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5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. viele N»»er »» aß« e tritt». en. iDU Mulmaßlich« Witterung am 11. Juli: Rordostwind«, meist heiter, kühl, kein erhebliche, Niederschlag. -Wc Aus Gibraltar wird gemeldet, daß heute eine Division der britischen Mittelmeerflotte dort eiugetroffeu sei^ Die Streitkräfte an der montenegrinischen Grenze sind noch um zwei Bataillone verstärkt worden. Sprechstunde der Redaktion mit ktusnahmr der Sonntag« nachmittag» von s Uhr. — Telegrannn-Kdreffer Tageblatt Raeerzgebtrge. — Frrnßnecher er. Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag lluer Semit- o. Yeelage-Semlleeital» m. b. H. in Rue i. Lrzgeb. daß da» republikanische Regime den Portugiesen di« erhoffte G e < nesung des Staatswesen» nicht gebracht hat, ja, daß nicht einmal «in wirklicher Ansatz dazu wahr zu nehmen ist. Mit großen Erwartungen hatte man die neuen Männer begrüßt. Es mögen ganz gute Menschen sein, von den ehrlichsten Absichten beseelt, aber da» genügt noch nicht, um «inen tüchtigen Staat», mann abzugeben. Es herrscht im Lande eine bedauerliche Miß» wirtschaft, die politischen Wirren nehmen kein Ende, und darunter hat naturgemäß da» Land schwer zu leiden, sodah eine Erholung nicht «intreten will. Unter diesen Umständn haben die Gegn er de» jetzigen re» publikanischen Regimes um so leichtere Arbeit, und wenn fürs erste auch Unternehmungen, di« frühere Herrschaft wieder auf- zurichtea, fehlgeschlagen sein mögen, so werden sie Weisellos wie derkehren, denn die Monarchie hatnochvieleAnhän. g«r, dis auch bereit sind, große Opfer auf sich zu nehmen, um ihre Ziel« durchzuführen. Tatsache ist, daß eifrig agitiert wird, namentlich auf spanischem Gebiete, in der Nähe der Grenze, und man weiß, daß die Bevölkerung von Nord-Portugal für die republikanische Staatsreform im großen und ganzen herzlich wenig übrig hat. Jedenfalls ist die Republik keineswegs befestigt, sie entbehrt einer geeigneten Führung, und an di« Einkehr wirklich geordneter Verhältnisse ist noch lange nicht zu denken. Die konsti- stuierende Versammlung ist zwar zusammengetreten, um der neuen Regierung den letzten Schliff zu geben, aber was nutzen die schö nen Bestimmungen, wenn sie aus dem Papier stehen und der StaatsLau doch in allen Fugen kracht. Das Militär, ins besondere die Marine, ist keineswegs so treu, wie es die leiten den Persönlichkeiten gerne möchten, und es märe nicht ausge- schloss», daß di« Streitkräfte oder wenigstens ein großer Teil von ihnen an einer Gegenrevolution teilntmmt und ihr -um Siege verhilft. Sind doch zahlreiche Offiziere verhaftet worden, die unter dem Verdachts stehen, gegen die Regierung konspiriert zu haben. Auch hört man tagaus tagein von Verhaftungen her vorragender Persönlichkeiten. Alles das deutet darauf hin, daß die republikanischen Staatslenker Portugals auf einem Vulkan sitzen, dessen Krater sich Über Nacht öffnen und alle» verschon- gen kann. XVI. Gmttmmfest »es Erzgebir.^ r«ni-Ga«es i« vderschiema. K> Non herrlichstem Wetter begünstigt konnte am gestrigen Sonntag in Oberschlema der Erzgebirgsturngau sein 16. Eouturn- fest begehen. Bereits am Vorabende hatte das überaus In einer gestern in Paris abgehaltenen Versammlung der Ar- beiter aller Verbände de» Baugewerbe- wurde ein Beschluß de- Komitees der Syndikate, den allgem ei» nen Aurstand zu erklären, bestätigt. In einer Unterredung zwischen dem Botschafter Eambon und Staatssekretär von Kiderlen-Wächter wurde fest gestellt, daß beide Staaten den Wunsch haben, s ich zu »erst änd igen. gut verlaufene Fest seinen Anfang genommen. Am Sonnabend nachmittag um s46 Uhr wurden am Bahnhof Oberschlema dis Kampfrichter und sonstigen auswärtigen Festteilnehmer mit Musik empfangen. Ehrenpforten und reichlicher Flaggenschmuck winkte den fremden Turnern entgegen. Um 7 Uhr abends fand unter dem Vorsitze de, Gauturnwarts, Herrn Steuerkas- sterers Emm er ich-Aue, in der Haltstells eins Sitzung des Kampfgerichts statt. Kurz nach 8 Uhr versammelten sich die Turner und Festbesucher im Saale der Grünen Wiese zu einem Kommers. den der Turnverein Oberschlema veranstaltet hatte, Muntere Musikweisen leiteten den Abend ein. Eine Ansprache des Vorstehers de» Turnverein» zu Oberschlema, des Herrn Rich, ter, der namens des Festortsvereins die sehr zahlreich Erschie» nenen begrüßte, endigte mit einem Hoch auf den König von Sach sen. Hierauf ergriff der Ehrenvorsitzende, Herr Eemeindevorstand K lu ge, das Wort. Auch er hieß di« Erschienenen namens der Gemeinde Oberschlema und des Gemeinderats willkommen. Der erste Eauvertreter, Herr Oberlehrer Herklotz - Eibenstock, der infolge einer Krankheit behindert war, am Feste teilzunehmen, sandte telegraphische Grüße und wünschte ein frohes Gelingen de» Festes. Der zweite Gauvertreter, Herr Fichtner-Zwönitz dankte im "Namen des Gaues zunächst dem Turnverein Ober schlema und zum andern der Gemeinde für die Uebernahme de» Eausestes. Der Gauschriftwart, Herr Lehrer Töpfer-Eiben stock, schilderte in kurzen aber markigen Worten da» deutschn Turnen und unsere deutsche Jugend. Noch viele Ansprachen fan- den beifällige Aufnahme. Der Festabend wurde durch eine An zahl von turnerischen und gesanglichen Darbietungen abwechs lungsreich gestaltet. Ein vorzügliche» Kürturnen der Vorturner am Hochreck, sowie exakt ausgeführt« Eisenstabübungen und recht geschmeidiges Keulenschwingen zeigten das turnerische Kön nen des Turnvereins zu Oberschlema. Sehr schöne Gesänge bot . der Männergesangverein Oberschlema. Auch der Gauturnwavt, l Herr Steuerkassierer Emmerich-Aue, dankte noch besonders dem Turnverein des Festortes sowie der Gemeinde für dis reichlich mit so einem Feste verbundene Arbeit. Der Kommersabend hielt lange alle Teilnehmer in fröhlicher Stimmung beisammen. , Der gestrige Sonntag brachte nun einen Tag arbeitsreichen und turnerischen Schaffens. Bereits früh um 5 Uhr kündigte die» der Weckruf im Orte an. Kurz nach 8 Uhr erschienen die Tur ner aus dem Plane. Die Veranstaltungen nahmen mit dem Mann- schasts-Weitspringen und Mannschafts-Tauziehen ihren Anfang. Diesen Veranstaltungen schloß sich um 8 Uhr da» Faustballwett- , spiel an. Es beteiligten sich am Mannschafts-Weitspringen 29 Mannschaften mit 145 Teilnehmern, am Faustballwettspiel 16 Das Wichtigste vom Lage. Amtlichen Nachrichten zufolge ist der Kreuzer Berlin in Agadir e' Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich so pfg. Lei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich HO pfg. und wöchentlich >o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich j.bo lNft, monatlich öopfg.— Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich t.92 Mft, monatlich «9 pfg. Einzelne Nummer to pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertage». und: dann man gleich in den Schweinestall, Aenne, keuchte er und riß schon an dem rostigen Schloß, das anfänglich feinem emsig-eifrigen Bemühen wehrte. Endlich — er gab der zittern den Gefährtin «inen Stupps, daß sie beinahe auf die Gteinflicken hingeschlagen wäre, dann war auch er in dem dunstigen Raum. Die Türe knirschte wieder in den Angeln, und tiefes Dunkel um fing die beiden, die sich heftig atmend auf einem der Kartoffel koben niedergelassen hatten. Draußen ging ein« Flut nieder, und ein Geräusch war, als ob Wildbäche im ersten Frühlhng über Felszacken in die Tiefe brausen. Und drinnen begann ein Grunzen und Wühlen und Schmacksen, daß zeitweilig sogar die Wut der Wasser vor den Ställen von dem Geräusch in ihnen übertönt ward. Die aufgeschreckten Ferkel liefen, als wären sie wild geworden, durcheinander, quietschten und stießen sich und versuchten di« Schnauzen durch di« Oeffnung der Freßtröge zu zwängen. Aenne war ganz still geworden und hielt zusammen geduckt neben ihm, er fühlte ihren Arm durch den dünnen Stoff seine» Anzuges und hörte, wie sich ihre Pulse jagten. Aenne, sagt« er da leise, sei man ruhig; hier tut dir keiner was, und mit einer scheuen Zärtlichkeit schob sie ihr« Rechte in sein« warmen Knabenschuhe. So saßen sie da — Minuten», vier» t«lstund«nlang — st« merkten nicht, daß di« Zeit ging; denn die Fluten draußen standen nicht, und das Quietschen und Grunzen drinnen wollte nicht aussetzen. Da — plötzlich macht« ein Schlag da» ganz« Kau» erbeben, und gleich darauf begann «in Knacken und Knistern — di« Flut hatte ein wenig nachgelassen, so daß da» Leben auf dem Hof« in die Ftnssterni» hinllbertönte. Ein Rufen lockt« Knechte und Mägde au» den Schlupfwinkeln herau», in di« sie sich vor der Gewalt de» Wasser» und Wetter» geflüchtet hatten, und in da» Gekreisch der Weiber klang der beruhigende Baß der Männer. Hört' nur, wie da, über uns hin« und herläuft, sagte da« kleine Mädchen — und seine Stimm« bebt« und sein« Portugal. Aus Portugal kommen wieder einmal recht bös« Nach richten. Etwas wirklich greifbares ist aber nicht zu erfahren, denn die Zensur waltet mit unglaublicher Schärfe ihres Amtes, sodaß man gleichsam ein verschleiertes Bild von Sats vor sich hat. Londoner Blätter wußten, wie berichtet, zu melden, daß in Li s. sab 0 n selbst ein« monarchistische Bewegung ausgebrochen sei und zwar, daß es dl« dort in Kasernen untergebrachten Mann schaften des Kriegsschiffes Main« gewesen seien, welche die Republikaner angegriffen hätten; durch Regierungstruppen sei die Bewegung unterdrückt worden. In gewohnter Weise folgt das Dementi prompt auf dem Fuße, mit überlegener Miene wird Einfach erklärt, daß die Meldung einfach unrichtig sei, in Portugal herr'che Ordnung Wer lacht da? Wie wohl könnten sich die Machthaber fühlen, wenn es wirklich wahr wäre, daß in Poriugal Ordnung herrsche. Es läßt sich nicht leugnen, -llMNv-rUiche BeSakteni stritz Rrnkolcl IN .n, )nlerate verantwortlich M.l»«- Nr»v» 'n '1 1 kriaeb. Insertionspreis: Die siebengeivaltene Korpuszeile oder deren Raum für Inserate aus Bue und den Ortschaften der Bmtshauptmannschaft Schwarzenberg io pfg., sonst ,s pfg. Reklamepetitzeile es pfg. Bei größeren Abschlüssen ent- tzrechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätestens ->/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von größeren «»zeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tags vorher bet uns eingehen. Gewitter. Skizze von Josts Buchhorn. Und während sie eng aneinander gelehnt unter einer der Riesentannen f Walde» dem Verzug des Gewitters entgegen, harrten, kam i» ' plötzlich eine Erinnerung aus seinen Kinder tagen in den Sinn, und ob sich auch die dicken Regentropfen durch das Nadelwerk herniederarbeiteten und seinen neuen grauen Theviotanzug näßten, ob der Sturm gewaltig blies und sich unter leinen Panama zu setzen versuchte, er vergaß Sturm und Regen, tropfen und lächelte — lächelte glückselig einer längst vergange nen Zeit nach. Er merkte gar nicht, daß sein» Begleiterin ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tmt und mit einer nervösen Aengst- Uchkeit den Rock bald auf die und bald auf jene Avt rafft« — er stand völlig im Vanne jenes Sommertage», da er mit der klei nen Aenne weit hinten im Gartengrund zwischen den Johanni», und Stachelbeersträuchern Kaschen gespielt hatte, und ein Tollen gewesen war, «in Tollen und Jauchzen und Quietschen, al» ob eine Kompagnie Soldaten jene» Revier besetzt gehalten hätte. Bi» dann jähltng» die Sonn« gewichen «ar, und schwer« schwarz« Wolken das Blau de- Himmel» verlöscht batten; Li, «Len jäh lings ein Wind aufgekommen war und die Blätter am Weg« durchetnandergewirbelt und in all» Ecken und Winkel hinein» und hinau»getrag«n hatte. Einen Augenblick lang Latten st« verdutzt aufgemerkt; dann aber, al» knatternd «in Lichtstrahl durch da, Gewirr der Wolken hindurchgezuckt und zur Grd« her» ntedergefahren war, al» «in lang htnrollender Donner di« Land« rtng»um erbeben machte, da setzten sie sich instinktiv in Bewegung und jagten Hand in -and den Gartenweg hinauf, den Käufern und Ställen entgegen. Just, al» ,st« dies« erreicht hatten, sielen di« ersten dicken Tropfen hernieder, und dann folgte Guß aus Guß. Und so heftig schlug », ihnen wider die kleinen.schutzlosen Gesichtchen, daß si« die Augenlider nicht voneinander bekam»», und: ich kann nicht weiter, Kan», jmnnwrt» da» Ptrtt Ding», Angst zittert« in seinen Fingerspitzen. Dummchen, hatte er da , der Augenblick hat ihn nicht wieder verlassen. Ost, wenn er vor erwidert, da läuft niemand hin und -er, da» ist dq» Wasser, . einer Unbesonnenheit stand, kam ihm jene Stund« in die «rinne» da» jetzt -um Kos« hinabkliißt. Enger preßt« sich da» b«b«nd« rung zurück, und ihr« unberührt« Reine, ihr h«tmelig»r Zauber Ding» in sein« -ut, und Wange lag an Wang«. Da tat er, rot« «ob »inen Talismen um ihn, vor dem alle» Profan», alle» Hätz sein« Mutter immer tat, wenn st« ihren Buben beruhigen wollt«: > lich, «ich E, hat e» nie erfahren, roa» au» der kleinen Aenne gr» er strich mit seinen derben Knabenhänden über ihr blondes Kraushaar, streichelte ihre heißen Bäckchen und: Nicht bange sein, Aenne; nicht bange sein, sagte er, hob ihr Kinn in die Höhe, wie's die Mutter bei ihm tat, und suchte die jungen Lippen, um sie zu küssen, wie es die Mutter bei ihm tat. Aber Me ein Dieb, der auf einem Schleichweg ertappt wird, zuckte er zurück, und feine Wangen überflutete jäh eine brennem»« Röte. Was war da nur geschehen? Welch ein Fremdes war ihm da begegnet? Er fühlte noch immer die feinen Lippen des Kindes an sei nem fiebernden Munde und spürte noch immer den Druck der klei nen Hand, die fester als vordem in der seinen lag. Da stapften schwere Schritte auf di« Scheuer zu, und plumpe Hände zerrten an dem Schloß Der Tag fiel in das Dunkel de» Stalles und: Donnerwetter, do stnt ja uns' Kinder — Gottdank I rief der Grotzknecht in den Hof hinein: Nu aber schnell an die Lust, ihr zwei — oder wollt ihr verbrennen? Verbrennen? Jetzt merkten st« evst, daß «in seltsamer Geruch in der Scheuer lag, ein brenzlicher, in die Augen stechender Geruch, wie ihm die Stall magd am Morgen hervorrtes, wenn si« die ersten Scheiite in den Oefen anzündete. Hand in Hand standen sie nachher in dem Son nenglast de, wieder klar gewordenen Mittag» und sahen dem Spiel der Flammen zu, die sich um First und Sparren jagten, in» dem die asthmatische Feuerwehr ihrer Gewalt zu wehren suchte. Hand in Hand standen sie da, aber sie scheuten sich, sich anzublik- ken. Und al, sich einmal unversehens ihre Blicke kreuzten, sprang jählings «in« Blutwelle über ihr« Gesichtchen, und ihre Blick« wichen wieder voneinander. Nie wieder hatte Han» di« kleine Lenne geküßt; aber ver gessen hat er den Augenblick nicht mehr, da er -um ersten Mal seine Lippen auf di« «in«» Mädchen» gelegt hat — damal», al» er noch kinderjung war, damal» in dem Dunkel de» Schw«in«stalle», in der Wut der Wetter, vergessen hat er den Augenblick nicht, und ugenblick hat ihn nicht wieder verlassen. Ost, wenn er vor Unbesonnenheit stand, kam ihm jene Stund« in di« Grtnne-