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Strophe 9. Und das Wort und den luftigen Flug Des Gedankens ersann er, erfand Staatordnende Satzungen, weiss dem un gastlichen Froste des Reifes, und Zeus Regenpfeilen zu entOiehn. Ueberall weiss er Rath; Rathlos trifft ihn nie Das Künftige! Nur nicht den Tod Ward zu fliehen ihm vergönnt; Doch schwere Krankheit bannt er durch Sichre Heilung. Gegenstrophe 9. In Erfindungen listiger Kunst Wohl über Verhoffen begabt, Neigt bald er zum Argen, zum Guten bald; achtet hoch Der Heimath Gesetz, Der Götter schwurheilig Recht, Segen der Stadt! Aber zum Fluch Lebt ihr, wer, gesellt Dem Laster, voll Trotz sich bläht. Nicht an Einen Heerd mit mir Gelange, noch in meinen Rath Solch ein Frevler! Was seh’ ich? Erscheint von den Göttern gesandt Ein Wunder? Und doch, — nicht läugn’ ich es mehr, Dass die Jungfrau dort Antigone sei. Unglückliches Kind Von dem Unglücksvater, dem Oedipus, ach! Was ahnt mir? Führen sie dich hierher, Weil du die Gebote des Königes brachst, Und ergriffen dich über dem Wagslück? N 2 3. Strophe 1. Glückselige, deren Geschick nie Weh gekostet! Wem sein Haus je Götter erschütterten, niemals Lässt der Fluch ihn, fort von Geschlecht Zu Geschlecht sich wälzend; So wie das aufgeschwollne Meer, Wann, vom Thrakersturm erregt, Machtvoll es in die umdüsterte Tief hinab sich wälzt, Vom Abgrund auf den schwarzen Meersand Wühlt, und dumpf im stöhnenden Orkan die flutgeschlagnen Ufer tosen, degenstrophe i. Stets seh’ ich in Labdakos’ Haus uraltes Leid sich Fort und fort aufs Leid der Geschie denen häufen: Nicht Befreiung bringt ein Geschlecht Dem Geschlecht: hinab stürzt Ein Gott sie, löset nie den Fluch. Denn die letzte Wurzel, der Glücklicheres Licht erstrahlt’ in dem Haus des Oedipus, Auch die mäht nun der Todesgötter Blutigrotbe Sichel ab, Des Sinnes Thorheit. und der Seel’ Erinnys. Strophe 9. Wer mag Deine Gewalt, o Zeus, Kühn aufhallen in frevlem Hochmuth? Die nimmer der Schlaf fesselt, der All- entkräfter, Nimmer der Götter rasche Monden! In nie alternder Zeit bewohnst du Des Olympus lichten Strahlenden Gipfel, Herrscher! In Vergangenheit und Zukunft Und jetzo bestehet dies Gesetz: Nimmer waltet Im Leben das Glück lauter und frei von Leide! GegeiiNtrophe 9. Denn die schweifende Hoffnung beul Oft wohl vielen der Männer Seegen; Doch vielen der leichtsinnigen Wünsche Täuschung. Manchen beschleicht sie Arglos, bis er den Fuss senget an heisser Flamme. Das gepries’ne Wort drum Scholl von des Weisen Munde: