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* mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. verantwortlicher Redakteur prlt» Urnkolrl. Air dl« Inserat» verantwortlich i Malte» klraa». Seide in Au« i. Er,ged. Druck «ch Verlag üoe» Mvctl-« ywttge-öwelleedal» Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahin, der Sonntag, nachmittag» von «—» Uhr. — Telrgramm.Abrrffri Tageblatt Aueerzgebtrg«. — Frrntz-rrch« 5». in «u, t. Lzgeb. Für unverlangt eingesandt« Manuskripte kann Gewähr nicht gelristet werden. Montag. «7. Februar L»11. Utter avov «Lum «nimln Nr. 48. Lech Ster Jahrgaug. Auer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge s ezugeprei»! Durch unsere Boten frei in, Sau, monatlich »o ofg. 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Der bekannte Schriftsteller Friedrich Sptelhagen ist Sonnabend im Alter von 82 Jahren in Berlin ve». storbe», desgleichen in München an demselben Tage ver berühmte Maler Profsor Fritz von Uhde im Alter von 62 Jahren. Di« Demission des französischen Kabinett« Briand erfolgt heute mittag offiziell in einer Sitzung des MintsterratS. (I. Tel.) Im Staate Paraguay ist eine Revolution ausge brochen. Man glaubt, daß die Bewegung von dem ehe maligen Minister des Innern Riguelmt ge- leitet wird. Der serbische Krieg-Minister wird zur G en u a tu u n g für d en deuti chen G«san d t en in Belgrad demissi onieren. E Ter Finanzausschuß des Senat« der Vereinigten Staaten berichtete diesem über da« Abkommen mit Kanada ohne«« zu empfehlen. Deutschland «nd Italien. Das mit seinen Begleiterscheinungen wenig anmutende Frag«, und Antwortspiel über «ine Reis« des De utsch« n Kai- sers nach Rom, da» seit einigen Wochen hin und herging, hat nunmehr sein« Lösung gefunden. Der schweigsame Mund der in Frage kommenden Instanzen hat sich geöffnet, um endlich ein« authentische Erklärung abzugeben, dahingehend, daß der Kaiser in eigener Person nicht nach Rom kommen werde, sondern den Kronprinzen mit seiner Gemahlin beauftragt habe, die Kaiserlichen Glückwünsche anläßlich der Nationalisier des italienischen Volkes darzubringen. Hoffentlich kommt damit die unerquickliche Preßfehde zu Ende, oder sollte vielleicht sie nun gar «rst recht einsetzen, weil der Kaiser nicht selbst kommt? Tatsächlich machte da» gange Preßmanöver «inen wenig erquicklichen Eindruck, da man sehen mutzte, wie gewisse Kreis« bemüht waren, den deutschen Kaiser fürihreeigenenJn- teress« n au»zuspiel«n. Mit Recht wurde daher in einem der Negierung nahestehenden Watt« erklärt, in d«r Press« und von verschiedenen unverantwortlichen italienischen Politikern sei die Romreift de» Kaiser» behandelt worden, wie da» nur gerechtfer tigt gewesen wäre, wenn man den Kaiserbesuch mit allen Mit teln Hintertreiben wollte. Durch diesen unzeitgemäßen Eingriff sei die Retchrregierung in «ine recht peinliche Lage ver- setzt worden. Man hätte lieber die Frage, ob und in welcher Form Deutschland sich an den Ehrungen Lei der italieni. schen Nattonalfeier beteiligen sollte, den in Frage kommenden Stellen überlassen sollen, und auch ein angesehene» italienische» Blatt meinte, die Polemik über den Besuch des Kaisers habe di rekt den Tharatter einer Preßfehde angenommen. Man könne sich -war den Patriotismus und die lebhafte Sympathie für die Person de» Deutschen Kaiser» erklären, «s zeuge aber gleich- zeitig von Haarsträubender politischer Taktlosigkeit und habe möglicherweise di« entgegengesetzte Wirkung. Betrachtet man alle näheren Umstände, so läßt sich nicht leugnen, daß sich di« leitenden Stellen tatsächlich in einem Di- lemma befunden haben. Auf der «inen Seite galt es, bei Ita lien nicht anzustoßen und da» Fernbleiben Deutschland» bei den nationalen Festlichkeiten hätte sicherlich böse» Blut gemacht, Auf der anderen Seite muhte der Reichsregierung auch daran ge legen sein, den Vatikan nicht vor den Kopf zu stoßen, nach, dem ausdrücklich erklärt worden war, daß der Papst in diesem Jahre keine nach Rom zu den Jubelfestlichkeiten kommende Sou, verän« empfangen werd«. Die Vertretung de» Kronprinzen ist unter diesen Umständen ein geschickter Ausweg und e» steht zu hoffen, daß man jenseit» der Alpen die deutschen Argu mente zu würdigen wissen wird. Tatsächlich scheint die Ankün digung vom Besuche de» Kronprinzen «inen recht guten Eindruck in Italien gemacht zu haben, die Blätter bringen enthusiastisch« Artikel, in denen ein glänzender Empfang verheißen wird. Di« offiziöse Tribuna bemerkt noch besonder», daß in dem Kron- prtnzenpaar der Kaiser geehrt würde, dessen hochherzige Freundschaft für das italienische Volk auch diesmal wieder be. redten Ausdruck gefunden habe. In Deutschland freilich wird es vielleicht nicht an Angriffen schien, die in der Entsendung des Kronprinzen «in Zurückü>eichen vor dem Batiken erblicken wol. len. Nun handelt es sich aber bei dem Besuche Roms nicht eigent ¬ lich um einen politischen Akt, sondern um «inen Höflich- kettsbewet», zu dessen Träge« sehr wohl auch der Kron prinz gemacht werden kann. Ist es doch überhaupt Lei derarti gen Anlässen nicht Gepflogenheit, dah Souverän« persönlich ihre Glückwünsche darbringen. Es pflegt dies in der Regel durch einen fürstlichen Vertrete, zu geschehen, und Lei den Jubelfest- lichketten de» Deutschen Reiches hat man ja auch nicht Erlegen, heit gehabt, den König von Italien in Berlin zu begrüßen. Mr in Deutschland haben wahrlich keine Veranlassung dazu, den Trä ger der Kaiserkrone al» Vorspann für gewisse italienische Inter essen benutzen zu lassen. LMckpMl-killktiim Im IS. IrlLslsu- vMM AMii'i-Ilir-ramSrrs. A> Zur Beratung der ReichstaggwahbAgitatton in unse rem 19. Reichstagswahlkreise trat gestern in Zwönitz im Hotel zur Eiche der Kret»verband dernationalliberalen Partei im 19. Reichstagswahlkets« zu einer Sitzung zusam- men. In einer im Herbste stattgefundenen gleichartigen Sitzung war beschossen worden, von gemeinsamer Aufstellung einer natio nalliberalen Reichstagswahllandidatur auf Grund der zur Wahl 1999 gemachten trüben Erfahrungen aLzufehen, Inzwischen war von konservativer Seite beschlössen worden, dem Hauptau» schuß die konservative Kandidatur Dr. med. «Lettners, Schneeberg, zu empfehlen. Infolge dieser Tatsache trat also, wie «Len gesagt, der nationalliberale KreisverLand gestern nochmal» zusammen und nahm erneut Stellung zu der neu, geschaffenen Situation. Ohne jedweden Widerspruch und mit einhaltiger Zustimmung und Begeisterung wurde folgende Reso lution gefaßt: Die im Kreisverband der nationalliberalen Partei zusam mengeschlossenen nationalltberalen Vereine im 19. Reichstags- Wahlkreis« lehnen «in Zusammengehen mit den konservativen Parteien zur bevorstehenden Reichstagswahl im Hinblick auf die gemachten Erfahrungen und di« politische Lage im Reiche sowohl, al» auch aus da» Verhalten der konservativen Frak tionen im Reichstag und im Preußischen Abgeordnetenhaus entschieden ab und können nur auf eine liberale Kandidatur zu kommen. Die Aussprache förderte Ereignisse Lei der Wahl 1909 utzo. zutage, die es geboten erscheinen ließen, mit dem bisher geübten Kartell der nationalen Parteien diesmal zu brechen und es der Glaube «ud Heimat Vie cragöüie einer Volker von Uarl 5«s»derr. Erstausführung in Au« im Wrrolatheater am 2S. Februar 1911. Durch die Alpenländer tobt die Furie de» Religionshasses. Grausam schwingen die Unterdrücker die Geißel über alle die jenigen, die sich laut und offen oder auch nur im geheimen zur ungeänderten Augsburger KonfeMon bekennen. Sind das in ihren Augen doch nur Ketzer, Nichtgläubige, deren Leben nicht einmal Schonung verdient. Mordend und sengend zteHen di« kaiserlichen Soldaten umher, «in Schrecken dem Volke, da» sie schützen sollen „ .. Auf seinem blühenden Bauernhof« sitzt schon seit Huiü>erten von Jahren das alte, kernfest« Geschlecht der Rott. Um Thristof Rott, den in seiner besten Manneskaft stehenden gegenwärtigen Besitzer des Hofes leben die Rottin, sein Weib, der Spatz, sein Sohn und der Alt-Mott, sein Vater, «in -weiundachtztgjähriger Grei§. Der ist sechs Jahre alt gewesen, da hat er schon di« zwei Glauben raufen sehen, genau so, wie da» jetzt noch der Fall ist. Ja, noch mchr: sechs Jahr — so sagt er — bin alt g'wesrn; da Han st, meinem Vater Klemmen und Däumling gssetzt und ihn -'richtet mit dem Schwert; seine letzt'« Mort vor dem Blut- g'richt: Was i vor mein G'wissen für recht erkennt, davon will nimmer «eichen! Dann ist sein Kopf abg'flogen -v Da» ist nun fechsundstebztg Jahre her, aber heut« ist 's noch gerad» so. Wer nicht zur römischen Kirche hält, hat verspielt. So ist sein zweUer Sohn vor einem halben Jahr« erst des Lande» «erwiesen worden, weil er -um Evangelium hielt. Und in zwei Lagen, am Mittwoch, soll wiederum über di« Grenze gebracht werden, wer evangelisch ist und bi» dahin diesen Glauben nicht abge- schworen hat. So verkaufen die Bauern ihre Höfe und schicken sich zur Wanderschaft in fremde, unbekannt, Länder an. Nur die Familie Rott freut sich mit wenigen anderen weiter ihre» Besitzes. Ei« gelten für streng fromm im alten Glauben, da» zeigen schon di« vielen Altäre und Heiligenbilder, di« den Bauernhof allerort» schmücken. Wer weiß denn, daß der Alt. Rott und fein Sohn Thristof im Innern sich mit ihrem ganzen M» Evangelium bekenn«», daß sto al» teuerste« Schatz in einer Höhlung unter der Diele ein evangelisches Bibelbuch ver wahren, aus dem der Sohn in stillen Stunden der Erbauung dem alten Vater vorltest. Keiner weiß es, nicht einmal die Rot- tin, denn ü brr den Glauben geht den Leiden noch di« Liebe zur Heimat. Sie sind echte, stolz« Bauernnaturen, die sich nicht von ihrer Scholle trennen können, die jeden verachten, der nicht boden ständig ist. Nicht einmal di« Mahnung schreckt sie: Wie lang« noch hinkt ihr nach beiden Seiten? Denn, die weder kalt noch warm find, will ich ausspeien, sagt Gott der Herr. —> Den ganzen Zwiespalt in seinem Innern kleidet der Alt-Rott in die Wort« «in: i — hör schon die Sich'l rauschen; mich führen sie auf dem Karren weg, und über der Land'sgrenz' im ersten Freit- hof kann mich niederlegen! Im fremden Hand; unter wild fremden Leut'! Und wenn dann aufsteh' am jüngsten Tag, dann steh' ich da: Ich kenn' niemand — mich kennt niemand; alle schau'n mich an und sagen: Wie kommt denn der daher? Wo hat'» denn den heretngeschneit? Hat den der lein' Heimat g'chabt? Da müeßt i ja gleich vor Schänd' wieder in die Grueb'n z'rllck! Na! Da will bleiben! Da will t liegen: Mo di« Rott daheim sein: Vater und Vatersvater; und weiter die Kett'n bi» fünfhundert -Jahr! Darum also will der Alt-Rott sich nicht auch äußerlich zum Evangelium bekennen, da» will er «O kurz vor seinem Lode tun, um in der Heimat begraben zu «erden. Aber da» Schicksal will'» and««. Der wild« Reiter kommt daher («in kaiser- kicher Retter), dampfend von Blut und Schweiß, de, hi« Goan- geltschen jagen und schleifen läßt mit Hunden und sie zusammen treibt wie di« windigen Hasen. Von ihm g«-t di« Mär, daß er früher ein frommer Mönch war. Jetzt fordert er den Evangeli schen di« BtLel ab, die Gandpergerin will sie ihm nicht geben. Da zieht er sein Schwert und sticht st« nieder. In der Stube de» Rott bricht sie zusammen, ihr Blut färbt den Boden. Und höhnisch grinst der wild« Reiter: Kratz' den Loden auf, Ketzer, blut ist de» Teufel» Dung. IM wachsen wieder seih» andere nach — Jetzt kann'» der Thristof Rott nicht mehr ertragen und offen be kennt er au, der Unruh« seine» Gewissen» her au» .sich zur un- geänderten Augsburger Konfession. Nun muß auch er Hau» und Hof verlassen, der Alt-Rott aber bleibt verschlossen in seinem Hang zur Scholl». Da geschieht etwa? fürchterliche». Der wilde Reiter ordnet an, daß di« von ihm getötete Sandpergerin auf dem Schinder anger begraben wird. Jetzt hält'» auch den Alt-Rott nicht mehr langer, al» der Retter ihm noch zurust: So lass« ich alle Ketzer begraben! Nun kommt'» au» seinem Innern: Auf dem Schinder anger? Ein Alt-Rott.... neben di« krepierten Hund'? Echreij. ber, an Patz! Rittreiter! Mn auch so einer! Gin evangeli scher Thrift! Der Bann ist von ihm gelöst und schnell «erläßt er da» Land, jetzt hat er den Glauben Über die Heimat schätzen gelernt. Auch der Thristof Rott rüstet hum Aufbruch mit Weib ' und Kind. Da kommt ein neue» Gebot de» wilden Reiter»: Di« Kinder bleiben zurück. Junge Seelen erretten wir noch — vom ewigen Verderben! Er will den Sohn de» Rott gewaltsam von den Eltern wegreißen, da springt der Spatz ins Wasser und wird tot wieder herausgezogen. Das Bauernblut ist wild ausgepeitM in Thristof, ein heiße» Ringen mit dem wilden Reiter entsteht, schon hebt er die Axt zum Schlage, um diesem den Schädel au zerschmettern — da kommt es über ihn: Ich geh dem Evangelia Dhristt nach und such' «»; drum will auch tun ..., nach Gott« Wort; da» heißt: Verzeih' deinem Feind! Ist hart .... ist eisenhart! Da .... meine Handl Wer .... will, der .... kann .... st« nehmen .... Und der wilde Retter, in der Ties« erschüttert, nimmt sie, um dann sein blutige» Schwert zu zerbrechen und (jedenfalls zum neuen Glauben bekehrt) zusam- menzuvrechen, indes Thristof Rott mit der Rottin der ungewis ftn Landstraße zugeht, um die neu« Heimat zu suchen - .. Die» ist in kurzen Worten «in Umriß der H aup tHandlung in dem Schönherrschen Schauspiel: Glaub« und Heimat, da» lei- nein Verfasser nicht allein literarisch« Ehren und dramatischen Ruhm «inbrachtt, sondern auch den Grillparzerpreis. Ersieht man aus dem oben Skizzierten bereit», daß da» Drama von packender Wucht isst, ko wird dies« noch erhöht durch «in« parallel laufend« Handlung, die noch schärft» di» GlauLenrstSrk« der drei Rott kennzeichnet und diesen in Wankelmütigkeit de» L-arakter» «in «ngbegren-te» Gegenstück gibt. In deren Mittelpunkt steht der Sandperger, dessen Weib «in Opfer de» wilden Retter» wurde. Auch er klebt an der Scholl«, am angestammten Grund- befitz; als er schon längft de» Wanderpaß in de« Händen hat,