Volltext Seite (XML)
Beilage zu Nr. 171 de« Auer Tageblatts und Anzeigers kür das Erzgebirge. Mittwoch, den 27. Juli 1V1V. sch«, portugiesische und hebräische sowie eine BolapiiHeilung, zu sammen also 157 fremdsprachige Zeitungen. * von einem Bienenschwarm iiberfallen. Bei dem Dorfe «Sambach in Niederbayern überfiel ein Bienenschwarm ein Holzfuhrwerk. Die beiden Pferde rissen sich los und schlugen, am Boden liegend, um sich, erlagen aber bald den tödlichen Air- griffen der wütenden Insekten. Der Kutscher wäre ihnen jeden falls auch zum Opfer gefallen, wenn ihm nicht ein Mrt zu Hilfe gekommen wäre, der die Bienen unter einem Tuch erdrückt hätte. * Ausschreitungen streikender Bergleute Au» Len» wird gemeldet: Die am Montag in den Streik getretenen Bergleute der Grube von Lievin durchschnitten die Telephon- und Telegra- phendrähte der Grube, sowie die Signaldrähte der Gru benbahn. Es wurde beschlossen, mit der Grubenleitung nur dann zu verhandeln, wenn die zwei vorher entlassenen Arbeiter wie. der singe st eilt werden. * Große Steuerhinterziehungen in Budwei». Wie tschechische Blätter melden, wurden bei der bekannten Bleistiftfirma F. T. Hardmuth in Budwei» große Steuerhinterziehungen entdeckt, durch die der österreichische Staat schwer geschädigt wor den ist. Die Steuerhinterziehungen sollen sich auf zehn Jahre erstrecken. Die Firma hätte an Nachzahlungen etwa eine Million Kronen zu leisten, doch ist diese Summe im Verhandlungswege auf 612 0 0 0 Kronen herabgedriickt worden. Gleichzeitig wird der Firma eine um 25 Prozent erhöhte Erwerbssteuer vorge schrieben werden. * Verschwinden eines Touristenpaares in Steiermark. Aus A d m 0 n 1 (Steiermark) wird gemeldet: Die Gendarmerie durchstreift die ganze Umgebung, weil ein am 17. Juli einge- troffeneö Paar seit dem Tage darauf verschollen ist. Eingetragen waren die Leute uls Kaufmann Max Böhm aus Breslau mit Tochter Alice. Das Paar war mir leichtem Schuhwerk be kleidet und ging ohne Rucksack fort, mit dem Versprechen zurück» zukehren. Seitdem wurden die beiden nicht mehr gesehen. * Zu den Gerüchten über Johann Orth. Das Wiener Oberhosmarschallamr erklärt zu den immer mehr auftauchenden neuen Nachrichten über Johann Orth, daß alle diese Angaben, die den angeblich noch lebenden Erzherzog betreffen, bereits seit Jahren dem Oberhofmarschallamt bekannt sowie eingehcno geprüft worden find und daß in allen Fällen die Nachforschungen die absolute Un h al tb arkeit dieser Gerüchte einwandfrei ergeben haben * Eine brave Tat mit dem Leben gebüßt. Auf dem Schloß teiche zu Pribram in Böhmen gondelten zwei junge Damen. Da bei fiel der einen das Geldtäschchen ins Wasser. Ms Ifie sich danach bückte, fiel sie aus dem Kahne in den Teich und zog die andere, an die sie sich anklammerte, mit ins Wasser. Der Kom- nfis Wenzel Schafabrik bemerkte die Szene vom Ufer aus, sprang ins Wasser und rettete mit großer Mühe die zwei Mäd chen, von denen Las eine schon bewußtlos war. Als das Ret tungswerk gelungen war, verließen aber den jungen Mann die Kräfte, er sank dicht am Ufer ins Wasser zurück und ertrank. * Der Mörder seiner Eltern. Am Sonntag abend wurde am Strande Lei Scheveningen aus einer kleinen holländischen Gemeinde der 28jährige Student Bachrach angeschwemmt. Als er Laß Bewußtsein wiedererlangt hatte, erklärte er, er habe seine Elter» ermordet und sodann einen Selbstmordversuch verübt. Er habe sie vor Armut bewahren wollen. Er scheint, dem Berliner Tageblatt zufolge, in Amsterdam imGffektenhandelEnt- täuschungen erfahren und die Tat im Zustande einer an Wahnsinn grenzenden Ueberspanntheit begangen zu haben. * Ein sizilianischer Hauptmann von Köpenick. Aus Rom meldet man dem Berl. Loka,l-Anz.: Eine Geschichte ü la Haupt mann von Köpenick spielte sich im sizilianischen Städtchen Ran- nacca ab. Dort erschien ein angeblicher Polizeikommissar aus Eatania, der eine Order Les Präfekten vorwies, Lei den umwoh nenden reichen Gutsbesitzern größere Geldbeträge einzuziehen. An der Spitze eines Gefolges von sieben Polizisten durch zog nun der Polizeikommissar zwei Tage lang die Gegend und erhob mehrere tausend Frank. Dann gab er der Es korte den Befehl, nach Rannacca zurückzukehren unL ihm am nächsten Tage zu erwarten. Er selbst setzte sich in einen Magen, den er selbst lenkte, und verschwand mit dem Geld auf Nimmer wiedersehen. * Ein ländliches Eifersuchtsdrama spielte sich am Montag in dem Dorfe Büssow bei Kolberg ab. Der Musketier Schwenk vom Infanterieregiment in Kolberg, der zur Erntearbeit be urlaubt war, wurd* von dem Befitzerssohn Buntrock mit einer Wagenrunge erschlagen. Dann schnitt sich der Mörder mit einem Messer die Kehle durch. Bdide waren sofort tot. Die Ursache zu dem schrecklichen Drama bildete die Liebelei de» Sol- daten mit einem Bauernmädchen. In dem Dorfe wurden die zu Erntearbeiten beurlaubten Soldaten wiederholt von Bauern burschen verfolgt und mißhandelt. Es hatten sich zwei Parteien gebildet, und da die Mädchen den Soldaten den Vorzug gaben, kam es fast täglich zu größeren Schlägereien. * vombenattentat auf «inen Bürgermeister. In Ridge - way (Virginia) ist der frühere Bürgermeister der Stadt I. B. Nousman ermordet worden. Als der 55jährige Mann im Vor garten seines Landhauses in der Hängematte lag, schleuderte von der Straße aus ein Mann eine Bombe gegen ihn. Beide Füße wurden ihm vom Leibe gerissen, so daß er nach wenigen Minuten starb. Von dem Mörder fehlt bisher jede Spur. Es gelang ihm, unerkannt zu entkommen. Man nimmt allgemein einen Racheakt an. Sport. * Di« Zeppelinfahrt nach Wien. Auf eine von Wien aus gehend: Anfrage in Friedrichshafen teilt die Zeppelin-Luftschiff fahrtgesellschaft mit, daß Graf Zeppelin mit seinem Lenkballon in der letzten Augustwoche in Wien und -um Besuch Kaiser Josephs in Ischl eintreffen werde. * Zeppelin» Rordpolarexprdition. Das Torpedo-Division,s- boot Carmen kam Montag mittag mit Nachrichten von der arkti sche» Vorexpedition Zeppelins in Tromsö an. Nach großen An strengungen hatte Carmen Prinz Karls Vorland erreicht, wo die Mainz lag. Dort war alles wohl. Die Mainz war nur mit gro ßer Anstrengung aus dem Eise in Jsefjord und Ereenharbour los gekommen und lag bei der Lroßbay. Die Mainz geht jetzt nach dem festen Eise; ihre Fahrt nach Grönland hat sie, wie schon gemeldet, aufgegeben. Die Expedition ist bis jetzt mit der Kar tierung der Kingbay und der Messung der Wanderung des Eises beschäftigt gewesen. Auch ist eine Ballonprobe unternommen worden. Graf Zeppelin hat noch keinen Ankerplatz für eine etwaige Luftschiffexpedition gefunden. Am 27. Juli geht Carmen wieder nach Spitzbergen zurück. Die Expedition Zeppe lin, deren Teilnehmer sich alle wohl befinden, wird am 15. August nach Tromsö zuriickkehren. * Das Luzerner Passagierschiss. Am Sonntag ist in Luzern die erste Luftschiffstation eingeweiht und am gleichen Tage sind auch die ersten Fahrten mit dem 4500 Kubikmeter großen Lenk ballon Ville de Lucerne unternommen worden. Der Fahrplan, der seit dem Sonntag im Vestibül des prächtigen Schweizer-Hotels am gleichnamigen Kai in Luzern hängt, hat freilich zurzeit noch ein beschränktes Programm: Luzern — Rund um den Rigi oder den Pilatu,s — und zurück nach Luzern. Er kennt auch nur zwei Fahrkarten, eine zu 200 und eine zu 300 Fr. Für 200 Fr. eine Stunde, für 300 Fr., zwei Stunden im ersten lenkbaren Luftschiff der Schweiz, rund um den Vierwaldstät ter See. Schiedsgericht für -lrbeiterverficheruvg. Bei der letzten Sitzung des Schiedsgerichts für Arbeiterver sicherung in Zwickau kamen u. a. auch folgende Fälle aus dem Verbreitungsgebiete des Auer Tageblattes zur Verhandlung: Dem Beizer Fritzsch in Bernsbach bestreitet die Versiche rungsanstalt Invalidität, während der Sachverständige die In validität feststellte. Daß Schiedsgericht v e r u r t e i l t e die Ver sicherungsanstalt zur Zahlung der Invalidenrente im Betrage von 205 Mark vom 29. September 1909 ab. > Dir Fabriknäherin Pözel in Lößnitz wendet sich gegen die Entziehung ihrer Krankenrente. Der Sachverstäiünge hielt die Einstellung der Rente nicht für geboten, worauf der Vertreter der Versicherungsanstalt den Bescheid zurückzog bezw. die Weitergcwährung der Rente zusicherte. Seit 1903 bezieht der Fabrikarbeiter Seifert in Neu städte! Invalidenrente im Betrage von jährlich 180 Mark. Da sich der Zustand des Klägers gebessert hat, was vom Sach verständigen bestätigt wurde, zog der Kläger seine Berufung gegen die Einstellung der Rente zurück. Die japanischen Studenten. Es gibt in Tokio 50000 Studenten; sie kommen aus allen Teilen des Reiches. Der Unterricht, der den lernbegierigen jungen Leuten erteilt wird, umfaßt alle Gebiete menschlichen Wissen»; de» größten Zulauf» aber erfreuen sich die Vorlesung«» über fremde Sprachen. Der Sprachunterricht, den die Japan«« für die wichtigste aller Doktrinen halten, wird in einer Staat», schule erteilt. E» geht hier zu wie beim Turmbau von Babel t schreibt das Japan Magazine. Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Spanisch, Italienisch .Chinesisch, Koreanisch, Tamil, Hin, dustani, Mongolisch, Malaiisch, alle Sprachen, alle Dialekte, dis in Europa und in Asien gesprochen werden, werden in diesen« Institut, das in der ganzen Welt nicht seinesgleichen haben dürste, gründlich gelehrt. Der Saal, in dem sich die Professoren der Schule versammeln, gibt einen Begriff von dem künftigen Parlament der Nationen . Bärtige Slaven, elegante Franzosen, massige Deutsche, Italiener, deren ausdrucksvolle Gesten und deren außerordentliche Beweglichkeit die Japaner aus dem Staunen nicht herauskommen lassen, majestätische Spanier, korrekte Eng, länder — das ist so eine klein« Blütenles« aus Europa. Und dann erst die Asiaten! Da ist zuerst der Chinese mit jener stolzen Würde und jenem Hochmut, die für die ganze Rasse charakteri stisch find; neben ihm erscheint der Koreaner, der immer so aus steht, als wenn er selbst «inen Herrn und Lehrer suchte, der mon golische Lama mit dem Priestergesicht, der revolutionäre Hindu, der muselmanische Malaie, der bei jeder passenden und unpassen den Gelegenheit religiöse Propaganda macht Die Schüler der Hochschule für Sprachen verlieren ihre Zeit nicht: sie haben wöchentlich nicht weniger als dreißig Unterrichts stunden. Dieses Büffeln erstickt in ihnen natürlich jeden Keim, jeden Ansatz von Originalität: sie werden schließlich zu Maschi nen, die sich mechanisch Notizen machen! Es muß allerdings ge sagt werden, daß nicht alle Studenten von Tokio den Ehrgei haben, sämtliche Sprachen der Welt zu erlernen. Achttausend etwa lassen sich Privatunterricht geben und lernen nichts weiter als Englisch. Im allgemeinen sind die japanischen Studenten sehr arm; es gibt kein Opfer, das eine japanische Familie nicht bringe r würde, wenn es sich um die Erziehung ihrer Kinder handelt. Eines Tages, so berichtet der Gewährsmann des Japan Mkgazine, weilte ich als Gast in einem elenden kleinen Dorf wirtshause. Der Gastwirt knüpfte mit mir eine Unterhaltung an und erzählte mir, daß er seine Kinder in England erziehen lasse. Sein Sohn war Student in Birmingahm, und seine Toch ter war Schülerin des Westfield College zu Hampstead. Was mancher nicht weih. Ein einziger künstlich gebohrter Brunnen bei Msooree lie fert täglich etwa fünf Millionen Liter Wasser. Dom Petro I. war wohl der einzige Kaiser, der nicht nuv Klavier spielte, sondern auch Violine, Trompete, Flöte und Fagott. * Portugiesen werden in Kolonien dunkelhäutig, so daß die Kinder immer dunkler sind als ihre Eltern. (Schluß des redaktionelle« Teil».) Di« Vsrhütu—s Daonr-Lvnsen ist ein Hauptmoment für das Wohlbefinden der Säuglinge und wird am leichtesten dadurch be wirkt, daß man bei den ersten Anzeigen als Nahrung statt Kuhmilch einige Tage „Kufeke " allein, ohne Zusatz von Milch, gibt. Man ver hütet auf diese Weise sehr oft schwere Darmkrankheitcn. lWMsMMÜWi'sle unci sämtliche lleckark»- »i-tilcel nur erster Fir men ru Orißinalpreisen empfehlen krlrr r üo. NsÄ., Ku«, Markt 5. karkmLnniscbe veälenuagl Illustrierte Preisliste gratis und kranko. annehmllchkeiten. Frau von Mannerheim hatte mit ihren Pen sionärinnen allerlei auszuhalten. Mer sie klagte nicht, es lag nicht in ihrem frischen, gesunden Wesen, sie besaß eine gute Por tion Gelassenheit und nahm die Dinge von der rosigsten Seite. Gottlob, ihr treuer Gatte lebte noch, sie richtete sich an ihm) auf, wenn das schwächere Weib einer Stütze bedurfte. Und ihre Kinder waren körperlich und seelisch gesunde Menschen, die einst tüchtig zu «erden versprachen, dank der ernsten Grundlage, die die Erziehung de» Elternhauses ihnen gegeben hatte. Noch einmal reisten Mannerheims nach Finnland. Alvar war damals zwei Jahre auf der Architektenakademie in K. und konnte die Seinen nicht begleiten, weil er einen praktischen Kur sus vor hatte. Hjalmar, der eben sein Abgangsexamen beendet hatte, stand am Tage vor der Reise vor seinem Vater. Das hübsche Gesicht des Jünglings strahlte, er sah blühend und kräftig aus, die kaum mcttliche Lahmheit störte ihn im Sport nicht. Hjalmar schwamm wie ein Fisch, tanzte, radelte und konnte «eite Fußtouren machen, ohne Ermüdung zu spüren. Durch das Tragen eines Stiefel» mit hoher Sohle war sein Gebrechen kaum zu bemerken. „Vater," sagte der Jüngling, „nun ist es an mir, mich Mr einen Beruf za entscheiden. Darf ich dir sagen, was ich werden möchte?" Herr von Mannerheim lächelte fein. „Ich weiß, was du ersehnst, mein Junge," sagte er freundlich, „du bist eine zu offene Natur, um lange mit deinen Wünschen hinter dem Berge zu halten, du möchtest Landwirt werden." „Ja!" rief Hjalmar, und seine munteren blauen Augen blitz ten auf, „ich möchte es Mr mein Leben gern." „Sehr schön, aber hast du auch bedacht, daß du rchne Ver mögen bist, daß du in eine abhängige Stellung trittst und sie vielleicht immer bekleiden mußt." „Ja, ich weiß es," entgegnete Hjalmar mutig, „aber kann man nicht auch in diesem Beruf «mporklimmen und etwa» Tüch tige» leisten? Ich habe den besten Willen dazu." „Wie ähnlich der Jung« doch Alvar ist," dachte Manner- hetm, „er hat da» energische Gesicht de» »rüde«." „Gut," sagt« Hjalmar» Vater, nachdem er eine Weil« nach gedacht hatte, „zunächst gehst du auf eine landwirtschaftliche Aka demie, nach München, denke ich, dann nach Ostpreußen auf ein Gut. Du wirst dort von der Pike auf lernen und eine harte Arbeitszeit haben, das ist aber gut, es stählt den Mann. — Wenn du etwas leisten kannst, findet sich auch etwas Mr dich, du kannst Inspektor werden, dann Verwalter, oder auf einer Domäne Ver wendung finden. Darüber wollen wir uns jetzt noch nicht Sorge machen; vorläufig hast du wenigstens drei Jahre vor dir, wo du fleißig sein mußt. Auch du hast von Gott dein PMnd erhal ten und mußt e» verwerten, es wäre beschränkt, sich an das „von" vor unserein Namen zu stoßen und das Kapital nicht zu ver zinsen, das du erhalten hast, um damit Gutes zu wirken. Ver giß nie, mein Sohn, daß treu verrichtete Arbeit geadelt werden kann durch den Sinn, den wir hineinlegen. Ich habe diese Worte schon Alvar und Ragna gesagt, ich gebe sie dir nun gleich falls auf deinen Lebensweg mit als dein bester Freund." Der Jüngling hörte bewegt zu und küßte ehrerbietig die Hand des Vaters ; dann eilte er fort. Er stand an der Schwell« der Kindheit, die Mannesjahre, die Zeit heißer, ernster Arbeit winkten ihm. Hellen Auges, lebensfrisch und mutig sah er der kommenden Zeit entgegen. Er freute sich auch auf den Sommer in Finnland, der Heimat seines Vaters, die er nur al» Knabe gesehen. Obgleich die Mutter eine Deutsche war, regte sich doch das nordische Blut in den Nachkommen der alten Vikinger. Mit einem besonderen Zauber waren Schweden und Finnland Mr sie umgeben. Mannerheims wollten auch nach Stockholm, an den Trollhätta und über Göteburg und Kiel heimkehren. Ragna, die etwas von ihrem schweren Studium angegriffen war, beab sichtigte, die übrigen nach Schweden zu begleiten. Rur, daß Alvar nicht dabei sei» konnte, trübte die allgemein« Freude. Er hatte nun schon über dl« Hälfte seine» Studiums abMwiert, und zwar so glänzend, daß man ihm eine gute Karriere prophezeite. Alvar war eine zu lebensvolle Natur, um nicht trotz ernsten Streben» die schönsten Jahre de» Manne» zu genießen. Gr knüpfte interessante Bekanntschaften an und besuchte Theater und Ausstellungen. Sein reger Geist und scharfer Verstand er faßten alle» lebhaft, und so wuchs er innerlich zu einem bedeu tenden Menschen heran. In dem Sommer, den sein« Eltern und di« beiden jüngsten Geschwister in Finnland zubrachten, arbeitet« der angehende Architekt praktisch in München. Schon in frühe ¬ ster Morgenstunde brach er auf und Haff an einem Prachtbau, den ein Fürst der Börse errichten ließ. Alvar trug dazu einen gelblichen Kittel und alten Strohhut, ganz wie die übrigen Ar beiter; er griff tapfer zu, seine Hände trugen die Spuren da von. Wie ein König stand der große, schöne Mensch da, trotz des schlichten Rockes, jeder Zoll der Mann von Geburt und seiner Bildung. Und oft fielen ihm die Worte des Vaters ein, die er auch Hjalmar mitgegeben, oft dachte Alvar an das Zitat, das die Mutter ihm gesagt in der Zeit inneren Kampfes, damals, als ihr Sohn der Laufbahn des Offiziers entsagen mußte. Da» treue Mutterherz ahnte, was es ihm kostete, deshalb wünschte sie, ihm Halt und Stütz« zu geben. „In einen, Jahr bin ich selbständig," dachte der junge Archi tekt, „ich werde dann ganz allein auf meine eigene Kraft an gewiesen sein und will nichts mehr von den Ettern annehmen." Am Abend zog er den kalkbespritzten Kittel aus und war wieder Alvar von Mannerheim, dann ging er in ein Theater oder sah sich das Münchener Leben in einem Volksgarten an. Schon mehrere Male war ihm ein gleichaltriger, junger Mann begegnet, der ihm sehr gefiel. Eines Tages stellten sie sich ein ander vor. Dieser neue Bekannte hieß: Wilhelm von Wolmar, und war seiner landwirtschaftlichen Studien halber in München. Sehr bald verbanden gleiche Interessen und Ansichten die beiden jungen Leute, und es entwickelte sich zuerst ein angenehmer Ver kehr, später eine warme Freundschaft daraus. Wolmar und Mannerheim verbrachten alle Sonntage zusammen, sie unter nahmen Ausflüge nach dem Starenberger See, sahen sich den Chiemsee und die Königsschlösser an und fuhren nach Augs burg und Nürnberg hinüber. Wolmar» Eltern waren gestor ben, ihr große» Verinögen fiel dem einzigen Sohn« zu, der zwei herrliche Güter in der Nähe von Mainz besaß. — Ost erzählte der Herr derselben Alvar davon und bat ihm, im Herbst, ehtz da» neue Semester anfing, vierzehn Tage in Hohentanne, so hieß dq» Hauptgut, zu verbringen. „Dort mußt du mir später ein Schloß bauen," sagte der jung, Graf zu seinem Freunde, „versprich e» mir. Da» alt« Wohn haus stürzt nächsten» zusammen." Lächelnd versprach Mannerheim e». >, , j /Fortsetzung folgt.