Volltext Seite (XML)
«r.S7. Sechster I, Ich» Novo ofiatr Ittuntti 's viel« vn»er «Mißt e IM» -ZS Die Der französische Krieg-Minister, GeneralBrun, erklärte die Allianz mit Rußland militärisch für wertlos, seitdem dessen Grenze gegen Deutsch» land von Truppen entvlößt ist. Der Aufstieg de» Mtlitärluftschiffe» bi 3 ,« seiner Fahrt von Gotha nach Metz mußte gestern wegen u n- günstigen Wetter» unterbleiben. Verantv»«etlicher Redakteur! feit, Hrnbolä. Fite di« Inserat» verantwortlich: tAalter Nr»«». Seid« in Au« i. Lrzgeb. Ipwchfdmd« d» Aedakttov mit «Uwnahm, der Sonntag» nachmittag» von 4—» Uhr. — Trlegranrm-Adreff«! Lag»latt tlueerz-ibtr-«. — Fmntznwchm »L Für un»»klangt »ingrsandt» Manuskript« kann Gewähr nicht gelristrt werden. Zur Naturgeschichte des Bundes der Landwirte. Wenn heute jemand — so schreibt di« neueste Rümmer de» Nationalliberalen Vereinsblatte« — auf die Satzungen des Bünde» der Landwirte verweisen und behaupten wollt«, er fei eine unpolitische, wirtschaftliche Vereinigung, würde er «»»gelacht werden. Die Bunde«lettung treibt «in« sehr kräftige Politik, und es ist nur sonderbar, daß die Mehrzahl der Mitglieder bi» zur Stunde über di« Art dieser Politik nicht im Klaren zu sein scheint. Oder will man nicht» merken? Bor einiger Zeit hielt der Leiter der Deutsch. Tagerztg., Herr Oertel, der geistig« Führer de» Bunde«, sehr lehrreiche Vorträge, in welchen er frank und frei Stimmung macht« für — da» Zentrum! Ein starke« m. ü. h. la Äu» l. Lqgeb. Das Wichtigste vom Lage. D. l Wertzuwach»steuergesetz wurde gestern im Reich», lag in dritterLesungendgülrigangenommen, und »war mit 199 gegen 93 Stimmen. Die 20pol- Nischen Abgeordneten »nthtel t en sich der Stimme. Zn London wurde Eduard Myliu«, der den König von England der Bigamie beschuldigt hatte, gestern zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt. Unterfangen in Sachsen, wo nirgend«, selbst in konservati ven Kreisen kaum, Neigung besteht, dieser Partei Ruhmerkränze zu winden. Aber Herr Oertel kann sich da« leisten, und da er für alle Sendboten und Wanderredner de« Bunde» da» erlaucht« Muster ist, kann man sich nicht wundern, wenn sie sich gleichfall» berufen fühlen, am Zentrum di« Mohrenwäsche zu versuchen. Zaghaft find sie nicht. So lesen wie im Flöhaer Tageblatt Wer «in« in Niederlichtenau gehaltrn« Red« da» Herrn Lun- de«angest,llt«n Wetz«! au, Freiberg «inen Bericht, der «in« ge radezu naive Verherrlichung der Partei de» Ultramontanismu» hervorhebt. <S» heißt darin: Da» Bemerkenswerte in Wetzel, Ausführungen war zwei- fello» sein Urteil über da, Zentrum. Diese Darlegungen müß. ten eigentlich im ganzen Lande plaktert werden: der Bund der Landwirte habe keine Ursache zur Feindschaft gegen da« Zen trum; die Zentrunwkandidaten müßte der Bund der Landwirte vielmehr überall kräftig unterstützen, damit fie gewählt würden!! Bet dieser Auffassung LlieL der Prot«. stant Wetzel sogar trotz der ihm in der Diskussion gemachten Borbehalte und Hinweis« auf di« de-n Protestantiemu» in schmählichster Fprm beschimpfende sBorromärweuzvkltka, den Wnttmodernisteneid und den jeden Sachsen beleidigenden Fall de» Prinzen Max. Wie Wetzel begrüßend bemerkte, stehe da, Zentrum dem Bund der Landwirt« wirtschaftlich ja so nah«. Weil also Geschäftchen zu erhoffen sind, vfetft der Lund der Landwirt« auf di« Entrüstung der evangelischen Bevölkerung?! Man fragt sich, war eigentlich MW svlchr Herauisorderung bezweckt. M« da» Flöhaer Tageblatt feststem, wr: «» sowohl in Nirderlichtenau wie rn Borstendorf, wo d«r gletche Redner für di« BuNdepsach« wirkte, mit dem Beifall sch'.echr bestellt. Mr können nicht« dawider baben, w«nn sich der Bund der Landwirt« allenthalben durch sein« politischen Liebhabereien di« Stimmung «rdirbt, und wenn er dabei die ihm so treu zur Seite stehend« konservative Partei in Mitleidenschaft zieht, so mag fi« sich Lei ihm und seinen Führern bedanken. Die Niederlichtenauer Versamm lung lieferte ober noch «inen wetteren sehr bezeichnenden Bei trag zur Naturgeschichte de» Bunde» der Landwirte, wie au» der nachfolgenden, vom Flöhaer Tageblatt veröffentlichten Zu schrift hervorgeht: - Wenn je di« Geringschätzung de» kleinen Bauern Innerhalb de» Bunde, der Landwirt« -um Au»« druck gebracht worden ist, so ist «« am Donnerstag durch den Gutsbesitzer Benn « «itz au» Gunnerrdorf in Niederlichtenau geschehen. Statt den berechtigten Kern des im Landtag be- handelten Antrag« de» Abg. Clauß zur Reform de« Lan. de»kulturratz an-u«rkennen, bekämpft« ihn Bennewitz in «iner di« »einen Lauern beleidigeichen Weise. Die kleinenKuh- bauern hätten, so sagte er wörtlich, gar keine Zeit, sich vier oder fünf Wochen lang in Dresden in den Landwkulturrat zu setzen, und goenn sie «» doch täten, dann müßt« man gewärtig sein, daß fi« aus ihren Nachbar horchten und bloß nachmachten, wa» er ihnen vormach«; dann schliefen fie bet dem Sachen» di« fi« gar nicht verständ«n, höchsten, und fielen von dem Stuhl herunter. — G» ist bezeichnend, daß der Bau«rnsr«und Bennewitz nicht «inmal weih, daß der Landwkülturrat zw«i Li« höchsten» drei Tag« beisammen ist und daß «r sein« Berat ungen stet» in einer Zeit abhält, in der e» in der Landwirt schaft nicht mehr so viel zu tun gibt. Wd» aber vor allem auf fiel, war di« herabwürdigend« Behandlung, die Bennewitz den Fähigkeiten de» kleinen Landwirt» widerfahren ließ. Den klei nen Bauer al» dummen Kerl htnzustellen, paßt «ülerding« zu «iner früheren Aeußerung der bündlettschen Dtsch. Tgpztg., di« ebenfalls die Kleinen in der Landwirtschaft al» geistig schwer- fällig bezeichnete, al» zu eigenem Denken und Handeln un fähig« Leute, di« von den Großgrundbesitzern bevormundet und geführt werden müßten. Wieder fragt man: Woher diese Ueberhebung im Lunde dm Landwirte? Nun. haben nicht unser« R«gi«rung»män- n«r förmlich gewetteifert, dem Lund« Lei jchter Gelrgenüett zu bestätigen, daß er «ine große Macht und aller Ehren würdig sei? Haben fie sich nicht »ft oerbeugt, wenn er aus fttn« Macht pocht«? Wa» Wunder, wenn sein« Wortführer «in Hochgefühl sonderglei chen in- der Brust fühlen und davüber die Gebote der Klugheit und — den Bauernstand vergessen, d«r in Sachsen wie an- derwärt» Fortschritt« macht. Stet» mit so leuchtenden Lugen in dem g«vöt«ten Gesicht, daß man kaum an ein« langweilig« Sitzung glauben konnte. Kan« Schönitz war jetzt fünf Jahr« verheiratet, und zum «rft«n Mal« spürt« er so etwa» wie Eifersucht und Mißtrauen gegen Marie. Wer weiß, wa» dies« angeblichen Verhandlung«« bebrüteten! Der Sache wollt« er doch mal auf den Grund gehen. Aber seine Skatfreunde brauchten davon nicht» zu wissen. Er versetzte fi« einfach heute abend und versuchte lieber, herauszubekommen, in welcher Weise sein« Frau die Zeit von acht Uhr an verbracht«. Beim Mittagbrot war Han» sehr wortkarg. Sobald da» Dessert vorüber war, verzag er schmerzhaft dq» Gesicht. „Ich glaube, ich bekomme heute wieder mein Kopfweh," sagte er. .Wer /weiß, ob ich abend» au»geh«n kann." , Sein« Frau «ar herzlo» genug, ihn au«zulachen. „Aber Han», Kopfweh Lei solchem Ap petit! Du hast wahrscheinlich Magendrücken." „Ich weiß doch wa» ich rede," bemerke er gereizt. „Uebrigene brauchst du d«, hakb dein« wichtige Sitzung nicht abzusagen. Ich werde mich früh zu Bett legen und —" ,Me — ohne Skat? Ist dir so Wicht?" „Gar nicht so sehr. Aber ich brauche sähe. Du kommst wohl wteder spät?" ,Za, wenn wir tanzen „Tan- z«nl" Han» sah fein« Frau durchdringend an. ,Hei der Sitzung tanzen?" .HreUich. Dabei kann man auch beraten. Du gehst ja mit mir nicht zu Bällen. Usch Eva, Mann ist genau so. Da tanzen wir «Len unter un» Frauen. Im Dass Tettenborn steht in unserem veretnszimmer «in elektrische» Klavier. Da« spielt un« auf, und Wally studt«rt uns alle neuen Tänze «in. wir amüsieren un» samo», sag« ich dir." „So? ... Na, viel v«. gnügen." Gr ging mrch seiner Stube, um sein« Verstimmung nicht zu -eigen. Daß di« Frauen unter sich tanzten, dap war zu unwahrscheinlich. Lächerlich so etwa, sollt« er glaub«». Han» lehnt« fich in seinen Sessel zurück und horchte. Da — da, Leleschon läutete. Mari« antwortet« und lacht«. Sie lacht« überhaupt h«ut« den ganzen Lag. Ihm war, al, ob er fie sagen hört«: „Ja, «r ist auch reif." Dann wart«te «r ge spannt, bi» Mari« fich »um Aurgehen fertig gemacht hatte. End lich kam fi« pt ihm hinein, legt* di« -a^ auf fein« Stirn, ver Pest greift in Ostasten trotz aller Gegenmaßregeln rasend um sich. Ktautschaulst bisher noch frei von der Seuche. In Ncuyork hat eine furch tbare Dyn am ttexploston 50 Tote und an die tausend verwundete al« Erkennungszeichen: Weihe Rose. Ein Karn«»al»sch«rz von Käthe Helmar. „Also heute ist wteder di« Sitzung deine» neuen Komitee»?" Kan« Schönitz saß beim Frühstück neben seiner Frau und sah sehr mißvergnügt zu, mit welchem Interesse fie «inen Brief durchlqs, der dies« ihm höchst überflüssig scheinende neu« Gründung betraf. „Und wie oft werdet Ihr noch Sitzungen haben? Und wieviel wird die Wohltätigkeitsgeschichte wieder kosten?" Mart« klappte den Brief zusammen und steckte ihn in die Tqsch« ihre« Morgen- i aock». „Ja," sagte fie dann, „wir könnten ja weiter die SiAm- ' ^,/gen so legen, daß fie mit deinen Skatabenden zusammrnfallen. lj Vva Schütze und Wally Selling fiverden wohl auch am liebsten V, n die Wende da-u benützen, an denen ihr un» allein laßt. Und * di« Kosten —", fi« zuckt« gleichmütig di« Achseln. „Na, ungefähr »wirst du e» doch wissen?" .Ledenfall» wird'» nicht so teuer sein > dein« Skatverluste." „Hör' mal, ich liefere dir doch j«d«n ' (Gewinn ab!" „Gewiß. Da» Merkwürdig« ist bloß, daß Dicktor , ('Schütze und Rechtsanwalt Selling auch ständig Gewinne an ihre 1 Frauen abliefern. Da« scheinen also kostspielig« Albend« zu sein." „Hingegen ist natürlich der Zwack eurer Zusammenkünfte irgend, «in Spavsystem?!" „Jedenfall» ein Wohltätiger. AL«r di« L Sachen, di« wir behandeln, find zu di«kret, und ich kann di» L wirklich nicht —" „Gut. Dann laß «« bl«ib«n." / Han, Schönitz stand auf, zog den Sammetrock so «nergtsch ' au«, daß die Nähte krachten, und ging mit einem sehr kühlen Abschied von seiner Frau und einem heftigen Knallen d«r Tür in» Bureau. G» war doch zu sonderbar von Marte, dacht« er, daß fie so geheimnisvoll mit diesem neu«» Verein tat. ist» war , «in große, Arbeitsfeld, wich fi« immer auf seine Fragen au», AM und man müßt« diplomatisch vor gehen, um etwa, zu ««reichen; /W erst später ließe fich darüber reden. Jedenfalls schienen di« Ar- LWI beiten de» Komitee» sehr anregend, und schon an zwei Donner». W tagen war Marte später al» ihr Mann nach Haus« gekommen. >^,«zog»pr«i»! Durch unser« Boten frei in, Sau, monatlich »opfg. Bei der SeschLfttstelle abgeboltmonatlich 40 pfg. Md wSchentlich ro pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.L0 Mk., monatlich »0 pfg. — Durch ven Briefträger frei in, hau, vierteljährlich ost' monatlich «« pfa. — Liiqelne Nummer io pfg. — Deutscher Potzeitungrkatalog. — Erscheint täglich in den Mittag^unden, mst Bumrahme von Sonn- und Feiertagen. Insertion,prei,! Vie fiebengestalten« Aorxurzetle oder deren Raum fiir Inserate au» Au« und dm Vrtschaftm der Bmtehauptmannschaft Schwarzenberg ,0 Pfg., sonst ,r pfg. ReNamepetttzetle r» pfg. Lei gräßeren Bbschlüffm mt- sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bl, spätesten, ->/> Uhr vormittag. Für Aufnahme von gräßerm Anzeigm an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fi« am Tag« vorher bei un» eingepen. Politische Tagesschau. Au», 2. Februar. Neich-wertzutoachsfteuer und Fwpffrag«. X Schlag auf Schlag ging «, gestern im Retchttag«, das Kompromi» wirke fast wie ein Fallbeil, all« Abänderung»«», träge zur Myrizuw achqsteu«r wurden mit Ausnahme weniger Paragraphen abgelehnt, inibesondere «in Antrag der Sozialdemokraten, noch «inen Paragraphen anzufügen, der da, Zündiwarensteuergesetz aufhebt. Di« namentliche Abstimmung er. gibt schließlich die Annahme de» ganzen Gesetze, mit 199 gegen 93 Stimmen bei 20 Enthaltungen. Außer den Eiqialdemokraten stimmt« «in großer Teil der fortschrittlichen Volk»partet dagegen und al» Außenseiter der Reichsparteiler Arendt, während die Polen fich der Abstimmung enthielten. Dann setzt« man die kürz, ltch abgebrochene Debatte über dieImpfsrage fort, die durch di« Petitionen der Gegner der Awang»impfung -ervorgerufen vor Aufregung da« Blut in den Schläfen häniM »i» de« Ohren saust« —' und dann oerabfchiedrt« fi« ieb mit der Uhr in der Hand untätig fitzen. Endlich Gar «in» Stund« vergangen. Nun wollte er Marte nachgehen. Al« er am Tele phon vorüberkam, sah er «inen zerknitterten Zettel liegen. Er hob ihn auf und la» einzelne Motte: „Bei Tettenborn ... end- lich wiedersehen . . . Kennzeichen: weiße Ros« ..." Gr nickte mit dem Kopf. Nun hatte er den Bewei» in Händen. IM schleunigst zu Tettenborn. Unterwegs kaufte er eine weiße Rose — diese» Kennzeichen war vielleicht Mr ihn notwendig - steckte fi« an den Mantefl und war früher, al« er gedacht, vor dem bezeichneten Lokal. In diesem Augenblick erst überlegte er fich, daß e, besser «Are, an der Tür auf Mari« zu warten, al» hineinzugchen und die lächkr- liche Rolle de, eifersüchtigen Ehemann«» zu spielen. Er s-h nach der Uhr. Erst neun. Da mußte er womöglich noch drei Stunden aus und ab gehen, «ei dem Schneewetter! Di« gen- ster dch Tast waren »erhängt. Nicht« zu erkennen von drarchen. Han, ging «in« Weil, -in und her. Ueber den Platz sah «r «inen Taxameter kommen. Gr hielt vor der Wr. Ein Herr stieg au», bezahlte und blieb dann unfchliksfig vor dem Eingang zum Lass stehen. Teufel, waren da» Schneeflocken, oder hatte d«r Mann da auch ein« wtiß« Ros« im Knopfloch? Wär da» etwa der Erwartet«, dem Kan» zuvorkommen wollte? ^G» flimmert« ihm vor d«n Augen. Di« Füße waren ihm eiskalt. Wa» tun? Jedenfalls den anderen nicht au» den Aug«n lassen. Aber un auffällig! Han» ging auf die ander« Seit« der Straße und blieb da unter einem Balkon stehen, der ihn einigermaßen vor dem Schnee schützte. Der Herr drüben rührte sich nicht von der Stelle.' Nun war e, zehn Uhr geworden. Han« Schönitz klapperte vor Kälte und Aufregung. Gerade erwog er den Gedanken, daß e» klüger und gesünder gewesen wär«, «in -«hetzt«» Auto zu suchen und Lehagltch dttn fitzend, di« Katastrophe abzuwatten, al» «in ebensolcher Wage« voäfujhr und bei dem Lass hielt, ohne daß » Donnerstag, S. Februar 1911 Üuer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. _