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Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge : 26.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735684481-191007262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735684481-19100726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735684481-19100726
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-26
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
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Vellage zu Nr. 170 de« Auer Tageblatt» und Anzeiger» für da» Erzgebirge. Dienstag, stehenden Vorräten wurde ein Raub der Flammen. Der Schaden beträgt etwa 130 000 und ist zum größten Teil durch Verstehe, rung -«deckt. In Groß-Vartelfee brannte da, Dampffitgewetk von BöAn nieder. Der Schaden beläuft sich auf 100 000 — Unterschlag««, »o« Parteigelder«. Nach Unterschlagung erheblicher Summen ist der Hilfs kalssierer de» sozialdemokratischen Wahlveretns in Ntxdors, Richard Spann, geflüchtet. Er haste sich 800 Marl angeeignet: da er aber auch Bevollmächtigte, der freien Hilfslasse der Wagenbauer in Bersin mar, so nimmt man an, daß er dieser Kasse ebenfalls Gelder unterschlagen hat. In einem an sein« Frau gerichteten Briefe erklärte er. daß er sich da» Leben nehmen molle, da er einem Erpresser in die Hände gefallen sei. * Z«r Lichtenrader vombenassär«. Zu der Lichtenrader Affäre hat sich jetzt eine Reihe von Zeugen gemeldet, die, wie ein Tüttagsblatt meldet, für Albert Rademeier außerordentlich be lastende Aussagen gemocht haben. Au» diesen peht her vor, daß er der eigentliche Urheber sowohl der Erpresser briese al« auch de» Bombenattentates ist * Selbstmord oder verbrechen? Au» Hannover m ldet ein Telegramm: rsss in letzter Nacht der Persanenz in Nr. 208, Ber lin—Köln, hier einlief, bemerkte man auf dem Postwagen eine unförmliche Mass,. Bei näherer Besichtigung sah man, daß man einen Soldaten de» 10 Husarenregimcnt» in Stendal vor sich hatte. Der Soldat wurde in rin rahnhos-zimmer ge bracht, wo drr herbftgeruftn Ar t nur noch den Tod feststellen konnte. Der Soldat muß in Stendal van einer über das Bahn- gleis führenden Brücke auf den Zug gesprungen oder von jemand hinabae stürzt wonen sein. Eine Untersuchung ist eingeleitet. * Demonstrationen während einer Vorlesung. In der gestrigen Vorlesung des Professors der romanischen Sprachen, Cloetta in Straßburg ereigneten sich lebhafte Demonstrationen wegen des Verhaltens CloettaS im Doktorexamen. Cloetta ioll einem Examinanten gegenüber a> äußert hab-n, er sei als Elsässer unfähig, französisch zu lernen. Pfeisen und Pfuirufe verfolgten den Professor bi« in den Lichthof der Universität. ' Unwetternachrichten. Ruhr und Emscher sichren schweres Hochwasser. Der bei der Emscher-Re ulicruug gebaut« Damm konnte dem Anprall nicht widerst,ben, brach rn drei Stellen, und gewaltige Wassermassen ergossen sich vom alten in das neue Emscherbett und richteten dort große Verwüstungen an Die Bau unternehmer erleiden großen Schaden. — Infolge de» gestrigen Sturmes konnten zehn große Dampfer in den Hafen von Marseille nicht einlaufen. Die Postdamvfer aingen mit großer Verspätung ein. Das Unwetter wütete so heftig, daß das Meer kilometerweit über die Mer trat. * Bei Besteigung eine» Fjordes abgrstürzt. Der 22jäh- rige Fähnrich z. See Harder ist bei einer von den Offizieren des vor Aalesund liegenden deutschen Kriegsschiffes Blücher unter nommenen Besteigung eines Fjordes al-gestürzt und war sofort tot. Die Leiche konnte gebrogen werden und wurde an Bord des KrigeSschiffeS gebracht. * Eisenbahnunfall. In der Nacht zum 24 Juli ist der Schnellzug von Friedrichshafen nach Ulm bei der Ausfahrt von Biberach infolge Einstellens einer unrichtigen Fahrtstraße auf ein falsches Gleis geraten. Die Lokomotive setzte über den auf dem Gleise angebrachten Schwellenabsatz jfort und entgleiste samt Lender. Der Bahnpostwagen entgleiste mit einer Achse, die übrigen Wagen blieben auf dem Gleise. Personen sind nicht verletzt. ' Truppen vom Hitzschlag getroffen. Infolge der herschen- den Hitze sind am Sonnabend früh, wie aus Algier gemeldet wird, 40 Mann des vierten Bataillons des ersten Schwaben- rrgiments auf einem Uebungsmarsch zusammengebrochen. Die Uebung ging in die Gegend von Delhi Ibrahim; sie mußte un verzüglich abgebrochen werden. Die vom Hitzschlag Getroffenen wurden ins Hospital geschafft. Einer von ibnen ist bereits gestorben. * Der Bondsdiebstahl an der russisch-chinesischen Bank in Neuyork. Die auch von uns veröffentlichte Meldung der Frank furter Zeitung, daß aus der Neuorker Filiale der russisch-chinesischen Bank Bonds im Betrage von mindestens 70 Millionen Dollar» entwendet worden sind, entspricht nicht den Tatsachen. Der Preß- Telegraph erfährt auf Auflage, daß aus der Agentunr der russisch chinesischen Bank Eisenbabn-Oblikationcn in Gesamtwerte von 70 Tausend Dollars auf b.sher unaufgeklärte Weise v.r- schwanden sind. Von dem Dieb fehlt jede Spur. Unter dem Personal der Bank scheint er nicht zu suchen zu sein. Kein An gestellter hat sich irgendwie verdächtig gemacht oder ist gar flüchtig geworden. Der Weg führte jetzt durch das letzte Stück des einst herrlichen Rechlinghausener Forstes. „Hier fahre ich ober langsamer," sagte Klara, „es ist so köstlich im Schatten der prächtigen Eichen. Sehen Sie, wie wun derschön das bunte Laub der verschiedenen Baumgattungen aus sieht. Ach, ich werde lange, lange au die Fahrt denken," fügte sie leise hinzu. Karl-Detleff hatte die grüne Jagdkappe abgenommen und strich sich Lurch das Haar. „Das ist meine Heimatluft," sagte er tief atmend,,Dieses Ge misch von feuchter Erde und würzigem Waldodem, diese herbe, fri sche, belebende Atmosphäre liebe ich Uoberhaupt hängt mein Herz mit allen Fasern an Rechlinghausen, ich bin gern Sol dat, aber nirgends weil« ich so gern wie daheim. Hier haben meine Vorfahren seit Jahrhunderten gelebt, dieser Gedanke macht mir die geliebte Scholle wert. Ich ertrüge es nicht, wenn —" er hatte die letzten Worte gemurmelt und brach jäh ab, den Kopf zur Seite kehrend. Aber Klara hatte mehr verstanden, als Karl- Detseff ahnte,, siv wußte ja, in welcher Absicht ihr Vater herge- kommen war, hatte er sich doch ungeniert ihr und der Mutter gegenüber ausgesprochen. — „Rechlinghausen muß dir erhalten bleiben, Karl-Detleff," dachte das Kind des Bankiers, der seine Hande bereits gierig nach dem alten, adligen Erbe ausstreckte, „ich will Papa anflehen, glimpflich zu verfahren, er muß auf mich hören." Auf dem Rückwege verstummte die Konvevfation der beiden jungen Li:ute, jeder war mit den eigenen Gedanken beschäftigt. Auch im Wagen war man ziemlich schweigsam. Frau Veronika gähnt: verstohlen, Onkel Kunz kämpfte mit dem Schlaf und Frau Gerber Lachte darüber nach, welche Prunktotlett« und wel chen Schmuck sie zum Diner anlegen sollte. Diese verarmten Ari stokraten sollten sehen, wie sich eine Millionärin zu kleiden ver stand. — Um sechs Uhr kam Wilma mit ihrem Manne, der auf zwei Tage Urlaub erbeten hatte. Die Herren spielten Skat, Onkel Kun- mußte zu seinem Aevger mit der Frau des Bankier» Bezique * Ein Soldat al» Brandstifter. Vom a!t»n bayrischen Pfalzgrafenschlosse Neuenburg an der Donau, da« 900 Jabre alt Ist und als Kasernemcn, des 15. Jnfantrie-Regi- ment« König Friedrich August von Sachsen dlrn», ist gistern nacht der Nordtau ausgebrannt. Der Dachstuhl und die in drei Stockwerken untergtbrackten Mrnnschaflrräume der 5. und 6. Kompagnie wurden vom Feucr zerstört. Ein Soldat wurde unter dcm dringendem Verdacht der Brandstiftung fest,genommen. Der unreine Renaissancebau Otto Hünrich«, in dem Provinz alarchio untergebracht ist, war stark gefährdet. Der Waffensaal mußte ge räumt w.rden. Es ist zweifelhaft, ob da« Stloß der Mittels« bacher Familie wieder hergerichtet oder abgerissen wird. — Schwere» Automobilunglück. In Plech bei Hilpoltstein in der fränkischen Schweiz ereignete sich ein schweres Automobil unglück. Das Automobil einer Nürnberger Gesellschaft, die eine Vergnügungsfahrt machte, stürzte infolge Radbruchs um und begrub seine Insassen unter sich. Die Kaufmannswitwe Gut mann aus Nürnberg erlitt einen tödlich en Schädelbruch, auch der Chauffeur wurde schwer verletzt. Die übrigen Insassen kamen mit leichteren Verletzungen davon. —- In» Meer gespült. Man telegraphiert aus San S e - bastian, 25. Juli: Am Strande entführte eine Melle in der Nähe des nautischen Klubs neun Personen, darunter meh rere Fischer und Kinder. Fünf Personen konnten mit großer Mjllhe gerettet werden, die übrigen vier ertranken. Bis her sind drei Leichen geborgen worden. * Reue» von Johann Orth. Corrier Europien veröffentlicht eine Zuschrift seines ungarischen Mitarbeiters, der schreibt: Ich höre aus sicherer Quelle, daß Johann Orth, der in Argenti nien lebt und cs dort zu einem guten Wohlstand gebracht hat, sich vor kurzer Zeit in London und Paris aufgehalten hat und dort mit einigen ihm bekannten Personen zusammengetroffen ist. Er ist in Paris im Grand-Hotel unter dem Namen eines Ba rons Otto abgesticgen. Er hatte in Pari,» verschiedene Be- sprechung'n mit Advokaten, namentlich mit dem italienischen Rechtsanwalt Cassoretti, der eine Reise nach Men unternahm. Kurz darauf erfolgte die Aufrollung der Angelegenheit Johann Orths durch das bekannte Verlangen des Erzherzogs Joseph Fer dinands, Johann Orth für tot zu erklären. Cassoretti ver sichert, daß der jetzige Baron Otto nichts gegen die Todeserklä rung unternehmen wird. Nach Mitteilungen von Bekannten, die mit Orth neuerdings zusammenkamen, hat sich Baron Otto nach Neuyork begeben. * Attentat aus Trlegraphenleitungen. In Paris haben unbekannte Missetäter in der Nähe der Brücke von Pocq nicht weniger als 63 Telephon- und Telegraphendrähte durch schnitten. In der Nähe von Saint Germain sind 600 Tele phondrähte abgeschnitten und davongetragen worden. * Eattenmord. Aus Hamburg wird telegraphiert: Der in der Osterstraße wohnende Kutscher Ehlers geriet mit seiner Frau in Streitigkeiten. Ehlers ergriff im Jähzorn ein Küchen Mes ser und stieß es seiner Frau in die Brust. Der Tod trat so fort rin. Dtzr Mörder wurde verhaftet. * Panik bei einer Operrettenvorstellung. Der Kursaal zu Cette (Frankreich) wurde während der Carmen-Vorstellung völlig ein geäschert. Der Brand brach in der Garderobe aus und griff schnell um sich. Im Publikum entstand eine furcht bare Panik. Die Schauspieler eilten im Theaterkostüm auf die Straße. Zum Glück kam niemand ums Leben. Der Schaden ist sehr bedeutend. * Sechs Millionen Mark unterschlagen. Der ganze Reserve fonds der Louisviller Fidelity and Trust Co. in Neuyork im Betrage von etwa sechs Millionen Mark wurde von dem Sekretär der Gesellschaft August Ropke unterschlagen und an der Börse verspielt. Ropke war seit 18 Jahren Beamter des Trusts. Er wurde in Haft genommen. * Zur Dampfer-Katastrophe in Ostasien. Aus Tokio wird vom 25. Juli telegraphiert: Das Unglück des Dampfers Tatsu Reimaru ereignete sich während eines Nebess. Als das Schiff sank, gingen die Passagiere ohne jede Panik von Bord in die sechs Boote über. Der Kapitän und der größere Teil der Be satzung hatten keine Zeit, sich zu retten. Sachs Passagiere erster Klasse und dreizehn zweiter Klasse befinden sich unter den Geret teten. Man glaubt, daß 105 Passagiere dritter Klasse und 59Soldaten durch Kriegsschiff« gerettet wurden. Aus -en Nachbarstaaten. * Preußische Provinzen. Gestern mittag stieß eine Ran gier maschine mit zwei Magen im Bahnhof Eilenburg auf spielen, eine ihm geradezu verhaßte Beschäftigung. Als er aber einige Male gewonnen, tröstet« er sich über die Langeweile. Karl-Detleff blies recht hübsch auf dem Körnet. Er und Klara musizierten, und später hielte das junge Mädchen allein. Sie war nicht gerade hervorragend musikalisch veranlagt, aber ihr weicher Anschlag und ihre Auffassung waren ansprechend, ihr Gesicht belebte sich dabei, und man merkte ihr an, wie ihr tiefstes Empfinden in den Melodien lag, die unter ihren Fingern her vorquollen. „Welch ein schöner Tag das heute war," sagte Klara sich, als sie allein in ihrem Zimmer war, „wie liebenswürdig und nett ist Karl-Detlef, mir hat noch nie jemand so gut gefallen." Der, an den sic so voll Entzücken dachte, schenkte ihr keinen einzige r Gedanken, er hatte seine Pflicht, als Sohn dqs Hauses erfüllt, weiter nichts. Das „gute, kleine Tierchen" resste ja bald fort, dann sahen sie sich nicht wieder, ihre Lebensspähre lag zu weit getrennt. Was sollte den Freiherrn von Rechlinghausen wohl zu der Tochter des Bankiers Gerber führen? Auch durch den zweiten Tag schleppte man sich, man lang weilte sich mit Anstand hindurch. Gs kamen zufällig Nachbarn, da war die Gesellschaft zahlreicher und die Unterhaltung weniger gezwungen. Klara war wieder recht einsilbig, ihre Blödigkeit stellte sich ein und mit ihr das linkische Wesen, das Karl-Detleff zuerst aufgefallen war. Sie fühlte sich fremd und unbehaglich in dcm Kreise der Jugend, deren Interessen sie völlig fern stand. Man übersah sie und behandelte sie zwar höflich, «alber kalt. „Drei Schritt vom Leibe mit dir," so dachte sie bitter, „ich bin ihnen wohl nicht angenehm." „Gottlob, sie find endlich fort!" rief Frau Veronika erleich tert, als Gerbers zur Station fuhren, „es war auch die höchste Zeit. Uff! Das waren die fürchterlichsten Tage meine» Lebens!" Der Leutnant begleitete di« Mressenden höflich zur Bahn, sorgte für Plätze und überreichte Klara einen Blumenstrauß. Sie stand am Fenster 8Ls KoupSs und blickte seiner eleganten Gestalt nach, solange st« ihn sehen konnte. Die Hand, mit der sie die Blumen hielt, bebte leise, ein Nebel trübte ihre Augen. „Vorüber," dachte sie, „ja, es muß vorüber sein." den 26. Juli 1910. einen stillstehenden Zug. Die beiden Magen schoben sich zusam men, vier Reisende meldeten sich mit leichten Ver letzungen, konnten jedoch ihre Reife fortsetzen. Der Material schaden ist bedeutend. — Beim Putzen seines Pferde» wurde der Kanonier Nikolausder 1. Batterie, Feldartillerie-Regtment» Nr. 74 in Torgau von dem Tiere gegen den Unterleib gchchlagen. Ein im Garnisonlazarett sofort vorgenommener chirurgischer Ein griff ergab Quetschung und Zerreißung eines Darmes, man hofft aber Vcn Mann am Leben erhalten zu können. — Die zehn jährige Tochter des Briefträgers Rölln « r in Welbslrbe« er litt bei dem Ausfluge der hiesigen Schule dadurch einen Unfall, daß sie an einer Wegkreuzung von einem Einspännenvagen, des sen Pferd scheu geworden war, über die Beine gefahren wurde. Glücklicherweise sind die Verletzungen nicht lebensge fährlich. * Thüringische Staaten. Ein Zusammenstoß zweier Auto mobile ereignet« sich in der Nähe von Dessau. Ein Automobilist von dort fuhr von Dessau nach Törten und wollte gerade in den Törtener Wdg einbiegen, als ein dicht hinter ihm fahrender Kraft wagen, in dem ein Herr und eine Dame aus Württemberg saßen, ihm in die Seite fuhr. Die Insassen des Wagens flogen in wei tem Bogen auf das Feld, ohne indes erheblichen Schaden zu neh men. Der Wagen des Dessauer Automobilbesitzers wurde schwer, der andere Wagen leichter beschädigt. — Die Ehefrau des Landwirts Städtler, in Holzhausen, die sich vor einigen Tagen bei drc Zubereitung des Mittagessens schwer verbrannte, ist ihren Verletzungen erlegen. — Kommerzienrat Müller in Apolda, der von 1887 bis 1890 den ersten weimarischen Wahlkreis (Mei- mar—Apolda) im Reichstage als nationalliberaler Ab» geordneter vertrat und lange Jahre Vizepräsident des weimari schen Landtages, Präsident der Handelskammer des Großherzog- tums Sachsen sowie vieler anderer Ehrenämter war, ist gestern nach einem aus Kairo eingetroffenen Telegramm auf der Rück reise im Orient gestorben. — Der Leiter des Glaswerkes von Schott und Genossen in Jena, Dr. Otto Schott, hat aus An laß seiner silbernen Hochzeit eine Stiftung von 20000 Mark errichtet, aus der jeder Arbeiter des Glaswerkes, der in die Lage kommt, seine silberne Hochzeit zu feiern, ein Geschenk von fünfzig Mark erhält. Ueberschüssig« Zinsen sollen zu Ge schenken bei grünen Hochzeiten Verwendung finden. * Kleine Nachricht«» aus Böhmen. Durch einen Brand wurde in Höritz bei Krummau die landwirtschaftliche Maschinen fabrik des Bürgermeisters Hauptmann gänzlich eingeäschert. Man vermutet Brandstiftung. — Wegen Schändung eines elfjährigen Mädchens wurde gegen den Katecheten Anton Sturm in Trautenau die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Sturm ist flüchtig geworden. — In Zwiesel bei Budweis fuhr ein Blitz strahl in eine aus 60 Stück bestehende Viehherde, tötete sechs Kühe und betäubte zwei Hirten. — Der 48 Jahre alte Kutscher Josef Sebek aus Neznowes wurde in Lieben von einem Motor wagen umgeworfen. Er geriet unter die Räder feines Magens, die ihm den Kopf zerschmetterten, sodaß er auf der Stelle tot war. — Auf der Straße vom Keilberg nach dem Neuen Hausstürzte ein Motorfahrer aus Leipzig von seinem Rade und erlitt sehr schwere Verletzungen. — Nach dem Genuß verdqrbenen Fleisches sind in Forbes bei Pilsen unter heftigen Vergiftungserscheinun gen zwölf Personen schwer erkrankt. Was mancher nicht Weitz. Den längsten Kar der Welt besitzt wahrscheinlich Smyrna. * Am Panama-Kanal sind bi? jetzt etwa 81 Millionen Kubik meter Boden ausgehoben worden. * Der Kaiser von Japan hat ein Privatvermögen von 500 Millionen Jen, also gut 2 Milliarden Mark. (Schluß »es redaktionell«« Teils.) Blatts mil 6ss! >Ver mit O28 plüttet spart tLglivk Val«!, uach Lail. O28 ?>3tten mit Oa8 ist xestincker, veeil stein Koblenclunst vorksncken und kbin Hu8v/ec!i8e1n cker kolren erkörckerlick i8t. secien Au^endlicst i8t volle Olut tilr ckie 8okortiß-e CrwgrmuriA cke8 ?I3ttei8en8 vorlr-mäen. Karl-Detleff vergaß das junge Mädchen, noch ehe er in Roch- linghausen war, das „gute, kleine Tierchen" konnte doch wahr lich keinen Anspruch auf mehr machen. * * * „Die Verlobung ihrer Tochter Veronika mit dem Grafen Stefan von Holwitzky beehren sie hierdurch anzuzeigen ^ Freiherr Karl-Detleff von Rechlinghausen, Freifrau Veronika von Rechlinhauson, geb. Komtesse Schömberg." Diese Anzeige erhielten Mannerheims im Frühjahr, nach dem Alvar in K. seine Studien als Architekt begonnen hatte. Auch er hatte das goldgeränderte Papier zugefandt bekommen, es lag auf dem Tische seiner Mansardenstube, als er eines Abends müde die vielen Treppen zu seiner mehr als bescheidenen Studen tenwohnung emporgeklettert war. Nun hält er das Kürtonpapier in der Hand und liest beim Scheine des letzten Tageslichtes die wenigen Worte. „So bald schon," denkt er, „noch kein Jahr ist es hey, seit wir uns kennen lernten, und nun —" Er holt Vronis Bild hervor und die Briefe, die sie trotz seiner Bitten hin und wieder geschrieben hat, den letzten noch vor vier Wochen, «in Brief voll Sehnsucht, voll Liebesversicherun gen. Hatte er doch an ihre Treue geglaubt! Warum trifft ihn die Anzeige wie ein Keulenschlag? Mit fester Hand steckt er «in Licht an und verbrennt alles, was ihn an sie erinnert, erst die Briefe, dann «ine Schleife aus ihrem Haar, die sie ihm gegeben, zuletzt das Bild. Nur die Anzeige behält er. „Sie soll mich erinnern, daß ich ein Tor gewesen bin," be merkte Alvar bitter, „ein Reif ist auf meine» Lebens Lenz ge fallen und hat mich vor der Zeit weise gemacht, aber ich will meinem Ziele zustreben und für die Meinen, für meine Zukunft arbeiten vorwärts! Ich muß stark und mutig bleiben und darf nicht lebenstraurig werden." Und er sitzt bis spät nach Mitternacht bei seinen Zeichnungen; seine Hand zittert nicht, ch», er Zirkel and Blei handhabt. — /Fortsetzung folgt.
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