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und Anzeiger Mr das Erzgebirge o.-°nwouuch« der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Quer Sonntagsblatt. - Für dt« Inserat» verantwortlich, New »M«U-4w»Ilew»tt M«U»r «r»«,. Spr»chsimch« d« Ridakttov mit LUr-nahm« d«r Sonntag» nachmittag» von «—» Uhr. — T»l»-rannn-Adr»ff»: läget,latt Ln-q-ibtrg». — F»rntznr»ch«» »». tz, ^»» t. Beide in Au« t. Lrzgeb. Für unverlangt «ingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. ,/ Bezug,preir: Durch unsere Boten frei in, ksau, monatlich sovfg. Bei der Geschäftsstelle abgeboltmonatlich »o pfg. I Insertion,prei,: Vie fiebengesvaltene Korpurzeile oder derm Raum für Inserate au» Aue und den «Ortschaften de» und wächentlich >o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.»o Mk., monatlich »o pfg. — Durch I klmtrhauptmannschaft Schwarzenberg io pfg., sonst i» pfg. Reklame-etitzeU» rr pfg. 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Die Kosten wurden der Staatskasse auferlegt. äst Tln« englische Dampfschiffahrtsgesellschaft richtet eine direkte Dampferlinie zwischen Neuyork und den HaupthandelSplätzen Westafrika» ein. äst Wie aus Batavia amtlich gemeldet wird, find in Manggar auf der Insel Billiton von der chinesischen Be völkerung angezettelte Unruhen ausgebrochen. Zur Wiederherstellung der Ordnung sind Truppen dorthin entsandt worden. Die Unruhen in Mexiko dauern fort. Di« Polizei in Juare, ließ die Pulvervorrät« der Regierung in die Luft sprengen, damit sienicht in die Hände der Ausständigen fallen. Reichstag und ReichSlaud. , Durch die Reden der sämtlichen Redner au« Elsaß-Lothrin- - gen in den reichsländischen Verfassung», und Wahlgesetzdebatten j im Reichstage ging, offen oder wi« ein Unterton, di« Klage, in I Deutschland bekümmere man sich viel zu wenig um die innere I Entwicklung Elsaß-Lothringens, um da» wirkliche Leben I seines Volkes und seine Wünsche: man sehe in dem Lande im- R mer noch nur das Glacis des Deutschen Reiches gegen Frank. § reich und betrachte es vornehmlich von dem Gesichtspunkt der L> Der Skaruevalist. Novellette von NesVet Dill. (Schluß.) Nachdruck »rrd»««. Der Wend «ar. gekommen, es schneit« leis« und dicht, al« sollt« dis Welt im Schnee begraben werden. Di« ersten Ma,ken schlüpf ten vermummt und eilig in da« hellerleuchtete Gasthaus zum Ochsen, dessen lange Fensterscheiben de» Tanzsaale» hell in die dunkle Minternacht strahlten. Im Saale, der mit blendenden neuen Lampen erleuchtet war, versammelte sich ein« bunte, kni sternde, rauschende und waffenklirrende Schar. Raubritter, spa- j Nische Ritter, Meerkönig«, Tirolerinnen, Schläferinnen, Rokoko- I damen, Rotkäppchen und Nixen wallten und wogten durcheinan- ! der. Die enge Treppe, die Garderobe, der Saal füllten sich. In der Garderobe schälten sich au» braunen und grauen Hüllen V». wie Schmetterlinge au» der Raup« die Engel, die Fischerinnen und Königinnen, mit Flügeln, langen Schleppen, goldenen Kro nen und bunten Blumenhüten, man sprach mit vepsteller hoher Stimme, kicherte, erkannte sich, verriet, suchte nach Bekannten, tuschelte u. lacht«, man drängte sich um di« Rutschbahn, die inmit ten de» Saale» ausgestellt war. Und al» di« Msusik «inen Tusch blies, verstummte alle», denn die Flügeltüren flogen auf, und ein großer, staatlicher Türke mit schwarzem Bart, königlicher Hal. tung, einem hohen Tuvban und klirrenden Waffen, einem mit falschen Edelsteinen besetzten Krummsäbel, in wetten seidenen Pluderhosen, betrat den Saal. Der Karnevalist, den niemand in ftinem schwarzen Bart erkannte, wandt« sich an di« nächststehend« Dame, «ine stattliche Polin, die in rosa Seid«, einem etwa» zu kurzen Rock, aber mit sehr kleinen Füßen, di« in roten Saffiansti«, feletten steckten, tanzbereit am Eingang stand, verneigte sich und schwang sich mit ihr al» erster auf di« Rutschbahn. In kühnem Schwung sausten sie hinab. Damit war da, Ei» gebrochen, di« anderen kletterten gleich hinterher und kamen in sausender Fahrt herabgeschossen. Aber wehe, man hatte vergessen, auf den Fuh. Loden «in Polster zu legen, und die Polin, di« zuerst unten an. kam, kreischte plötzlich hell auf. Alle hielten da» für «inen au- gelassenen Freudenschrei und stimmten «in, da, fröhlich» Jauchzen pflanzte sich fort und wollte kein End« nehmen; immer neu« Paare sausten herab, und niemand bemerkte, da- der Türke sich nationalen Verteidigung in einem Kriege. Will man gerecht sein, so ist etwqs Wahre» an dieser Klag». Da» ist in der Tat der Standpunkt der Konservativen und der Alldeut sch «n, di« «» nicht fassen können, daß die Elsaß-Lothringer ihrem Lande ander« Leben,bedingungen und Aufgaben wünschen, al» di« «ine« Bollwerk» de» Reiche, gegen die Franzosen. Aber man muß doch sofort hinzufügen, daß weder di« Regterung, noch di« anderen Parteien diesen Standpunkt teilen und daß gerad« die jetzigen Vorlagen den Zweck haben, unter voller Wahrung der nationalen Pflichten de» Reiche» den eigenen Kräften von Land und Leuten wetten Spielraum gu freier Entfaltung zu gewähren. Der Staatssekretär de» Innern und besonder« der Reich kanzler haben mit großer Wärme betont, daß e» nicht nur im Interesse der Reichslande, sondern auch de» Reiche» selbst liege, die Entwicklung Elsaß-Lothringen» nach langem, allzu» langem Stillstände weiter zu führen. Und die Redner der Nati- onulliberalen, des Zentrum«, der Fortschrittlichen volk»part«i, ja sogar auch der Reichspartet haben ihnen zugesttmmt, wenn auch mit Unterschieden in der Tonart und de» Ausmaße». Schon heut« kann man-sagen, daß in der Kommission zur Beratung der Vorlagen die erhebliche Mehrheit gewillt ist, da» Verfassung», und Wahlgesetz für Elsaß-Lothringen noch in dieser Tag. ungzustandezubringen; wir zählen IS Freunde und S Gegner der Entwürfe. Freilich find dies« beiden Gruppen wi der unter sich keine»wrg, einig und « ist sehr leicht möglich, daß die Schlußabstimmung ein andere» Zahlenverhältni, auf. »eist, aber wenn nicht alle Zeichen trügen, wird die Mehrheit für die Vorlagen «her größer al« geringer sein. Man kann schon jetzt damit rechnen, daß auch di« verbündeten Regie rungen zu weiteren Zugeständnissen bereit sein wer den. Der Reichskanzler hat drei Punkte al» unabänderlich be zeichnet: die Stellung von Kaiser und Statthalter, den Au»schuß vom Bundesrat, di« Errichtung einer Ersten Kammer. Aber «» sind wohl noch manche Weg« denkbar, auf denen man den Wünschen der Elsaß-Lothringer selbst entgegenkommen jkann, ohne die durch die historischen und nationalen Forderungen ge botenen Sicherheiten zu beschränken; eine ander« Zusammensetz, ung de« Oberhauses, Wegfall von Kautelen beim Wahlrecht, ge nauer« Fixierung der staatsrechtlichen Stellung im Reich u. a. m. Bemerkenswert ist, daß in der Presse der Fortschrittlichen Volk,Partei die Zustimmung zu der Verfassungsänderung viel vergeblich bemühte, der Polin aufzuhelfen. Sie 'klammerte sich an seinen Hal» und wimmerte: O, mein Gott, o, mein Gottl Es war unmöglich, einander bei dem Gedränge und Sttm- mendurcheinander zu verstehen. Der Türk« schleppte sein« Dam« nach der Garderobe. Aber dies« war aufgeräumt, «in Sttzplä^ fand sich nirgend», und di« Earderobefrauen hatten den Schauplatz ihrer Tätigkeit verlassen, um dem Tanzen zuzusehen. Endlich fanden sie «in leere», unbewohnte» Gastzimmer, da» zwar dunkel war, aber ein Wachstuchsofa aufwie». Mein Bein, mein Bein, jammerte di« Polin/o mein Gott, ich glaube, ich habe mein Bein gebrochen, vergeblich sucht« der Türke die jammernde Polin zu beruhigen. Sie wiegte.sich hin und her, rief nach Hilf«, weinte und wollte nach Hause: Geben Sie mir meinen Mantel, dort hängt er. Nummer 127, recht» neben der Mr, und die Kapuze auch, den Schirm, die Galoschen. O mein Gott, » mein Gott! Der Türk« hatte unter aufeinandergetürmten Mänterln und Um hängen endlich da» Richtige gesunden und half der Polin sich ankleiden, «a» nicht leicht war, da sie sich nicht bewegen konnte und immer weiter jammert«. Ich werde Ihnen einen Wagen holen, rief der Türke und stürzt« htnau». Da» war leicht gesagt. E» gab nur einen Wagen in der Stadt, den Omnibus de» Ochsen. Der Hof war dunkel und leer, die Ställe «benfall«, der Hotelomni. Lu» war eben zur Lahn gefahren. Mit klirrenden Waffen durch, eilte er all« Wtrtträume, da» «»»gestorbene Billardzimmer, dqs dunkle Kaffeztmmer, und geriet in di« Küche, wo unter einer Meng« Frauenzimmer in einem schrecklichen Arm von Messer, wetzen, Schaben, Rasseln, Herdschüren di« dick« Frau Sauerbret mit ausgeschürzten Armen und rotem Kopf ihre» Amte» waltete. Sein« Hilferuf« »erhallten ungehört, niemand kümmert« sich um ihn, alle« drängte mit Tellerstößen und BratenMsseln dem Ausgang« zu. Jawohl, riefen di« Kellner und eilten mit fliegen, den Rockschößen davon. Ein Telephon hatte der Ochs« nicht. Wirt und Wirtin befanden sich maecktert unter den Tanzenden. So machte er sich auf den Weg nach dem Bahnhof, der «in« gut« halbe Stund« weitentfernt lag. Mit -rohen Schritten strebt« er vorwärts durch den Schnee, der flockend akf seinen Turban sank. Und sein« Ritterlichkeit wurde belohnt, An der MegegaL- lung begegnete er dem zurückkehrenden Omnibus, der ohne Gäste wiederkam, und er sprang hinein. Gin« halbe Stund« spät«, saß di« Polin wohlverladen in dem Omnibus. Wohjn fahren wir , > ! s wärmer zum Ausdruck kommt al» im Reichstag durch den Vbg. Naumann geschah, dessen Red« ja am -weiten Tag «in, Erlä— terung durch seinen Fraktion»koll«g,n Dove nötig gemacht hatte. Wir glauben, daß di« Freifinnigen im Lande hier «rnstltchpofi- tive Arbeit mit greifbaren Erfolgen dringend wünschen. Ist es doch ein vom liberalen Geiste getragene» Werk, um da» es sich hier handelt. Und zudem eröffnet«» di« Aussicht in die Zukunft, daß hier anstatt «ine» Abschlüsse», wi» der Reichskanzler aus- drücklich betont hat, erst recht «in Fortschr«it«n zur end. gültig«» Autonomie und vollen Gl«1chh»r«ch» tigungder Retcheland« im Kranz« der deutschen Bundwstaate« eröffnet wird. Politische Tagesschau. Au«, 4. Februar. * Di« Patt«i«n und di« Abstimmung üb« di« RBlchswert. »u«ach»steu«r. Di« amtliche Abftimmungslist, ''über di« Reich— wertzuwachssteuer stellt nach der Köln. v»lk»ztg. folgende» s«st: E» stimmten Konservativ» 44 mit Ja, 7 mit Rein, 1 enthalten; Zentrum SS mit Ja, 17 mit Nein, S enthalten: Nationalliberal« 41 mit Ja; Reichspartei 14 mit Ja, 1 mit Nein, 1 enthalt«»; Wirtschaftlich« Vereinigung sämtliche 17 mit Ja; Fortschrittlich« Volkspartei IS mit Ja, 20 mit Nein; Reformpartei 3 Mit Ja; Sozialdemokraten 41 mit Nein. Di« Polen, di» mit 14 Stim men anwesend waren, enthielten sich sämtlich der Abstimmung. Bon den keiner Fraktion angehörigen Abgeordneten stimmten v mit Ja und 3 Mit Rein. * Polizeipräsident Jago» und da» Begräbnis Unger», Herr v. Jagow hat «tner sozialdemokratischen Deputation, di« w,g«n Frethaltung der Straßen für den Letchenzug Singer» mit ihm verhandelte, in entgegenkommendster Weitz ihr« Wünsch« bewilligt. Di« Deputation soll ihrem Dank« für den freund, ltchen Empfang lebhaften Ausdruck gegeben haben. — Zur Be erdigung von Paul Ginger find vom Berlin«, Magistrat del- . giert worden: Oberbürgermeister Kirschner, Bürgermeister Dr. Reick« und Stadtrat Bohm. * Di« Freundschasttbeziehuugen zwisch«» dm» Kirche» Bug« land» und Deutschland». Der Könhi von England wird qm 8. Februar «in« Abordnung von deutschen Geistlichen empfangen, die zu der von dem Komitee zur Pfleg« der Freundschaft»bezi- hungen zwischen den Kirchen Englands und Deutschland» auf. den S. Februar anberaumten Beratung in London «eilen. Di« denn? Auf den Triller! rief di« Polin. Der Türke steckt« den Kopf zum Wagen hinaus: Haben Sie gehört? Auf den Triller! Aber welche Hau»numm«r? Ach, da» ist ja ganz egal! gu Fräu lein Fltn, soll er fahren. Er weiß «» schon. Eine Villa in ei nem Garten, ganz oben auf dem Berg. Also zu Fräulein Flin». Lo», los! Der Omnibus arbeitete sich durch den tiefen Schnee, während oben im Tanzsaal unter wickgenden Watzerklangen ent fesselt* Tanzsüß« scharrten, schleiften und schlürften. Zuweilen versetzte ein« hügelig« Ausbuchtung oder eine Versenkung der Straße dem Qmnibu» «inen sanften Stoß, der st« beide fich zuetn- ander neigen und wieder zurückweichen ließ, man sah vorbei« huschende gespenstige Schatten von vermummten Gestalten unter wirbelndem Schnee, zuweilen eine verschneit«, trübbrennend« La. tern«. E» war, al» fahre de» Wage» durch «inen entllofen, langen dunklen Tunnel. Auf der Bahnhofstraße waren die Laternen vom Winde verlöscht, dann hörten sie überhaupt auf, denn der Triller, ein« Willenkolonie, la- weit hinter d«m Bahnhof. Der Wagen hielt endlich auf freiem F«ld vor «tnem klein«» -aus«, da» dun. kel in «tnem großen Garten lag. Da find wir, der Hausschlüssel ist in meiner Tasche. O, mein Gott, », m«t» Gott, wenn St« nur da. Schloß aufkrtegen, r, ist vexdrcht, Si« müssen von recht» nach link, drehen, statt von link» nach recht». O. St« mach«» es falsch, da, Schlüsselloch ist viel weiter unten. Da» verschmitzt« Schloß öffnet« sich widerstrebend, und di« Mr« tat fich zu dem be schneiten Garten auf. Der Kutscher und der Türk« führt«» da» jammernd« Fräulrtn vorfichtig, st« stolperten üL«r Kahlköpfe und Buch»baumrabatten, überall schien etwas au» dem Boden zu wachsen. Run ist m«in« Köchin auch »och fort, ich -ab» fi, zu einem Tanzvergnügen Leurlaubt, fie kommt vor morgen früh nicht wieder. O, di« Türe ist verschlossen, der Schlüssel liegt unter der Matt«. Haben Sie ihn? Auch dich« Tür tat fich auf, «in dunkler Flur, «in Treppenhaus ward« sichtbar. Run -ab, ich die Wach— stretchbölzer vergessen, jammert, di« Polin. Geb«» Sie mir Ihren Arm, so! Ach, — geht schon, aber di« Trepp*» ich schlaf« tm ersten Stock. O, mein Gott! r Auch oben war all«» dunkel. Sie fand«» in «tnem mit Sitz, möbel» angefüllt*» Salo« «in Sofa, worauf sich di» jammernd« Polt» niederließ. Während des Kutscher zu seinem Omnibu» zurückltef, b»gab fich des Türk« auf di« Such» nach Streichhölzern. Gr tappt« durch dunkle Räum«, stieß sein« Knie an fpGen Tisch- ... DÄ .W "U