu- gleich auch verstanden hat, auf politischem Gebiete sich einen g«. achteten Namen zu erwerben. Aber freilich, wenn es sich um die Industrie und ihre Organisationen und einen liberalen Poli tiker handelt, dann heißt es auch bei den Dresdener Nachrichten: Ja, Bauer, da» ist ewas ganz andere»! Der Irre Ein Porträt von FrödSrie voutet. ^Nachdruck v-rbok-n) Man begegnet eigentlich nicht gern einem Menschen, der vor kurzem au» einem, wenn auch sehr vornehmen Sanatorium für schwer Nervenleidende entlassen ist. Und doch widerstrebte e» mir, meinem ehemaligen Schulkameraden und Jugendfreund, den diese» Schicksal betroffen hatte, aurzuwrichen, al» «r mir «tnq» Tag '» auf dem Boulevard unvermutet begegnet«. Lucian sa- übrigen» wie jeder andere normale Mensch au», aLg«s«h«n von einem traurigen Ausdruck in den Lugen und «twa» müden, fast greisenhaften Belegungen; obwohl er «Ust zw«iunddr«itzig Jahr« alt war. Ich lud ihn freundlich zu einer Tasse Kaffe« «in, und wir nahmen auf der Terrasse eine» Restaurant» Platz. Um ihn nicht an sein« L«id«n»rett zu erinnern, sprach ich mit ihm über unser« gemeinsam verleLt«, fröhlich« Studienzeit. Gr aber unter brach: Du List außerordentlich li«L«n»würd1g, meint« er mit har- tem Stimmklang: Du sprichst mit mir, «1« du mit jedem andern sprechen würdest. Zugegeben I Ich aber w«itz datz ich für dich und für all« Welt der «-«malige Geist«,krank» Lin. Man beobachtet mich heimlich, ohne»» merken zu lassen; man ist ga, zu höflich, gar zu «ntg«g,nkommend — wi« zu einem Leidenden. Und doch bin ich ntch t der Mann, für d«n all« Welt mich hält! Ich war niemals anormal. Einmal mutz di« wahrst herau», einmal muß die falsch» Rücksicht beiseite stehmr. Richt ich «ar g«iste»krank, sondern mein älterer Bruder vudwi g! — Nein — nein! ich red« nicht tm yiei«r! Vivor du d«« E«. danken, ich sei noch nicht völlig geheilt, Raum gibst, hör» «rst meine Geschichte an: Also, Ludwig war w, der vor einig«n Jahren geisteskrank wurde. Er ist zwei Jahr« älter «l» ich, Nicht andauernd «ar er u»zurechnung-fähig — n«tn! Nur von Zett zu Z«ft zeigten sich di« bedrohlich«, Symptom«, di« stetig zuaahmen. Won» s«in« Aussperrung in der Mittel deutschen Metallindustrie. Beginn de» Kampf« in Sachs«« und Thüringen. In der Leipziger und der Thüringer Metallindustrie ist es nun doch zu einem Kampf gekommen, der voraussichtlich gewal tigen Umfang annehmen und die gesamte deutsche Metallindu- strie in Mitleidenschaft ziehen wird. Elf Versammlungen der Leipziger Metallarbeiter beschlossen die Aufnahme de» Kampfe». Gleichzeitig wird aus.Koburg gemeldet, daß auch der Verband der Thüringer Metallindustriellen beschlossen hat, die Gesamt aussperrung vorzunehmen, da di« Etnigungsoerhandlungen. zur Beilegung der bei einzelnen Mitgliedern d«» Verbandes der Thüringer Metallindustrtellen schwebenden Differenzen geschei tert find. Die Aussperrung in der thüringischen Metalltn- dustrie, di« rund 8000 Arbeiter betreffen wird, steht Mit dem Leipziger Zwist zwar in nicht ursächlichem Zusammenhang, unterstützt aber gleichwohl den Kampf der Arbeitgeber. Es ist nicht «ausgeschlossen, daß dieser Zwist, der nunmehr Sachsen und Thüringen ergriffen hat, auch noch weiter» Folgen haben kann. Denn die Leipziger Metalltndustriellen haben beschlossen, den Hauptverband in Berlin zu ersuchen, gleichfalls in den Kampf «inzugreisen. Nickt nur der sozialdemo- kratische Metallarbeiteroerband nimmt an dem Kampf« teil, son dern auch der christlich-national« Verband hat den Ausgesperrten seine Sympathie ausgedrückt und sich solidarisch mit ihnen er klärt. Da» gleiche wird in einer Versammlung vermutlich der Hirsch-Dunckersch« Gewerkschaftsoerein der Metallarbeiter tun. Die Aussperrung in der Leipziger Metallindustrie hat Sonn abend vormittag begonnen. 10 000 Arbeiter kommen in Betracht. Indessen konnte die gesamte Aussperrung noch nicht durchgeführt werden, weil di« Ausstellung von Arbeitszeugnissen, BÄcherab» «isftnhaster Arzt Ludwig» llebrrführung in di« Heilanstalt. So gab ich denn endlich meine Einwilligung. Am Tag« seiner Abreise kam Prunier noch zu un» und sagte, datz zwei Stunden spät«! zwei Krankenwärter kommen würden, um meinen Bruder abzuholen Gleich darauf trat Ludwig in» Zimmer, und wir berührten da» Thema natürlich nicht mehr. Gr war vollkom men vernünftig und scherzte noch mit Prunier über dessen Reise, was mich tief ergriff. Al» der Arzt sich verabschiSdet haft«, sucht« Ludwig sein Zimmer auf und schloß sich dort «in. Ich beauftragte den Diener, di« beiden Leute, die später kommen würden, zu mei nen Bruder zu führen. Du begreifst — ich wollte nicht zugegen sein bei der traurigen Szen«. Ich «zog mich in mein Zimmer, da» sich am entgegengesetzten End« de» Hause» befand, zurück, E» schellt«. Ich hört« Stimmen. Schritt«, di« sich nach dem Zimmer meine» Bruder» hin entfernten. Ich lauscht« — er. wartet« Schrei« zu hören. Nicht»! Aber die Schritte kamen wieder näher. Man klopfte an m«in« Tür. Ein gut gekleidet«» Herr stellte sich mir vor und sagt« mit leiser Stimme: Herr Doktor Prunier erwartet St« im Wagen, wollen Sie sich viel- leicht zu ihm bemühen? Ich nahm an, der Arzt hab« mir über Ludwig noch «twa» zu sagen, und eilt« ohn« Hut di« Trepp» hinab, vor der Tür stand ein -«schlossen«» Automobil. Der Wagenschlag wurde geöfftmt. Ich stieg auf da« Trittbrett, um Prunier anzusprechen. Ein Fremder satz im Auto. Bevor ich zurücktwten kann, schiebt mtchjemand in d«n Wagen. Di« Tür wird gua,schlagen. Und da» Auto saust davon. Ich ruf», schrei« und verlang« schließlich ein« Erklärung, vergeben»! Man r«det mir gut zu, «i« «in«m kranken Ktnd«. Endlich SerNhigM ich mich. D«r Irrtum mutz DH ja sofort aufflär«n. Nach dr»tvi«rt«l Stunden hatten wir di« Anstalt »rmtcht. Fünft »hn Monat« bin ich dort g«o«s«n! Niemals, denk» dir, hü« ich «chahr«n kön nen, «1« dies« Mißgriff möglich -ewsien sei» kann. Stützend strich sich Lucian Laoall« mit d«r Haud stb« dB Stirn. Rach «in«r n»rz«n Bads« fuhr «r in müde« Ton« in sei- l« bitter auf. Ja, so ahnt« nicht, datz auch Ludwig Hm mir VlßdHL vtt- Hab'ich auä RÄckficht auf Ludwig, der m«inw steten Obhut Lo durfte, m«in«n Heiratsantrag. Run verlangt« Prunt*r al» Montag, 7. August 1S11 lliiik 4000 nUnki IftimtiL Rr. 181. Sechster Jahrgang Ku er Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wSchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. »alten« Rorxurzeile oder deren Raum für Inserate au» Aue und den i bis spatesten» nur dann gebürgt werden, wenn fie am